Haus der Sescon's

Park -->

Es war still hier im Haus. Ich wusste nicht ob überhaupt jemand hier war, doch es interessierte mich kaum. Lautlos und immer noch tief in Gedanken versunken lief ich durch die Zimmer und die Treppe hinauf bis zu meiner eigenen Etage. Vor der Tür blieb ich kurz stehen. Es könnte sein, dass meine große Schwester und mein Vater bereits alles ausgeräumt hatten. Sie waren eigentlich fest davon überzeugt, dass ich nicht mehr nach Hause kommen würde, oder eben nur tot. Ich öffnete die Tür und schloss sie sofort wieder hinter mir, erst dann drehte ich mich um.
Sogar erleichtert atmete ich aus. Alles war noch an seinem Platz, wirklich alles.
Vermutlich hatte ich das meiner Mom zu verdanken. Ich lief über den großen weinroten Teppich am Boden zu dem Fenster und sah auf den Park hinaus. Früher hatte ich sehr oft mit Joana dort draußen gespielt. Jedes Jahr hatte ich oft nur auf den Sommer und den Frühling gewartet, denn dann blühten die Blumen im Park von neuem auf.
Ein paar Minuten stand ich nur da, voller alter Erinnerungen die so schön waren, ehe mich alles wieder einholte.
Ich wandte mich ruckartig vom Fenster ab und lief zu dem großen Schrank auf der anderen Seite des Raumes. Die mir wichtigsten Sachen darin stopfte ich achtlos in einen Rucksack, ebenso wie alles andere was mir hier ins Auge fiel.
Das Kleid zog ich ebenfalls aus, ließ es zu Boden gleiten und wollte mir gerade etwas anderes anziehen, als ich ein leises Geräusch hörte.
Ich sah zu Boden und auf den hölzernen kleinen Affen der dort auf einmal lag. Mitten in meiner Bewegung hielt ich inne und starrte auf die Figur, ehe ich langsam in die Hocke ging und sie in meine Hände nahm. Ich wusste noch ganz genau wann Brix sie geschnitzt hatte. Vergessen hatte ich es ja doch nicht..

Der Entschluss den ich fasste kam unerwartet und so plötzlich, dass ich mich beinahe davor fürchtete.
Ich fand, dass die Zeit gekommen war wieder Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Chaos in Bezug auf meine Gedanken.
Wenig später stand ich zufrieden und mit Händen in den Hüften vor meinem gepackten Rucksack. Mein Outfit war schlicht und einfach - so wie ich es mochte -, bestand aus einer einfachen kurzen Jeansshorts, einem Top und einem Hemd darüber, welches ich zusammengeknotet hatte. Schließlich schulterte ich meine Sachen und drehte mich zu Tür um, bis mir wieder einfiel weshalb ich eigentlich hier war.
Langsam setzte ich den Rucksack wieder ab und lief zu meinem Schrank. Wie üblich verströmte er kurz einen angenehm hölzernen Duft als ich die beiden Schranktüren öffnete.
Der versteckte Boden in einer Ecke ließ sich leicht öffnen. Ich merkte nicht wie ich den Atem anhielt, als ich das Stück Brett vorsichtig anhob. Erst als ich erleichtert ausatmete, nachdem ich das kleine Buch dort sichtete wurde mir bewusst, dass ich doch sehr an diesem Ding festhielt.
Behutsam entnahm ich es seinem Versteck, verschloss das kleine Loch wieder und den Schrank ebenfalls. Ein kurzer Blick nach draußen verriet mir, dass es bereits Mittag war und ich mich vielleicht beeilen sollte. Ich drückte das Buch an mich, schnappte mir den Rucksack und verließ lautlos und glücklicherweiße ohne Zwischenfälle das Haus.

--> Die WG