Die Parade

Distrikt 10

"Na klar finden wir Sponsoren. Mit deiner Ausstrahlung!" sagte ich scheinbar verwundert. Ich ließ mein Blick über die Tribute schweifen. Die aus Distrikt 1 waren anscheinend zusammen, es war nur die Frage ob als Strategie oder wirklich.
Ich richtete meinen Blick wieder auf Skye, als sie mich am Arm zog, und meinte, dass wir in unsere Zimmer gehen sollten.
Ich lächelte und ließ mich mitziehen.

--> Skye´s Zimmer

cf: Vorbereitungsräumen

Missmutig bleibe ich vor dem Wagen für Distrikt 7 stehen. Die Parade ist mein Schwachpunkt. Ich weiß, dass ich nicht besonders auffällig aussehe und daran ändert auch das Kostüm nichts. Aber ich brauche keine Sponsoren. Meine Schwester bringe ich noch eigenhändig um und der Rest wird sich dann schon irgendwie ergeben.
Apropo Schwester, wo ist die schon wieder?
Noch ist sie nicht aufgetaucht und ich beginne mir zu wünschen, dass sie zu spät auftaucht und unser Wagen schon ohne sie abfahren wird.

Distrikt 7

Ich glaube nicht an Vorhersehung. Alles, was ich je erreicht habe resultiert aus meinen eigenen mit außerordentlichen talentbesähten Händen. Vater und Mutter sind stark, sie gaben all ihr Gutes an mich weiter, weshalb ich perfekt bin, genau wie das Kapitol.
Deshalb gehören wir auch zusammen, ich und diese überaus perfekte Stadt und kaum mehr ein großer Kampf trennt uns noch.
Ich meine vom Boden abzuheben, so schnell saust der Fahrstuhl in die Tiefe.
Ich sehe atemberaubend aus, das Vorbereitungsteam konnte den Blick nicht von mir abwenden. Mein Körper ist in ein weißes elfengleiches Kleid gehüllt. Der Stoff ist glatt und scheint beim kleinsten Hauch wie ein Schleier hinter mir herzuwehen. Um die Taille prangt ein schlichter geflochtener Gürtel aus gegerbter Tierhaut. einen solchen wünsche ich mir für die Arena. Er wäre perfekt um Messer hineinzustecken. Anstatt von Ärmel entwachsen sich dem oberen Saum des Kostüms die jungen satt grünen Ranken einer Weide. Sie reichen mir bis zu den Füßen und ich muss achtgeben, das ich nicht drauftrete. Mauricio hat das Make up sehr schlicht belassen, es bedarf nicht viel um meine natürliche Schönheit hervorzuheben.
Ein kurzes "Ding" ist zu hören und ich trete in den Raum mit den Kutschen. Erhabenen Schrittes nähere ich mich der Unseren. Die beiden hochgewachsenen Hengste, die sie ziehen haben glänzend fuchsfarbenes Fell, doch so anmutig sie auch dastehen in den glasigen Augen erkenne ich das man ihren Willen schon vor langer Zeit gebrochen hat. Ich streiche einem beschwichtigend über die Nüstern, keine Reaktion. Ein Stück Zucker aus meiner Hand nimmt es schon bereitwilliger und ich gehe herum um auch dem anderen einen Würfel anzubieten, als ich meinen Bruder auf der anderen Seite erblicke.
Sein missmutiger Blick spricht Bände, doch ich lasse mir meinen Auftritt ganz bestimmt nicht von ihm verderben.
Das Kapitol wird mich lieben!

"Immer die Wohltäterin und Tierfreundin, was?", schnaube ich meine Schwester an, als sie um den Wagen herum kommt. An dem Geräusch der Pferde erkennt man, dass sie den beiden wohl gerade irgendwas gegeben hat. Thypisch sie will sich immer beliebt machen.
Sauer stelle ich fest, dass selbst ihr Kostüm gut aussieht. Warum bekommt sie eigentlich immer die genialen Leute um ihr zu helfen? Und ich werde als Holzfäller verkleidet?
Ich werfe Jeanne noch einen verachtenden Blick zu, dann klettere ich auf unsere Kutsche und bringe mich dort in Position.
Hoffentlich ist diese dumme Parade schnell vorbei.

Mein Bruder, der trotzige kleine Junge von 15 Jahren, mit dem Verstand eines kleinen Kindes. Ich kann es in seinem Gesicht sehen wie sehr er mir das Alles missgönnt. Wenn die Mädchen an unserer Schule von ihren süßen, braven kleinen Geschwistern erzählten, wie oft wünschte ich mir da diesen Sturkopf weg, der mich stets mit Verachtung strafte? Eine kleine Schwester, einen hübschen kleinen Bruder, mein Anziehpüppchen, mein Schoßhündchen. Doch miz Simon und mir war für unsere Eltern das Thema Kinder vom Tisch.
Mag er mich doch verabscheuen wie es ihm beliebt, für all die unaufgearbeiteten Familienprobleme hätten wir in der Arena noch genug Zeit.
Imm wieder sage ich mir: "Für meinen Ruhm müssen eben unbedeutende Köpfe rollen." Es bleibt nichts weiter zu diesem Thema zu sagen, sinnlos ihm zu versuchen Benehmen einzubläuen, doch eine Bemerkung kann ich mir einfach nicht verkneifen:
"Bruder, versuch einmal in deinem Leben ein gutes Mitglied der Familie Bangley zu sein."
Ich bin so aufgeregt wegen der anstehenden Parade, das ich den Ärger in meiner Stimme kaum verbergen kann, trotzdem hat doch jedes meiner Worte schon den gewinnend süßen Nachklang, den ich solange für die Interviews geübt habe. Ich werfe ihm einen letzten eindringlichen Blick zu und steige dann mithilfe zweier herangeeilter Diener auf den Wagen. Die Zügel sind an den Seiten festgebunden, ich entknote sie und lege sie mir fachmännisch zwischen die Finger der rechten Hand. Das ist abgesprochen, es macht den Eindruck als lenke ich den Wagen selbst, auch wenn die Pferde natürlich von alleine laufen. Es wirkt stark, die Zuschauer werden denken: Jeanne Bangley aus Distrikt 7 hat ihr Schicksal selbst in die Hand genommen, sie stellt sich mutig unseren Spielen!

Verachtend beobachte ich, wie Jeanne die Hilfe von zwei Dienern in Anspruch nimmt um auf den Wagen hinauf zu kommen. Vermutlich liegt es an ihrem Kleid, ich nehme es dennoch als Grund um gegen sie sticheln zu könnnen: "Schwesterherz, wenn du es nicht mal ohne Hilfe auf den Wagen schaffst, wie willst du jemals vom Füllhorn allein weg kommen." Nicht, dass sie wirklich von dort weg kommen wird. Dafür werde ich schon sorgen.
"Keine Sorge, ich werde ein gutes Mitglied sein, sobald ich dich getötet habe", entgegne ich. Hass schwingt in meiner Aussage mit, den ich nicht verbergen kann und auch nicht mehr verbergen will.
Meine Schwester nimmt die Zügeln in die Hand und im selben Moment setzt sich unser Wagen schon in Bewegung. Wir rollen hinaus und werden sofort von jubelnden Massen empfangen.

(hi, ihr beiden aus D7 macht ihr demnächst mal fertig? eigentlich ist ja schon der nächste tag mit dem training, nicht dass ihr zu weit hinten seid und keine zeit mehr habt evt verbündete zu finden)

"Vielleicht willst du dich auch auf ein Spiel einlassen, lieber Bruder. Erst die anderen Tribute und dann wir beide, im finalen Wettstreit? Was wäre das für eine Show. Ganz Panem schaut zu wie sich zwei Geschwister auf Leben und Tod bekämpfen? Wäre das nicht reizvoll? Mit einem letzten süffisanten Lächeln drehe ich mein Gesicht in Richtung der brüllenden Menge. Sie sind die dummen Schafe, die zu beeindrucken ich gesuche damit sie mich, den Wolf in ihre Mitte aufnehmen. Ich kann es mir nicht vorstellen ein Mensch von vielen zu sein. Bin ich auch noch so reich ,lebe im Kapitol, hülle meinen Körper in Gold. Jeanne Bangley ist etwas Besonderes, sie ist die Siegerin der 75. Hungerspiele und sie wird das den Zuschauern solange die Spiele andauern in jedem Augenblick wissen lassen. Am liebsten würde ich jetzt in einen Schwall verhöhnenden Gelächters verfallen, aber zu schön sehe ich im Moment aus, als das es mir gefiele mein Antlitz in trauter Bosheit zu ertränken.
Dieser Moment ist einzigartig und in einem Meer von einzigartigen Momenten wird er immer jener sein, indem das Kapitol meinen Stolz sah und begriff das nur ich siegen kann. Ich brauche niemanden, keinen Begleiter, keinen Anführer und bin ich doch einmal in Einsamkeit gefangen so richte ich mich doch selbst auf und gehe stärker um stärker nach jedem Fall hervor. Ich will alles kontrollieren. Ich kann alles kontrollieren.
Ich frage mich ob es das ist, was Simon an mir so verabscheuenswürdig findet. Doch halt, das ist unmöglich, ist es doch nur Eifersucht, die ihn gegen mich aufbringt. Er ist ebenso schwach wie alle anderen, hätte einmal stark werden können, doch er ist nun nicht länger in der Lage seinen Hass zu kontrollieren und das macht ihn angreifbar. "Ach Bruder.", seufze ich in Gedanken.
Unser Wagen fährt nun dem großen Platz entgegen.
Es muss merkwürdig auf die Zuschauer wirken wie unterkühlt wir miteinander umgehen, wo wir doch Bruder und Schwester sind. Wahrscheinlich sind wir deshalb sooft auf den großen Bildschirmen zu sehen. Bruder und Schwester so nah zusammen und doch durch unüberbrückbare Fehde getrennt. Das lässt uns zwar nicht besonders liebenswert erscheinen, doch dafür geheimnisvoll, wie etwas, das es noch zu entdecken gilt. Und seien wir mal ehrlich, was sehen sich Menschen am Fernseher am Liebsten an? Ist es nicht die Spannung eines Geheimnisses, das sie fesselt.
Dies Jubeljubiläum wird ein Spaß. Ich kichere .

Ich sehe meine Jeanne prüfend an. In dem Fall hat sie sicher Recht, wenn wir beiden die letzten Kämpfer sind, würde es ganz Panem vor die Fernseher fesseln. Und ist es nicht eine noch größere Demütigung für meine Schwester, wenn sie so kurz vor dem Ziel gegen ihren kleinen Bruder verliert? Gegen den scheinbaren Niemand, dem weder sie noch die Familie mehr als einen kurzen Gedanken schenken? Aber damit komme ich klar. Es war eben schon immer so. Aber bald wird sich das ändern. Sehr bald.
Ich zwinge mich über ihren Vorschlag nach zu denken. Es klingt nicht schlecht. Doch ich vertraue ihr nicht. Vermutlich wird sie dennoch versuchen mir schon am Füllhorn ein Messer in den Rücken zu rammen. Da sie weiß, dass sie im Nahkampf gegen mich keine Chance hat. Weil ich nicht auf ihre blöden Spielchen herein falle.
"Klar, lass uns das machen", sage ich und versuche ihr ehrlich zu zulächeln. Nein, ich traue ihr nicht und genau deshalb wird auch dieser Vorsatz mit dem Ertönen des Signals in der Arena wieder verschwinden.
Ich riskiere nicht, dass jemand anderes sie tötet oder mich jemand erledigt, bevor ich nicht die Chance habe, sie zu besiegen.
Wir fahren auf den Platz ein, wo Präsident Snow eine Rede hält. Doch wie schon die ganze Parade geht mir auch diese auf gut deutsch am A*** vorbei.

Simon kann sein Misstrauen nicht verbergen, zu genau kenne ich seine Mimik. Sobald der Gong ertönt ist dieses schwache Bündnis dahin, doch möglicherweise können wir in den Interviews schon mit Rivalität punkten. Nicht mein kleiner Bruder, nicht irgendein lächerliches Tribut oder sonst ein knickriger Sponsor brächten es fertig mir das Selbstvertrauen zu rauben.
"Lächle hübsch in die Kamera Brüderchen, winke ihnen zu, das ist was sie sheen wollen.", zischele ich ihm zu. "Aber pass bloß auf das dir die morsche Rinde nicht vom Kostüm fällt." Provokant abschätzig mustere ich den braunen Sack, den er am Körper trägt.
In gespielter Aufmerksamkeit lausche ich der Rede des Präsidenten. Sein eingefallenes Gesicht kommt nicht gut im Fernsehen. Er sollte sich dringend nachspritzen lassen und den Stylisten feuern. Im Grunde ist er doch nur ein kleiner Mann, der sich nach nichts mehr als Macht verzehrt. Jeder hier in der Parade ist ihm zumindest körperlich überlegen, ein Schwerthieb und sein Her quittiert auf immer den Dienst. Gewiss ist er intelligent, doch betrachtet man die Geschichte genauer so sind es nicht die schlauen Menschen, die seit jeher größten Einluss in der Welt haben. Ein Gesicht, welches sich der Welt repräsentiert ist immer ein schönes, charismatisches.
Mein Lächeln wird breiter, all das könnte ich sein.
Der Jubel währt noch lange nachdem wir schonwieder in Gebäude gefahren sind, Jubelrufe überschlagen sich, werden zu Gekreisch bis es schließlich nur noch auf die Lautstärke nicht aber auf das eigentliche Wort ankommt.


(Genug Posts für die Parade?^^)

[ot: denk i a)

"Ich weiß", gifte ich zurück. Erneut fühle ich mich von ihr gedemütigt, weil sie scheinbar denkt, dass mir das nicht klar ist. Und natürlich folgt auch gleich eine Beleidigung. "Pass nur auf, dass dich deine Ranken nicht erwürgen."
Wirklich mehr lächeln tue ich dennoch nicht und darauf wie ein dressierter Seehund zu winken habe ich noch weniger Lust.
"Du kannst ja gern weiter Barbie spielen", raune ich ihr zu. Dann wende ich mich ab.
Die Ansprache ist vorbei und wir fahren in das Gebäude.
Ich klettere von der Kutsche und ohne meiner Schwester oder einem anderen Tribut einen Blick zuzuwerfen verschwinde ich. Steige in den Lift und fahre in mein Stockwerk hinauf.

gt: Simons Raum