Café und Disco Koma

Das kleine Café mit den dunklen Vorhängen und der fast hauptsächlich schwarzen und roten Einrichtung diente hauptsächlich als ein Treffpunkt für Gothics oder andere Unterweltanbeter. Nachts war im Keller des Café auch eine Diskothek für die selbe Art von Kunden. Aber seit einiger Zeit spricht sich herum, dass es in diesem Café einen besonders guten Kaffee und die beste Schwarzwälderkirschtorte weit und breit gab und so konnte man wenigstens tagsüber immer wieder halbwegs normale Leute hier antreffen.

Erschöpft schnaufte ich aus und räumte die Gläser aus dem Geschierspüler. Manchmal könnte ich meine Mutter einfach nur töten. Ich hatte einen verdammten langen Schultag und sollte noch lernen, aber stattdessen muss ich hier stehen und Kaffee verteilen, weil meine ach so tolle Mum lieber an sich denkt als an mich.
LAngsam ließ ich meinen Blick über den Verkaufsraum schwenken, es waren kaum Kunden da. Ein paar dunkel Gestalten, die stumm ihren Kaffe tranken und eine ältere Frau die mit einem etwa 3 jährigem Mädchen saßen am Fenster und sahen sich unsicher um. Ich mochte diese Szenenfremden Leute hier nicht sonderlich, aber vielleicht würde es wenigstens Trinkgeld geben. Also trat ich hinter dem Tresen hervor und ging auf die beiden zu.
"Was kann ich ihnen bringen?", fragte ich höfflich und mit einem schmalen Lächeln.

--> von Villa Swell.

(diese Zeilen sind noch vor meinem Eintreffen)

Miranda lächelt die Kellnerin an. "Einen Kaffe für mich und könnte die Kleine einen Kuchen bekommen."
Die Kellnerin nickt stumm, notiert sich die Bestellng und verschwindet wieder hinter dem Tresen. In genau dem Moment geht die Tür auf und Preshewa tritt zusammen mit einem Hund ein.

(so jetzt bin ich da)

Ich sehe meine Mutter und Kimi hinten am Fenster sitzen. Mein Herz macht einen Sprung, als ich die Kleine sehe und als sie mich entdeckt breitet sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht aus.
"Mummy", stösst sie aus und läuft auf mich zu. Ich breite die Arme aus und fange sie auf. Meinen kleinen Sonnenschein, der einzige Grund warum ich Tag für Tag für diesen undankbaren Kerl Leikur arbeite, anstatt ihn zu töten.
Ich hebe die Kleine auf und drücke mein Gesicht in ihre roten Haare. Sie duften nach Sommer und Rosen. Sie weint an meiner Brust, wie lange wird sie sich noch freuen mich zu sehen, bevor sie mich hasst, weil ich nur so selten für sie da bin?
Zusammen mit ihr gehe ich zu dem Platz meiner Mutter und begrüße auch sie. Bevor ich mich setze.

Mit ein paar geübten Handgriffen fertige ich die Bestellung an. Zu dem Kuchen für das Kind, gebe ich eine extra Portion Schlagsahne und eine Kirsche hinzu. Ich mag Kindern nicht sonderlich, aber für solche Aktionen bekommt man für normal mehr Trikgeld. Ich bin nähmlich schon wieder völlig blank und brauche irgendwann mal neue Klamotten.
"Also", murmle ich zu mir und setze erneut ein Lächeln auf, das meine dunklen Gedanken wenigstens überdeckte
Dann stelle ich die Kaffeetasse und das Teller mit dem Kuchen auf ein Tablett, dann gehe ich vor und reiche es den Gästen.
"Und für Sie?", frage ich die Frau, die wohl die Mutter der Kleinen ist. Neben ihr am Boden liegt ein großer Hund, eigentlich sind diese Tiere hier nicht erlaubt, aber ich mag sie und deshalb übersehe ich ihn.

Als sich die Kellnerin an mich wendet, fühle ich mich gleich unwohl. Irgendwie kommt mir ihr Gesicht bekannt vor und auch der Blick mit dem sie mich fast tadelnd betrachtet, kenne ich von irgendwo, auch wenn ich ihn nicht zuortnen kan. Dazu kommt noch die Tatsache, dass ich ihr nicht antworten kann.
Mit einem Lächeln wende ich mich an meine Mutter. Ich streiche mir mit der Hand von oben nach unten vor dem Gesicht und forme dann eine Art Schüssel mit der hohlen Hand (keine Ahnung ob dies wirklich die Geste für Kaffee ist, hab nix besseres gefunden).
"Einen schwarzen Kaffee, bitte", übersetzt Miranda für mich.

Eine Avox?
Eine andere Erklärung fällt mir zumindest nicht ein, warum mir der Gast nicht direkt geantwortet hat. Plötzlich sehe ich sie in einem ganz anderem Licht und am liebsten würde ich mehr über sie erfahren. Was hat sie verbrochen, um damit bestraft zu werden?
Ich brauche einen Moment um zu realisieren, dass ich sie anstarre. "Gerne", versuche ich es zu überspielen und wende mich ab.

Natürlich starrte sie mich an. Sowohl als ich die Bestellung aufgebe, wie auch als sie mir den Kaffee bringe und auch jetzt fühle ich ihren forschenden Blick im Rücken. Ich bin es nicht mehr gewöhnt unter Menschen zu sein. Warum, vor drei Jahren war ich doch noch nicht anders als all die anderen?
Nur meine kleine Tochter, die mir ununterbrochen irgendwelche Geschichten erzählt, und meine Mutte, die mir eine geistige Stütze ist, halten mich davon ab, einfach aus dem Café zu türmen.
"Und ... und ... und", stottert Kimi, da sich ihr vor Übermut und Freude die Worte im Mund überschlagen: "Und dann hat Oma mir einen Keks gegeben." Sie lachte, dann fiel sie mir um den Hals: "Ich hab dich sooooo lieb, Mummy."
Wie gerne hätte ich ihr das selbe gesagt oder mich bei meiner Mutter bedankt - nach drei Jahren hatte ich mich noch immer nicht daran gewöhnt, stumm zu sein -, aber so blieb mir nichts anderes übrig als Kimi ganz fest zu drücken und meiner Miranda ein dankendes Lächeln zuzuwerfen.

"Hast du noch etwas Zeit?", fragt mich meine Mutter, nachdem wir eine Stunde später gezahlt haben und gehen wollen.
Ich blicke auf die Uhr, Swell würde noch eine ganze Zeit brauchen um nach Hause zu kommen, also warum nicht. Ich nickte und Kimi springt begeistert herum. Sie besteht darauf, Ingi an der Leine zu halten und da ich meiner Kleinen keinen Gefallen ausschlagen kann, stimme ich zu.
"Dann gehen wir am besten in den Park, da gibt es auch einen Spielplatz für Kimi", meint Miranda weiter und hält mir die Tür auf.
Wieder nicke ich, mir ist alles recht, solange ich mit den beiden zusammen sein kann.

--> Park

Ich hatte Recht behalten, juhu jede Menge Trinkgeld. Da war auch die kleine Nervensäge von Kind zum Aushalten gewesen. Dennoch ließ mich der Gedanke, was diese Frau verbrochen haben konnte, nicht mehr los.

Nachdem ich heute mit der schule fertig war, wusste ich schon genau wohin es mich heute mal wieder treiben würde, in das beste und gleichzeitig seltsamste Café der Stadt, dem Koma. Und ich wusste auch schon wen ich hinter dem Tresen antreffen würde. Nituna Veldi, die Einzigste der ich hier im Kapitol vertraute. Ich kannte zwar nicht die ganze Geschichte von ihrer Mutter aber wenn sie wollte oder soweit war würde sie sie vielleicht erzählen. Im Gegenzug wusste sie nicht ganz genau warum mich der jährliche Besuch meinen Cousins und die Feierlaune meiner Eltern nervte.
Ganz in Gedanken erreichte ich das Café, die Meisten wurden von der schwarzen Farbe außen abgeschreckt. Gerade kamen zwei Frauen, wohl Mutter und Tochter mit einem kleinen Mädchen heraus. "Kein guter Platz für ein so kleines Mädchen", schoss durch meinen Kopf, doch das hier war nicht meine Angelegenheit. Ich drückte die Tür auf und die kleine Glocke meldete mein Erscheinen und nicht wie anders zu erwarten stand Nituna hinter der Theke und werkelte an der Kaffeemaschine herum. Wie sie konzentriert ihr Gesicht verzog brachte mich zum Lächeln und ich ließ mich auf dem Hocker an der Theke fallen. "Guten Tag Fürstin der Finsternis", begrüßte ich sie scherzend.

Als Jair herein kam, hob sich meine Stimmung noch um eine Spur.
"Hi", erwiderte ich seinen Gruß mit einem Lächeln, dann beugte ich mich wieder zu der Kaffeemaschine hinunter und stieß einen leisen Fluch aus. Das verdammte Drecksding wollte einfach nicht das machen, wozu es gedacht war.

Sie fluchte mal wieder, ich musste noch mehr grinsen. "Kann ich dir was helfen? Oder hast du das Ding verzaubert?" Vorsichtig lehnte ich mich über die Theke und einen besseren Blick auf dieses kleine Schauspiel zu erhaschen.

"Nein, du kannst da auch nicht helfen", gab ich leicht genervt zurück. Jetzt begann das dumme Ding auch noch zischend und fast wie eine Melodie Dampf auszustoßen. "Toll selbst Musik kann das Zeug machen, aber den Kaffee bringt es nicht hin."
Mit der flachen Hand stieß ich gegen die Forderseite des Automaten und siehe da, plötzlich kommt doch wieder Kaffee heraus.
"Willst du was trinken?", erkundige ich mich jetzt und streich mir mit dem Handrücken ein paar Haarsträhnen zurück, die sich aus meinem Zopf gelöst haben.

"Gewalt ist auch ein Lösung", murmelte ich vor mich hin aber schüttelte gleich wieder den Gedanken ab. "Ich komm doch nicht nur her um mit dir ein nettes Pläuschchen zuhalten, ich brauche dringend Koffein und wenn möglich viel und tiefschwarz." Ich setzte mich wieder ordentlich auf meinen Hocker und sah mir den Rest der Gäste an. Überwiegend Stammgäste in schwarz und rot gehüllt, wie immer. Wie ein bunter Hund fiel ich hier mit meinem grünen T-shirt und der Jeans auf.

Ich nickte lächelnd und die dumme Kaffemaschine schaffte es wirklich zwei tiefschwarze Kaffees - für die das Koma so berühmt ist - herunter zu lassen. Mit einem Blick vergewisserte ich mich davon, dass sonst kein Kunde etwas brauchte und so kam ich mit den beiden Getränken hinter der Theke vor und setzte mich neben Jair. Der hier so sehr hervor stach, wie ich in normalen Lokalen.
"Zucker?", fragte ich ihn und kippte mir einen ganzen Löffel in das Getränk. "Wie war die Schule?"

Sie kam herum, von oben bis unten schwarz gekleidet. Ich war mir sicher, dass sogar ihre Strümpfe schwarz waren. Die beiden großen Tassen stellte sie vor mich und sich hin und setze sich neben mich. Ich drehte mich halb auf meinem Hocker um sie besser zu sehen.
Mit einem Kopfschütteln verneinte ich den Zucker hob die Tasse an und machten einen großen Schluss. Wie gut das tat. "Wie immer, alle halten sich an die Regeln. Lauren's Harre sind nun rosé statt lila. Ted hat ein neues Tattoo mit dem Zeichen des Kapitols und will mal wieder zu den Friedenswächtern. Also wie immer das selbe.", ich musste seufzen, denn ich vermisste die ganzen naturwissenschaftlichen Fächer. "Und es war nichts dabei, dass ich in die Luft hätte jagen können."

Ich musste kichern bei seiner letzten Bemerkung, was bei mir jedoch ähnlich klang, wie das Schnauben eines Pferdes. "Wenn die Kaffeemaschine noch mal streikt, darfst du sie sprengen", meinte ich.
Dann nahm auch ich einen so großen Schluck Kaffee, dass meine Tasse fast zur Hälfte leer war. Irgendwie musste ich wieder an die Avox denken, sie war nicht die erste Stumme, die ich getroffen habe. Bei weitem nicht, selbst bei uns in der Schulkantiene hat für einige Zeit mal ein Avox gearbeitet, aber es war die erste, die ich im realen Leben gesehen habe. Eine die scheinbar noch ein anderes Leben, neben ihrer Arbeit hatte und selbst diese Frau war ne bessere Mutter als meine.
Ich riss mich von dem Gedanken los und lächelte wieder ihn an, in der Hoffnung keine Frage überhört zu haben.

"Und dann bin ich schuld und muss ne neue kaufen, jaja ich kenn deine Masche schon", ich lächelte zurück. Doch ich war mir nicht sicher ob Nituna mit gehört hatte, sie sah so abwesend aus und starrte in die Leere. "Nina alles ok?", ich musste besorg geklungen haben, dann ihr blick wurde wieder klar und sie lächelte. "Wie lange musst du heute arbeiten?". Ich nahm einen Schluck aus der Tasche und zupfte einbisschen an meinem T-shirt.

"Ja, ja alles okay, ich war nur in Gedanken", gab ich schnell zurück: "Hm eigentlich muss ich nur noch ne Stunde bleiben, aber wer weiß, wann Richi wieder auftaucht für die nächste Schicht. Machen wir nachher etwas zusammen?"
Ich würde sowieso nicht nach hause gehen, da Mum mal wieder längere Zeit nicht nach Hause gekommen war, würde ich mir wohl nur Sorgen um sie machen. Außerdem würde ich gerne noch etwas mehr Zeit mit Jair verbringen und vielleicht endlich mal seine Familie kennen lernen.

In Gedanken, das hatte ich gemerkt. "Ja klar, ich warte mit dir.", ich lächelte. "Was hälst du vom Park?", dies war einer meiner Lieblingsorte neben dem Café hier. Oft hatte ich schon überlegt sie einfach zu uns einzuladen, doch meine Eltern würden mich im nachhinein durchlöchern und nicht so erfreut sein. Eigentlich sollte es mir egal sein, schließlich waren sie eh noch nicht zuhause. Vielleicht sollte ich sie nach dem Park einfach mitzubringen. Ich entschied mich ihr unser Haus zu zeigen.

Park? Ich warf einen missmutigen Blick aus dem Fenster. Die Sonne lachte, Vögel zwitscherten - urg. Ich mochte den Park, aber für gewöhnlich erst sobald es dunkel wurde. Aber was sollte es, wenn ich ihm damit einen Gefallen tat. Schnell leerte ich meinen Becher Kaffee ganz, setzte wieder mein Verkäuferlächeln auf und meinte: "Okay, warum nicht."

ich musste mir kurz auf die Lippe beisen, ich hatte ganz vergessen wie sehr sie den Park bei Tag mochte. "Wir müssen nicht, also wenn du nicht willst". Schnell schüttete ich den letzen Schluck Kaffee hinunter. Wie gut er war, die richtige Menge an Koffein. "Wir können auch zu uns, wenn dir die strahlende weiße und die blitzenden spiegelnden Fußböden nichts ausmachen", kurz musste ich mir vorstellen wie sie mitten in unserem weißen Haus mit blitzendem Chrom auffiel, genauso wie er hier.

"Nein, wenn du willst, können wir schon gehen", entgegne ich höfflich. Natürlich ist der Reiz da, endlich sein Haus zu sehen, auch wenn ich vielleicht etwas falsch am Platz wirken würde.
"Willst du noch einen Kaffee?", fragte ich mit einem Blick auf seinen leeren Becher.
Hinten im Laden wedelte einer unserer Stammgäste mit einem schwarzen - wer hätte das gedacht - Portmonee herum um zu zeigen, das er zahlen wollte.
"Einen Moment", rief ich Jair zu, dann stand ich schnell auf um abzukassieren.

Gerade als ich antworten wollte winkte einer der Gäste, Adem wenn ich mich recht erinnerte, mit dem Geldbeutel und wollte zahlen. Als Nituna zurück kam schob ich die Tasse in ihre Richtung mit dem Zusatz "bitte gerne" und lächelte.
"Wir müssen eh durch den Park, also wäre das direkt auf dem Weg. Und wenn du Angst vor meinen Eltern hast die sind noch nicht da. Irgendwelche Sitzungen und Kaffekränzchen", ich musste leicht die augen verdrehen bei dem Kommentar mit dem Kaffekränzen, denn was tat ich selbst hier?!

Ich lächele und schiebe das weite Trinkgeld in meine Hosentasche. Dann nehme ich Jairs und meine Tasse und verschwinde wieder hinter dem Tresen.
Schade ich würde seine Eltern gerne kennen lernen, seine Schwestern kenne ich ja schon. Was würde ich dafür geben, behaupten zu können, meine Mutter wäre nicht daheim, weil sie irgendwo ein Kaffeekränzchen habe. Vermutlich liegt sie mal wieder mit einer Überdosis in einem Krankenhaus.
"Okay machen wir", meine ich und dann zu der Maschine: "Du hast gehört, wenn du jetzt nicht sofort Kaffee her gibst, sprengt Jair dich in die Luft."
Die Drohung reicht und der Automat macht sich buchstäblich vor Angst ins Hemd, bedeutet soviel, er lässt nicht nur den gewollten Kaffee herunter, sondern hört gar nicht mehr auf. Lachend schüttele ich den Kopf, Maschinen mögen mich nicht.