Die Night-Sky-Opera

Ich lache über seine Neckerei. Es freut mich, dass er die Situation überspielt. "Zuerst Frosch und jetzt ein Grill, anscheinend bin ich sehr wandlungsfähig", lache ich. "Und was machen wir jetzt?"
Die kühle Abendluft tat gut und ließ mich wieder runter kommen. Eigentlich hab ich nichts gehört, dass ich nicht schon wusste und Mum ist nun mal verrückt und peinlich.

"Lieber vom Frosch zum Grill als ein Frosch auf dem Grill", gebe ich grinsend zurück und zucke auf ihre Frage mit den Achseln. "Gute Frage" dann grübelte ich ein bisschen was wir tun könnten. "Wir könnten in den Park oder zurück zu mir oder..", mehr fiel mir auf einen Hieb nicht ein und ich sah Nina fragend an.

"Da hast du recht", meine ich lächelnd.
"Im Park gibt's jetzt eine Ernte-Super-Party", lehne ich den ersten Vorschlag ab. "Deine drei Tussen, die sich auf so einer Party herumtreiben, sind genau dass was ich jetzt noch brauche."
Zeillos ging ich einfach schon mal los um von hier weg zu kommen. Einfach sicherheitshalber, da man nie weiß, wer zwischen den Ruinen herum irrt.
Eigentlich würden so gut wie alle öffentlichen Plätze wohl im Moment von Ernte-Partys überlagert sein.

Natürlich hatte ich recht, wer wollte shcon ein Frosch auf einem Grill sein?? Und ich hatte wirklich für einen kurzen Augenblick verdrängt, dass heute Ernte war und seufzte. Der Park der normal mein rückzugsort war und an dem ich oft alleine war war nun von abertausenden Menschen bevölkert, die alle ein Abschlachtspiel feierten. Zu meinem zweiten Vorschlag sagte sie nichts also striffen wir ziellos durch die Straßen ohne Ziel. Sollte ich den kurzen Besuch bei ihrer Mutter ansprechen oder sollte ich es lieber lassen. In dieser Beziehung konnte ich Nina so schlecht einschätzen. Ich schluckte kurz und räusperte mich, da ich mich entschieden hatte etwas dazu zusagen. "Deine Mum ist nett, naja außer dem einen Teil des Gesprächs mein ich halt", versuchte ich noch mich zu retten.

Jair scheint einige Zeit mit sich zu ringen, bevor er das Thema mit meiner Mutter anschnitt. Irgendwie glaube ich ihm nicht, aber es ist nett von ihm, so zu tun. "Danke, aber ich weiß, dass sie schräg ist", erwidere ich.
"Also was machen wir?", frage ich noch mal. Als über unseren Köpfen weit entfernt, die ersten Raketen den Himmel in bunten Farben erstrahlte. "Warum feiern die, dass dreiundzwanzig Kinder für nichts zum Tode verurteilt wurden", entschlüpft es mir, bevor mir wieder einfällt, dass ich das gerade nicht hätte sagen sollen. Zum Glück wirkt aber die Straße leer und es scheinen auch keine Kameras hier zu hängen. Da mir im Moment nix einfällt, wie ich die Aussage abschwächen sollte.

Ich muss Lächeln, als sie meint ihre Mutter wäre schräg. "Alle Mütter sind schräg, auch meine!" Wir gingen die Straße nebeneinander entlang und Nina fragte was wir nun tun wollten. Gerade als ich ihr antworten wollte tat es einen Knall und darauf ein Knistern. Das alljährliche Ernte-Feuerwerk, wie ich es hasste. Als sie mir eine kapitolkritische Frage stellt blicke ich mich um ob nicht jemand unterwegs ist oder eine Kamera aktiv ist, doch es scheint so als wären in diesem Viertel keine Kameras installiert. "Ich weiß nicht, aber ich kann es auch nicht verstehen", wisperte ich mit bitterer Stimme.

"Ich glaube nicht, dass deine Mutter vor einem deiner Freunde erzählt, dass deine Geburt ihr Leben zerstört hätte", erwidere ich leicht zerknirscht.
Ich blicke automatisch wieder hoch, als eine neue Rakete explodiert und das Wappen von Panem für wenige Sekunden an den Himmel zeichnet. "Früher wurde man für solche Tricks am Scheiterhaufen verbrannt", murmle ich eher zu mir selbst, da es mich an einen Geschichtsroman erinnert, den ich vor kurzem gelesen habe. "Wollen wir wieder zu dir gehen oder ist deine schräge Mutter schon daheim?", frage ich mit einem Zwinkern.

"Das vielleicht nicht. Aber sie hat einige Geschichten von mir auf Lager als ich noch der kleine süße jairleinchen für sie war", sagte ich mit einem ironischen unterton und musste trotzdem grinsen. "Ich weiß, hab letzens erst so ein Gerät gesehen, mit dem sie die "Hexen" "sicher" führten", ich versuchte mich kurz an den Namen zu erinnern, "Hexenfänger hieß es". Ein Wunder, dass das Kapitol noch keine solchen Foltergeräte benutzt hatte für seine Spiele. "Klar können wir wenn du sie erträgst", sagte ich grinsend und fügte hinzu " und sie dich nicht mit Kindergeschichten belästigt. Was an einem solch emotionalen Tag wie diesem hier bestimmt passieren könnte" Dann verdrehte ich leicht die Augen und wir schlugen die Richtung zu unserer Villa ein.

->Villa der Kraals

"Ich denke mal, Kindergeschichten über dich sind besser als diese Feste. Wenn auch nicht ciel", entgegne ich ironisch. Ich finde es interessant, dass sich Jair mit dem Thema Hexenverfolgung auszukennen scheint, bei uns wurde es nur ganz kurz in Geschichte angeschnitten und den Rest habe ich mir selber zusammen gesucht aus alten Büchern und dem Internet. "Im Vergleich zu manchen Folterinstrumenten war der Hexenfänger noch harmlos", sage ich.
Als wir schon im Regierungsviertel sind, merke ich dass ich langsam müde werde. Doofer Koffein Entzug.

--> Villa der Kraals