<---- Senatsgebäude
Als ich in den großen Essraum kam, wartete natürlich schon ein vorbereitetes Mahl auf mich, andernfalls hätte ich die Avoxe wahrscheinlich hochkant rausgeschimissen. Müde ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. Mrs. Trambadore hatte mir - wie jeden Tag - einen Zettel neben meinen Teller gelegt, um mir nochmals vor Augen zu führen, wie viel Arbeit auf mich wartete. An Tagen wie diesen hätte ich meinen Beruf manchmal gerne auf den Nagel gehängt, denn Politik bereitete vor allem Arbeit, nicht Freude.
- Rede fertig verfassen
- Interviewtermin bestätigen
- Mr. Garrisburg zurückrufen
- Statistiken überprüfen
- Dokumente unterschreiben
Frustriert legte ich den Zettel beiseite, noch bevor ich die letzten drei Stichpunkte gelesen hatte. Mein Leben war wirklich nicht leicht. Das dumme war, dass ich nicht mal die Wahl hatte nun zum Wein zu greifen und meine ganzen Sorgen einfach zu vergessen, denn was die meisten Senatoren nur allzu oft vergaßen: Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Bürgern.
Seufzend schob ich die Liste von mir fort, denn ich hatte heute noch etwas ganz anderes vor, einen wichtigen Stichpunkt, der ganz offensichtlich nicht auf meinem Zettel stand.
"Keine hastige Bewegung", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir, gefolgt von dem klickenden Geräusch. Eine Waffe wurde entsichert. Ich brauchte mich eigentlich nicht umzudrehen, um zu erahnen, wer sich hier herein geschlichen hatte, aber der Anblick des Mannes bot mir eine gewisse Genugtuung.
"Brox", entgegnete ich lächelnd, was ihn augenscheinlich beunruhigte, obwohl er derjenige war, der auf mich zielte. Er hatte sich ziemlich geändert, seit wir uns das letzte Mal begegnet waren. Die anstrengende Zeit, die er hinter sich haben musste war nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Er war eigentlich etwa fünfundzwanzig, aber mir den tiefen, von mangelnden Schlaf zeugenden Augenringen, sah er gleich um mehrere Jahre gealtert aus. Seine einst so gepflegten braunen Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und er trug einen Dreitage-Bart, den er letztes Mal ebenfalls nicht vorzuweisen hatte.
"Da bist du ja endlich", fügte ich immer noch lächelnd hinzu, "ich habe schon auf dich gewartet." Und mit einer einladenden Geste nickte ich zu dem zweiten Teller, der gegenüber den meinen gedeckt worden war.