Der Park Daheim angekommen musste ich feststellen, dass selbst meine Eltern von der Ernte schon wieder zurückgekehrt waren und sich schon gewundert hatten, wo ich geblieben war.
"Ach, ich hab ... einen alten Schulkollegen im Park getroffen und wir haben ein bisschen geplaudert. Er veranstaltet heute auch noch eine Feier, zu der ich dann später noch gehen werde", erzählte ich ihnen und stellte meiner Mutter, die gerade am Esszimmertisch saß und eines ihrer Bücher über Heilkunde studierte, den Korb vor die Nase. Sie tat meine Erklärung mit einem Nicken ab und widmete sich augenblicklich meinem Mitbringsel von der Weide. "Oh, vielen Dank, Reena! Jetzt kann ich morgen endlich dieses Rezept gegen Kopfschmerzen ausprobieren", sagte sie erfreut, während ich mir dachte, was für ein Glück ich doch mit meiner Mom hatte. Wenn es um Tratsch und Klatsch ging legte sie nämliche die gleiche Neugier an den Tag wie ich - nämlich gar keine.
Mein Vater hingegen war da mehr wie meine Schwester. Er saß ebenfalls am Esstisch, nippte an seiner Tasse Tee und beobachtete mich mit einem scharfen Blick.
"Wie heißt er denn? Kennen wir ihn?", fragte er sofort und ich ahnte, was er dachte. Augen verdrehend meinte ich grinsend: "Es ist bloß ein alter Schulfreund, Dad. Keine Angst, ich will Vicky nicht zuvor kommen mit dem Heiraten."
Er lächelte ebenfalls und stellte die Befragung wieder ein. Stattdessen sagte er: "Es laufen bald die Zusammenfassungen. Würdest du bitte den Fernseher einschalten?" Ich nickte und tat wie mir geheißen.
Ah ja ... die Ernten ..."Wer wurde denn gezogen?", fragte ich und hoffte, dass es niemand von unseren Nachbarskindern war.
"Keine Angst, niemand den wir kennen", sagte meine Mom abwesend, während sie die Blumen in dem Korb studierte und hier und da etwas wegzupfte.
"Gut", sagte ich bloß. Die Hungerspiele waren bei uns daheim kaum mehr ein Thema seit meine Schwester und ich 19 geworden waren. Und ich vermisste das ganz und gar nicht.
"Ich geh mich dann mal fertigmachen", murmelte ich, spazierte in mein Zimmer und suchte mir etwas Passendes zum Anziehen heraus. Ich besaß nicht übermäßig viele schönere Kleider - ganz und gar nicht - aber zwei, drei konnte ich schon mein Eigen nennen. Ich entschloss mich für ein graues, das zwar farblich nicht viel hermachte, dafür einen sehr schönen Schnitt hatte, wie ich fand. Dazu eine durchsichtige Seidenstrumpfhose, etwas Mascara und schließlich ein Paar brauner Schuhe mit Absatz, die ich jedoch nur sehr selten anhatte. Das Ganze rundete ich mit Ohrringen ab, die zu den Schuhen passten und warf einen letzten Blick in den Spiegel im Badezimmer.
Meine dunklen Haare ließ ich offen und frisierte sie bloß ein paar Mal bis ich mit meinem Aussehen zufrieden war.
"Ich geh dann mal!", rief ich meinen Eltern aus dem Eingangsbereich zu.
"Reena? Warte ... hier." Meine Mutter kam zu mir geeilt und drückte mir eine Tasche mit Snacks in die Hand. "Nimm das besser mit. Ohne irgendetwas aufzukreuzen ist unhöflich. - Du siehst übrigens hübsch aus."
Ich lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Danke, Mom. Bis dann!"
Nachdem ich mich von ihr verabschiedet hatte, verließ ich unser Haus und machte mich auf den Weg zur Party von Damon.
Haus der Familie Chagall