Die Schule

Die Grundschule im ärmeren Arbeiterviertel des Distriktes sieht aus wie ein roher Glotz. Es ist ein zweistöckiges Gebäude, dessen langweilige, weiße Farbe wenigstens in der Höhe der Kinder mit bunten Motiven bemalt ist. Davor liegt ein Spielplatz, der eigentlich nicht viel mehr bietet, als einen überwucherten Rasen, ein paar selbstgezimmerte Holzschaukeln an den Bäumen und eine uralte Rutsche.
Die Gänge in der Schule sind schmal und die Klassenzimmer oft zu klein für die große Anzahl der Schüler, aber das stört die wenigsten Kinder.

von Nebencharakter Noa Borres:



Am Eingang zur Schule lasse ich Mia los und sie läuft zu ein paar Freundinnen. Ich schaue ihr kurz nach, dann laufe ich in meine Klasse. Wir sind 28 Schüler in der Klasse, zwei Drittel sind bereits zwölf Jahre alt. Als ich den Raum betrete, schlägt mir sofort die gedrückte, fast panische Stimmung entgegen. Jedes Jahr gibt es diesen Anflug von Angst, aber noch nie war es so deutlich wie heute. Ich lasse mich anstecken von der Unsicherheit und blicke mich um, sehe jedem ins Gesicht, der bereits alt genug ist für die Ernte und frage mich, ob ich ihn oder sie in ein paar Tagen hier wieder sehen werde. Keiner hat große Lust zu reden und so sitzen wir alle brav an unseren Tischen, als es zur Stunde läutet und unsere Klassenlehrerin Frau Sweet herein kommt. Sie ist sehr beliebt bei uns und sie mag uns auch ganz doll, wie sie immer sagt. Heute ist auch sie angespannt, ich glaube, sie hat ebenfalls ein oder zwei Kinder, die morgen ausgelost werden könnten.
"Guten morgen", lächelt sie und setzt sich an ihren Schreibtisch.
"Guten Morgen, Frau Sweet", echot die ganze Klasse, dann sind wir wieder still. Mein Sitznachbar kaut nervös an seinen Fingernägeln. Anni, die ein paar Tische von mir entfernt sitzt, beißt sich so fest auf die Lippe, dass sie schon ganz blau ist und viele andere zittern.
"Ach meine Lieben", meint unsere Lehrerin nach dem sie eine Rechnung an die Tafel geschrieben hat und keiner von uns auch nur versucht sie abzuschreiben oder zu lösen. "Ihr braucht doch keine Angst haben vor morgen", sagt sie weiter und kommt auf uns zu. Sie legt Anni eine Hand auf die Schultern, bis diese sich entspannt und ihre blutenden Lippen in Frieden lässt, dann geht sie weiter und blickt jeden von uns aufmunternd an. Erst als ihr Blick mich streift, merke ich, dass ich mir die Fingernägel in meinen Arm gebort habe. Für einen Moment fühle ich mich beruhigt, aber kaum dass Frau Sweet wieder nach vorne geht, kommt die Angst zurück.
"Okay, soll ich euch beweisen, warum es völlig unmöglich ist, dass ihr morgen gezogen werdet?", fragt sie liebevoll. Wir nicken, also beginnt sie: "Gut wer von euch ist bereits alt genug um gezogen zu werden?"
18 Kinder heben die Hand, ich bin nicht sicher, ob ich ebenfalls schon dazu zähle, da ich noch nicht 12 bin. Schließlich hebe ich dennoch die Hand. Unsere Lehrerin nickt und schreibt 19 an die Tafel, dann fragt sie nach Tesserasteinen, nur zwei melden sich, und Frau Sweet fügt die Zahlen hinzu.

"Weiß einer von euch, wie viel Lose ca. in der Losbox sind?", fragt sie. Wir verneinen, also leitete sie es her. Sie schreibt auf, wie viele Kinder es in welchen Alter gibt oder geben muss, dann wie viel durchschnittlich jeder von denen Lose in der Trommel hat. Die Zahl ist riesig.
"So und jetzt dividieren wir das einmal durch die Anzahl der Lose aus dieser Klasse", meint die Lehrerin weiter.
Jenny ist als erste fertig und liest die Zahl vor. Sie ist kaum kürzer, als die vorher und so viele Nuller stehen hinter ihr. Ob der Präsident so viel Geld hat?
"Also wie ihr seht, steht die Chance, dass einer aus dieser Klasse gezogen wird sehr sehr schlecht", erklärt Frau Sweet: "Da ist es vieles Wahrscheinlicher, dass einer von euch morgen ein vierblättriges Kleeblatt und einen Topf voll Gold findet."
Wir lachen und sind beruhigt. Wenn sie meint, dass wir uns nicht sorgen müssen, gibt es keinen Grund zur Sorge und den Beweis haben wir jetzt im Heft stehen.
Der Rest des Schultages ist angenehm, wir sind noch immer etwas angespannt, aber nicht mehr so schlimmwie vorher. Auf dem Heimweg erkläre ich auch noch Mia, warum ich morgen nicht dran kommen kann.

--> zur Hütte der Borres
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Noa Borres,
Distrikt 7
12 Jahre alt

Mark sass alleine im Klassenzimmer, während die anderen Schüler im Pausenhof der Schule waren und fröhlich miteinander redeten. Da er ein wenig schüchtern war und sich nicht gut mit den anderen Schülern befreunden konnte. Durch das offene Fenster lauschte er den Gesprächen seiner Mitschüler. Sie sprachen über die Eröffnungszeremonie der diesjährigen Spiele, welche bald ausgestrahlt würden. Wie jedes Jahr verfolgte Mark die Spiele und freute sich darauf zu sehen, wie die Stylisten dieses Jahr wohl arbeiten werden und ob die Tribute im Distrikt eine Chance hätten zu gewinnen. Ich lauschte noch eine Weile den Gesprächen, bis die Pausenglocke klingelte und die restlichen Schüler eintraten. Wie immer wechselten sie kein Wort mit mir, also konzentrierte ich mich auf den Unterricht über die Geschichte Panems. Dies war mein Lieblingsfach, da ich gerne mehr über die Geschichte erfahren und wissen wollte, wie das Leben vor den Hungerspielen aussah.

Am Ende des Schultages suchte ich mir wie immer ein schönes Plätzchen auf dem Pausenhof und begann im Buch "Die Geschichte Panems, die Jahre 2000-2100" zu lesen.

Das Gemeindeheim

Der Schultag verstrich ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse.
Da die Tribute ja erst mal im Kapitol ankommen mussten und noch nicht in der Arena waren, gab es auch noch einen normalen Unterricht, doch wir alle wussten, dass wir in spätestens einer Woche wieder statt dem Unterricht die Spiele ansehen mussten. Dieses Mal war wenigstens keines der Kinder aus dem Waisenhaus gewählt worden, deswegen betrafen mich die Spiele nicht so wirklich, wenn man einmal von der jährlichen gestrigen Ernte absah, zu der auch ich erschienen war.
Doch ich hatte Glück gehabt und wurde nicht gezogen, auch wenn ein paar mehr Lose von mir in der Trommel waren, als es normal der Fall war. 2 Jahre noch ... dann bist du endlich frei ...!, dachte ich mir und bezog das sowohl auf die Spiele als auch auf das Waisenhaus.
Nach dem Klingeln schulterte ich meine Tasche und verließ wie immer allein die Schule. - Ich hatte keine Freunde in meinem Alter. Weder in der Schule noch im Waisenhaus. Und inzwischen war ich diese Tatsache auch schon sehr gewohnt und sogar damit zufrieden, schließlich hatte ich ja noch die Kleinen aus dem Waisenhaus, für die ich hin und wieder wie eine große Schwester war.
Meine Gedanken schweiften zu Rin und der letzten Nacht, als ich aus der Schule spazierte.
Sie tat mir leid und unwillkürlich wurde ich etwas neugierig, was den Grund betraf, warum sie bei uns im Heim gelandet war. Die Betreuer hatten darüber kein Wort verloren und jene zu fragen hätte bloß die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. Etwas, das ich so gut es ging immer vermied, denn die Konsequenzen taten dann auch oft noch tagelang später weh.
Nachdenklich warf ich einen Blick in den fast wolkenlosen, blauen Himmel und genoss dabei die Sonne, die mir ins Gesicht schien, als ich plötzlich über etwas stolperte und hinfiel.
"Autsch!" Ich verog das Gesicht kurz vor Schmerz und sah auf, um nach der Ursache meines Sturzes zu suchen. Als ich erkannte, dass es das Bein eines Jungen war, der neben mir auf einer Parkbank saß, spürte ich die Wut in mir aufkeimen.
"Hast du mir ein Bein gestellt?", fahre ich ihn an und rappel mich vom Boden auf, nur um festzustellen, dass meine Schulsachen am Boden verstreut lagen, weil sie bei meinem Sturz aus der alten Tasche gefallen waren. Apropos Tasche - ein Henkel war abgerissen, da die Naht aufgegangen war.
Echt toll!, schoss es mir sarkastisch durch den Kopf.

Ich war völlig in mein Buch versunken, als plötzlich jemand über mein Bein stolperte und "Autsch" schrie. Noch bevor ich überhaupt aufsehen konnte, um zu sehen wer es war, wurde ich schon angeschrien: "Hast du mir ein Bein gestellt?"
Während sie sich auf räppelte erkannte ich sie. Es war Finnya, die einzige Schülerin in meinem Jahrgang, die mir das Wasser reichen konnte. Zwar hatten wir noch nie miteinander gesprochen, doch ich hatte das Gefühl, dass sie mich hasste und ich sie.
Ich murmelte ein "Tut mir leid" und begann ihre Schulsachen aufzuheben, die bei ihrem Sturz aus der Tasche gefallen war. Als ich damit fertig war, gab ich ihr die Sachen und blickte sie schuldbewusst an.

(sorry, dass ich so lang gebraucht hab)

Sein gemurmeltes "Tut mir leid" brachte mich ein bisschen aus der Bahn. Erst jetzt erkannte ich, wer der Junge überhaupt war. Er hieß Mark Miller und war schon immer der Einzige in meinem Jahrgang gewesen, der notentechnisch genauso gut war wie ich. Bisher hatte ich aber noch kein Wort mit ihm gewechselt, stattdessen dachte ich immer, dass wir so etwas wie stille Konkurrenten waren in der Schule.
Aber ehrlich gesagt, hatte ich nie so wirklich genau über ihn nachgedacht. So wie er angezogen war, vermutete ich, dass er aus keinem schlechten Haus kam und da ich es gewohnt war, dass solche Jugendlichen und Erwachsenen nichts mit mir zu tun haben wollten, ging ich ihnen auch aus dem Weg und machte mir kaum Gedanken über sie. Wenn man es so betrachtete, wusste ich über Mark nicht viel mehr als seinen Namen, dass er recht intelligent sein musste und dass er auch nicht schlecht aussah. Würde ich ihn nicht von der Schule aus kennen und hätte gewusst, dass er ziemlich klug war, hätte ich wahrscheinlich angenommen, dass die Mädchen aufgrund seines Aussehens bei ihm Schlange stehen mussten. Doch ich persönlich ließ mich dadurch nicht einschüchtern, obwohl es mich doch ein wenig innerlich verunsicherte, dass er so nett war und meine herausgefallenen Sachen aufhob. Das versetzte meiner Wut einen kleinen Dämpfer.
War es etwa doch keine Absicht gewesen mit dem Bein?
Ich beschloss dennoch auf der Hut zu sein und nahm meine Schulsachen mit einem leisen "Danke" und einem misstrauischen Blick entgegen. Dann bückte ich mich und begutachtete meine kaputte Tasche. Ein Seufzer entglitt mir, als ich den abgerissenen Henkel genauso wie die Schulsachen in meine Tasche stopfte. Ich würde heute wohl in eines der Privatzimmer der Betreuer schleichen müssen und mir etwas Garn und Nadel ausborgen, um die Tasche zu reparieren. Und bis dahin würde ich eben zusehen müssen, dass sie mich damit nicht erwischten. - Es war nie gut, wenn die Betreuer bemerkten, dass man die Sachen, die sie uns gaben, kaputt machte.

(kein problem ich brauch ja auch immer ewig beim posten xD)

Finnya murmelte ein "Dankeschön" und sah sich ihre Tasche genauer an. Ich sah, dass der Henkel abgerissen war. Sie seufzte leise und schien sehr traurig über ihre kaputte Tasche zu sein. Ich wollte ihr gerne helfen, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Plötzlich kam mir eine Idee. "Bei mir zu Hause haben wir tonnenweise Taschen. Sogar noch solche, die genau so aussehen wie deine. Wenn du möchtest, könntest du eine davon haben, dann bekommst du auch keinen Ärger. Ginge das in Ordnung?"
Ich wusste zwar nicht, ob ihr der Vorschlag gefallen würde, doch blickte ich sie erwartungsvoll an.

(Sorry, war die letzten Tage ein wenig beschäftigt und konnte erst jetzt weiterschreiben.)

[kP^^
ich wollte bloß fragen, woher Mark wissen sollte, dass sie möglicherweise ärger bekommen kann...^^ weil das hat Finnya sich ja nur gedacht und nicht erwähnt. xD]

Hatte ich mich gerade verhört oder bot er mir wirklich an, dass er mir eine Tasche schenken würde, weil meine kaputt gegangen war? Ich konnte nicht verhindern, dass ein verwirrter Ausdruck in meinem Gesicht erschien, als ich zu ihm sagte: "Das ist sehr nett von dir, aber ... warum tust du das? Ich weiß, wir kennen uns schon seit ein paar Jahren, aber du hast nie ein Wort mit mir gesprochen, warum plötzlich jetzt?"
Hatte ich etwa ein ganz falsches Bild von ihm im Kopf? Das sollte mich gar nicht wundern, schließlich hatte ich ihn immer nur nach den Äußerlichkeiten und nach dem, wie er sich sonst im Unterricht verhielt, beurteilt. Und auch seine Klamotten, die zeigten, dass er nicht aus armen Verhältnissen kam, ließen mich immer Distanz zu Mark halten. Ich hatte einfach schon genug Erfahrungen gemacht und somit Gründe gesammelt, warum ich solchen Leuten aus dem Weg ging, aber das hatte mich auch dazu veranlasst, vorzeitige und womöglich falsche Schlüsse über meinen Klassenkameraden zu ziehen.

[Mark weiss natürlich, dass Finnya im Waisenhaus wohnt und er selbst bekommt auch immer ärger, wenn er was kaputt macht]

"Das ist sehr nett von dir, aber ... warum tust du das? Ich weiß, wir kennen uns schon seit ein paar Jahren, aber du hast nie ein Wort mit mir gesprochen, warum plötzlich jetzt?"

Ja, warum eigentlich? Ich wusste selbst keine Antwort darauf. Ich dachte immer, sie wäre eine, die sich von keinem Hilfe wünscht. Ich hatte einfach, das Gefühl, das ich ihr helfen musste. Immerhin war es ja meine Schuld, dass sie eine kaputte Tasche hatte, also erschien es mir nur logisch, ihr eine der vielen Taschen zu schicken, welche wir zu Hause im überfluss hatten.

"Ich habe mich einfach nie getraut, mit irgendjemandem zu sprechen. Das heisst doch nicht, dass ich nicht helfen könnte", erklärte ich ihr. "Möchtest du nun eine neue Tasche oder nicht?"
Ich hoffte, es würde nicht gemein rüberkommen...

[okay, danke ]

Als er mir seine Erklärung gab, wog ich ab, ob er das auch wirklich so meinte, doch ich konnte nicht feststellen, dass er mit mir seine Scherze trieb.
Sei nicht so argwöhnisch, Finnya!, sagte ich mir selbst. Er hat sich doch bei dir entschuldigt, dass kann doch nur heißen, dass es ihm auch leid tut.
Also riss ich mich zusammen und nahm sein Angebot an, indem ich mit einem Lächeln etwas unsicher sagte: "Das wäre wirklich sehr nett von dir, aber ich will dir keine Umstände machen ..."

"Das macht doch keine Umstände. Ich muss sowieso bald nach Hause gehen. Mein Haus ist gleich in der Nähe. Wenn du möchtest, hast du in 10 Minuten schon wieder eine neue Tasche."
Ich schenkte ihr meinen freundlichsten Blick und hoffte aus irgendeinem Grund, dass sie mitkommen würde.
Ich wusste nicht wieso, aber es viel mir leicht, mit Finnya zu sprechen. Vielleicht sollte ich öfter anderen Leuten helfen, dachte ich mir, während ich auf ihre Antwort wartete.

[Soll ich ein neues Thema für mein Haus erstellen? Natürlich nur, wenn Finnya mitkommen möchte.]

[ja, kannst du gerne machen ]

Zu ihm nach Hause mitgehen ...? Meine misstrauische Seite wollte schon wieder zum Vorschein kommen und als mir das bewusst wurde, erinnerte ich mich daran, dass ich doch auch sonst kein Angsthase war oder sowas in der Art, also antwortete ich ihm: "Okay, wenn es dir keine Umstände bereitet, komme ich gerne mit."

"Okay, wenn es dir keine Umstände bereitet, komme ich gerne mit."

"Wie schon gesagt, es macht mir wirklich keine Umstände", sagte ich ihr ein weiteres Mal.
"Komm mit, es ist nicht so weit bis zu mir nach Hause. Ich geh schon mal voraus."

Ich drehte mich um und lief in Richtung Hauptstrasse.

-->Haus der Millers

"Okay", antwortete ich Mark, hielt meine Tasche mit den Büchern an mich gepresst, da ich sie ja nicht mehr mit einer Hand tragen konnte und folgte dem Jungen vor mir.

Haus der Millers