-----> Dach des Trainingscenters
Ich habe Tade gebeten mir zu helfen, ein breitschultriges, sehr kräftiges Exemplar der Diener, die man extra für uns Mentoren zur Verfügung gestellt hat. Er hält ein Springmesser in der linken Hand und lässt es immer wieder auf uns zu schnippen, während ich bei der letzten Etappe meines Dehnungsprogrammes bin.
Die Arena ist nicht die Straße, auf der Straße hat man in der Regel 3 bis 4 Sekunden bis ein Angreifer zudrückt, feuert oder zusticht. In der Arena gelten kaum Gesetze der Menschlichkeit, deswegen bleibt dort zur Abwehr und für einen Gegenangriff wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte der Zeit.
Ich lasse meinen Kopf kreisen bis die Luft knackend aus den Gelenken entweicht.
Tade sticht zu. Es bleibt mir 1 Sekunde zum reagieren. Ich trete mit recht zurück, umfasse mit rechts das Handgelenk und schlage mit links kräftig gegen seinen Handrücken. Ich höre das erscheckte Atmen zwischen seinen Zähnen hindurchpfeifen. Das Messer landet gut 5 Meter weiter und bleibt in der Trainingsmatte stecken. Ich habe die Schrecksekunde für mich gewonnen. Routiniert bringe ich seinen Arm in Hebelposition, zwinge ihn so zu Boden und deute mit dem Messer aus meinem Gürtel das Aufschlitzen seiner Kehle an. Das alles läuft ab wie ein geöltes Band. Als er immernoch überrumpelt dreinschaut stehe ich schonwieder auf den Füßen und reiche ihm meine Hand zum Aufstehen. Es sind noch mehr einfache Abwehrgriffe, die ich für mich rekapituliere. Ich habe meine Kinder noch nicht gesehen, möglicherweise üben sie sie in anderen Dingen auf dem großzügigen Trainingsareal. Mir fällt es nicht schwer Ruhe in meinen Körper zu bringen und die Konzentration zu finden, die ich für meine Übungen benötige, aber sie müssen unter einem unsagbaren Druck stehen. Aber zumindest haben sie den Willen, nicht wie ich als kleines erbärmliches Würmchen von einem Tribut, der bis zu den Spielen nicht aus seinem Zimmer kommen wollte. Während mein Kopf arbeitet schleudere ich meinen Partner, der eben noch versuchte mir von hinten die Kehle zuzudrücken über meine Schulter vor mich auf die Matte. Ich höre die Luft, die sich aus seinen Lungen presst. Nun möglicherweise bedarf es einer Pause. Ich nehme meiner Wasserflasche und drehe mich ausspähend in alle Richtungen.