Die heiligen Hallen der Spielemacher

Als hätte ich mich nicht klar genug ausgedrückt, wiederholt er meine Worte, was mich fast etwas in Rage bringt. Ich nicke, um nichts sagen zu müssen. Mit seiner nächsten Frage äußert er ganz offen sein Misstrauen mir gegenüber. Ich rutsche auf dem Sessel nach vorne, bis ich nur noch auf der Kante sitze, sehe Herrn Swell fest in die Augen, und frage mit nahezu monotoner Stimme: „Meinen sie, das ist angebracht? Nun gut, ebenso könnte ich an ihrer Person zweifeln.“ Ich funkelte ihn herausfordernd an und machte Anstalten meinen Block und meinen Stift wieder einzupacken. In mir keimte die Hoffnung, dass auch seine Neugier nun groß genug war um sich einige Informationen über die Lippen zu quälen. „Aber wäre ich nicht autorisiert alles zu erfahren, wüsste ich wohl kaum von all diesem hier.“ Für etwa fünf Sekunden hielt ich ihm ein paar zusammengeheftete Seiten voll mit Kombinationen, Codes und Namen hin, dann steckte ich sie schnell zurück in meine Tasche und stützte meine Ellbogen auf meine Knie. „Also?“, fragte ich mit einem herausforderndem Lächeln.

Die Frau verbirgt etwas und ich bin mir zu 100% sicher, dass sie nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Gerade als ich meine Vermutung äußern will, holt sie jedoch einige Zetteln hervor. Das meiste darauf erscheint mir sinnlos, aber es gibt mindestens einen Zettel auf dem ich komplexe organische Moleküle und Vektoren erkenne. Wenn es das ist, was ich denke, dass es ist, hält sie dort eine wirklich beeindruckende Entdeckung in den Händen und sie scheint sich dessen nicht wirklich bewusst zu sein, sonst hätte sie die Zetteln sicher nicht mit genommen. Selbst wenn ich von Matt in den letzten Jahren nicht viel gehört habe, weiß ich doch im Groben, woran er forschte. Wenn er tot ist und dass wirklich seine Forschungsergebnisse sein sollen, dann könnte ich damit endlich an die Spitze aufsteigen und den elendigen Crane in die Wüste jagen.
Vermutlich sieht man mir die Gier einen kurzen Moment der Unachtsamkeit an, bevor ich wieder ein Pokerface aufsetze.
Nachdenklich lehne ich mich zurück und hoffe, dass sie nicht bemerkt hat, dass sie mich so gut wie am Harken hat. Stumm beobachte ich sie und tue so, als würde ich sie noch weiter studieren, obwohl ich die wichtigste Informationen bereits habe.
"Ms Iva -sofern dies Ihr richtiger Name ist - Sie glauben doch nicht, dass ich nicht erkenne, dass sie nicht von einer offiziellen Stelle kommen." Ich halte eine demonstrative Pause, bevor ich fort fahre: "Die Informationen, die Sie da wollen, könnten mich Kopf und Kragen kosten und ich wette, ich bräuchte nur ein paar Anrufe zu tätigen und es würde auch um ihren Kopf gehen." Um die Drohung zu unterstreichen ziehe ich mein Handy hervor. Noch habe ich mir nichts zu Schulden kommen lassen, ich kann sie einfach anschwärzen und mir dann die Unterlagen unter den Nagel reißen. Aber andererseits kann ich nicht sagen, ob sie alle nötigen Aufzeichnungen dabei hat, und womöglich hat auch sie noch wichtige Informationen, die mit ihr sterben würden.
Ich lehne mich nun wieder nach vorne, den Kopf auf den Händen abgestützt und verfalle in einen geheimnisvolleren Tonfall: "Also was bieten Sie mir für den Fall, dass ich Ihnen etwas verraten würde." Es ist eine Gradwanderung, wenn ich nur eine falsche Silbe verlauten ließe und sie doch von einer offiziellen Stell (jedoch eher einer wie Korruptionsverdacht) kam, darf ich ihr keine Anhaltspunkte geben.

Ich fürchte gerade, das ich Umsonst hier bin, als sich mein Keim der Hoffnung in ein Fegefeuer entfacht. Ich suche nach der Neugier in seinen Augen, aber er scheint einfach nur in Gedanken versunken. Trotzdem lasse ich nicht locker. So einfach lasse ich mich nicht ab frühstücken. Er versucht mich zu einer Offenbarung zu Bewegen, und im selben Moment macht sich Wut in mir breit. Ich bin vielleicht kein richtiger Mensch mehr, aber wir Maschinen waren bekanntlich immer schlauer als ihr – ihr Menschen! Gut okay, ich bestehe nicht aus Blech und Metall, dennoch bin ich nicht Menschlich oder dergleichen. Jedenfalls: Wir machen nie einen Fehler. Das ist nicht möglich! Mit diesem Mantra im Kopf, lächele ich mit einem Hauch Arroganz. Ergeben hebe ich die Hände und lasse sie dann auf meine Oberschenkel schnellen. „Sehen sie, Herr Swell. Es ist mir ganz gleich was sie annehmen, was sie glauben und was nicht. Ich werde andere finden, die mir sagen, was ich wissen muss. Vielleicht erweisen sich ihre Kollegen ja als etwas Kooperationsbereiter-“ Er unterbricht mich, und spricht weiter. Ich nehme indessen einen Schluck aus der Flasche. „Köstlich.“, quatsche ich ihm dazwischen, denn im ernst? Ich war schon tot. Ich habe keine Angst davor. Das Leben und all das Fremde hier, das ist es, was mir Angst macht. Er ist derjenige der nicht weiß, was hier auf dem Spiel steht. Er zieht ein kleines Ding hervor, wackelt damit etwas umher. Ich denke kurz daran, ob ich meine Waffe ziehen soll, nur um ihn über die Fronten und ihre Ausstattung aufzuklären. Ich entscheide mich dagegen. Das Risiko seiner Flucht ist zu groß. „Was möchten sie denn haben?“, frage ich Neugierig, lasse ihm anschließend Zeit für eine Antwort, bevor ich eine wegwerfende Handbewegung mache und hinzufüge: „Ich biete ihnen nichts.“ Das klargestellt, verschränke ich die Arme vor der Brust und lehne mich zurück. „Informationen, gegen Informationen. Kein fairer Tausch?“ Arsch, zischt es in mir. Sei froh, dass du noch den milderen Tausch bekommst, als Matt. Der musste immerhin mit „Leben gegen Leben“ zahlen. Kein schöner Anblick.

Es erschreckt mich, dass sie mich scheinbar ziemlich gut durchschauen kann. Sonst hätte sie vermutlich nie die Anspielung auf meine Kollegen gemacht. Na ja, ich wünsche ihr mal viel Glück, wenn sie versuchen wird, die anderen Spielemacher während ihrem Urlaub zu stören.
"Was ich will, ist einfach", erwidere ich. Die Frau weiß wie man spielt, aber eigentlich habe ich ja frei und keine Lust den lieben langen Tag hier zu verbringen und mir mit ihr solche Spielchen zu liefern. "Ich will Matts komplette Forschungsunterlagen was die Zellregeneration und die Energieformen des Lebens, so wie deren Umwandlung, Entstehung und Rückführung angeht."
Gerade noch halte ich mich davon ab, hinzu zu fügen, dass wir dann einen Deal haben. Auch wenn sie zu unprofessionell wirkt für eine Kontroleurin, kann ich die Möglichkeit nicht vollständig ausschließen.

Er sieht nicht sehr überzeugt davon aus, dass ich mich an seine Kollegen wenden werde. Ich bilde mir wohl nur ein, das er fast schon spöttisch drein blickt. Ganz nach dem Motto: Versuch’s doch. Ich hoffe für ihn, dass ich es mir einbilde. Was er im Anschluss sagt, all diese Forderungen – sie beunruhigen mich. Innerlich sage ich mir: Der perfekte Zeitpunkt um zu gehen. Äußerlich bleibe ich ruhig und höre seinem sinnlosen Gequatsche zu Ende zu. Ich schüttele gespielt mahnend den Kopf. „Ich zweifle an ihrer Aufmerksamkeit. Immerhin sagte ich schon, dass ich nichts biete.“ Ich hebe den Kopf und sehe ihn fest an. „Ich finde ja, wir sollten gemeinsam arbeiten, anstatt gegeneinander.“ Fragend sah ich ihn an,, ohne ihm genug Spielraum zu geben, das er auch nur im entferntesten daran denken könnte ich würde mich unterordnen. Soweit würde es noch kommen. Mag sein, dass er mehr mit den Informationen anfangen konnte, die ich hatte. Aber noch hatte er sie nicht. Mein Kopf beschäftigte sich immer noch mit den ganzen Worten. Sie kamen mir so bekannt vor. Das waren diese typischen Worte. Du weißt du sollst dich an etwas erinnern, aber du findest nicht raus an was. Ich nehme noch einen Schluck aus der Flasche und stelle sie leise zurück auf den Tisch, lasse meinen gegenüber dabei allerdings nicht aus den Augen.

Ich kann nciht anders, als los zu lachen. Ist das ihr Ernst? Sie kam hier her, will Informationen haben und gibt absolut nichts brauchbares dafür. Laut lachend schüttle ich immer wieder den Kopf, mir durchaus im Klaren, dass es äusterst seltsam herüber kommen wird.
Als ich mcih endlich wieder beruhige, bin ich schon kurz davor mich zu erheben. "Keine Ahnung aus welcher Welt Sie stammen, aber hier in der rauen Geschäftswelt bekommen sie nichts nur indem sie jemanden schöne Augen machen. Jede Information hat ihren Preis und meinen habe ich ihnen genannt."
Ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch und stehe auf.
"So Ms Iva, ich denke, das war es. Sie können gerne Ihr Glück bei meinen Kollegen versuchen, aber mit dem Angebot werden sie wohl kaum jemanden finden, der ihnen hilft." Damit deute ich Richtung Ausgang und erwarte, dass sie sich erhebt um zu gehen. Es war ein interessantes und vor allem amüsantes Gespräch, aber jetzt will ich endlich weiter Urlaub haben.

Er lacht. Und das ist alles. Er lacht einfach nur. Ungerührt sehe ich ihm dabei zu und frage mich im selben Moment, ob ich das auch kann. So herzhaft lachen. Er steht auf, versucht mich indirekt zu beleidigen, zumindest kommt es mir so vor, behauptet ich würde jemandem schöne Augen machen und will mich wegschicken. Ich stehe ebenfalls auf. Ich trete ihm vielleicht einen kleinen Schritt zu nahe. Wütend funkele ich ihn an. „Sie wissen ja nicht, wie recht sie haben.“, zische ich halb drohend, halb enttäuscht auf das Thema andere Welt. Ich schnappe mir meine Tasche und meinen Mantel. Und bereue schon was ich sagte. Wie auch immer, anstatt allerdings auf den Ausgang zuzulaufen, suche ich nach einer Tür, die weiter ins Innere des Gebäudes führt. „Arschloch“, murmele ich im auf und ab gehen. Schließlich bleibe ich stehen. „Gut. Ein paar Fakten: ich mache hier niemandem schöne Augen, was auch immer sie meinen. Sie haben das Wissen und ich die Informationen. Sie werden zwangsläufig alles erfahren was ich weiß, damit ich meine Antworten bekomme, richtig? Was also soll dieses Theater? Wir verlieren Zeit.“

Worauf sie hinaus will, als sie mir Recht gibt, bleibt mir ein Rätsel. Aber eines das iim Moment nicht interessant genug erscheint, um erforscht zu werden.
Arschloch? Ich unterdrücke nur mit Mühe ein weiteres Auflachen. Sind wir hier jetzt plötzlich im Kindergarten? Es bestätigt mir nur, was ich eh schon weiß, diese Frau hat keine Ahnung davon, wie man Verhandlungen führt. Hat noch nie die Entscheidung über Leben oder Tod treffen müssen oder über Millionen Gewinne oder Verlust grübeln.
"Theater?", frage ich nun doch gereizt. Mit der Hand taste ich nach dem Knopf an meinem Gürtel, der einzelne Räume in diesem Gebäude unpassierbar macht. Eigentlich will ich nur ungern davon Gebrauch machen, da es Stunden dauern kann, bis uns dann jemand von außen befreit, aber so wie sie sich umsieht, erscheint es mir doch eine Möglichkeit zu sein, die in Betracht gezogen werden muss. Auch wenn der Knopf normalerweise nur dazu dient im Falle, dass eine unserer Mutationen entkaommt, diese im Gebäude fest zu setzen ohne mehr als nötig Mittarbeiter in Gefahr zu bringen.
"Die einzige, die hier Theater spielt, sind Sie", meine ich. Wer gab schließlich eine falsche Identität an und glaubte so an Informationen zu kommen? Na ja, dann eben noch mal langsam zum Mitschreiben, damit auch sie es versteht: "Das ist ja schön und gut, aber noch einmal. Ich sehe keinen einzigen Grund, warum ich in diesem Fall mit Ihnen kooperieren sollte. Es scheint nur ihnen etwas zu bringen und so läuft diese Welt nun mal nicht. Also entweder, Sie geben mir einen guten Grund, warum ich Ihnen helfen sollte, oder Sie verlassen jetzt unser Grundstück." Den letzten Teil betone ich extra um zu verdeutlichen, dass mir das durchaus im Moment lieber ist. Wobei die Forschungsberichte von Matt natürlich einen extremen Reiz ausüben.

( Ist es ihr Untergang wenn sie sich verrät? Sie will nur keinen Verbündeten, und wird auch einigen Experimenten sicher zustimmen. Nur sowas wie ein Abkommen, Antworten gegen wissenschaftliche Erkenntnisse? )

(o.p.: sie könnte es ja mal mit 'überzeugenden' Argumenten versuchen *auf die linke Hand deines Avatars starren* )

( Also ganz die Brutale haha - ich setz mich nachher mal an 'ne Antwort. Bin jetzt erst einmal weg. )

(ok)

Zu meinem Glück geht er nicht weiter auf meine Affektantwort ein, sieht mich allerdings einen Moment spöttisch oder amüsiert an. Musste er mich so provozieren? Anscheinend hatten wir nicht gerade die passende Chemie, denn er reagierte gereizt, als ich ihm vorwarf die Zeit mit diesem Theater zu vergeuden. Ich legte ein herausforderndes Lächeln auf. Gut – nun war meine Tarnung endgültig aufgeflogen. Niemand der ernsthaft für die Regierung arbeitete, würde sich derartig verhalten und so ein Szenario heraufbeschwören. Ich beobachte ihn genau. Jede seiner Bewegungen kann eine Gefahr für mich darstellen. Ich kenne dieses Gebäude und seine Tücken nicht, und auch Mister Swell würde ich nur höchst ungern bei Nacht begegnen, da er nicht gerade ungefährlich aussieht. Er kann mich nicht leiden, und das verdeutlicht er nur allzu gut mit seinem Nachdruck mich zum Gehen zu bewegen. Die Tatsache, dass seine Hände nicht locker an seinen Seiten liegen, und dass er sich gegen eine Kooperation ausspricht, machen mich hingegen erneut wütend und mein Kopf durchzuckt immer wieder ein stechender Schmerz. So eine Scheiße! Matt hätte ruhig etwas sauberer arbeiten können, denn diese ganze Gefühle-Geschichte war ja nicht zum Aushalten! Mit einem Ruck ziehe ich meine Waffe aus der Tasche und richte den Lauf auf die Stirn von Mr Swell, während ich mit sehr langsamen Schritten auf ihn zugehe. „Nun, dann lassen sie uns ein paar Gründe sammeln“ , sage ich in dem ruhigsten, lässigsten Tonfall, den ich draufhatte, wenn mich etwas aufregte. „Vielleicht weil ihnen ihr Leben lieb ist? Obwohl sie ja eigentlich eh schon viel zu viel wissen. Vielleicht haben sie ja Familie die sie schützen wollen? Ich werde sie finden. Möchten sie etwas hinzufügen?“, frage ich mit einem Lächeln und zucke gleichgültig mit den Schultern als wäre es ein normaler Smalltalk.

Sie zieht eine Waffe! Die Frau zieht ernsthaft eine Pistole hervor und hält sie mir gegen den Kopf!
Ich erstarre mitten in der Bewegung und sehe sie entsetzt an. Bitte nicht. Panik durchströmt mich und lähmt mich in dem Moment.
"Okay, ich schätze ... dass ist schon ... überzeugender", stottere ich. Mit der Hand krallte ich mich an der Tischplatte fest.
"Beruhig dich. Sie wird schon nicht abdrücken, schließlich will sie Informationen von dir", redete ich mir in Gedanken ein. Während ich versuchte die Waffe an meiner Schläfe zu verdrängen. Der Ausdruck in ihren kalten Augen sagte etwas anderes. Warum musste gerade mir so etwas passieren? Ich hätte einfach daheim bleiben sollen und meinen Urlaub genießen.

Als er die Waffe sieht, glaube ich pure Angst in seinen Augen zu sehen. Das Entsetzen, das ihm ins Gesicht geschrieben steht, ist nicht zu übersehen. Mir jedenfalls gefällt meine neue Rolle. Aufmerksam höre ich ihm zu, wie er versucht mir zuzustimmen, dass diese ‚Argumente‘ schon überzeugender sind, wobei ich die Augenbrauen leicht anhebe, als müsste ich ganz genau lauschen. Zufrieden nicke ich, als er den Satz endlich zu Ende gebracht hat. Ab jetzt muss ich jeden meiner weiteren Schritte genau überdenken. „Der Wachmann da draußen, er stört mich. Wollen sie ihm nicht für heute freigeben? Sie sind doch ein großes Überzeugungstalent, nicht wahr?“ ich wusste das es einerseits riskant war. Er könnte ihm nur durch seinen Blick etwas mitteilen, aber Kugeln waren schneller, als die Beine oder Hände von dem Wachmann, oder Herrn Swell, deshalb machte ich mir keine Sorgen. Würde einer der beiden Faxxen machen, sagen wir es so – es würde kein schönes Ende nehmen. Und die Waffe gehört Matt. Offiziell gibt es mich nicht, also hatte ich auch nicht sehr viel zu verlieren. „Und falls hier noch andere rumstreunen, den sagen wir dann durch irgendeinen kleinen hübschen Kasten, das sie ebenfalls gehen können.“ Ich stieß in mit der Waffe etwas an, um meinen Worten etwas Nachdruck zu verleihen.

"Okay", stimme ich zu und gehe ein paar Schritte auf die Tür zu. Angst brauche ich gar nicht zu spielen, die macht sie mir mit ihrer Waffe und ihrem schlecht zu durchschauenden Verhalten genug. Aber dafür muß ich mir einen durchaus zufriedenen Ausdruck verkneifen. Schließlich gehört unser Wachmann so fest in dieses System, dass man ihn nicht nach Hause schicken kann Unter gar keinen Umständen. Selbst wenn er ein vollkomener Idiot sein sollte, wenn ich ihm den Befehl geben würde, nach Hause zu gehen, wird er eins und eins zusammen zählen und wissen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Er wird darauf hin, wie vorgesehen, seinen Platz räumen und kurz darauf den Geheimdienst informieren, der dann das Gelände hier stürmt - Moment!
Sobald die Leute hier stürmen wollen, würde ich ziemlich sicher in eine Geißelnahme oder so was verwickelt werden. Ein Leben ist nun mal nichts wert, wenn es um die Bewahrung von Geheimnissen geht - und seien es auch nur welche, über die nächsten Hungerspiele. Womöglich soll ich dem Wachmann doch nicht den Hinweis geben, dass hier etwas nicht stimmt. Schließlich hänge ich sehr an meinem Leben.
"Hören sie mal, Iva." Ganz langsam drehe ich mich wieder zu ihr um, nur um sofort wieder in den Lauf ihrer Waffe zu blicken. Kann sie die nicht einfach weg packen, ich hab schon verstanden, dass sie mich töten kann. Ich versuche mich an einer vertrauensvollen Mine, mit etwas Glück wird sie meine nächste Information als ersten Zuspruch an unsere (von meiner Seite aus höchst unfreiwillige) Zusammenarbeit ausfassen und nicht als die rein egoistische Überlegung. "Wenn ich den Wachmann weg schicke, wird er sofort wissen, was hier los ist. Dann sind in wenigen Minuten Elitetruppen hier, die alles daran setzen, dass keine verdächtige Person dieses Gebäude lebend verlassen wird."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Dieser Einwand klingt Vernünftig, dennoch stört mich der Typ da draußen. „Schön, das geht schon in die richtige Richtung von Kooperation.“ Ich ließ sie Waffe sinken. Und trat einen Schritt zurück. „Wenn er nicht geht, dann gehen wir. Weiter ins Gebäude. Los geht’s.“ Blitzschnell hob ich die Waffe wieder und setzte sie an seine Brust. „Ich warne sie! Ja keine Spielchen!“

Ich nicke und bin sichtlich erleichtert, als sie die Pistole endlich sinken lässt.
"Gut dann komm mit", meine ich. Ich soll sowieso noch ein paar meiner Mutanten füttern. Zu blöd dass die Tötungsmaschinen mich nicht als ihren Schöpfer an erkennen und mich genau so attakieren und umbringen werden, sollte ich sie frei lassen.
"Keine Spielchen, in Ortnung", verspreche ich, als sie mir die Waffe erneut an die Brust setzt. "Komm." Dmit drehe ich mich um und gehe hinaus, den Gang hinunter bis zum Fahrstuhl. Mit einem Knopfdruck rufe ich ihn und warte dann auf die seltsame Frau.

Er nickt und nachdem er zugestimmt hat, nichts außergewöhnlich Dummes zu machen, geht er los. Fast schon lustig, ich brauche seine Zustimmung nicht, immerhin wissen wir beide wie es endet, wenn doch. Ich bin überzeugt diese Wände sind dick genug um kein Geräusch nach draußen zu lassen. Denn was auch immer hier drinnen passiert, soll den ganzen Sicherheitsmaßnahmen nach, wohl auf keinen Fall an die Öffentlichkeit kommen. Ich lasse die Waffe schließlich sinken, nicht nur, weil mein Arm langsam etwas wehtut, sondern auch weil ich der festen Überzeugung bin, dass er es gar nicht erst versuchen wird. Nervös tippe ich mit dem Finger auf dem Abzug herum. Ich habe keine andere Wahl als diesem kuriosen Typen zu folgen und ihm zu vertrauen. Immer wieder drehe ich mich wachsam um, und achte auf jedes kleine Detail. Vor einer Art Tür bleiben wir stehen. Das Ding hab‘ ich schon mal gesehen. Das ist ungefährlich, es ist eine Art Transportmittel. Er drückt auf einen Knopf, wobei sich meine Hand wieder fest um meine Waffe klammert.

Der Fahrstuhl hält und wir steigen ein. Die Kabine ist dunkel gehalten, das Holz wirkt in dem dämmrigen Licht hier herinnen fast schwarz.
"Mutantenzucht", gebe ich dem Gerät einen klaren Befehl. Bei dieser Audioerkennung handelt es sich um einen schon längst veralteten Versuch, der auch in einer Arena zu tragen kam.
Der Fahrstuhl setzt sich ohne ein Geräusch von sich zu geben in Bewegung und rast in die Tiefe. Ich lehne mich gegen die hintere Wand und lasse die Frau nicht aus den Augen: "Wollen Sie mir nicht den wahren Grund verraten, warum Sie hier sind?"

Die Türen öffneten sich und ich folgte ihm in den kleinen beweglichen Kasten. Es war ziemlich dunkel, und als Herr Swell dann auch noch „Mutantenzucht“ sagte, fühlte ich mich kein bisschen mehr sicher. Schon das Wort schwebte bedrohlich in meinem Kopf hin und her. Sollte es mir irgendwas sagen? Ich drückte mich in eine Ecke und behielt mein Gegenüber genau im Blick. Finster sah ich ihn an. Der Kasten bewegt sich und ein unangenehmer Unterdruck breitet sich in meiner Magengegend aus. Auch seine Augen sind ganz auf mich gerichtet und scheinen jede meiner Bewegungen genau wahrzunehmen. „Ich will antworten.“, sage ich knapp, obwohl ich das Gefühl habe mich ständig zu wiederholen. „Vielleicht auf Fragen, auf die sie nicht einmal die Antworten wissen, dann tut mir die Störung leid.“ Ich lächelte mehr intrigant als Vertrauenserweckend und tippte mit dem Lauf der Waffe gegen meinen Oberschenkel.

"Wie soll ich Ihnen Antworten geben, wenn ich die Fragen nicht kenne? Wie Sie schon sagten, vermutlich kenne ich die Antworten nicht einmal", gebe ich locker zurück, verkrampfe aber wieder, als sie vieldeutlich gegen ihre Waffe tippt. Ich hoffe nur, dass ich es falsch interpretiere und sie damit nicht meint, dass sie mich töten will, sollte ich ihre Fragen nicht befriedigend beantworten.
Ohne einen wirklichen Ruck bleibt der Lift stehen und die Türen öffnen sich.
Ich werfe der Frau einen Blick zu, bevor ich an ihr vorbei aus dem Lift gehe. Es ist seltsam ihr den Rücken zu zuwenden. Aber ich denke, sie wird mich nicht einfach so töten.
Ich gehe an den Schreibtischen von Lucia, Elina, mir und auch dem verlassenen von Matt vorbei ohne stehen zu bleiben. Im hinteren Teil halte ich mein Auge vor einen Skanner. Ein blauer Lichtschein leuchtet kurz auf, bevor mit einem Pfeifen die Tür aufspringt. Sofort beginnen ein paar der Mutanten Krach zu machen.
"Ja ja, ihr kriegt gleich etwas", rufe ich und fühle mich gleich etwas besser. Ich deute auf einen Drehstuhl wo sich Iva setzen kann. Dann gehe ich zum Gefrierschrank und nehme ein paar Stücke Fleisch herauß für die Mutanten.
"Tut mir leid, aber wenn sie nichts bekommen, werden wir keinen Moment Ruhe haben", meine ich zu der Frau, auch wenn es mir nicht Leid tut.

Ich funkele ihn warnend an. „Die Fragen erfahren sie früh genug, und die Antworten werden sie rausfinden, sofern sie den Gedanken von einer Kugel in ihrem Kopf nicht mögen.“ Die Türen öffnen sich und Leikur geht ohne Aufforderung voran, als wüsste er genau wo ich hin will. Ich lege ein kaltes Lächeln auf und folge ihm mit einem lässigen Gang durch ein leeres Großraumbüro. Trotzdem sehe ich mich nach Überwachungskameras um. Als ich keine entdecke, lege ich Leikur eine Hand auf die Schulter. „Kommt es mir nur so vor, oder liegt diesen Leuten nicht viel an eurem Leben?“ Er öffnet eine weitere Tür, indem er seine Augen vor einen kleinen Kasten hält, aus dem blaues Licht dringt. Tosender Lärm schlägt uns entgegen, während ich erschrecke und Leikur ruckartig wieder die Waffe an den Hinterkopf setze, wirkt er fast schon ruhiger als zuvor. Er entfernt sich von der Waffe, aber ich mache mir mehr Sorgen um mich, als um ihn, als er diesen teilweise grässlichen Kreaturen näherkommt. „Ich hab noch das ein oder andere Reservemagazin. Beeilen sie sich, oder Ich werde hier für Ruhe sorgen. Endgültig.“ Ich halte den Arm ausgestreckt, und den Finger am Abzug. Ich habe wirklich kein Problem zu töten. Diese Kreaturen, was immer sie sind, so wie sie hier gefangen gehalten werden, kann das auch kein Leben sein. Einige sehen aus, als könnte man gar nicht anders, als sie zu erlösen, um es nett auszudrücken. Ich frage mich, ob in uns vielleicht dasselbe Herz schlägt, und ob sie denken können, wie ich. Ob sie sich auch Antworten wünschen, und aus diesen Käfigen nur raus wollen um zu leben? Ich werfe Leikur einen prüfenden Blick zu, aber er ist mit Fütterung beschäftigt. Der Lauf meiner Waffe zielt dennoch die ganze Zeit auf ihn. Eine der Kreaturen fiel auf und vorsichtig näherte ich mich ihrem viel zu kleinen Käfig. Eine große Katze, mit großen Schwingen auf dem Rücken, sie lag und sah mich kurz desinteressiert an. „Warum lasst ihr sie nicht raus? Was haben sie euch getan?“, rief ich aufgebracht zu Leikur rüber, während ich mit zornigem Blick zu ihm rüberging. „Was sind die, und warum dürfen sie nicht raus?!“ Mir war nicht klar, ob mich das weiter brachte. Mir war nicht klar, ob mich das wirklich interessierte, oder ich lediglich mich in ihnen sah. Aber ich hatte etwas gefunden. Das hier konnte einfach nicht öffentlich einsehbar sein, keine Chance.

„Kommt es mir nur so vor, oder liegt diesen Leuten nicht viel an eurem Leben?“, fragt sie. Ich sehe zurück zu ihr und erkenne, dass sie sich suchend um sieht. Vermutlich sucht sie Kameras.
"Nein, unsere Arbeit ist nur geheim und Sicherheitscomputer können doch leicht gehackt werden", kläre ich sie auf. Ich bezweifele, dass es mir im Moment helfen würde, wenn es anders wäre.
Wut steigt in mir hoch, als sie droht meine Geschöpfe mit Kugeln zum Schweigen zu bringen. Das kann sie nicht. Das darf sie nicht. Keiner dieser Mutanten hat ihr etwas getan. Eigentlich genau so wenig wie ich, aber das sind meine Lieblinge, meine Kinder. Dennoch werfe ich ihr nichts an den Kopf. Will ihr nicht zeigen, dass sie diese Kreaturen als ein gutes Druckmittel verwenden könnte. Stattdessen beeile ich mich, den Tieren ihre Nahrung zu geben und langsam beruhigen sie sich auch.
Als ich mich kurz zu der Frau umdrehe, steht sie vor dem Käfig von Sirena, die Waffe jedoch ncoh immer auf mich gerichtet und stellt eine Frage.
"Sie ist wunderschön, nicht?", meine ich, statt eine Antwort zu geben, in meiner Stimme liegt eine Spur von Schwärmerei. Zwar kenne ich mittlerweile meine Tochter, aber wenn mich jemand fragen würde, auf wenn ich stolzer bin oder wenn ich lieber mochte, meine Wahl wird immer auf diese Menschen reißende Götterkreatur fallen.
Ich gehe ein paar Schritte auf Iva und meinen schönsten Mutanten zu. Ich werfe ihr fast ein Kilo des Fleisches, das wir erst vor ein paar Tagen von der Regierung bekommen haben, das aber zum Glück nicht mehr die Form des Lebewesen hat, in den Käfig und als Sirena sich gierig darauf stürzt, strecke ich meine Hand durchs Gitter und tätschle ihr liebevoll den Kopf. Diese Aktion ist durchaus gefährlich bei einem Raubtier wie ihr, aber da mir sowieso eine Pistole gegen den Kopf gehalten wird, ist das mein kleinstes Problem. Aber sie ist heute sowieso friedlich und lässt sogar ein leises Schnuren hören.
"Es sind Mutanten, Menschenfresser. Deshalb dürfen sie nicht hinaus", antworte ich. Auch wenn ich wirklich viel dafür geben würde, damit Sirena vielleicht sogar mit Artgenossen irgendwo fliegen darf. Aber das ist wunschdenken.

(Kann ich mich vielleicht in die Unterhaltung einmischen? Als Spielmacher darf mein Charakter das Gebäude ja betreten.)