Ballsaal im Norden

Der Ballsaal, befindet sich fast im reichsten Viertel des Kapitols. Hier werden zu fast allen Anlässen Bälle, aber auch Vorführungen veranstalltet. Von Zeit zu Zeit trifft sogar der Präsident mit Gattin hier ein um ebenfalls am öffentlichen Leben teil zu nehmen. Natürlich nur mit extra Securitie und ausgewählter Gästeliste. Überhaupt muss man zu der reichen und prominenten Elite gehören um zu einem der Bälle eingeladen zu werden.
Ein Ausnahme bildet diese Einrichtung, weil sie während Veranstaltungen gänzlich auf Avoxe verzichten.
Es gibt einen großen Ballsaal und in den oberen Etagen Logenplätze um hinunter auf die Tanzfläche zu sehen. Im Vorgebäude gibt es Bars und auch Verkauf von Speisen.

--> von Susans Haus

Kurz darauf fährt unsere Limosine beim Festgebäude vor und ein Avox öffnet uns die Tür auf. Obwohl der Ball schon begonnen hat, steht noch immer eine lange schlange vor dem bunt geschmückten Gebäude und wartet auf Einlass. Hier bringt mir meine Stellung auch nicht viel um vor zu kommen, denn die meisten Gäste sind Senatoren oder wichtige Persönlichkeiten. Nach fast zehn minuten in der kühlen Abendluft gebe ich endlich einem Mann am Eingang die Eintrittskarten und wir werden eingelassen.
Schon in der Loby ertönt leise Musik und auf zahlreichen Bildschirmen sind Ausschnitte von der Ernte zu sehen. In D8 gab es anscheinend einen Auszucker und die Tributin tötet einen Friedenswächter. Das ist Material mit dem ich arbeiten kann, aber nicht heute Abend.
"Also was willst du tun?", wende ich mich an meine Begleitung.

Ein höchstens 23 jähriges Mädchen öffnet uns die Wagentür. Sie sieht nicht allzu glücklich aus. Ihr Blick ist kühl und starr. Ich versuche ihr in die Augen zu sehen, aber selbst als ich fast vor ihr stehe, scheint sie einfach durch mich hindurch starren zu wollen. Leikur scheint nicht besonders daran interessiert. Ich folge seinem Blick und die Schlange, die sich vor uns bildet ist nicht zu übersehen. Ich muss schmunzeln. Das erinnert mich an die Schlangen vor den kleinen stickigen Diskos in denen ich mit 15 -16 war. Die Reihe bewegt sich schneller voran, als zunächst angenommen. Es gibt schlimmeres. Während Leikur dem Türsteher, wie ich ihn betiteln würde, die Karten gibt, sehe ich an dem Gebäude hinauf, jedoch nicht auffällig, da ich mir ohnehin wie ein kleines Kind vorkomme, dem man gerade die Welt zeigt. Als wir dann in der Lobby stehen, sieht Leikur kurz auf die Bildschirme. Ich wage einen flüchtigen Blick, vermeide dann jedoch jegliches weitere anschauen. Während ich noch mit der Einrichtung der Lobby beschäftigt bin und mir ein Bild zu machen versuche, dringt eine Frage zu mir durch. Ich überlege kurz, bevor ich antworte. „Tanzen.“, stelle ich mit einem Lächeln fest. „Ganz viel. Aber vorher würde ich gerne einen Schluck trinken. Punsch, oder so etwas.“ Mal ganz klar; Standardtänze sind wirklich nicht mein Gebiet. Da konnte eine Prise mehr Mut nicht schaden.

Etwas trinken klingt gut, besonders da ich nicht der begnadete Tänzer bin. Gut ich kann ein paar Tänze, aber seit meinem Abschlussball habe ich mich nicht mehr auf die Tanzfläche begeben.
Als ich Susan ansehe, merke ich, dass sie sich ganz sie sich faszeniert umblickt. Was mir ein freundliches Lächeln aufs Gesicht treibt.
"Dort drüben gibt es Getränke", meine ich und lotse sie durch die Menschen zu in einen anderen Raum, wo an vielen Ständen Speisen und auch Getränke zur freien Entnahme stehen. Das Positive an solchen Gallern, man muss bekannt genug sein um hier eingeladen zu werden und muss dann nicht mehr bezahlen.
Es ist ein riesiges Buffet und ziemlich am Ende des Saals entdecke ich einige Kesseln, die vermutlich Glühwein und Punsch enthalten.

Ich folge ihm in einen anderen Raum. Bis auf das viele Essen und trinken in diesem, sieht er vom Stil her aus wie die Lobby. Kein großer Unterschied. Er ist zwar kleiner, aber dafür umso voller. Voll mit Essen, aber auch viele Leute halten sich schon wieder oder immer noch hier auf. Wir kommen vor mehreren großen Schüsseln zum stehen. Jemand hatte sich die Mühe gemacht ein weißes Kärtchen vor jede der Schüsseln zu stellen, damit man wusste was es ist. Eine große Kelle hängt in jeder Schüssel, rechts von denen standen die Gläser. Die Schüssel mit dem Punsch war noch relativ unberührt. Man griff wohl eher auf Wein oder unbekannte Mischverhältnisse von allem zurück. Ich nehme zwei Gläser und reiche eines an Leikur. Irgendwas wird er ja wohl auch trinken wollen. Ich nehme die Kelle und fülle mir etwas in mein Glas. Dann hebe ich sie noch einmal und sehe ihn an. „Auch was?“

"Ja, gerne", antworte ich. Auch wenn ich nicht der sonderliche Punschtrinker bin.
Sie wirkt zufriedener als im Park, vielleicht hat ihr wirklich eine Abwechslung gefehlt und es freut mich, dass sie meine Einladung angenommen hat. Ich bin ehrlich gespannt darauf, wie sie wohl tanzt.
"Und nachher versuchen wir uns einmal auf der Tanzfläche?", frage ich halb scherzhaft.

Ich kann mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen. „Auf jeden Fall! Aber du solltest wissen, dass ich nicht die beste Tänzerin bin.“ Pass auf deine Füße auf, hätte ich am liebsten noch gesagt. Aber aus Angst, er könnte den Tanz dann ablehnen lasse ich es. Du Egoistin!, schreit es in mir, aber das ignoriere ich gekonnt. Stattdessen setze ich mein Glas an und trinke mutig einen großen Schluck. Ich lasse meinen Blick kurz über die anderen Leute schweifen und stelle etwas ganz klar fest. Ich lag völlig falsch. Viele, um nicht zu sagen fast alle tragen lange wallende Ballkleider. Und wage einen kurzen Blick an mir herunter und komme mir Augenblicklich ein wenig kindisch vor. Und doch; etwas Neid bleibt bestehen. Ich nehme einen weiteren kleinen Schluck und versuche aus dem Stimmengewirr eine leise Melodie zu erahnen.

"Da sind wir schon zwei", erwidere ich immer noch lächelnd. "Aber ich denke, es wird gehen."
Ich nehme ebenfalls einen Schluck von dem Punsch und muss mich zusammen reisen um ihn nicht gleich wieder auszuspucken. Viel zu süß! Angeeckelt stelle ich das Glas beiseite und folge dann Susan's Blick. Sie schien sich etwas unwohl zu fühlen, da die anderen Frauen alle weite, lange Kleider tragen. In den höheren Schichten kamen die Modetrends irgendwie nie pünktlich an oder es schert sie nicht, dass dieses Jahr eher Kleider, wie das von Susan 'in' sind.
"Es geht doch darum aus der Masse heraus zu stechen", meine ich zu ihr und nehme mir ein Glas Rotwein um den Geschmack von dem Punsch los zu werden.

Der Punsch scheint ihm im Gegensatz zu mir nicht zu schmecken und ich muss über mich selbst grinsen. Warum lässt er sich auch so etwas von mir andrehen? Doch dann versagt mein Lächeln schlagartig und zurück bleibt ein eher ertappt wirkender Ausdruck. „Bin ich so durchschaubar?“, frage ich und stelle mein Punsch Glas beiseite. Wenn ich mein Herz heute nicht auf der Zunge tragen wollte, sollte ich das lieber lassen. Zumal Alkoholgenuss bei mir sehr lange her ist.

"Nein nicht wirklich, ich bin nur geübt darin Blicke zu deuten", erwidere ich und muss mir ein Lachen verkneifen über ihre Unsicherheit. Ich bin einfach schon mit zu vielen Frauen ausgegangen und auch bei meinen Avoxen ist es von Vorteil, ihre stumme kommunikation zu deuten. Nicht dass eine von ihnen ein Mordkomplott gegen mich schmiedet.
"Willst du noch etwas essen oder machen wir gleich die Tanzfläche unsicher?", frage ich, als sie ihr Glas beiseite stellt. "Wegen dem Alkohol brauchst du dir keine Sorgen machen, ich hab á-Jeuns mit." (medies die den Alkohol neutralisieren und damit den kater am morgen danach zu der Vergangenheit machten)

„Na dann lass uns die Tanzfläche stürmen!“, sage ich und in mir brennt ein Misch auf Freude und Angst. Ich sehe kurz auf mein Glas hinab. „Es ist nur schon so lange her, dass ich Alkohol getrunken habe.“ Lenke ich ab und wundere mich kurz, an was er so alles denkt.

"Klar", meine ich mit einem Nicken und biete ihr meinen Arm an, damit sie sich einhängen kann. Dann gehen wir in den Ballsaal und ich erkenne schon auf den ersten Blick, dass wir nicht die einzigen sein werden, die nicht korrekte Tanzschritte machen. Der Großteil der Tänzer wippt hauptsächlich herum und versucht sich gegenseitig auszuweichen, was nicht unbedingt gelingt.
"Das gibt einen Massenkräsch", meine ich lächelnd.

Wieder harke ich mich bei ihm unter, als wir zusammen den Ballsaal betreten. Kurz bannt mich der Raum, dann aber lasse ich den Blick über die Leute schweifen. Leikurs Feststellung kann ich nur zustimmen. Es ist irgendwie schade. Da tragen sie alle so schöne Kleider und dann das. Irgendwie zerstört es das ganze Bild eines feinen Balles. Trotzdem, das allgemeine Bild ist wunderschön. Ich erhasche einen Blick auf das grimmige Gesicht eines Mannes und es scheint, als hätte er am liebsten geschrien und sich den Fuß gehalten. Doch bei den Absätzen die seine Tanzpartnerin trägt, kann ich das nur allzu gut verstehen. Sie scheint immerhin ihren Spaß zu haben. Ich hoffe nur, dass ich Leikur nicht genauso wehtun werde. Ich werde mein bestes geben. „Am besten tun wir es ihnen einfach gleich.“, sage ich leicht belustigt bei der Vorstellung.

Einer der Tänzer macht ein schmerzerfülltes Gesicht, da ihm seine Tanzpartnerin mit ihren zu hohen Schuhen auf den Fuß getreten ist. Schnell werfe ich einen Blick auf Susans Füße, aber ihre Schuhe haben einen noch halbwegs bequem wirkenden, niedrigen Absatz. Hoffentlich werden sich dadurch die Fehltritte verringern.
Wir begeben uns auf die Tanzfläche und stolpern ein paar Takte herum, bis wir einen gemeinsamen Rythmus mit uns, den anderen Paaren und der Musik gefunden haben. So schlimm ist es nicht, bis auf die anfängliche Schritte sind unsere Füße vor den des anderen halbwegs sicher. Dafür werden wir immer wieder von anderen Leuten gerempelt - wobei immer! die anderen schuld sind.
"So schlecht tanzt du gar nicht", meine ich und ziehe gerade noch rechtzeitig meinen Fuß weg, bevor sie mir doch noch drauf steigt.

Ich lache und ziehe zweifelnd eine Augenbraue hoch. Allgemein finde ich es nicht sehr dramatisch, das wir nicht die besten Tänzer sind. Irgendwie lässt es dieses Fest viel lockerer erscheinen, als wenn es den Zwang des perfekten Tanzens geben würde. Andere Tanzwütige rempeln uns ab und an mal an, entschuldigen tun sie sich nicht. Andere stecken die Köpfe zusammen und anstatt sich anzusehen starren sie die ganze Zeit nur auf ihre Füße. Wenn man da keine schönen Füße hat, muss man wohl einfach weite Kleider anziehen. Ich vergesse bei diesem Gedanken kurz meine Schrittfolge, aber Leikur zieht seinen Fuß gerade noch weg. Ich lächele entschuldigend und finde mich wieder in den Takt.

Ich lächle zurück und überlege, ob sie mittmachen würde, wenn ich das Paar hinter uns ganz zufällig mit voller Absicht ramme. Denn der Kerl davon hat mir bereits zum dritten Mal den Ellbogen in den Rücken gerammt ohne sich dafür zu entschuldigen. Aber ich unterlasse es doch, schließlich will ich nicht zu kindisch rüber kommen, das bin ich im Büro schon oft genug.
Gerade als wir und auch die anderen Paare in einem nahezu perfekten, halbwegs gleichmässigen Takt kommen, verkündet die Band eine halbe Stunde Pause.
"Okay und was machen wir jetzt?", fraage ich und bemerke erst jetzt, dass ich leicht aus der Puste bin.

Die Band pausiert und die Tanzfläche leert sich fast augenblicklich. Keiner der Männer sieht wohl Grund darin, seine Füße ohne Musik unnötig in Gefahr zu bringen. Die Frauen hingegen wirken mit sich selbst recht zufrieden. Auch Leikur und Ich bleiben schließlich stehen. "Weiß nicht.", gebe ich ehrlich Antwort auf seine Frage. "Schlag du etwas vor."

Ziemlich schnell leert sich nun die Tanzfläche.
Bei ihrer Frage überlege ich einige Zeit. "Was hältst du von einem kleinen Snack? Ich glaube, bei meiner Eintrittskarte war auch ein Logenplatz dabei, falls du Lust hast."
Während auch ich schon mit Susan von der Tanzfläche gehe, werfe ich eine einen kurzen Blick auf die Uhr und bin erstaunt, wie spät es schon ist.

Ich nicke, auch wenn ich nicht wirklich Appetit habe. Ich folge seinem Blick zur Uhr. Einen Moment lang befürchte ich, dass er das Ende des Abends nicht abwarten kann, aber das ist mir so ziemlich egal. Logenplätze hören sich gut an und damit ist schon jeder andere Gedanke mit der Vorfreude verdrängt. Ich konzentriere mich darauf ihn durch die anderen Drängler nicht zu verlieren.

Ich schlängelte mich durch die Massen von anderen Leuten hindurch - es gab doch Gründe, warum ich solche Veranstaltungen meistens mied - und warf immer wieder Blicke über die Schulter, ob Susan eh hinterher kam und mich nicht aus den Augen verlor.
An einer kitschigen, goldenen Wendeltreppe, die nach oben und zu den Logenplätzen führte, blieb ich stehen und warf einen Blick auf die Einladungskarten um zu schauen, wo meine reservierten Plätze sich befanden. Nummer 17 und 18, als im ersten Stock irgendwo auf der rechten Seite.
Ich winkte Susan zu, damit sie mich nicht verlor. Über uns ertönte das leise Geräusch eines Gongs und eine glockenhellle Frauenstimme verkündete, dass in fünf Minuten die Mitternachtseinlage sein würde.

Ich folgte Leikur zu einer Wendeltreppe die zu den oberen Plätzen führte. Er blieb kurz stehen und warf einen Blick auf die Karten. Ich beobachtete einige Frauen die die Treppe herunterkamen. Sie schienen sich von dem Rest hier unten ziemlich abzuheben. Sie wichen den ihnen entgegenkommenden geschickt aus, anstatt in Kauf zu nehmen, sie mit voller Wucht anzurempeln, wenn sie es nicht zuerst taten. Eine der Frauen, deren Kleid ich gerade gemustert hatte sah mich lächelnd an und ich lächelte automatisch zurück. Ihr Kleid war wirklich schön. Es war ein tiefes Meeresblau, das nach unten hin in ein helles Himmelblau oder fast schon weiß verlief. Ich nickte kurz, anscheinend verstand sie es richtig, denn sie nickte ebenfalls. Meine Meinung stand zur Hälfte fest. Oben würde es keine Rempler geben. Ich bemerke ein winken aus dem Augenwinkel und folge Leikur. Hätte Leikur nicht den Kopf minimal gehoben, hätte ich den Gong durch das Stimmengewirr fast nicht gehört. Die darauf folgende Stimme war jedoch einfach nicht zu überhören. "Gleich werden sicher alle ihre Plätze einnehmen wollen, sollten wir uns beeilen?" Ich bin mir nicht sicher, wie viele Gäste tatsächlich Logenplatzkarten bekommen haben aber ich fühle mich auf dieser Treppe nicht sehr wohl. Ich gehe zwei Stufen weiter hoch und blicke vorsichtig zurück, doch da sind nur zwei Päärchen, die am Ende der Treppe schwatzen.

Ohne weitere Hast suchte ich heroben nach meiner Loge. Hier heroben gab es weit wehniger Drängler als unten. Es war eigentlich nicht schwer unsere Plätze zu finden. Es war ein kleine Koje oder wie man das sonst nennen will mit zwei gepolsterten Stühlen und hinten einem Vorhang um ungestört zu sein. Ich zog den einen Stuhl nach hinten, damit sich Susan setzen konnte, dann setzte ich mich auch und bestellte bei einem Diener zwei Getränke.
Leider war die Mitternachtseinlage nicht unbedingt etwas besonderes.

(da du leider schon lang nicht mehr on warst und es ja mit dem training für die hungerspiele weiter geht, verschwind ich mal von hier)

Der Abend verlief sonst noch recht schön. Ohne dass es mir aufgefallen war, war es plötzlich schon vier Uhr in der Früh. Da ich am nächsten Tag arbeiten musste, verließ ich zusammen mit Susan den Ball. Nachdem ich sie bei ihr daheim abgesetzt hatte - mir wäre es lieber gewesen, sie wäre noch zu mir gekommen - führ auch ich nach Hause.