Café und Disco Koma

Sie trat wieder zur Maschine und droht ihr. "Wow was für ein Effekt, du solltest ihr wohl öfter androhen, dass ich sie sprenge." Doch nun hörte die Maschine garnicht mehr auf zu laufen. "Oke vielleicht doch nicht. Droh ihr ich spreng sie wenn sie nicht aufhört!", ich musste anfangen zu lachen. Eigentlich sollte ich nicht hinter die Theke aber wie Nituna da stand und versuchte den Kaffestrom zu stoppen wirkte doch einbisschen unbeholfen. Ich schnappte mir eine Kanne und hielt sie unter die Becher, die schon überquilten. Wie sie dastanden musste sehr amüsant aussehen. "Wenn wir denn allen trinken können wir bis zum Wochenende nicht mehr schlafen!"

"Auch recht", meine ich. Schlaf wird sowieso überbewertet meiner Meinung nach.
Die Türglocke schrillt, als die Tür geöffnet wird und jemand das Café betritt. Im selben Moment verstummt die Maschine mit ihrer unsinnigen Kaffeeverschwendung und ich brauch gar nicht aufsehen um zu wissen, wer gekommen ist. Es gibt nur eine Person vor der die Kaffeemaschine genügend Angst oder Respekt hat um mit ihren Muken aufzuhören und das ist der Besitzer des Cafés Richi. Eigentlich ein netter Typ, der seine aschblonden Haare zu einem Zopf zusammen gebunden trägt. Auch wenn er sich manchmal - besonders wenn er mal wieder irgendwas genommen hat - für einen direkten Abkömmling Satans hält. Ich kenne seine Eltern, die haben mit dem Fürst der Finsterniss nichts zu tun.
"Okay Nina", rief er mir zu: "Du kannst jetzt Feierabend machen."

Gerade als die Kanne bis zum Rand gefüllt war rumpelte die Maschine und hörte zusammen mit der Türglocke auf. Ich blickte auf. Es war Richi, der Besitzer des Komas. Unschlüssig stand ich mit der Kanne in der Hand da und überlegt ob und wohin ich sie stellen sollte. Schnell stellte ich sie auf die Ablage und war gespannt ob es Richi überhaupt auffiel, dass auch ich hinter der theke stand, als er Nina in den Feierabend schickte. Ich hob meine Hand kurz zum Gruß, aber Richi bemerkte mich nicht einmal, als würde ich schon zum inventar gehören und setzte sich zu einer kleinen Gruppe dunkel gekleideter Herrschaften.
Da ich ahnte, dass sie hier schnell rauswollte legte ich einen Schein auf den Tisch und verschwand wieder vor die Bar um meinen Rucksack und meine Jacke aufzusammeln.

"Ich sag dir, die Kaffeemaschine ist besessen", murmele ich. Leere aus der Kanne Kaffee in zwei Pappbecher, die wir mitnehmen könnten und trage die beiden gefüllten Tassen zu Richi. Er ist mal wieder eingeraucht und wird wohl kaum merken, dass die Tassen schon benutzt sind und falls schon, werde ich die Schuld auf den Geschierspüler schieben.
"Und gehen wir?", frage ich Jair, während ich sein Geld in die Kasse lege.

Als Nina um die Theke mit den 2 Pappbechern kam antwortete ich auf ihre Feststellung ein "wie wollte es hier auch anderst sein" und stopfte meine Jacke in den Rucksack. Dann nahm ich ihr den Becher aus der Hand, "klar". Als wir das Koma verließen drehte ich mich noch einmal kurz um und sah den blauen Rauch über dem Tisch, an den sich Richi gesetzt hatte, in der Luft herumwirbeln im frischen Luftstrom.
Die Sonne schien vom Himmel während wie Richtung Park gingen.

-> Der Park

--> von der Wohnung der Veldis

Ich sperre den Laden auf. Es ist kurz vor drei Uhr und vor drei kommen selten Leute hier her, also perfekt. Wie immer sehe ich mich kurz in dem Laden um, schalte die Kronleuchter ein und stelle die Sesseln wieder auf den Boden.
Dann gehe ich zu unserer tollen Kaffeemaschine und schlage in alter Tradition drei mal mit der flachen Hand auf ihre Hülle. "Gestern hast du mich genug geärgert, heute bist du gefälligst brav", murmle ich ihr zu. Dann richte ich mir die erste Tasse Kaffee her um wieder auf zu wachen. Mit dem heißen Getränk in der Hand, lehne ich mich anschließend an die Wand und warte auf die ersten Kunden.

-> Villa der Kraals

Mit schnellem Schritt lege ich die Strecke zwischen der Schule und dem Cafe zurück. Ich bin nicht der Einzigste der wohl einen Kaffee braucht, denn vor mir drängen sich knapp 10 dunkel gekleidete Personen ins Cafe und stürzen auf den Tisch in der Ecke. Schnell schlüpfe ich mit ihnen durch die Tür und sie beachten mich schon garnicht mehr, da sie wohl gewohnt waren, dass ich der einzige Irre war der sich hier so rein wagt. Schnurrstraks ging ich auf die Theke zu, wie immer und ließ mich auf meinen Stammhocker fallen und winkte Nina hinter der Kaffeemaschine zu. "gut rausgefunden aus dem Labyrinth?"

"Nein, ich bin noch immer darin gefangen, dass ist nur ne Hollo von mir", meine ich mit einem Lächeln. Er scheint sich ziemlich beeilt zu haben um hier her zu kommen.
"Willst du einen Kaffee?", frage ich und nehme den letzten Schluck aus meiner Tasse. Ich werfe kurz einen Blick zu den neu gekommenen Gästen, aber die scheinen noch nicht bestellen zu wollen.

Sie steckte mich an mit ihrem Lächeln. Ich beuge mich vor um sie anzustuppsen. "Für eine Holo fühlst du dich aber sehr materiel an.", dann lehnte ich mich wieder zurück. Kurz folge ich ihrem Blick zu dem Tisch der anderen Gäste, die aber noch ,wie jeden Tag, in die Karten vertieft sind, also beschließe ich, dass ich schnell bestelle bevor die anderen sich zu Wort meldeten.
"Bitte ja. Einen Kaffee so heiß wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe. Naja lassen wir den letzen Teil weg, im Gegensatz zu Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord kommt in meinen Kaffe kein Zucker."

"Also so wie immer", entgegne ich lächelnd. Irgendwie finde ich den Spruch gut. Ich nehme eine frische Tasse und wie durch ein Wunder funktioniert unsere Kaffeemaschine noch immer.
"Hier, bin gleich wieder da." Ich stelle ihm den Kaffee hin und gehe schnell zu den anderen Kunden, die sich mittlerweile entschieden haben.
"Und habt ihr heute etwas neues in der Karte gefunden?", erkundige ich mich, denn die 10 Personen sind fast jeden Tag hier und sollten die Karte eigentlich schon auswendig kennen.
"Nein, wir nehmen das Übliche", meinte eine der Frauen. Ich nicke und bringe ihnen je eine Tasse Kaffee und Kuchen, bevor ich mich wieder an Jair wende. "Irgendetwas spannendes passiert? Haben dich deine Eltern noch mit fragen gelöchert?"

"Ja genau", gab ich zurück und wow die Kaffeemaschine machte keine Zicken, naja noch nicht. Gerade als ich den ersten Schluck aus der Tasse nahm ging Nina kurz zu den anderen Stammgästen. Als sie nachfragte ob sie etwas neues gefunden hätten, hätte ich mich beinahe an meinem Kaffee verschluckt und musste husten. Nachdem sie die Herschaften bedient hatte kam sie wieder zu mir. "Eigentlich nicht, also nichts spannendes aber sie haben nichts gesagt jedenfalls zu mir nicht. Trotzdem weis ich, dass meine Mum dich mag, naja gut sie mag jeden den ich auch mag, aber trotzdem", die lächelte sie an. "Ich bin nur froh dass du heil heimgekommen bist."

Ich verdrehe die Augen und schlage spielerisch mit der flachen Hand nach ihm: "Mach dir doch nicht ständig Sorgen um mich. Pass du lieber auf, dass du dich nicht an dem Kaffee verschluckst."
Ich genemige mir noch eine Tasse hochkonzentriertem Koffein - das Tolle an diesem job ist, dass ich während meiner Arbeitszeit so viel Kaffee trinken darf, wie ich will - als der kleine Fernseher in der Ecke anspringt. Das TV Gerät ist eigentlich nie in Gebrauch und nur wegen den Gesetzen hier herinnen, damit auch die Gäste Pflichtsendungen nicht verpassen. Es ist ein uraltes Gerät, dass noch nicht einmal 3D Bilder sendet.
Unser sehr verehrter (Sarkasmus) Präsident Snow - wie alt darf der eigentlich werden, bevor er abtreten muss? - steht vor seinem Palast und scheint eine Rede für uns zu haben.
Die Gäste blicken bei dem Geräusch des Fernsehers kurz auf, wenden sich aber wieder ab. Pflichtfernsehen zu empfangen und es sich anzusehen sind zwei verschiedene Dinge. Früher ging es noch, dass man einfach den Ton abstellte, wenn man schon das Bild nicht ausnachen konnte, aber mittlerweile kann man die Lautstärke bei diesen Sendungen nur noch hinauf drehen. Schwachsin.
Ich horche nur mit halben Ohr zu, während der Schneemann die Bevölkerung daran erinnert, dass in Kürze die nächsten Hungerspiele stattfinden werden, und vermutlich versuchte Vorfreude darauf zu schüren.
"Ach echt? Nur weil Sie langsam seniel werden, bedeutet das nicht, dass wir so etwas vergessen. Und mit so einem Gesicht bekommen Sie keinen zum Jubeln", murmele ich, als sich das Gerät wieder ausschaltet. Mir ist klar, dass solche Sätze hart bestraft werden können, aber bitte wer soll mich verraten. Die paar Gäste sind zu weit weg und schimpfen selber über diese Unterbrechung und auch Jair vertraue ich, dass er kein Spitzel ist.

"An Kaffee zu sterben wäre wohl nicht das shclimmste was passieren könnte.", merkte ich leicht ironisch an.
Als plötzlich der Fernseh ansprang, was noch nie in meiner Anwesenheit geschehen war, zuckte ich erschrocken zusammen. Doch als Snow auf dem Bildschirm aufflimmerte wurde mir alles klar, Pflichprogramm, das gab es in D2 und hier genauso, die Welt war schon klein. Der Text war knapp der selbe wie ich heute früh schon geschätze 10 mal gehört hatte. Leise seufzte ich. "Ich kann ja schon fast mitsprechen, das lief nicht nur einmal in der Schule.", dabei verdrehte ich leicht die augen. Nachdem der Fernseh wieder ausging gab nina einen sehr wahren Kommentar von sich. "Wie Recht du hast", fügte ich in der selben Lautstärke hinzu. "Aber was sollen wir schon dagegen tun?". Bald war es soweit Ray und meine Verwandschaft würden auch wieder auftauchen und in unserem Poolhaus wohnen bis die spiele vorbei waren, große Freude kam bei diesem Gedanken auf.

"Vielleicht könnte man Gevater Tod einen Hinweis geben, dass der Typ schon lange sein Ablaufdatum überschritten hat", mutmaste ich, aber er hatte Recht, in Wirklichkeit konnte man nichts tun. Einfach ignorieren.
Bei uns in der Schule hat es keine solchen Durchsagen gegeben oder vielleicht schon? Unser Klassenzimmer liegt so abseits im Turm, dass bei uns meistens nicht mal die Glocke zu hören ist.
Mich haben die Hungerspiele noch nie wirklich interessiert. Die Menschen darin sind mir eigentlich egal, aber ich finde es einfach so langweilig Stundenlang vor dem Bildschirm in unserer Wohnung zu sitzen und den Kindern bei ihrem Überlebenskampf zu zusehen. Wie sie versuchen sich zu retten und doch wissen, dass ihre chancen 1:23 stehen. Aber plötzlich durchzuckt mich eine Erkenntnis. "Du hättest früher auch in die Spiele gehen können", ob es eher eine Frage oder eine Feststellung war, konnte selbst ich nicht beurteilen. Jair redete nicht oft über seine Vergangenheit in Distrikt 2 und da konnte man so etwas leicht vergessen.

"MHD überschritten - bitte entfernen", wiederholte ich roboterartig und grinste froh darüber, dass Nina keine dieser "Ich glaube alles was uns das Kapitol vorkaut und ich schlucke es einfach"-Mädchen war.
"Gab es keine durchsagen bei euch?", leicht runzelte ich die Stirn, sogar in Kindergärten war diese Ansage normalerweise zu hören.
Langsam schwenkte ich den Kaffee in meiner Tasse durch Kreisbewegungen, während ich über ninas Frage nachdachte. "Ja hätte ich, doch die Chance war immer sehr gering die minimale Anzahl der Stimmen, keine Tesserasteine im Gegensatz zu vielen anderen.", mir lief es eiskalt über den Rücken und meine Härchen am arm stellten sich auf und dazu gesellte sich eine Gänsehaut, dann ich musste an die Ernst denken. Alle Kinder und Jugendlichen des Distrikts wie die Tiere zusammengepfercht, vorgeführt und das Los entschied. Bevor die Erinnerung weiter aufkochte trank ich meinen Becher aus. "Könnte ich bitte noch einen haben?"

"Klar." Ich nehme ihm die Tasse ab und mache sie wieder voll. Aus den Augenwinkeln beobachte ich ihn die ganze Zeit. Die Spiele sind mir zwar egal, aber irgendwie ist es seltsam einen persönlich zu kennen, der das Jahr für Jahr durchmachen musste. Denn auch wenn die Chance klein war, es hat immer eine bestanden. Ob er überlebt hätte, wenn er ausgewählt worden wäre? Waren vielleicht Verwandte oder Bekannte von ihm in die Hungerspiele geschickt worden. Ich würde ihn gerne danach fragen, aber ich fühle, dass er nicht darüber sprechen will, das kann ich verstehen.
Ich schüttle den Kopf um die Gedanken los zu werden und reiche ihm die fast übergelaufene Tasse Kaffee.

"Danke", murmel ich zurück. Es war komisch etwas zurück zuhalten und es wurde immer schwerer, wenigstens einen Teil muss ich los werden. Lächelnd nehme die die Tasse entgegen und trinke einen Schluck ab, dann schlucke ich den kleinen Kloß in meinem Hals hinunter. "Vor sechs Jahren wurde mein Cousin ausgelost, wir mussten ansehen wie er fast getötet wurde, die er verwundet wurde, beinahe verbrannt und wie er selbst getötet hat", flüsterte ich. "Vielleicht sagt dir Ray Sanders etwas, er gewann damals. Seitdem wird es jedes Jahr gefeiert während ander sterben.", den Teil mit Sila ließ ich vor erst außen vor, aber irgendwann würde ich es ihr erzählen.

"Oh", murmle ich, mehr fällt mir gerade nicht ein. Er wirkt nicht unbedingt glücklich über diese Tatsache, sollte man nicht froh sein, wenn ein Verwandter so was überlebt? Vermutlich auch ein Klischee. Der Name Ray Sanders sagt mir eigentlich nichts, aber im Namen merken bin ich sowieso eine Null.
"Wie ist es, so eingesperrt auf einem Platz zu warten und zu wissen, wenn die Person da vorne deinen Namen nennt, dass man so gut wie tot ist?"

Mir war klar, dass sie es nicht so ganz nachvollziehen konnte, sie war nie in so einer Situation gewesen. "Ich war "nur" ", ich malte dabei mit den den Fingern Gänsefüßchen in die luft, "drei mal dabei, aber man gewöhnt sich nicht daran. Man fühlt sie wie vieh, zusammengepfercht damit alles in die Kamera passt, viele weinen, schreien und haben panik. Andere dagegen schweigen sind in sich zurückgezogen, versuchen sich an einen anderen Ort zu wünschen oder tun so als wären sie nicht da. Die Familien sitzen auf den Tribünen an den Seiten oder den den Gassen und bangen oder jubeln, je nach einstellung. Wenn es jemanden trifft den du kennst kannst du nur hoffen dass er es überlebt. Kennst du beide Tribute wird es schon kritisch. Sobald sie mit dem Zug wegfahren kehrt kurz ruhe ein, außer in den Familien der Tribute.", ich versuchte es so neutral wie möglich zu erzählen und schüttelte kurz den Kopf um einen Schluck Kaffee zu nehmen und meine Gedanken zu lockern.

Ich versuche mir die Situation vorzustellen, ich kann es nicht ganz, aber wenigstens eine Ahnung davon kommt in mir auf. Aus einem Reflex heraus greife ich nach seiner Hand, in der er nicht den Kaffee hält. Zum Teil vielleicht um ihn physisch beizustehen, denn ich sehe, wie sehr die Erinnerung an ihm nagt, zum anderen einfach um mich davon zu überzeugen, dass er wirklich da ist. Gut ich weiß, dass ist ein seltsamer Gedanke.
Um das Thema zu wechseln, frage ich: "Willst du heute Abend vielleicht fort gehen?" Heute war der letzte Schultag vor dem Wochenende.

Leicht griff sie nach meiner Hand und ich lächelte ihr dazu, um ihr zu zeigen, dass alles oke war. "Die meisten meiner Freunde sind mittlerweile aus dem Alter für die Ernte", schloss ich das Thema vorerst ab. "Klar, gerne. Wo würdest du gerne hin?", im Nachtleben des Kapitols kannte ich mich trotz meines doch schon 4jährigen Aufenthalts nicht gut aus.

Spontan fiel mir die Disko ein, die hier nach Ladenschluss eröffnete, aber sie fiel schon aus zwei Gründen aus. Erstens war es eine totale schwarze Szene Diskothek und da würde sich Jair vermutlich nicht so wohl fühlen und zweitens, weil ich schon meine Nachmittage hier verbrachte und nicht auch meine Nächte hierbleiben wollte. Das zweite was mir zum Thema Nachtleben einfiel, befand sich ein paar Blocks von meiner Wohnung entfernt und fiel auch aus, da ich mal vermutete, dass der Junge so wenig mit Nutten, Zuhältern und Drogendealern am Hut hatte wie ich, wenn nicht sogar weniger.
Ich zuckte mit den Schultern: "Wir werden schon irgendetwas finden, so oft gehe ich auch nicht fort."

Man sah wie sie überlegte aber Ideen verwarf, das brachte mich wieder zum schmunzeln. "Oke wir finden schon was, in irgendeinem Loch finden wir schon einen Platz. Wann hast du heute Schluss?" Kurz sah ich mich um und stellte fest, dass heute einer der ruhigeren Tage war, der hintere Tisch nippte immer noch an der ersten Runde Kaffee und sonst waren sie nur noch hier.

Ich zucke mit den Schultern und lächele ihn an: "In etwa zwei Stunden."
Als die Türglocke schellte blicke ich auf und erstarre. Das kann nicht sein, dass darf nicht sein. Wie zum Henker hat die mich hier gefunden? Ich habe meinen Job nie erwähnt, darauf habe ich stets geachtet, ich hab nichteinmal das Lokal erwähnt, wenn ich mit ihr sprach und dennoch steht diese Frau jetzt hier in der Tür.
Das hellblaue Kleid mit dem sie vor Tagen unsere Wohnung verlassen hat, ist zerrissen und verschmutzt. Einer der beiden Träger ist abgerisssen, das Federjäckchen fehlt ganz und die langen Handschuhe sind mehr braun als blau. Die kinnlangen, braunen Haare sind verfilzt und fettig und hängen ihr in das totenbleiche Gesicht. Tiefe Augenringe und ein ungewohnter dunkler Lippenstift heben sich seltsam davon hervor. Im allgemeinen das übliche Auftreten meiner Mutter, wenn sie wieder für Tage high gewesen ist.
"Nein, nein, nein, oh nein", murmle ich vor mich hin. Das kann doch bitte nicht wahr sein. Kurz erwäge ich micht, einfach zu verstecken und zu hoffen, dass sie den Grund für ihr Auftauchen bereits wieder vergessen hat, bevor sie mich entdeckt.

"alles klar.. also in meinem Wortschaft 3 bis 4 Tassen kaffee", sie hatte ihre Hand noch auf meiner Hand liegen und diese verkrampfte sich schlagartig als die Tür aufging. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und sah die Frau, die im Eingang stand. Völlig herunter gekommen sah sie aus, wie eine Woche ohne ausreichend schlaf, sie erinnerte mich an den ärmsten Teil distrikts 11 oder 12, die man ab und an im wochenüberblick des Kapitolrats sah. Dann drehte ich mich zurück zu Nina, blickte sie fragend an um noch einmal kurz die Frau zu mustern. Am Liebsten wäre ich zu ihr und hätte ihr meine Jacke gegeben, so warm war es auch noch nicht. Ninas hand lockerte sich nicht und wisperte etwas, ich drehte mich zurück und fragte sie mit hilfe von blicken und leichten mundbewegungen tonlos was los war.