Die Tribute von Panem RPG
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 Distrikt 5: Finley Weston

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Finley Weston

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BeitragThema: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySa Mai 26, 2012 3:48 pm

<--- Spiele / Zusammenfassungen / Parade

Ich schloss die Tür hinter mir. Ich mochte mein Zimmer im Vewaltungszenturm nicht sonderlich, obwohl es nach meinen Wünschen eingerichtet wurde. Neben einem großen Wohnzimmer, einer kleinen Küche, einem großzügigen Bad und einem Schlafzimmer war auch ein Balkon vorhanden.
Ich hatte meinen Tributen die Nachricht zukommen lassen. Morgen würden wir mit dem Training beginnen. (---> Spiele / Trainingscenter / 5. Etage / Tiens Unterkunft)

Hallo Tribute,
ich bin heute im Verwaltungszentrum angekommen. Ich weiß, ihr habt heute, am Tag der Parade, viel um die Ohren. Deshalb steht heute für Euch nichts mehr auf dem Programm. Ich möchte jedoch morgen früh mit unserem Training beginnen. Ich werde um 7:00 Uhr im Gemeinschaftsraum auf eurer Etage auf Euch warten.
Bitte seid pünktlich!
Euer Mentor,
Finley Weston


Die letzten Worte fielen mir sehr schwer. Euer Mentor. Es war also offiziell. Ich musste den Platz des Mentors für Distrikt 5 übernehmen.
Ich wusste, dass das Pendeln zwischen den Spielen zu meiner Farm dadruch erschwert wurde. Dadurch, dass ich nun die alleinige Verantwortung besaß, wollte ich die Kinder ungern länger als unbedingt nötig alleine lassen.
Ich suchte mir in meiner Tasche mein dickes, in Leder gebundenes Buch. Ich öffnete die Schließe und begann, eine Taktik auszuareiten, solange ich auf den Avox wartete...
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Mai 27, 2012 2:06 pm

"OH MAN", schrie ich mein Buch an und sprang auf. Ich bekam kaum Luft. Ich musste dringend hier raus!

Was machte ich da? Ich entwarf einen Plan, drei Kinder sterben zu lassen um eines zu retten. Auf wen sollte ich setzen? Wie sollte ich einen auswählen? Oder noch schlimmer, wie sollte ich drei Kinder dem Tod überlassen?
Ich merkte, dass ich zitterte. Ich durfte die Kontrolle nicht verlieren. Ich durfte meine Gedanken nicht in die Vergangenheit schweifen lassen und auch nicht an die Zukunft. Es war egal, was ich damals in der Arena erlebt habe. Und es ist egal, was dieses Mal käme. Ich musste die Kontrolle behalten.
"Bleib ruhig", ermahnte ich mich. Ich umklammerte meinen Schreibtisch, vor dem ich stand, als wäre es mein Rettungsanker auf eher See. Als würde ich ertrinken und das sei das Letzte, was mich überleben ließe ...

Mein Magen drehte sich und ich eilte ins Bad. Vor der Toilette sank ich in die Knie und übergab mich. Ich zitterte und kalter Schweiß bedeckte meinen Körper...
Ich hatte schon lange nicht mehr die Kontrolle verloren und mich so gehen lassen. Doch ich konnte die Welle, die meinen Körper erfasste, nicht stoppen. Zu viele Erinnerungen, zu viel Angst, die Panik ...
Ich kauerte noch etliche Minuten und übergab mich mehrmals. Toller Mentor, dachte ich und die Panik machte heftiger Wut platz. Ich merkte, wie das Zittern abebbte und ich wieder besser atmen konnte. Ich stand auf, knöpfte mein Hemd auf, ließ meinen Smoking den ich aufgrund der Parade getragen hatte hinter mir und stieg nackt in die Dusche...

Ich zog mir bequeme Klamotten, wie ich sie zu Hause trug, an und war fest entschlossen, das Verwaltungszentrum zu verlassen. Nicht, dass irgendjemand es gerne sehen würde, wenn ich nicht in festlichen Klamotten aus dem Zimmer ging, aber mir war es egal. Ich benötigte etwas Normalität, etwas, das mich beruhigte und Kraft, um beim nächsten Mal die Kontrolle behalten zu können.

Auch wenn alle die anwesenden Avox behandelten als wären sie nichts wert so behandelte ich sie respektvoll. Auch wenn ich mich mühte, nie dabei erwischt zu werden. Es gäbe nur üble Nachrede, wenn ich einem Avox gegenüber mehr äußerte als Befehle.
Ich schrieb für den Avox, den ich zu den Tributen schickten eine Nachricht

Bin unterwegs. Bitte hinterlegen Sie die Nachricht auf meinem Schreibtisch.
Danke.
Finley Weston


und verschwand.

---> Kapitol / Der Park
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Finley Weston

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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyMo Mai 28, 2012 3:35 am

<--- Kapitol / Der Park

Ich kam wieder in meine Unterkunft und ging ohne Umschweife ins Bad. Auf dem Weg dorthin entkleidete ich mich und ließ die Klamotten einfach wie einen Pfad aus Brotkrumen auf dem Boden liegen. Ich bestieg die Dusche und ließ kaltes Wasser auf mich niederprasseln ...

Nach dem Duschen verräumte ich, nur mit Boxershorts bekleidet, meine schmutzigen Klamotten und ging in Richtung Schreibtisch. Auf halbem Weg blieb ich jedoch stehen. Das Notizbuch sah mich grimmig an. Entschlossen starrte ich zurück. "Nicht mit mir, Freundchen", drohte ich den Seiten. Ich lief am Schreibtisch vorbei und trat auf den großzügigen Balkon. Ein Workout wäre jetzt genau das Richtige für mich. Da ich mein Ausdauertraining bereits im Morgengrauen absolviert hatte begann ich mit Liegestütz, ehe ich mich von Übung zu Übung hangelte und ordentlich ins Schwitzen geriet und meine Gedanken an die Tribute, die Spiele und die junge Frau und ihre Kimi allmählich verblassten ...


Zuletzt von Finley Weston am Mo Mai 28, 2012 8:20 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Peshewa Anobis

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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyMo Mai 28, 2012 6:24 pm

Etwas nervös klopfte die junge Avox Rose an die Tür von Finley Westons Unterkunft. Es war das erste mal, dass sie sich außerhalb der Küche aufhielt, aber sie hatte einen Brief, den sie überreichen sollte.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyMo Mai 28, 2012 6:36 pm

Ich hörte es aus der Ferne an der Tür kopfen. "Scheiße", fluchte ich und lief verschwitzt nur mit Boxershorts bekleidet zur Tür. Vor der Tür stand ein junges Mädchen, die Augen ängstlich geweitet. "Ja?", fragte ich schroff.
Doch sie sagte nichts und hielt mir nur einen Zettel hin. Ich sah auf den Zettel, dann wieder in ihr Gesicht. Ich riss ihr buchstäblich den Zettel aus der Hand und knallte ihr die Tür vor der Nase zu. Ich wollte meine Ruhe. Einfach nur Ruhe. Kein Kapitol, keine Tribute, keine Hungerspiele, keine Peshewa, kein fröhliches kleines Mädchen. Ich faltete den Zettel auseinander und las. Die paar Meter, die ich seit dem Tür knallen zurück gelegt hatte, überwand in im Bruchteil einer Sekunde. Die junge Avox stand da, wie ich sie zurückgelassen hatte, außer das die restliche Farbe vollends aus ihrem Gesicht gewichen war. "Moment", bat ich, noch immer unfreundlich. So war ich. Normalerweise. Aber heute Nachmittag ...

Ich kritzelte

20:00 Uhr bei den Fröschen

auf ein Stück Papier, faltete und verschloss es. Für niemanden lesbar. Und selbst wenn jemand diese Nachricht fand, was sollten sie damit anfangen?

Ich gab der jungen Avox den Zettel mit. Konnte ich ihr vertrauen? Ich wusste es nicht. Doch ich musste wohl oder übel Peshewa vertrauen, wenn ich sie wiedersehen wollte.

Peshewa würde wissen, dass ich in dem geschützten Gebiet des Parks auf sie warten würde. Und ich hoffte inständig, dass sie einfach nur vorbeikam. Sie, und niemand anderes. Ich wusste nicht wieso, doch die Aussicht, sie bald wiederzusehen hatte - entgegen aller Vernunft - etwas tröstliches.

Ich stand inzwischen in einer kleinen Lache meines Schweißes. Fluchend wanderte ich das dritte Mal an diesem Tag unter die Dusche.
In Unterwäsche tüftelte ich noch an ein paar Strategien ehe es Zeit wurde, aufzubrechen.

Ich zog mir knielange Short und ein T-Shirt an, so könnte ich auch gerade auf Joggingtour sein, falls mir jemand über den Weg liefe. Und Peshewa hatte mich ja heute sowieso in den Klamotten meines Distrikts gesehen. Wieso machte ich mir überhaupt Gedanken darüber, wie sie meine Klamotten finden könnte?

Über mich selbst den Kopf schüttelnd zog ich die Tür hinter mir ins Schloss.

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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyFr Jun 01, 2012 12:36 am

<--- Kapitol / Villa Swell

Ich hörte die Schreie, die ich auf dem Weg in meine Unterkunft ausgestoßen hatte, noch immer. All den Gefühlen musste ich Platz machen.

Noch während ich die Tür hinter mir schloss zog ich meine Hose aus und stapfte in die Dusche. Ich hatte eine ganze Weile mit meinen Füßen zu tun, die vom vielen Barfußlaufen ganz schmutzig waren. Lange ließ ich das heiße Wasser auf mich niederprasseln um mich zu besinnen.

Was war heute nur passiert? Wer war der Mann, der heute meinen Körper benutzt hatte? Und wieso klaffte da eine rießige Wunde in meiner Brust?
Wenn ich es nicht besser gewusste hätte wäre die Sache klar gewesen: Mein Herz gehörte nun Peshewa.

Ohne mich abzutrocknen lief ich tropfen durch die Räume und ließ mich klatschnass ins Bett fallen. In zwei Stunden musste ich aufstehen.

Ich sank in einen unruhigen Schlaf ...
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyFr Jun 01, 2012 1:25 pm

… Peshewa und ich waren mit Kimi an dem Teich tief im Wald. Peshwa saß mit angewinkelten Beinen im seichten Gewässer und sah Kimi und mir zu. Die Sonne spiegelte sich im Wasser und ließ Peshewas Haar, das in Wellen über ihre Schultern floss, leuchten. Peshewa lachte und sah in ihrem Zweiteiler wunderschön aus.

Kimi dagegen war auf meinen Rücken geklettert und hielt sich fest. Es gefiel ihr, mit mir durch den Teich zu schwimmen. Wir hatten sogar Glück und sahen Frösche am Teichrand. Kimi war ganz außer sich vor Freude. „Mama, Mama schau!“, rief sie aufgeregt und mit drei leisen platsch waren die Frösche auch schon verschwunden. Ich lächelte, Kimi dagegen wirkte enttäuscht. „Oh nein“, jammerte sie. „Jetzt sind sie weg.“
„Die haben sich erschreckt“, erklärte ich ihr während wir wieder in Richtung Peshewa schwammen, die uns schon sehnsüchtig erwartete. „Mama, da waren Frösche!“, erklärte Kimi aufgeregt und tat nicht einmal so, als wolle sie irgendwann wieder absteigen. „Ach wirklich“, antwortete Peshewa. Ihre Stimme klang wie Musik in meinen Ohren. „Das ist ja toll.“
Peshewas Lächeln zog mich in ihren Bann. Inzwischen waren Kimi und ich bei ihr angekommen und Kimi lockerte nun doch ihren Griff um meine Schultern und stieg vorsichtig ins Wasser, wo sie auch schon ein paar Steine entdeckte. „Steine!,“, rief sie entzückt und stapfte davon.
„Nicht über die Pfähle hinaus“, warnte ich Kimi noch ehe Peshewa reagieren konnte. Ich hatte alle halbe Meter kleine Pfähle in den Untergrund geschlagen um Kimi zu kennzeichnen, wo sie stehen konnte. Nicht, das noch ein Unglück passierte. Da Kimi – bis jetzt – darauf achtete hatten wir keinen Grund zu übergroßer Sorge. „Jaaa“, antwortete die Kleine genervt. „Ich weiß. Ich bin doch schon groß!“
Ich lächelte, und das Lächeln erreichte meine Augen als ich eine Hand in meinen Haaren spürte. „Danke“, klang Peshewas Stimme an meinem Ohr als sie mich zu sich zog und zärtlich küsste. Benommen ließ ich mich darauf ein. Ich platzte fast vor Glück. Peshewas Duft der mir so vertraut vorkam benebelte wieder meine Sinne, während mich diese unglaubliche Frau bestimmend noch näher zu sich zog. „Ich liebe dich“, flüsterte sie zwischen zwei Küssen. „Du machst mich glücklich. Verlass mich nicht. Bitte. Niemals … Ich brauche dich … Kimi braucht dich … “

In diesem Moment ertönte ein Mark erschütternder Schrei und rings um uns herum stoben Vögel gen Himmel.
Ich fuhr entsetzt herum. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Doch Kimis kleiner, lebloser Körper trieb auf dem Wasser. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen, der letzte Hauch Leben war entwichen. Ich griff hinter mir nach Peshewa, doch mein Griff ging ins Leere. Ich drehte mich um und suchte das Umfeld ab, aber Peshewa war verschwunden. Ich wollte zu Kimi eilen um ihr entgegen den Tatsachen doch noch helfen zu können, aber auch sie war weg. Ich sah an mir herunter und saß nicht mehr in einem Teich, sondern in einem Meer aus Blut. Panik ergriff Besitz von mir. „Peshewa“, schrie ich aus Leibeskräften. „Kimi!“
Ich wollte aufstehen und sie suchen gehen, doch ich lag in Ketten. Der Versuch, mich zu befreien misslang. „Pesh!“, brüllte ich wieder. Der Wahnsinn schwang in meiner Stimme mit.
Auf einmal stand ich im Kapitol. Ich sah an mir unterunter: ein schwarzer Smoking bedeckte meinen Körper. Ich schaute wieder auf um mich zu orientieren, und da sah ich sie. Peshewa und Kimi vor dem Haus von Spielmacher Swell. Sie lagen auf den bunten Pflastersteinen, zusammengekauert als würden sie frieren – beide enthauptet…

Am ganzen Körper zitternd und schweißgebadet fuhr ich hoch. Ich hatte noch nicht lange geschlafen.
Träge hievte ich meine Beine aus dem Bett und stützte meinen Kopf in die Händflächen. Mein Zittern schien zuzunehmen anstatt sich zu beruhigen.
Du musst sie da rausholen, schrie eine Stimme in meinem Kopf. Jede Minute ist eine Minute zu viel!
„Ja klar, weil sie ja mitgehen würde“, antwortete ich der dunklen Nacht.
Sie vertraut dir. redete die Stimme weiter. Sie hat sonst niemanden
Das war wahr. War es das? War Peshewa nett zu mir weil sie sonst niemanden hatte. Gut, von ihren Eltern, Schwiegereltern und Kimi mal abgesehen. Sie war zur Avox verurteilt worden, die Möglichkeiten die sich ihr boten waren begrenzt. Es gab niemandem, dem sie sich hätte anvertrauen können, niemandem, der es für nötig hielt sich um sie zu kümmern. Das war ich also für sie: eine Möglichkeit!
Dabei hatte sich in mir seit dem Moment, als Kimi sich vor mir ins Gras kniete, so viel verändert. Ich hatte meinen Alltag vergessen können. Ich konnte die vergangenen und die bevorstehenden Spiele verdrängen und den Moment genießen. Und ich hatte den Nachmittag wirklich genossen! Er war wie Balsam für meine kaputte Seele gewesen. Den Abend dagegen … den hatte ich erlebt. Mit Höhen und Tiefen, jedoch mit jeder Faser meines Körpers. Ich reagierte auf Peshewa anders als auf andere Menschen. Ich vertraute ihr und – dessen war ich mir ziemlich sicher – ihr gehörte ein Teil von mir. Etwas hatte ich bei Peshwa in ihrem kleinen Zimmer zurückgelassen, und es war nicht mein Shirt, das mir fehlte.

Sie konnte da wirklich nicht bleiben. Bei Swell. Als Avox. Ihr Leben lang. Ohne ihre Tochter. Und genauso wenig konnte sie irgendwo anders sein außer bei Swell, als Avox.
Ich musste an Kimi denken, und an Kimis Vater. Wer er wohl war? Und wie er war? Was musste das für ein Mann gewesen sein, dem Peshewa ihr Herz geschenkt hatte, ihn heiratete – obwohl ich noch immer nicht wusste ob sie verheiratet gewesen waren, aber ich ging einfach davon aus.
Ob Peshewa mich wohl jemals lieben konnte?

Ich verdrängte den Gedanken – was war ich doch für ein Narr? Wir kannten uns noch keine 24 Stunden. Und dennoch: für mich war Peshewa etwas ganz Besonderes, auch wenn ich mich noch nicht festlegen wollte, in welcher Hinsicht.

Es hatte immer seine Gründe gehabt, wieso ich andere Frauen stets abgelehnt hatte. Und es lag nie daran, dass sie nicht hübsch, nicht nett oder nicht aufmerksam gewesen wären. Sie alle sahen sehr gut aus, bemühten sich um mich, waren zärtlich und einfühlsam. Sie hatten alle ihre Besonderheiten und Dinge, die sie liebenswert machen. Eigenschaften, die einem gerne seine Zeit mit ihnen verbringen ließ. Aber keine von ihnen konnte Peshewa auch nur ansatzweise das Wasser reichen.

Ich war 27 Jahre alt. Ich hatte noch nie jemanden an mich heran gelassen, stets den nötigen emotionalen Abstand eingehalten. Und auch, wenn sich alles in meinem Körper dagegen sträubte und ich mit aller Macht versuchte, dagegen anzukämpfen: Ich hatte – völlig widersinnig und kopflos – irgendwann zwischen Kimis Begrüßung und dem jetzigen Moment, in dem ich wieder das Wrack war, das ich nur allzu gut kannte, mein Herz an Peshewa Anobis verloren. Ich hatte mich verliebt.

Schnell eilte ich ins Bad. Noch immer zitternd und schweißnass musste ich mich übergeben …
Das Zittern wich Krämpfen. Auf dem Boden zusammengekauert lag ich in unregelmäßigen Abständen krampfend und kurzatmig da, während mir tausende Bilder durch den Kopf schossen. Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte war das Bild aus meinem Traum: Peshewa und Kimi lagen enthauptet vor Swells Villa - gleich daneben lagen die vier Tribute, die dieses Jahr an den Spielen teilnehmen sollten. Dahinter lagen die 23 Kinder, die mit mir als Tribute in der Arena waren, etwas weiter hinten all die Tribute aus meinem Distrikt, die in den Jahren ihre Leben gelassen hatten ... die ganze Straße war gesäumt mit Leichen ... meine Muskeln entspannten sich ... und ich verlor die Besinnung ...
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySa Jun 02, 2012 4:05 pm

Blinzelnd nahm ich meine Umgebung wahr. Erst war alles verschwommen, doch dann konnte ich Konturen erkennen: Ich lag auf einem Fliesenboden, die Wände ebenfalls gekachelt, vor mir ...

Oh nein. Ein Stöhnen entfuhr mir und ich wusste Bescheid.
Als ich mich bewegte schmerzte jeder Muskel meines Körpers. Mühsam hievte ich mich in eine aufrecht sitzende Position und suchte eine Wand, gegen die ich mich erschöpft lehnen konnte. Es dauerte einige Minuten ehe ich aufstand und teste, ob meine zitternden Beine mich trugen: sie taten ihren Dienst. Schlurfend nahm ich den Weg zum Waschbecken in Angriff.
Ein Blick in den Spiegel bestätigte meine Befürchtungen: Ich war zusammen gebrochen. So schlimm hatte es mich schon lange nicht mehr erwischt. Dunkle Ringe zeichneten sich unter meinen Augen auf meiner viel zu blassen Gesichtshaut ab. Na toll, und so sollte ich den Tributen gegenübertreten. Da schöpften sie gewiss viel Hoffnung.
Sonst sah ich immer sehr stark aus, hatte - trotz meines ruppigen Umgangstons - eine positive Ausstrahlung und wurde im Allgemeinen gemocht. Wenn ich mich jetzt ansah mochte ich mich selbst nicht einmal.

Nach einer ausgiebigen Dusche trocknete ich mich ab und schlüpfte in eine bequeme Cargohose, zog ein weißes Tank Top und darüber ein Hemd an. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich noch immer ziemlich fertig aussah.
Also zwang ich mich zu einem ausgiebigen Frühstück, verdrängte alle Gedanken an den gestrigen Tag und verzichtete auf mein morgendliches Workout. Die wenigen Stunden die ich mit meinen Tributen hatte, ehe sie in die Trainings mussten, wollte ich unbedingt nutzen...

Doch meine Gedanken wurden unterbrochen. Es klopfte.
Ich erwartete keinen Besuch und war dementsprechend genervt. Dennoch ging ich zur Tür. Die Person, die dort auf mich wartete, kannte ich. Es war Rose. Mit einem Schritt zur Seite bat ich sie, einzutreten und schoss die Tür schnell wieder hinter ihr.
"Geht es Peshewa gut?", fragte ich kaum das die Tür ins Schloss gefallen war. Hatte sie Probleme mit ihrem Fuß? Wieso war Rose hier? Doch Rose nickte nur kaum merklich und hielt mir einen Zettel hin. Ungläubig schaute ich sie an, dann den Zettel, dann wieder Rose.

Mit einer schnellen, groben Handbewegung entriss ich ihr den Zettel und las:

Hi, du hast glaub ich deinen Geldbeutel gestern in deinem Hemd vergessen. Als du mich gerettet hast


Unwillkürlich lachte ich hohl auf. "Ist Swell zu Hause?", wollte ich von Rose wissen. Als diese den Kopf schüttelte zögerte ich nicht lange. Mir blieb zwar nicht viel Zeit bis ich mich mit meinen Tributen sah, doch diese würde ich zu nutzen wissen.

---> Kapitol / Villa Swell
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySa Jun 09, 2012 11:18 pm

<--- Kapitol / Villa Swell

Wir hatten Glück und der umständliche Weg durch die Straßen des Kapitols hatte sich gelohnt. Wir waren ohne Zwischenfälle und ohne gesehen worden zu sein gut in meinem Quartier angekommen.
Erleichtert hörte ich wie die Tür, die ich mit dem Fuß zustieß, hinter mir ins Schloss fiel.

"So", seufzte ich und lief geradewegs ins Schlafzimmer.
"Hier kannst du schlafen", bot ich an. Ich würde im Wohnzimmer schlafen. Ungern hätte ich Pesh etwas aufdrängen wollen, das sie nicht wollte. Und solange sie mich nicht bat, ihr Gesellschaft zu leisten, würde ich ihr ihre Privatsphäre lassen.
"Ich beziehe Dir das Bett neu und werde im Wohnzimmer schlafen.", erklärte ich ihr.

Behutsam setzte ich Pesh auf einen der Stühle, die im Schlafzimmer standen.
Das große Bett war von der Nacht noch zerwühlt - es war auch wirklich eine schlimme Nacht gewesen - und da ich darum gebeten hatte, dass keine Avox ohne meine ausdrückliche Aufforderung mein Zimmer betrat, kümmerte ich mich selbst um alles; also auch ums Betten machen. Mit wenigen Handgriffen hatte ich das Bett frisch überzogen und für mich selbst aus dem Schrank Bettzeug geholt.

Jetzt kam ich mir etwas ratlos vor. Vor lauter Eifer hatte ich etwas die Orientierung verloren, völlig verdrängt das ich jetzt Gastgeber war.
Besorgt sah ich Pesh an. "Alles in Ordnung bei dir?"
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySa Jun 09, 2012 11:42 pm

vom Kapitol/Villa Swell

In dieser Früh lief uns zum Glück niemand über den Weg. Vermutlich hatte das gesamte Kapitol gestern noch gefeiert und lag nun mit Kater im Bett. Um so besser für uns.
Erleichtert atmete ich aus, als die Tür hinter uns zufiel. Ich konnte es noch kaum glauben, dass er mich wirklich mit genommen hatte.

Fin ging ins Schlafzimmer, wo er mich auf einen Stuhl setzte. Er erklärte mir gleich, dass ich hier schlafen könnte und er im Wohnzimmer schlafen würde.
Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Mir reicht das Wohnzimmer vollkommen oder wir schlafen beide - Ich hielt inne, als mir auffiel, dass er gar nicht zu mir sah und dadurch auch nichts von den Worten gesehen hatte.
Noch einmal schüttelte ich grinsend den Kopf und beobachtete ihn, wie er das Bett frisch überzog. Das hätte er nicht machen brauchen, fand ich. Irgendwie war es sogar etwas schade, dass ich in komplett frischer und vermutlich bloß nach Weichspühler riechender Bettwäsche schlafen würde.

Klar alles in Ordnung, meinte ich schnell und sah zu ihm auf. Am liebst würde ich ihn wieder küssen.
Und bei dir?
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 12:08 am

Bei mir auch antwortete ich und verfiel wieder in die Eigenart, mich mit Peshewa in Gebärdensprache zu unterhalten.

Hast du schon gefrühstück? wollte ich wissen.
Ich räumte Peshs Sachen in den Schrank - so schnell konnte sie mir dann auch nicht mehr weglaufen - und nahm sie, ungefragt, wieder auf den Arm und lief mit ihr ins Wohnzimmer. Vermutlich sollte ich mir angewöhnen, sie vorher um Erlaubnis zu fragen. Dort bettete ich sie auf der Couch. Mit einem Ich bin gleich wieder da verschwand ich in der Küche um mit einer Schale Obst, einem Glas und einer Flasche Wasser, alles auf einem Tablett, zurück zu kommen. Ich stellte alles auf den Beistelltisch in Peshs Reichweite, immerhin müsste ich demnächst das Appartment verlassen und Pesh sollte ja möglichst nicht auftreten, ehe ich mich neben sie ins Sofa sinken ließ. Doch ich rappelte mich auf und wandte mich Pesh zu. Ich wollte die gute Stimmung nicht zerstören, dennoch brannte mir eine Frage auf den Lippen. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich sie aussprach. "Möchtest du ... jemanden informieren wo du bist?"
Dabei dachte ich vor allem an ihre Eltern und Kimi. Klüger hielt ich es jedoch, vorerst niemandem Bescheid zu geben. Doch es war ihre Familie, und somit auch ihre Entscheidung.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 12:22 am

Ich verneinte die Frage zum Thema Frühstück. Ich grinste, weil er wieder in Gebärdensprache sich mit mir unterhielt. Kurz fragte ich mcih, wieso. Ich mochte seine Stimme, aber so mit ihm zu kommunizieren hatte auch etwas. Es war irgendwie persönlicher und privater. Es gab kaum Leute, die uns auf diese Weise verstehen würden.

Er trug mich wieder ins Wohnzimmer und verschwand dann dorthin, wo vermutlich die Küche war. Das Sofa, auf dem er mich absetzte, würde aber wohl kaum für ihn als Schlafmöglichkeit reichen. Es war zwar bequem, aber Fin war ein großer, ziemlich gut gebauter Mann und da dürfte ihm die Couch doch etwas eng werden. Ich beschloss ihm demnächst zu sagen, dass es wirklich kein Problem wäre für mich, hier zu schlafen, damit er das Bett haben konnte. Oder wir beide im Bett, wäre ja auch noch eine Möglichkeit.

Danke, meinte ich lächelnd, als er ein Tablett mit Obst und einer Flasche Wasser vor mich auf den Tisch stellte.
Bei seiner nächsten Frage schüttelte ich den Kopf. Es war besser, wenn keiner hier von wusste. Meine Eltern würden sich nur unnötig Sorgen machen. Und die anderen Avoxe würden mich schon informieren sobald Swell zurück kam - hoffte ich mal.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 12:32 am

Ich stellte fest, dass ich erleichtert war als Peshewa die Frage, ob sie jemanden informieren wollte, verneinte. Brauchst du sonst noch irgendwas?, wollte ich noch wissen, ehe ich sie mit Fragen in Ruhe lassen würde. Bücher - zumindest vom Kapitol genehmigte Literatur - stand im Regal, ein Fernseher war ebenfalls vorhanden. Sehr viel mehr konnte ich ihr leider nicht bieten.
Egal was, und egal wann, lass mich bitte wissen wenn irgendetwas ist. Wenn du etwas brauchst... Wenn du mich brauchst.

Ich betrachtete Peshewa. Sie schien sich hier wohl zu fühlen, machte einen entspannten Eindruck auf mich. Falls das stimmte, so hoffte ich doch sehr, dass es ihr meinetwegen so ging. Wegen mir, Finley Weston. Nicht wegen dem, was ich war. Wieder spannten sich meine Muskeln an, doch ich hatte mich im Griff. Ich musste mir dringend eine Taktik überlegen, diese Gedankengänge bei Peshewa komplett abzuschalten. Obwohl es mir bei ihr deutlich besser gelang als bei irgendeiner anderen Person. Was hatte diese Frau nur an sich?
Wieder war ich völlig fasziniert und verlor mich beim Anblick ihrer Augen und bei dem Duft, der sie umgab und mich einwickelte ...

"Pesh", flüsterte ich, ohne, dass ich es wirklich gewollt hätte, und schob mich näher an sie. Ich griff ihr ins Haar und küsste sie sanft. Es war ein zaghafter, jedoch für mich sehr gefühlsintensiver Kuss. Mein Körper schien zerbersten zu wollen - und das hatte diesmal weder etwas mit Panik noch mit Kummer zu tun ...
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 1:01 am

Musst du etwa schon weg?, fragte ich leicht traurig. Aber momentan hatte ich alles was ich brauchte, außer ihn, wenn er jetzt wirklich gehen müsste. Aber selbst wenn würde er zurück kommen.

Ich sah auf und ihn an. Fragte mich, warum er das alles für mich tat, obwohl es für ihn schwere Konsequenzen haben könnte. Aber ich fragte nicht, sondern genoss all das hier.
Wieder spannte er die Muskeln und ich frgte mich warum? War hier irgendwas, was ihn aufregte? Gedanken, Gefühle, Tatsachen? Ich fragte mich, wie er hinter seiner Fasade war, die er bis jetzt fast die gesamte Zeit aufrecht erhielt. Bisher hatte ich nur ein paar mal, einen kurzen Blick auf den Mann dahinter werfen können. Der sich hinter dieser höfflichen und meist zurück haltenden Fassade verbarg.

Als hätte er die Gedanken erraten, beugte sich Fin zu mir herab und küsste mich. Ließ einen Teil der Fasade fallen. Doch diese Überlegungen wurden sofort fort getragen, während seine Lippen auf meinen lagen.
Ich legte meine Hand an seinen Hinterkopf, die andere auf seinen Rücken und zog ihn noch näher heran, während ich seinen Kuss erwiderte.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 1:14 am

Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren ließ ich sie los und stützte mich, die Hände neben ihren Schultern, ab und zwängte sie so in eine halbliegende Position, ohne von ihr abzulassen. Da - bisher - keine Gegenwehr kam verlagerte ich mein Gewicht auf einen Arm und nestelte mit der anderen wieder in ihrem Haar - wie hatte sie es nur geschafft, dass es so seidenweich war? Peshewas Duft ließ mich in eine Art Rausch verfallen und ich vergaß all das um mich herum, sogar die Stimmen in meinem Kopf die mich warnten, mir rieten mit dem aufzuhören, was ich tat. Doch ich konnte nicht.

Meine Hand wanderte an ihrer Seite hinab bis zu ihrer Taille, an der sie verweilte und Pesh gierig näher zog. Ich hatte inzwischen auch meinen Arm, auf dem mein Gewicht lagerte, angewinkelt, sodass ich auf meinem Ellebogen lag. "Pesh", raunte ich heiser.
Ich kam mir vor wie in einem Traum; sie war hier. Peshewa ohne Nachname war wirklich hier. Bei mir. Freiwillig. Und niemand konnte sie mir wegnehmen. Keiner kam je zu mir - außer ich ließ ihn oder sie eintreten. Sie war in Sicherheit!

Um mich machte ich mir keine Sorgen. Ich wusste, was das Kapitol von mir hielt. Konsequenzen hätte ich keine zu befürchten. Peshewa hingegen ...
Doch notfalls müsste ich sie einfach freikaufen. Ja, warum eigentlich notfalls. Das könnte ich in jedem Fall tun. So könnte sie die Zeit mit ihrer Tochter verbringen und - so hoffte ich, dass es ihr Wunsch war - mit mir. Und so bestünde vielleicht doch die Möglichkeit sie - sofern sie das wollte - zu einem Arzt zu bringen der sie wieder zu dem Mensch machen konnte, der sie vor ihrer Bestrafung gewesen war. Sie könnte ein normales Leben führen. Außer es lief etwas nicht so, wie ich es geplant hatte. Und der Plan stand auf sehr wackligen Beinen ...
Doch diesen Kampf kämpfte mein Unterbewusstsein. Mein Kopf war mit Watte gefüllt...
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 1:39 am

'Fin', hauchte ich leider noch immer stumm. Bevor ich ihn wieder näher zog und meine Lippen auf seine drückte. Es war herrlich. Hier bei ihm zu sein, seinen Mund an meinem. Allein in seiner Wohnung. Ich vergaß, dass wir das hier nicht durften, dass ich eine Avox war und er ein Sieger, der in spätestens drei Wochen das Kapitol wohl für das gesamte nächste Jahr verlassen würde. Im Moment zählte das nicht, sondern nur das hier und jetzt.

Ohne es bewusst wahr zu nehmen, glitt meine Hand unter sein Shirt und an seinem bloßen, warmen Rücken hinauf.

Irgendwas in mir, fragte sich, was er jetzt von mir dachte. Beim ersten Treffen hatte ich mich gleich ausgezogen - auch wenn die Begründung die Kälteund und die nassen Klamotten waren - und jetzt kaum zwölf Stunden später, lag ich hier bei ihm und konnte nicht genug von ihm bekommen.
Aber ich ignorierte diese kleine Stimme.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 1:49 am

Ich spürte Peshewas Hand auf meinem Rücken, sog hörbar die Luft ein und schloss genussvoll die Augen.

Anfangs hatte ich - ehrlich gesagt - Bedenken was das Küssen anging. Eine Avox ... die Sache mit der Zunge ... inzwischen fand ich es lächerlich, so gedacht zu haben. Natürlich, es war anders. Aber nicht komisch oder unangenehm. Im Gegenteil: Ich konnte mir nicht vorstellen je etwas angenehmeres getan zu haben als Peshewa zu küssen.

Die Stimmen in meinem Kopf blieben stumm, deshalb drängte ich meinen Körper dicht an ihren, ehe von ihr abließ und sie mit vor Lust trüben Augen unter halb geschlossenen Lidern ansah ... ehe ich sie aufzog, mich hinsetzte und sie ohne weiteren Kraftaufwand rittlings auf mich setzte. Ich musste dringend aus der Horizontalen gebracht werden.
Meine Arme schlang ich besitzergreifend um ihren zierlichen Körper. Meine. Meine Peshewa.

"Küss mich", krächzte ich fordernd.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 2:12 am

Fin zog mich hoch und hob mich dann auf seinen Schoß. Mit der Hand strich ich leicht über sein Wange und sah ihm in die tiefen Augen.
Ich spürte wie mein Herz noch schneller schlug, als sowieso schon. Lehnte meine Stirn gegen seine und beobachtete für einen Moment nur sein Gesicht, bevor er krächzend meinte, ich solle ihn wieder küssen.

Der Aufforderung kam ich gerne nach.
Ich legte ihm meine Hände in den Nacken und küsste ihn wieder.
Ich schloss die Augen und sog seinen herrlichen Geruch ein. Der wieder die Erinnerung mit dem Park und dem kleinen Teich von gestern hervor rief. Ich fühlte mich wohl bei ihm, viel mehr als das.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 2:32 am

Ich wusste nicht, wie mir geschah, doch mit einem Schlag war ich wieder hellwach. Umgehend realisierte ich, in welcher Situation ich mich befand - und mit wem, und unwillkürlich verkrampfte sich mein Körper. Die Zärtzlichkeit meiner Berührungen schien so plötzlich verschwunden, dass es mir Angst machte. Und diese Angst ergriff Besitz von mir. Kaum merklich wich ich zurück. Es war in den frühen Morgenstunden schon viel passiert, doch keinesfalls durfte ich Peshewa verletzen - und ich war auf dem besten Weg in einen Zustand, in dem ich mich nicht mehr kontrollieren konnte.

Peshewa hatte bisher nur kurze Einblicke in den kaputten Teil meiner selbst erhalten, und ich wollte auf keinen Fall, dass sie realisierte wie es wirklich in mir aussah. Die Panik, die sich völlig ohne Muster regelmäßig - und hier im Kapitol deutlich häufiger - auf mich legte, die Nächte, die ich schweißgebadet oder schreiend aufwachte, Nacht für Nacht. Vermutlich war es das fehlende Training am Morgen, dass sich jetzt bemerkbar machte.
Doch ich wollte Peshewa nicht abstoßen. Sie sollte nicht denken, dass es an ihr lag.

Allerdings - es lag schon irgendwie an ihr. Nicht an ihr direkt, sie hatte nichts falsch gemacht. Doch sie war nun einmal die Person, die sie war - und ich war ich. Ich konnte genauso wenig aus meiner Haut wie sie aus ihrer.
Ihre Haut ... sie roch so gut. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Da war es wieder. Das Gefühl von Heimat ... und plötzlich beruhigte sich mein Innerstes wieder. Nicht vollständig, doch spürbar. Ungläublig schüttelte ich kaum merklich den Kopf. Was hatte sie an sich, dass sie immer wieder diese Wirkung auf mich hatte?

Mein Griff entspannte sich und mit meinen Daumen streichelte ich zärtlich Peshs Taille. Weshalb machte ich mir nochmal Sorgen? ... Ich wusste es nicht mehr ...
Noch ehe ich wusste, was ich tat, umfasste ich Peshewa und stand auf. Hätte ich mich wieder hingesetzt hätte sie wieder rittlings auf mir gesessen. Doch ich drehte uns um und legte sie behutsam mit ihrem Rücken auf die Couch - und legte mich über sie.
Ohne Gewissensbisse schob ich ihr Shirt bis knapp über den Buchnabel, lächelte sie an und küsste ihren Bauch...

Da fiel mir ein, dass sie ja noch nichts gefrühstückt hatte. Ein leises resigniertes Stöhnen entfuhr mir und ich legte meinen Kopf auf ihren Bauch. Ein guter Grund um mich zu beherrschen.
"Du hast noch nichts gefrühstückt", erklärte ich ihr. Als ob sie das nicht selbst wüsste.
Ich richtete mich auf und zog auch Pesh in eine sitzende Position. Ihre Lippen waren leicht gerötet, die Haare zerzaust. In etwa so ähnlich sah ich vermutlich auch aus. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Ich atmere schwer und in meiner Leistengegend zog es schmerzhaft. Würde Pesh auf die Idee mit dem Frühstück nicht eingehen und wieder nach mir verlangen könnte ich mich nicht mehr zügeln...

"Also was möchtest du?", fragte ich. Wir benötigten unbedingt eine Beschäftigung zu der noch andere Dinge benötigt wurden als nur sie und ich. "Der da", ich nickte in Richtung Obstkorb, "ist für später. Um halb sieben muss ich los und du sollst so lange ja nicht verhungern." Sie war sowieso schon so mager.
"Also, was möchtest du frühstücken?", fragte ich erneut.

Hätte sie mich gefragt wäre meine Antwort einfach gewesen: Dich!
Doch zum Einen musste ich bald los und zum Anderen kannten wir uns ja quasi gar nicht - obwohl ich immer mehr das Gefühl hatte, sie schon ewig zu kennen.

Ich hoffte inständig, Peshewa verstand das nicht als Ablehnung - eher als Ablenkung. Sie würde nicht böse sein - oder doch? In mir keimte erneut ein Funken der Panik ...
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 11:26 pm

Ich seufzte bedauernd, als Fin plötzlich mit einem resignierten Stöhnen inne hielt und sich aufrichtete. Bei seiner Feststellung, schüttelte ich bloß leicht verwirrt den Kopf. War das jetzt sein Ernst? So schlimm war es auch nicht, dass ich noch nichts zum Frühstück hatte und ich hätte mich schon gemeldet, wenn ich am Verhungern gewesen wäre.
Aber vielleicht war es auch einfach eine Ausrede für ihn, weil es ihm etwas zu schnell ging. Ich meinte, wir kannten uns noch keine 24 Stunden. Dennoch fühlte ich mich bei ihm so wohl. Fin sah das wohl noch etwas anders, wobei auch er mir scheinbar ziemlich vertraute und mich wohl mochte, denn ich vermutete, dass er nicht bei jeden Hungerspielen einfach eine fremde Frau hier her 'entführte'. Ich grinste bei dem Wort.
Aber er schien wirklich nicht der Typ zu sein, für den solche Aktionen etwas fast alltägliches wären. Viel eher glaubte ich, dass er es wohl nach allem, was ihm als Kind wiederfahren war und was er nun jedes Jahr noch fast hautnah erleben musste, sich nur schwer erlauben konnte, so etwas wie Vertrauen zu entwickeln. Aber ich nahm mir vor, ihm zu beweisen, dass er mir vertrauen konnte.

Kaffee, bitte, meinte ich mit einem Lächeln und fragte mich kurz, ob er auch Brötchen oder so hatte. Und du?
Ich war schon halb davor, aufzustehen und die Dinge aus der Küche zu holen.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptySo Jun 10, 2012 11:34 pm

"Bleib sitzen", bat ich als Pesh Anstalten machte, aufzustehen. Ich stand auf - und bemerkte die Beule in meiner Hose kaum. Zügig lief ich in die Küche und drückte ein paar Knöpfe, ehe eine gefüllte Kaffeetasse auftauchte.

Die Zeit, ehe ich wieder ins Wohnzimmer ging, zog ich ziemlich lange hinaus, ehe man in meinem Schritt nichts verdächtiges mehr erkennen konnte. Würde Pesh erneut die Initiative ergreifen könnte ich mich nicht mehr bremsen. Solche Gefühle, auch körperlich, waren mir neu. Mein Herz pochte noch immer wild und ich hörte den Pulsschlag in meinen Ohren.

Langsam lief ich mit der Kaffeetasse zurück zu Pesh. "Essen magst du nichts?", hakte ich erneut nach. Ich hatte ja bereits gefrühstückt, doch das würde ich höflicherweise unerwähnt lassen.

Noch immer kam mir die Tatsache, dass Peshewa hier auf meiner Couch saß, unwirklich vor. Die Tatsache, dass ich bald für einige Minuten, vielleicht ein paar Stunden, weg müsste betrübte mich.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyMo Jun 11, 2012 12:01 am

Ich blieb sitzen und kam mir dabei irgendwie komisch vor. Ich war es nicht mehr gewöhnt, von anderen einen Gefallen zu erhalten oder gar zu bedient werden.
Fin blieb erstaunlich lange weg und ich begann ihn schon in der kurzen Zeit zu vermissen. Wie sollte das erst sein, wenn er wirklich für längere Zeit weg musste um mit seinen Schützlingen zu trainieren oder Strategien aus zu arbeiten?

Ich nahm mir eine handvoll Weintrauben aus der Obstschale, als Fin auch schon mit dem Kaffee zurück kam.

Nein, passt schon. Danke, meinte ich: Und du willst nichts zum Frühstück?
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyMo Jun 11, 2012 12:10 am

"Ich ... nein, im Moment nicht. Danke", wich ich auf die Frage, ob ich nicht auch etwas frühstücken wolle, aus, ehe ich ihr den Kaffee unelegant in die Hand drückte.

Peshewa begnügte sich mit Weintrauben.
Lächelnd sah ich ihr beim Essen zu. Sie sah glücklich aus. Ob sie es auch war? Ich lehnte mich für meine Verhältnisse entspannt zurück in die Sofakissen und blickte zu ihr hinüber. Was hatte diese Frau nur, das mich so faszinierte?
In mir wuchs das Verlangen, sie wieder an mich zu ziehen. Pesh spüren und schmecken zu dürfen. Um nichts unüberlegtes zu sagen oder zu tun biss ich mir auf die Unterlippe, konnte ein Lächeln jedoch nicht verhinden.

"Während ich weg bin bist du allein. Hier kommt ohne meine Erlaubnis niemand rein", beschloss ich Pesh zu informieren. "In etwa einer Stunde oder zwei dürfte ich wieder da sein. Die Kinder haben dann Training, da sind sie unter sich."
Nicht mein Lieblingsthema. Doch es gehörte nun mal dazu. Angestrengt mühte ich mich ab, alles beiläufig klingen zu lassen und meinen inneren Kampf zu ignorieren.

Ich wusste, wie Pesh über die Spiele dachte und wollte ihr mit meinem Tonfall nicht auf die Füße treten - doch in diesem Moment war es mir wichtiger, einen Panikschub zu verhindern. Peshewa kannte diese Seite von mir nicht. Und ich wollte sie so gerne für immer wegschließen. Genauso wie ich die Spiele wegschließen wollte. Die Kinder, die starben. Die Familien, die trauerten. Ich, der das Kapitol Jahr für Jahr bei diesen Gräueltaten unterstützen musste.

Weg - einfach weg. Mit Pesh und Kimi. Weit weg wo niemand uns fand. Neu anfangen.
Doch das ging nicht. Sie war sie, ich war ich. Zu Hause wartete eine Farm auf mich. Und Peshewa? Was würde passieren, sobald der letzte Kanonenschuss fiel ... ?
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyMi Jun 13, 2012 12:08 am

Dankend nahm ich den Kaffee entgegen und nahm einen Schluck. Ein ziemlich starker Kaffe ohne Milch, genau so, wie ich ihn mochte.
Als ich hoch sah, merkte ich, dass Fin mich mit einem Lächeln ansah. Zwar biss er sich auf die Unterlippe, aber das Lächeln konnte das nicht verbergen. Es stand ihm wirklich gut. Er sah freundlicher und zufriedener aus, nicht mehr so nachdenklich und verschlossen wie sonst. Ich lächelte zurück, bevr ich meinen Blick wieder senkte und meine Aufmerksamkeit auf die Kaffetasse lenkte, die in meiner Hand leicht zitterte. Ich konnte es noch immer nicht ganz glauben, dass ich nun hier bei ihm war. Dass er mich scheinbar hier in seiner Nähe haben wollte und dafür auch das Risiko auf sich nahm, was ihm blühte, wenn es jemand heraus fand.
Zählte das dann eigentlich unter Diebstahl?

Bei seinen Worten sah ich ihn wieder an und nickte.
Er würde sein Möglichstes tun und dennoch drei Kinder mindestens auf den Tod vorbereiten.
Ein trauriger Schimmer erschien in meinen Augen, als ich an die Ärmsten dachte. Und sofort stellte ich mir wieder die Frage, ob es nicht eine Möglichkeit gebe, das alles zu beenden. Irgendwie.

Musst du bald weg?, erkundigte ich mich.
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BeitragThema: Re: Distrikt 5: Finley Weston   Distrikt 5: Finley Weston EmptyMi Jun 13, 2012 12:43 am

Mir war aufgefallen, dass Peshs Miene sich verfinstert hatte als - wie konnte es anders sein - ich von den Kindern sprach. Es war nunmal mein Job. Es gehörte zu mir. Ob es ihr passte oder nicht. Mir passte es ja selbst nicht. Doch hatte sie es von Anfang an gewusst. Hatte sie - die Tatsachen vor Augen - nun genug von mir?
Totaler Quatsch, sagte mir eine Stimme in meinem Kopf. Sie zeigte nur das, was in mir auch vorging. Oder?

Willst du mich loswerden?, fragte ich deshalb neckend und übertrieben freundlich. Ich musste mich anstrengen, nicht auch in eine negative Stimmung zu verfallen. Obwohl Peshewa nichts negatives ausstrahlte - nur schienen ihre Augen etwas an Glanz verloren zu haben.
Ich muss dich enttäuschen, ich habe noch ein paar Minuten.

Weshalb wusste ich nicht, aber ich verfiel wieder in den Trott, meine Worte zu deuten. Ich kam mir wirklich komisch vor wenn ich der einzige war, der sprach. Etliche Augenblicke sah ich Peshewa an. Sie war so schön. Und ihr Geruch überdeckte den des Kaffees...

Sie hatte mich vorhin nicht zurückgewiesen. Nicht nur, dass sie sich auf mich hatte gewähren lassen, nein, sie hatte Initiative und Verlangen gezeigt. Verlangen ...

Diesmal biss ich mir auf die Oberlippe. Was nicht wirklich vorteilhaft war, doch ich musste mich im Zaum halten. Mein Innerstes überschlug sich; ich wollte sie!
Du kennst sie kaum, sagte ich mir. Du musst auf dich aufpassen, sagte die Stimme in meinem Kopf. Vielleicht führt sie dich hinters Licht und ...

Die Stimme konnte ihren Satz jedoch nicht vollenden, denn mein Herz mischte sich ein. Ich vertraue ihr, flüsterte es leise und zaghaft. Ich mag sie, wisperte es weiter. Mehr als das ... sie ist gut zu mir ... bei ihr habe ich weniger Schmerzen ... durch sie geht es mir besser ...

Das hatte mein Verstand auch schon gemerkt. In Peshewas Gegenwart ging es mir tatsächlich besser.
Ich konnte nicht aus meiner Haut: ehemaliges Tribut, Albträume, übertriebenes Training sämtlicher Sinne, Fähigkeiten und Muskeln, Panikatacken, Angstzustände, Misstrauen, ... zählte ich meine Defizite auf, doch weiter kam ich nicht, denn das mit dem Misstrauen war so nicht mehr ganz richtig. Peshewa - und das hatte ich jetzt schon mehrfach festgestellt - misstraute ich nicht. Ob es für aufrichtiges Vertrauen bereits ausreichte vermochte ich nicht zu sagen, Misstrauen war es jedoch nicht ... nicht immer. Nicht, wenn ich meine Vergangenheit und die damit verbunden Begleiterscheinungen ausblenden konnte.
Und das war auch neu; die Möglichkeit, meine Panik und Angst - die mich im Kapitol viel zu häufig zu überrollen drohten - zumindest zeitweise mehr oder weniger im Griff zu haben.

Ich war nicht allein. Nicht mehr. Nicht jetzt. Ich war nicht mehr nur Mentor und Farmer. Es gab einen Menschen, mit dem ich gerne zusammen war, ohne dass uns eine Pflicht aneinander band. Beruhte dies auf Gegenseitigkeit?
Ein unangenehmes Stechen fuhr durch meine Brust. Ich wusste es nicht. Doch spielte das eine Rolle? Immerhin war sie hier ...
Aber warum war sie ... Stille! Ein Siegerlächeln huschte kurz über mein Gesicht, ehe es sofort wieder verschwand. Sie war hier. Freiwillig. Das zählte. Alles weitere würde sich klären. Hoffentlich bald. Hoffentlich zum Positiven ...
Der unerklärliche, unvernünftige und gefährliche Wunsch, Zeit mit Peshewa zu verbringen, hatte in mir etwas Neues entfacht ... eine Perspektive ... Hoffnung ... Liebe ...
Zarte kleine Keime die wachsen wollten ...

Ein kaputtes Herz und ein kaputter Verstand, die sich langsam öffneten und schon viel zu lange nach Zuwendung schrien, die endlich geheilt werden wollten ...

Dass diese Gedanken vollig irrational waren hatte ich in diesem Augenblick komplett verdrängt. Die sehr wahrscheinliche Möglichkeit, dass ich in ein paar Stunden oder Tagen wieder alleine hier sitzen würde - jedoch auf jeden Fall in ein paar Tagen mit drei oder vier toten Kindern im Gepäck alleine in Distrikt 5 reisen würde - blendete ich aus. Zu grau kam mir diese Möglichkeit vor. Ohne Peshewa würde ich das Kapitol nicht verlassen. So viel stand in diesem Moment für mich fest. Einen Spielraum für Alternativen gab es nicht.

Die Realität würde uns die Alternativen jedoch gewiss zeigen - denn wie standen schon unsere Chancen ... ?
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