Thema: Hütte von Kalynna und ihrer Mutter Do Apr 05, 2012 8:50 pm
Die Hütte liegt im Saum, in der Nähe des Waldes. Sie ist alt und komplett aus Holz. Es gibt nur zwei Zimmer. Das eine dient als Küche, Wohnraum und Schlafraum für die Mutter. In ihm befindet sich eine kleine Kochstelle, eine grober Esstisch mit fünf Sesseln und eine Bank, auf der die Mutter schläft. Das zweite ist eine Speisekammer, in der ein Strohsack für Kalynna liegt. Dieses Zimmer hat keine Fenster und ist nur durch einen Vorhang vom Wohnraum getrennt. Die Hütte steht auf Stelzen und Stufen führen nach unten. Um die Hütte ist ein wenig Wiese, auf der Obstbäume stehen, die als Hauptnahrungsquelle dienen.
Sie sieht ungefähr so aus:
Zooey Franklin
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Thema: Re: Hütte von Kalynna und ihrer Mutter Do Apr 05, 2012 9:14 pm
>First Post<
Aus Kalynnas Sicht:
Ich lag auf meinem Strohsack und konnte nicht schlafen. Ich hörte meine Mutter im Nebenraum umhergehen. Auch sie konnte nicht schlafen, wie so oft, doch ich hatte keine Nerven mehr, sie zu beruhigen und in den Schlaf zu singen oder eine Geschichte zu erzählen. Sie war meine Mutter. Eigentlich sollte sie so etwas für mich tun. Wir hatten quasi Rollen getauscht und das war ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Kaloosh lag neben mir. Ich spürte ihre Wärme und lauschte auf ihren Atem. Sie bewegte sich, schmiegte sich näher an mich heran. Ihr Fell kitzelte mich an der Nase. Ich musste einen Nieser unterdrücken. Länger hielt ich es nicht mehr aus. Ich rappelte mich auf. Kaloosh wurde wach. Sie grollte leise. Ich tastete nach dem Vorhang und schlich ins Nebenzimmer. Ich brauchte keine Hilfe. Im Haus und im Distrikt fand ich mich zurecht. Ich ging zum Tisch und tastete nach dem Brot, das ich am Tag zuvor liegengelassen hatte. Meine Mutter beobachtete mich. Ich spürte ihre Blicke im Rücken. Ich wirbelte herum. Ich wusste, wo sie war. Ich hörte sie. Ich sah sie genau an. Sie hasste es, von meinen blinden Augen angeblickt zu werden und das wusste ich. Kaloosh tappste zu mir und leckte meine Hand ab. Ich schenkte meiner Mutter einen gleichgültigen Blick mit meinen toten Augen und ging. Im Garten pflückte ich einen Apfel und packte ihn in meinen Lederbeutel. Ich trug das selbe wie am Tag auch in der Nacht, falls wir fliehen mussten. Als ich mich auf den Weg zum Marktplatz machte, hörte ich meine Mutter im Haus leise schluchzen. Doch das war mir egal. Ich war ihre Tochter. Vor mir sollte sie keine Angst haben. Sie sollte mich nicht meiden wie eine Kranke. Für sie war ich ein Monster.
----> Der Marktplatz
Zooey Franklin
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Thema: Re: Hütte von Kalynna und ihrer Mutter Sa Apr 07, 2012 4:04 pm
----> Wald von Distrikt 11
Kalynna:
Ich wusste nicht was ich tun sollte. Der Friedenswächter hatte mir schmerzhaft die Hände auf den Rücken gedreht. Ich hatte Angst. Große Angst. Ich wusste nicht, was der Friedenswächter mit meiner Mutter anstellen würde. Und ich wollte nicht das selbe erleben wie vor vier Jahren. Das würde zu viel für mich sein. Wir waren fast da. Ich wollte meine Mutter warnen, damit sie vielleicht weglaufen konnte, doch ich wusste nicht wie. Schon spürte ich die Wiese unter meinen Füßen und wusste, dass es zu spät war. So langsam wie möglich ging ich die Stufen hinauf. Der Wächter schubste mich und trieb mich an. Noch bevor er die Tür mit dem Fuß aufstieß wusste ich, dass meine Mutter daheim war. Er trat durch die niedrige Tür und stieß mich in die Ecke. Meine Mutter schlief. Ich hörte ihren gleichmäßigen Atem. Der Friedenswächter ging zu ihr. "Schläft! So ein faules Pack!", schimpfte er vor sich hin. "Sie ist krank", sagte ich leise. "Ihr habt meinen Vater und meinen Bruder umgebracht und seit dem ist sie krank." Meine Stimme zitterte, als ich das sagte. "So so! Was haben die beiden denn angestellt?", fragze der Friedenswächter amüsiert. "Sie haben ein Schwein gestohlen. Na ja! Sie wollten es stehlen", antwortete ich. Ich versuchte Zeit zu gewinnen. "Ach, ihr seid das!" Der Mann schien sich zu erinnern. "Sie? Sie waren das? Sie haben Philippus und Papa umgebracht? Sie haben meine Familie zerstört?" Ich wurde immer wütender. "SIE HABEN MEINE FAMILIE ZERSTÖRT!", schrie ich ihn an. Ich sprang auf und rannte auf ihn zu. Ich wollte ihm wehtun. So weh, wie er mir damals getan hatte. Doch er ließ sich nicht beirren. Er schlug mich mit der Hand gegen die Wand und stieß sein Schwert in mein Bein. Ich schrie auf. Es tat so weh. In diesem Moment schreckte meine Mutter hoch. Eine Sekunde lang war es ganz still. Und dann schrie meine Mutter. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib. So hatte ich sie erst einmal schreien gehört. Nämlich als sie meinen Vater und mich gefunden hatte. Sie hörte nicht auf zu Schreien. "Es tut mir leid, Mum! Es tut mir so leid! Ich wollte das nicht!" Ich wollte aufstehen und zu ihr gehen, doch ich konnte nicht. Stattdessen stand der Friedenswächter auf. Meine Mutter verstummte. "Nein", flüsterte ich. "Tun Sie ihr nichts. Bitte!", flehte ich ihn an. Wieder war es still. "Töten Sie sie nicht! Foltern Sie sie nicht!" Ich wusste, dass meine Mutter daran zerbrechen würde. "Jemand muss bestraft werden!", sagte der Friedenswächter bestimmt. "Ja! Ich bin der selben Meinung", sagte ich ruhig. "Aber nicht ich bin diejenige, die bestraft werden muss. Auch nicht meine Mutter. Sondern die, die uns dazu veranlassen, Verbotenes zu tun. Wir können ja nicht anders. Wir würden sonst verhungern." "Ist das eine Anspielung auf das Kapitol?" "Nein! Denn ich meine das Kapitol!" "Dafür wirst du hart bestraft!", sagte er wütend. Ich spürte einen festen Schlag gegen den Kopf, fiel und dann wurde mir schwarz vor Augen.
Zooey Franklin
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Thema: Re: Hütte von Kalynna und ihrer Mutter Sa Apr 07, 2012 6:00 pm
Kalynna:
Als ich aufwachte, dröhnte mir der Kopf. Alles tat weh. Den Fuß, in den der Friedenswächter gestochen hatte, konnte ich nicht bewegen. Ich stöhnte. Der Wächter war nicht mehr da, das merkte ich sofort. "Mum?", fragte ich unsicher. Meine Stimme war rau. Keine Antwort! Doch! Ein Wimmern, das so leise war, dass nicht mal ich es gleich gehört hatte. "Mum? Bist du das?" Das Wimmern wurde lauter. Etwas bewegte sich auf der anderen Seite des Raumes. Ich robbte vorwärts. Zu meiner Mutter hin. Sie legte eine zitternde Hand auf meine Wange. "Kalynna!" Das war das erste Mal seit vier Jahren, dass sie ein Wort sagte. "Mum! Alles wird gut! Er ist nicht mehr da!", beruhigte ich sie. "Ja! Ja! Nicht mehr da!", murmelte sie. "Genau!", bestätigte ich. "Bist du verletzt?" Sie antwortete nicht, sondern stand auf und hob mich hoch. Sie war schwach. Fast zu schwach, um mich zu heben. Ihre Hände zitterten, doch sie schaffte es, mich bis zum Tisch zu tragen und dort vorsichtig abzulegen. Ich wusste nicht, was sie tat, bis sie begann, meine Wunde auszuwaschen. "Nicht verletzt", antwortete sie mir verspätet auf meine Frage. "Gut", erwiderte ich. Vorsichtig verarztete sie mich. Als sie fertig war, hatte ich einen engen Verband um die Wunde und sie tat nicht mehr allzu weh. Ich konnte wieder vorsichtig auftreten. "Wo ist Kaloosh?", fragte ich. Die Antwort gab mir die Hündin gleich selbst. Sie schmiegte sich an mein Bein und jammerte vor sich hin. Ich streichelte sie und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Ich war froh, dass niemandem etwas passiert war. Obwohl ich nicht wusste, wo der Friedenswächter hingegangen war, machte ich mir keine Sorgen, dass er wiederkommen könnte. Ich war zu erschöpft, um mir Sorgen zu machen. Auch Kaloosh wirkte unverletzt. Ich war sehr erleichtert. Ich hatte Schlimmeres erwartet. Mindestens, dass ich nicht mehr aufwachen würde. Ich ging mit Kaloosh in mein kleines Kämmerchen und ließ meine Mutter allein. Sie wollte sich bestimmt auch ausruhen. Ich legte mich auf meinen Strohsack, penibel darauf bedacht, mein Bein nicht zu berühren, und dämmerte ein.
Zooey Franklin
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Thema: Re: Hütte von Kalynna und ihrer Mutter So Apr 08, 2012 1:51 pm
Kalynna:
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Die Schmerzen hatten mich die halbe Nacht wachgehalten. Und wenn ich doch schlafen konnte, hatte ich Fieberträume gehabt. Es war eine schlimme Nacht gewesen. Doch Kaloosh hatte mich jedes Mal beruhigt. wenn ich schweißgebadet erwacht war. An diesem Morgen wartete ich, bis meine Mutter aufgewacht war, bevor ich ging. Obwohl ich mich nicht gut fühlte, wollte ich den Tag nicht in der Hütte verbringen. Ich verabschiedete mich und ging in den Garten. Dort wollte ich ein Weilchen bleiben. Kaloosh ließ ich nicht mehr weglaufen, damit sie nicht wieder ein Friedenswächter aufgriff. Sie tollte durch die Gegend und jagte dem Stock nach, den ich ihr immer wieder weit weg warf. Sie apportierte ihn ganz von selbst. Ich hatte es ihr nie beigebracht.