Staður Af The Kyrrð (Richtstätte)

Eigentlich ein schöner Platz. In der Mitte eines kleinen Parkes unweit von dem Gefängniss entfernt. Um den Platz herum blühen Sträucher und man hört, wenn keine Menschen hier sind die tierische Bewohner. Der Platz selbst ist ein schwach anfallender Lehmhügel auf dem schon lange nichts mehr wächst, außer Menschenzeug.
Hier werden die Todesurteile öffentlich vollstreckt. Immerwieder scheinen über Nacht die Todesmaschinen aus dem Boden zu wachsen nur um am Tag nach der Urteilsvollstreckung wieder verschwunden zu sein.

Als wir bei dem Richtplatz ankamen, war er schon mit unzähligen Menschen gefüllt. Seile schnitten einen schmalen Pfad in die Menschenansammlung, über diesen würde der Deliquent zu dem Galgen auf dem Hügel geführt werden.
Ich winkte Jair und seinem Cousin, damit sie mir folgten und schlüpfte durch die Absperrung hindurch. Ganz dicht am Rand des Pfades lief ich so nach vorne um kaum, dass ein Ruf von den Wachen ertönte, dass wir verschwinden sollten, tauchte ich nun einige Meter weiter vorne wieder in die Menschenmasse ein. Als ich mich umsah, konnte ich erkennen, dass Jair und Ray mir gefolgt waren unfd nun neben mir standen.
Triumpfierend sah ich die beiden an, denn mittlerweile waren wir nah genug an den Hügel heran gekommen um alles in Natura sehen zu können, anstatt auf den Bildschirmen alles mitverfolgen zu müssen.

"wow ist das hier voll, fast so voll wie wenn bei uns Ernte ist", bemerkte Ray ganz beifällig, während wir an den Richtplatz kamen. Es war zwar kein guter Vergleich aber er stimmte. Es wunderte mich überhaupt, dass so viele Menschen heute hier waren, aber warum auch nicht einer Hinrichtung beiwohnen wenn man eh schon einen Ernteausflug in das Kapitol machte. Ein "netter" Programmpunkt zwischen den Interviews und der Besichtigung der letztjährigen Arena, dachte ich bitter aber behielt das ganze für mich. Da aber einige der Zuschauer so aussahen wie ich mir heruntergekommene Junkies vorstellte war wohl ein Großteil auch ehemalige Kunden des Dealers. Was wäre, wenn es wirklich Nina's Vater ist?
Stumm folgte ich ihr während Ray sich schon fast mit strahlenden Augen umblickte und aus manchen Augen den selben Blick wieder zurück bekam, nachdem einige der Leute bemerkt hatte, dass es sich um einen Mentor handelte.
Wir schlüpften unter der Absperrung hindurch und gerade als die Wache sich in unsere Richtung bewegen wollte mischten wir uns wieder unter die Zuschauer. Eine handvoll, die Ray erkannten wichen einige Schritte zurück um Platz für uns zu machen.
"Wie wird er denn... ihr wisst schon was?", fragte Ray uns im Plauderton.

Was war das eigentlich für eine Frage von Ray? Schließlich stand auf dem Hügel nur das eine Todesgerüst. Ich verkniff mir gerade noch eine bissige Antwort und deutete mit dem Kopf richtung Galgen. "Gehenkt, wie alle Diebe, Dealer und allerlei anderes Gesindel", erwiderte ich kühl.
ICh warf Jair einen kurzen Blick zu und fragte mich, was er wirklich von der Situation hielt. So viele Menschen die nur gekommen waren um einen Menschen sterben zu sehen. Obwohl, als ich meinen Blick über die Menge schweifen ließ, erkannte ich dass viele der Anwesenden wohl aus dem gleichen Milieu stammten und ihm wohl einfach in gewisser Weise beistanden.
Ich wollte noch etwas sagen, doch da ertönten schon die Trommeln und verrieten, dass der Verurteilte angekommen war.

Enschuldigend sah ich Nina an, Rays Frage war schlechthin überflüssig gewesen. Nachdem sie ihm aber tatsächlich noch geantwortet hatte nickte er nur und murmelte ein "stimmt". Da er aber immernoch komisch fasziniert von der ganzen Umgebung und Szene war bemerkte er Nina's fragenden Blick nicht im Gegensatz zu mir. Sie frage sich wohl ob ich überhaupt hier sein wollte. Wollte ich das? Gut ich war wirklich nicht scharf darauf jemanden sterben zu sehen, egal was er getan machte aber nun war ich hier und würde es auch versuchen auszublenden wie ungerecht es hier zuging.
Bevor Ray noch einmal etwas dämliches fragen konnte, z.b. wann es endlich losgehen würde ertönten auch schon die Trommeln.
Erst wurde es in der Menge totenstill, alle warteten begierig den Verurteilten mit eigenen Augen zu sehen. Ab und an hörte man Wehklagen, die wohl von seinen Kunden stammen musste. Nun mischte sich ein Tuscheln unter die stille und man konnte förmlich hören wie der Dealer sich immer weiter in unsere Richtung und in die Richtung der Tribühne bewegte.
"Er hat sogar den großen was vertickt", murmelte die Frau neben mir, zusich sowie zu allen die um sie herumstanden.
Wenige Augenblicke später konnten wir ihn auch sehen. Einen Strich in der Landschaft, abgemagert, eingefallen, grau. Ein leichtes blond konnte man noch an einigen Stellen seiner verwilderten und blutverklebten Haare erkennen. Während er an uns vorbeigeschleift wurde war ich mir sicher, dass dieser Typ nicht Ninas Vater sein konnte, jedenfalls hoffte ich das. Kurz lächelte ich ihr aufmundernt zu, aber ob es war um sie zu ermutigen oder mich war die Frage.

Ich atmete erleichtert aus, als der Typ an uns vorbei geschleift wurde. Bis dahin hatte ich nicht mal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Obwohl er ziemlich verunstaltet war durch seine Zeit in Gefangenschaft, war eindeutig zu erkennen, dass er mir in nichts ähnlich sah.
Ich blickte Jair an und erwiderte kurz sein Lächeln, obwohl es mir an diesem Platz falsch vor kam. Aber immernoch besser als der aufgeregte Blick von Ray, den das wirklich total zu faszinieren schien. Es war ja nicht so, als hätte er in seinem Leben nicht schon genug Menschen sterben sehen. Andererseits vielleicht tat es ihm gut, einmal einen, der es nach dem Gesetz verdient hatte, zu sehen und bei dem er nicht irgendwie verantwortlich war. Obwohl, dass er so weit dachte, traute ich ihm nicht zu.
Meiner Meinung nach könnten wir jetzt wieder gehen, ich wusste, was ich wissen wollte, aber das würde jetzt wohl schwer gehen. Durch die Menschentraube kamen wir so einfach nicht und den Weg von vorhin wäre keine gute Idee.
Als der Dealer auf den Galgen gebracht wurde und oben stand, erkannte ich den üblichen trüben Blick in seinen Augen. Der Typ war auf irgendwelchem Stoff. "Wie glaubst du, ist der im Knast an Drogen gekommen?", flüsterte ich leise Jair zu.

Wie Ray so seelig lächelte war schon lange nicht mehr normal, aber vielleicht hatten ihn ja Ausdünstungen des Dealers high gemacht. Leicht stieß ich ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. "hör auf zu Grinsen", wisperte ich ihm ernst zu und jetzt schien mein Cousin erst zu merken, dass er lächelte. Er zuckte nur mit dem Schultern und drehte sich zur Bühne um. Während ich nur den Kopf leicht schütteln konnte fragte mich Nina, wie der Dealer wohl an seinen Stoff gekommen sein könnte. "Hm, Haschkuchen? über den Zaun geworfene gefüllte tennisbälle? In beutelchen in seinem Magen geschmuggelt? Oder er hat einfach schon so viel in sich, dass er nie wieder etwas braucht und high zu sein. Ray sieht aus, als hätten ihn die Schweißausdünstungen benebelt gemacht so wie er grinst." Mit dem Kopf machte ich eine nickende Bewegung in Rays Richtung der gespannt darauf wartete, dass der Verurteilte auf der Bühne ankam um dort sein Urteil, das schon lange gefallen war, zu erhalten.

"Vielleicht", murmelte ich und musste bei seiner Bemerkung zu seinem Cousin grinsen. Ich vermutete irgendwelche Mittelmänner oder Bestechung. Solche Typen fanden immer irgendeinen Weg.
Mittlerweile waren sie am Schauplatz angekommen, aber nein so schnell konnte man den Dealer nicht von der wohl nervenaufreibenden Situation erlösen. Erst verlas irgend so ein Typ im Anzug noch das Gesamte Urteil. Als ob irgendwer aus diesen ganzen Paragraphen schlau werden würde. Und als ob das irgendwen hier davon abhalten würde, weiter seinen üblichen dunkeln Geschäften nach zu gehen. Wenigstens bekam der Verurteilte wohl kaum etwas davon mit, denn er starrte ziemlich geistesabwesend auf die baumelnde Schlinge über ihm. Ob er si9ch in seinem Rausch wohl fragte, ob man das Hanfseil rauchen konnte?
"Dieses ganze Paragraphenreiten und so muss ja die Hölle sein, wenn man nicht so high ist, wie der Typ", wisperte ich leise. Ich wollte es mir gar nicht vorstellen, wie es war schon an dem Ort zu stehen, wo man wusste, dass man in kurzer Zeit starb und dann zogen irgendwelche Leute das ganze Prozedere noch künstlich in die Länge.

Sie musste bei meinem Kommentar zu Ray grinsen, aber er sah wirklich so aus.
Nun standen neben dem Dealer und zwei bis zu den Haarspitzen bewaffnete Wachen ein Mann im Anzug, ich hatten ihn schon einmal wo gesehen, wahrscheinlich auf irgendeinem der Empfänge, die meine Eltern gegeben hatten. Während er einen Paragraphen nach dem nächsten vorlas grübelte ich über seinen Namen und bekam kaum etwas von den Anschuldigungen mit und das Urteil war eh klar. Er lag mir auf der Zunge, aber irgendeine Synapsenverbindung in meinem Hirn wollte sich nicht verbinden. Langsam kaute ich auf meiner Unterlippe herum, als Nina mir etwas zuwisperte. Einen kurzen Augenblick dauerte es, bevor die Bedeutung der Worte angekommen waren. Warten um zu sterben, da hatte sie wohl recht. wie es den Tributen gerade wohl ging? Bis auf einer warteten alle auf den Tod, auch wenn sie es nicht wahr haben wollten. Kurz schüttelte ich den Kopf und da war er, der Name ich wusste doch, dass er irgendwo in meinem Kopf gesteckt hatte. "Tyr Lowland",platzes es fast einbisschen aus mir raus. Kur sah ich mich um, ob es jemand bemerkt hatte aber alle schienen zu gebannt von dem Geschehen auf der Bühne.

"Hm, was meinst du damit?", fragte ich nun nicht mehr ganz so leise, als er irgendeinen Namen nannte.
Die Menge um uns herum verstummte, als der Anzugtyp fertig bewiesen hatte, dass er von einem Stück Papier ablesen konnte und die Henkerin (Gleichberechtigung ^^) das Blutgerüst betrat. Sie war ganz in schwarz gekleidet und die silber glitzernden Haare hatte sie in einem Zopf nach hinten gebunden.
Ich stöhnte gespielt auf, als Ray irgendein unpassendes Kommentar wegen abgab, da es sich um eine Frau handelte. Aber auch bei dem Großteil der anderen Anwesenden war Unruhe aufgekommen. Nicht das sie auch etwas dagegen hätte, die Henkerin war bekannt, nur hatten die meisten der Leute hier generell was gegen Scharfrichter. Was ich ihnen nachvollziehen konnte.


(sry muss jetzt ofline, meine schwester will an den computer, *wink*)

Niemand hatte es gehört außer Nina. Ich blickte auf. "Der Paragraphenmann, also das ist Tyr Lowland. Ich erinnere mich dunkel an ihn, dass er eigentlich ganz nett uns lustig war, aber egal, ist nicht so wichtig." Warum hatte ich das überhaupt erzählt? Manchmal neigte ich dazu Dinge zu erzählen, die niemanden interessierten.
Nun breitete sich wieder das Schweigen über den Anwesenden aus. Die Henkerin trat auf, ihr streng nach hinten geflochtener Zopf schwang wie eine Peitsche, als sie sich zum Publikum drehte. "So jemanden lassen sie ihr die Leute hängen? Ist dass ihr Ernst?", fragte Ray relativ leise für seine normale Stimmlage. Leicht verdrehte ich meine Augen, es war klar, dass Ray das einer Frau nicht zu traute. Seiner Meinung nach hatten weibliche Siegerinnen auch immer nur Glück gehabt. Aber mein Cousin war nicht der einzigste, einige andere Männer gaben ihren Unmut Ausdruck.
Was war denn so schlimm daran, dass eine Frau ein Leben beendete nachdem sie es auch gegeben hatte? Ob die Richterin Kinder hatte. Warum machte ich mir überhaupt solche Gedanken?

"Ach so", meinte ich auf seine Antwort und sah noch mal zu Tyr hoch. Beim besten Willen konnte ich mir nicht denken, dass der Typ lustig sein konnte, aber vielleicht lag das auch nur an dem Verhältnis zu anderen Gästen, die Jairs Vater so empfängt.
Die Stimmung auf dem Platz änderte sich erneut, als die Henkerin den Strick herab zog und dem Dealer um den Hals legte. Spannung lag nun in der Luft. Wie eine Meute Jagthunde, die Blut geleckt hatten, verharrte die Menge in angespannten und erwartunsvollen Schweigen. Ich fragte mich, ob es normal sein konnte, dass Menschen so reagierten, wenn sie jemanden sterben sahen. Ich fühlte in mir die selbe blutrünstige Lust, wie ich in den Gesichtern vieler Anwesenden sah und fragte mich, ob uns die Regierung womöglich mit irgendwelchen Hormonen präperiert hatte, damit wir genau so empfanden.
Angewidert wandte ich mich um und sah lieber Jair an, als den Ereignissen auf dem Hügel weiter zu folgen. Ich wollte nicht, nach dem Tod eines anderen gieren.

(ich weiß, seltsamer beitrag, mir is nur nix bessres eingefallen ...)

Alle schwiegen, als die Henkerin dem Verurteilten die Schlinge um den Hals legte. Ich musste meinen Blick abwenden, ich wollte es nicht sehen. Wir würden in den nächsten Tagen noch genug Leute sterben sehen. So ruhte mein Blick auf Nina, die nach einer Weile sich auch zu mir drehte. "Was finden alle nur so spannend und toll daran?", wisperte ich ihr zu und ließ dabei meinen Blick über die anderen Anwesenden wandern um zu überprüfen, dass niemand mich gehört hatte. Während ich auf ihre Antwort wartete hörte man das Fallen es Manns und das Röcheln, als ihm die Luft ausging. Die Leute tuschelten wieder, es hörte sich mehr nach einem Schwarm Bienen an als nach Menschen. Ab und an durchfuhr ein Schmerzensschrei die Luft. Tja, da mussten die Junkis sich wohl eine neue Bezugsquelle suchen.

"Ich weiß es nicht", erwiderte ich ebenso leise.
Die Menge verstummte vollständig, man hörte nicht einmal mehr das Rascheln von Stoff, dafür hörte man ein viel widerliches Geräusch. Eines das meiner Meinung nach zu einem der übelsten überhaupt zählte. Man hörte wie er fiel und wie ihn das Seil dann zurück hielt. Ich bildete mir sogar ein, das Brechen seines Genicks zu hören. Ich schüttelte mich und war froh, es nicht auch noch gesehen zu haben.
Nun waren ein paar Schreie zu hören und die Menge zerstreute sich langsam. Ich riskierte einen Blick nach vorne zum Galgen, wo seine Leiche noch hin und her pendelte, der Kopf in einem unnatürlichen Winkel nach vorne gefallen.
"Ich denke wir können gehen", meinte ich leise und mit einem Seitenblick zu Ray, der noch immer fasziniert wirkte, fügte ich noch hinzu: "Es sei denn, der will noch ein Foto machen."

Warum waren wir dann eigentlich hier, wenn nina es auch nicht wusste? Gut hier hatten wir einbisschen Ruhe vor Ray, der immer noch den Mann fixiert hatte. Für die meisten war das nun nicht mehr spannend genug und sie gingen dahin zurück wo sie herkamen.
"Denke ich auch, das "Spannendste" ist ja jetzt vorbei", bestätigte ich, "für normale Menschen jedenfalls."
"Hey Ray! Willst du noch hier bleiben? Wir würden jetzt gehen." Langsam drehte sich mein Cousine um mit versteinerter Miene um. "Ich glaube ich sollte ins Trainingscenter." Seine Tonlage war undefinierbar. Hatte er sich hier seinen Bluthunger geholt oder sah er nun endlich, dass es falsch war?
Kurz blickte ich zu nina, die scheinbar genauso verwirrt wie ich war. "Alles klar...", ich zögerte kurz, "wir bringen dich hin."

Ich blickte noch einmal zu dem Gehenkten und beschloss, dass das die letzte Hinrichtung war, der ich beigewohnt hatte. Es ging jetzt sowieso hauptsächlich darum, Ray abzulenken und eben um die Möglichkeit, ob er mein Vater war. Scheinbar beschäftigte mich dieses Thema immer noch, obwohl ich mir eingebildet hatte, dass es mir egal war, wer mein Erzeuger war.
Ray wollte ins Trainingscenter, hoffentlich würde er den ihm anvertrauten Tribute gut betreuen.
"Okay, wir begleiten dich", meinte ich.

Nina blickte sich noch einmal zu dem nun toten Mann um und dann gingen wir. Manchmal wusste ich nicht ob das mit ihrem Vater nur ein Spaß war, ob es sie wirklich nicht interessierte wer es war, aber ich wollte nicht nachbohren.
Nachdem wir recht wortkarg und bedrückend Ray am Trainingscenter ablieferten, in der Hoffnung, dass die diesjährigen Tribute keinen Schaden nehmen würden nach unserem kleinen Abstecher, beschlossen wir ins Koma zu gehen. Wir hatten den Höllenkaffee nun dringend nötig.

-> Cafe Koma

Der Weg bis zum Trainingscenter schwiegen wir und ich glaubte, dass auch Ray irgendwie das Beobachtete auf den Magen schlug.
Ich war jednefalls froh, als er endlich weg war und Jair mit dem Vorschlag zum Cafe Koma kam. Das war jetzt wirklich eine der besten Ideen des Tages.

--> Cafe Koma