Die Apotheke

Ich lehnte mich über das Pult. "Hier. Drei bis Fünf mal täglich. Am besten immer nach dem Essen.". nachdem ich dies geäußert hatte biss ich mir auf die Unterlippe. Ich überreichte dem kleinen Mädchen das Tütchen mit den Tropfen. Sie sah nämlich nicht so aus, als könnte sie oder ihre Familie sich das Essen leisten. Dieser Gedankenzug brachte mich zu der Frage wie sie das Geld für dieses Medikament aufbringen konnten. Die Kleine nickte ohne mich anzuschauen, machte auf den Absatz kehrt und wollte raus gehen. "Moment.", sagte ich. Sie drehte sich um und ich sah in ihre ängstlichen Augen. Als hätte sie etwas falsch gemacht. Hatte sie aber nicht. "Wünsch deiner Mutter gute Besserung und falls das..." Ich deutete auf das Tütchen. "...ihr nicht helfen sollte, versuch sie bitte herzubringen."
Das Mädchen lächelte etwas gequält, nuschelte ein "Danke" und verschwand. Ein Seufzer entfuhr mir. Während ich in der Apotheke auf Kundschaft wartete, war mein Vater bereits zuhause. Es ging ausgerechnet ihm, dem Apotheker, an diesem Tag nicht so gut. Ich schickte ihn daraufhin nach hause und nun wartete ich sehnsüchtig, dass ich die Apotheke schließen konnte um mich um ihn zu kümmern.

<------- Wald von Distrikt 11


Ich öffnete leise die Tür und sah mich um. Es war lange her seitdem ich das erstemal hier war. Damals war ich 2 Jahre und mit meinen Vater hier, der eine Arznei für meine Mutter besorgen musste. Ich schüttelte den Kopf um das Bild meine Mutter zu vergessen.
Ich ging auf den Pult zu. "Hallo.", sagte ich freundlich.

Ich räumte das Regal wieder auf. Schön nach Alphabet. Im Laufe eines Tages kann es schon mal vorkommen, dass man einige Medikamente an den falschen Platz stellt während man für den Kunden eins raussucht. Was wäre die Welt ohne Ordnung?
Ein "Hallo", ertönte hinter mir. Ich drehte mich um und sah ein Junges Mädchen mit dunklen Haaren vor dem Pult stehen. Meine Augen sahen sofort die Verletzung am Arm. Ich ging näher heran um ein besseren Blick auf die Wunde zu bekommen, aber dann schaute ich ihr ins Gesicht. "Was kann ich für dich tun?", fragte ich.

"Hätten sie etwas für meine Wunde?", fragte ich und sah auf den Arm.
Ich hätte das echt nicht tun sollen. Mein Verstand war anscheind ausgefallen als ich den
Friedenswächter attackiert hatte.

Ich ging um den Pult herum. Ihren Arm nahm ich vorsichtig in die Hand und drehte ihn von links nach rechts. Selbstvertständlich muss man sich eine Wunde angucken, man sollte nie irgendein Rezept aus Routine verschreiben. "Wie ist es dazu gekommen?", fragte ich sie beiläufig, während ich zurück zu meinem Regal ging. Mein Zeigerfinger überflog die Namen der Medikamente "Ah... da.", flüsterte ich und nahm das Desinfektionsmittel in meine Hand, dann verschwand ich in den Hinteraum, nahm mir eine Mullbinde, einen Pflasterstreifen und Wundauflagen und kam auch schon wieder nach vorne. "Nun sag schon.", forderte ich sie weiter auf, dabei schnitt ich den Pflasterstreifen zurecht.

Ich schluckte den Schmerz runnter als er meine Arm bewegte.
Konnte ich es ihn wirklich sagen? Nein, das sollte keiner wissen. "Beim..beim kochen.", log ich schnell.
Leider konnte ich es nicht so gut und das wusste ich. Ich beobachtete ihn einen Weile.
"Ist die Wunde schlimm?", fragte ich.

"Das kann jetzt... etwas weh tun...", flüsterte ich während ich total konzentriert ihren Arm in der Hand hielt und einige Tropfen des Desinfektionsmittel auf die Wunde splittern ließ. Schnell drückte ich den Pflasterstreifen drauf. "So jetzt müsste der Schmerz nachlassen...", erklärte ich und legte eine Wundauflage auf die Verletzung. "Beim Kochen also?", fragte ich. "Eine ziemlich unübliche Verletzung fürs Kochen.", bemerkte ich laut. Die Mullbinde rollte ich fest, aber nicht zu fest um ihren Arm. "Und nein die Wunde ist nicht schlimm. Komm in zwei oder drei Tagen wieder und ich wechsle deinen Verband, pass aber bloß auf das kein Wasser dran kommt und vor allen Dingen kein Schmutz! Schmutz wäre am schlimmsten, es könnte sich entzünden und das wäre nicht mehr so lustig.", erklärte ich, dann schaute ich ihr ins Gesicht. "Beim Kochen..." Ich musste grinsen und den Kopf schütteln zur selben Zeit.

Ich sah ihn an. "Danke.Ich kann versuchen das kein Schmutz und Wasser dran kommt, versprechen kann ich es, aber nicht." Ich merkte das er das mit den Kochen nicht glaubte.
"Ja, ich und kochen das past nicht gut zusammen." Ich lächelte leicht.
"Was bekommen sie dafür?", fragte ich und wechselte schnell das Thema.

"Nein, nicht das du nicht zum Kochen passt. Ich bin mir sicher, dass du eine ausgezeichnete Köchin bist." Ich lächelte. "Aber es ist nur verwunderlich wie man sich solch eine Wunde beim Kochen zueignen kann."
Ich lehnte mich gegen den Pult und fasste mich am Kinn. "Heute ist es umsonst.", erklärte ich.
Mein Vater ermahnte mich zwar immer dafür, dass ich zu locker bin und die Friedenswächter uns den Laden bald dicht machen, aber ich konnte nicht wiederstehen. Irgendwas muss dem Mädchen zugestoßen sein und deshalb fand ich sollte ihr heute auch etwas gutes passieren.

Ich sah ihn lange an. Er war echt nett obwohl er mich nicht kannte. Ich lächelte zurück.
"Danke. Du hast recht es kommt nicht vom Kochen." Ich kaute etwas auf meiner Unterlippe.
Konnte ich ihn vertraun? Ach egal den Streit haben viele mitbekommen.
"Er..Die Wunde kommt von einen Dolch. Genauer von einen Friedenswächter."
Ich schaute zu Boden. "Naja ich habe einen falsche Satz gesagt ärger bekommen und ihn provoziert. Er hat mich mehrfach geschlagen und ich ihn auch. Da ist er völlig durchgedreht."
Ich vermied es ihn anzusehen. Es war einfach falsch gewesen was ich getan haben und hat mich in große schwierigkeiten gebracht.

"Du hast dich mit einem Friedenswärter geprügelt?" Entgeistert schaute ich sie an, von oben bis unten. Sie schien noch ziemlich jung zu sein, also musste sie wohl etwas auf den Kasten haben. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter. "Mach das nicht mehr... Tut mir Leid das ich das sage, aber es ist dämlich. Du bringst dich nur in Gefahr." Ich tätschelte ihr die Schulter, wandte mich ab und ging wieder um das Pult herum.

Ich warf ihn einen finsteren Blick zu. "Ich weiß das es dämlich war. Trotzdem es ist auch nicht grade toll das sie fast alle ihre Bürger verhungern lassen.", fauchte ich los.
Wütend drehte ich mich um und stürmte raus, dabei riss ich mir den Verband vom Arm.
Ich brauchte keine Hilfe. Ich komme allein klar.

------> Lyras Haus

Ich wusste nicht wie ich auf diesen Ausbruch reagieren sollte. Also wenn sie so leicht in rage zu versetzen war wunderte es mich nicht mehr, dass sie sich mit einem Friedenswächter angelegt hatte. Außerdem meinte ich es nicht böse, ich wollte ihr doch nur einen Rat geben. Wenn sie keine Hilfe wollte, bitte. Ich wandte mich wieder meinem Regal zu und begann zu sortieren.

<---------- Wald Distrikt 11

Als wir die Apotheke betraten sah ich die ganzen Zeit auf den Boden.
"Hallo...", sagte der Friedenswächter. "Sie hat ein paar kleine Wunden."
Einpaar??kleine?? Naja egal ich reg mich jetzt nicht drüber auf.

Gerade als Dash die Apotheke schließen wollte um endlich zu seinem Vater nach Hause gehen zu können bekam er erneut Besuch. Ein Friedenswächter betrat den Laden. Als er das Mädchen sah, das zu Seiten des Wächters ging, war Dash etwas erschrocken. "Das war doch die von vorhin.", dachte er, dann musste er seufzen. "Wieso bringt sie sich nur in solche Schwierigkeiten?", fragte er sich selbst. Er ging um den Pult. "Was kann ich für Sie tun?", fragte er den Friedenswächter.

Der Friedenswächter zog mich mit zum Pult. “Lyra, hat eine Schussverletzung und diese Schnitzwunde am Arm.” Er drehte sich um und ging zu Tür. “Wenn du fertig versorgt bist kommst du zum Rathhaus.”, sagte der Friedenswächter zu mir und ich nickt kurz. Dann war er auch schon verschwunden. “ Verdammt!”, murrmelte ich. Nur weil ich nicht geguckt hatte ob mich einer gesehen hat als ich in den Wald gegangen bin.
Ich seuftzte und sah dann zu den Apotheker. “Ja, ich weiß das ich in großen Schwierigkeiten stecke.”, sagte ich.

Erstmal half ich ihr rüber zu einem Stuhl, damit sie sich setzen konnte. "Was werden sie mit dir anstellen?", fragte ich ohne nachzudenken. "Was hast du überhaupt angestellt, damit es soweit..." Ich zeigte auf ihren Fuß. "...kommt?" Nachdem ich sie dies gefragt hatte holte ich erneut Verbandszeug von vorhin, für den Arm.

Es tat gut den Fuß nicht mehr zu belasten.
"Ich weiß nicht was sie machen werden.", gab ich erlich zu.
Doch immoment machte ich mehr ehr Sorgen um meine Geschwister. Wer wird sich jetzt für sie bei den Spielen melden wenn ich nicht mehr da war.
"Das von heute morgen und ich bin in den Wald gegangen." Schuldbewust sah ich zu Boden.
"Ich hätte echt aufpassen sollen."

Ich begann ihren Arm erneut zu verbinden genau wie heute Mittag. Ihr eine Standpauke zu halten hätte eh nichts mehr gebracht. Deshalb tat ich einfach meinen Job.
Nachdem der Arm fertig verbunden war machte ich mich an ihrem Fuß ran. "Das ist natürlich... dumm gelaufen.", flüsterte ich während ich einen Hocker unter ihren Fuß stellte, damit ich einen besseren Blick auf den Fuß werfen konnte. Es handelte sich um eine kleine Schusswunde. "Gott sei Dank nicht allzu schlimm.", dachte ich.
"Das wird jetzt etwas weh tun.", erklärte ich während ich ihr ins Gesicht schaute. Ich nahm die Pinzette und zog die Kugel aus der Wunde. Dann goss ich etwas Desinfektionsmittel drüber. Mit dem Wattebausch tupfte ich die Wunde ab, die nun begann zu bluten.
Ich drückte sie zusammen, legte Mull drauf und darüber das Pflaster, danach wickelte ich einen Druckverband um den Fuß herum. "Du hast wirklich Glück gehabt, das hätte zumindest mit der Wunde schlimmer enden können.... ich hoffe nur, dass dich nichts Schlimmeres erwartet." Mit Mitleid in den Augen blickte ich sie an.

Ich nickte. Ohja, das war dumm gelaufen.
Ich beobachtete ihn genau. Er war wirklich gut mit seiner Arbeit.
Ein Schmerz durchzuckte mich als er die Kugel rausholte und die Wunde desinfezierte.
Ich schrie kurz auf.
Sein Mitleid in den Augen überraschte mich etwas. Es war echtes Mitleid. Kein gespieltes wie ich es heufig kannte. Ich lächelte leicht. "Ja, das.." Ich schluckte die Tränen runnter als ich mir in Gedaken vorstellte was alles passieren kann. "Ja, das hoffe ich auch.", sagte ich als ich mich wieder gefangen hatte.

Ich beobachtete ihre Gesichtsaudrücke, sie war gut darin ihre Gefühle zu verstecken.
Ehrlich gesagt wäre ich schon total am Ende, wenn ich wissen würde, dass ein Friedenswächter mich mitnehmen wird... Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Unterarmen. Ich räusperte mich.
"Kann ich denn noch irgendwas für dich tun?"

Ich nickte. "ja das könntest du. Meine Geschwister...sie sollen nicht bei den
Spielen mit machen. Ich möchte es nicht. Ich kann ja nicht mehr einspringen, würdest du es vlt machen?" Ich sah ihn flehent an.

Ich war etwas überrascht über diese Bitte. "Aber... ich kenne deine Geschwister doch gar nicht... sei mir nicht böse aber, diese Spiele sind gefährlich und was wird aus der Apotheke wenn ich nicht mehr da bin?" Ihr Blick war flehend. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, sie wird weggeschafft von Friedenswächtern und ihr letzter Wunsch war an mich gerichtet, ein einziger Wunsch.
In mir breitete sich der Wille aus ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit dass eines ihrer Geschwister gewählt wird?
"Nun gut...", sagte ich und atmete tief durch. "Ich mach es. Wie heißen deine Brüder oder dein Bruder?", fragte ich dann und kratze mich am Hinterkopf. Ich hatte das Gefühl, dass ich diese Entscheidung irgendwann bereuen werde.

Ich lächelte dankbar.
"Danke. Er heißt Timo Shifft."
Ich stand auf und wunderte mich. Der Fuß tat nicht mehr so doll weh.
"Du bist ein guter Apotheker." Er hatte mir geholfen und ich stand in seiner Schuld.
"Kann ich auch etwas für dich tun?", fragte ich.

Das Kompliment, das sie mir machte ließ ein Lächeln auf meinen Lippen erscheinen. Ein guter Apotheker... Ich räusperte mich und beugte mich zu ihr. "Ja, du kannst mir wirklich einen Gefallen tun, Lyra."
Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. "Pass bitte auf dich auf, ja?"