Thema: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Sa Dez 17, 2011 3:52 pm
[ Arans Zimmer ]
Ich lag auf dem Boden und starrte Gedankenlos an die Decke. Früher musste sie weiß gewesen sein, jetzt war sie eher grau, so wie jede andere Wand in dieser Gottverdammten Bruchbude. Ich schloss die Augen, aber die Wände hier waren dünn. Jedenfalls dünn genug, damit ich hören konnte wie einer der Jungs laut fluchte und kurz danach irgendetwas zu Bruch ging. Ich wusste das ich hier heute keine Ruhe finden würde. Mit einem Ruck stand ich auf, raufte meine Klamotten zusammen und steckte sie in einen Korb in der Ecke des Zimmers. Ich hörte keine Geräusche aus dem Bad, deshalb beeilte ich mich, vor den anderen da zu sein, eine schnelle Dusche zu nehmen und dann auf direktem Weg wieder in mein Zimmer zurückzukommen. Ich hatte keinen Nerv einem meiner Mitbewohner oder Mitbewohnerinnen zu begegnen. Ich zog mir eine schlichte dunkle Jeans und einen hellen Pullover an. Als ich meine Zimmertür öffnete und die WG verlassen wollte, stieß ich mit einem Mädchen zusammen. Sie war klein und sah aus, als wäre sie gerade mal 15 Jahre alt. Sie wohnte nicht hier, also musste sie zu den anderen gehören. "Pass doch auf!", zischte sie und drängte sich noch vor mir aus der Tür. Ich sah ihr kurz entnervt nach, dann schlug ich die Tür hinter mir zu, ging hinunter und stellte mich dem scharfen Winterwind, der durch die Straßen fegte.
-> Straßencafé
Zuletzt von Aran Hawkins am Do Jun 07, 2012 12:28 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Do März 15, 2012 5:52 am
Ich gehe in den ersten Stock, in dem die WG liegt und bleibe vor der Wohnungstür kurz stehen. Aus meiner Hosentasche ziehe ich meinen Schlüsselbund an dem lediglich 3 Schlüssel baumeln. Fahrradschloss, Briefkasten, Wohnung. Ich stecke den Schlüssel ins Schloss und zögere einen weiteren Moment. Eigentlich habe ich keine Lust auf das Chaos, das mich hinter dieser Tür empfangen wird. Ich seufze leise, aber der Seufzer hallt im Treppenhaus nach und klingt zurück in meine Ohren. Draußen dämmert es, und es war schon auf dem Rückweg wieder verdammt kalt. Ich schüttele über mich selbst den Kopf, diese Möglichkeit überhaupt abgeschätzt zu haben, drehe den Schlüssel und mit einem klacken springt die Tür schließlich auf. Als ich den Schlüssel wieder herausziehen will, entdecke ich einen leuchtend gelben zettel, der an der Tür klebt. „Zimmer frei“, steht in fetten schwarzen Buchstaben darauf. Wahrscheinlich war Elisa ausgezogen, was mir nur recht sein sollte, da sie ständig in mein Zimmer geplatzt war, und auch sonst nichts als Streit und Misstrauen in die WG gebracht hatte. Ich verzog mich schnell in mein Zimmer. Die anderen Mitbewohner waren auch nie von Dauer, eigentlich kannte man sich immer nur flüchtig und versuchte das auch so zu halten, da jeder wusste – sobald ein besseres Angebot da wäre, würde man seine wenigen Sachen packen und hier verschwinden. Mich empfing der Duft von Papier. Sowohl frisch gedrucktes, als auch altes. Auf einem der Stapel, lag ein Buch, das in einem roten Einband gehüllt war. Ich schnappte mir einen Kugelschreiber von einem anderen Stapel Bücher und dieses jene Buch, klappte auf und schrieb über meinen Tag. Ich hatte stets vermieden über Haley zu schreiben, aber heute hatte ich das Gefühl, dies nachholen zu müssen. Ich war immer noch etwas aufgewühlt, und das würde ich später an meiner Schreibweise nur allzu deutlich erkennen. Haley hatte zu ihrem Abschied gesagt, dass alles gut werden würde. Wir beide wussten, dass sie sterben würde. Sie war vielleicht ein Straßenkind, aber eine Killerin war sie nie. Sie hatte in ihrer Höhle gesessen und einen Schluck getrunken, als dieses Biest von Mädchen hereinstürmte. Haley hatte sich damals nicht gerührt. Sie wusste sie würde sterben. Sie hatte gesagt, dass alles gut werden würde, zumindest ist es das, an was ich mich erinnern möchte. Eigentlich waren ihre letzten Worte: „Vergiss mich nicht.“ Aber ich finde das; „Alles wird gut werden.“ viel schönere letzte Worte waren. Ich klappte das Buch einen Moment lang zu, weil ich mich erst neu sammeln musste. Etwas Dumpfes drückte in meinen Bauch und ich zog den Untersetzer hervor, auf dem Élodies Unterschrift stand. Ich klemmte ihn in den Spalt zwischen den beiden Seiten, auf die ich den Tag schrieb, und widmete die zweite Seite ganz und gar der Begegnung mit Élodie, welche Sätze von ihr mir zu denken gaben. Sätze, die auch wundervolle Zitate abgaben. Ich schloss ab mit: Élodie Ivoire, Bücherwurm, Trainingslegende und Wetterfrosch. Quack. Schließlich klappte ich das Buch zu, und legte es auf mein Kopfkissen. Ich tappte ins Bad und nahm die zweite Dusche des Tages, anschließend führte mein Weg in mein Zimmer, wo ich mir ein rotes Figur betontes Hemd und eine schwarze Hose anzog. Mein ursprünglicher Plan mit dem dunklen Hemd und der hellen Jeans war nicht möglich, da sich die meisten meiner Sachen in der Wäsche befanden. Zum Glück ist demnächst Waschtag. Ich wuschele mir mit der Hand einmal durch das getrocknete Haar und belasse es dabei. Ich hatte bereits mitbekommen, dass es wieder zur Mode wurde, sich die Haare zu allen möglichen Seiten zu Gelen, aber abgesehen davon, dass mir der Schnickschnack zu teuer ist, kann ich dem auch nichts abgewinnen.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Fr März 16, 2012 6:47 pm
Straßencafé -->
Vielleicht sollte ich meinen Füßen dafür danken, dass ich ein einen mir unbekannten Teil von Distrikt 2 gelangt bin, aber im Moment war ich noch zu sehr abgelenkt von den älteren Häusern, die einen seltsamen Anblick boten. Meine Augen funkelten in der untergehenden Sonne und vielleicht hätte man sogar Begeisterung darin lesen können, wenn ich nicht immer noch diesen ausdruckslosen Zug um die Lippen hätte. Liebend gerne hätte ich jetzt meine Schritte gehört, die an den Häuserwänden hallten, aber das einzige was ich hörte war der Wind, der durch die kleine Straße wehte und mit meinen Haaren spielte. Ich lief zu leise, man konnte meine Schritte einfach nicht hören. So sehr ich mich auch anstrengte, irgendetwas verbiet mir laut zu sein. Mein Blick verfing sich auf einem leuchtenden Zettel, der an der schmalen Tür eines der Häuser klebte. Das grelle Gelb passte überhaupt nicht in die Fassade dieser Gasse und einen Moment war ich kurz davor, das Stück Papier einfach abzureißen. Die vermutlich schnell hingeschriebenen Wörter darauf hielt mich aber davon ab. Zimmer frei, formte ich lautlos mit meinen Lippen und legte meinen Kopf ein wenig schief. Das Fauchen einer Katze ließ mich erschrocken zusammenfahren. Ertappt wirbelte ich herum und suchte die Gasse nach möglichen Fremden ab, konnte aber niemanden sehen. Bestimmt nur ein Streit unter den Vierbeiner hinter der nächsten Ecke... Wieder wandte ich mich aufmerksam der Tür zu und stellte mir vor, wie es dahinter wohl aussehen mochte. Ich brauchte nicht lange, die Antwort war nicht allzu schwer zu finden. Nichts besonderes würde es hier sein. Zumindest nichts, was mich hätte interessieren dürfen. Aber es weckte meine Neugierde und wenn ich Glück hätte würde ich wenigstens eine Nacht nicht in dem Haus des Siegers verbringen müssen. Zaghaft klopfte ich auf das dünne Holz und trat einen Schritt zurück. Das pochende Geräusch hallte ein wenig, bis es wieder genauso still war wie zuvor. Angenehm still. Es fand sich selten ein Ort, bei dem man in Ruhe Schweigen konnte. Abwartend und mit inzwischen vom Wind ein wenig zerzaustem Haar sah ich auf den unteren Rand der Tür.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) So März 18, 2012 8:13 pm
Ich liege auf meiner Matratze und schließe gerade die Augen, als irgendeiner meiner Mitbewohner das Radio aufdreht. Eine scheppernde Stimme dringt durch die ganze Wohnung. Mal wieder geht’s nur um die Spiele. Genervt richte ich mich auf und klopfe energisch gegen die dünne Wand. „Leiser!“, rufe ich hinterher und tatsächlich wird einmal auf mich gehört. Ich will mich gerade einfach wieder nach hinten fallen lassen, da klingelt es an der Tür. „Aran, du bist dran!“ Er hat recht, wer auch immer meiner Mitbewohner das war. Widerwillig richtete ich mich auf und richtete mein Outfit. Wenn es unser Vermieter war, der Beschwerden wegen fehlender Miete hatte, wären wir geliefert. In letzter Zeit war ich der einzige der volles Gehalt erhalten hatte und gerade hatte ich im Cafe mehr verprasst, als ich es mir erlauben konnte. Ich zögerte, dann öffnete ich und erschrak leicht, als ich sah, wer da vor der Tür stand. Annyca Sescon. Eine Rache für meinen bösen Blick? Ich zog die Augenbrauen zusammen und sah sie mit unverständlichem Blick an. „Du?“ Ja, ich nahm mir einfach die Freiheit sie zu duzen. Sie sah immer noch nicht gerade glücklich aus und ihr Haar war auch nicht gerade so gestylt, wie es ganz Panem von einer Gewinnerin erwarten würde. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich offensichtlich ins falsche Viertel verlaufen hatte. Gut, sie trotzte dem also? Das machte sie dann doch ein Stück sympathischer, aber auch nur ein kleines Stück.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Di März 20, 2012 9:39 pm
Möglicherweise war es eine verdammt schlechte Idee gewesen, sich keine Gedanken darüber zu machen wohin ich lief. Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wo ich mich im Moment befand. Allerdings fand ich es nicht einmal so schlimm, es lenkte mich ab und irgendwann würde ich zurückfinden. In der Arena hat man viel gelernt, wenn man nicht schon das Wissen von den Jahren davor besaß. Einen Augenblick überlegte ich, einfach kehrt zu machen und diese verschlungenen Gassen zu verlassen, aber wieder hielt mich etwas davon ab. Und es war bereits zu spät. Die Tür ging vorsichtig auf, so als ob derjenige dahinter nicht genau wüsste, ob er überhaupt öffnen sollte. Ein wenig verwundert sah ich dann in ein paar erschrockene Gesichtszüge, die sich aber nach einem kurzen Moment wieder entspannten. Oder anspannte, genau konnte ich es nicht sagen, die knappe Frage die der Junge ausstieß warf mich zu sehr aus dem Konzept. Ich glaubte ihn ein paar Stunden vorher im Straßencafe gesehen zu haben. Leichte Röte schoss mir ins Gesicht, als mir auffiel wie albern das hier dann wirken musste. Er könnte denken, dass ich ihm hinterhergelaufen war. Der nächste Windstoß riss mich wieder aus meiner Starre und ich senkte meinen Blick ein wenig. "Scheint so, als wäre ich hier nicht Willkommen", murmelte ich fast lautlos gegen den Wind und legte meinen Kopf ein wenig schief, bis ich den Jungen direkt ansprach. Als Sieger sollte man vermutlich nicht so dastehen wie ich es gerade tat. Man sollte nicht einmal hier aufkreuzen. Ich nahm den grellgelben Notizzettel von der Haustür und nahm ihn zu mir. "Könnte ich..", ich verstummte und merkte selbst, wie albern sich diese hochgestochene Sprache aus meinem Mund anhörte. Es zauberte ein kleines Grinsen auf mein Gesicht, alles nur, weil das hier einfach verdammt unecht wirkte. "Das Zimmer, das frei ist. Wär nett wenn ich es für eine Nacht kriegen würde."
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Sa März 24, 2012 1:52 am
Sie sah so verwirrt aus, wie ich mich immer noch fühlte. Also wirklich eine umherirrende? Himmel, wo sind ihre Aufpasser. Gibt‘s es nicht Leute, die sich nach den Spielen noch um sie kümmern? Entweder hatte Annyca sie mit ihren bösen Blicken ins Nirvana geschickt, was eine äußerst zufriedenstellende Vorstellung wäre, oder aber – es gab sie einfach nicht. Gerade wollte ich ansetzen ihre den Weg zu ihrem Viertel zu erklären, aber so wie sie da stand, hatte sie ganz gezielt an diese Tür geklopft, und nicht wahllos jemanden gesucht der ihr den Weg erklärte. Sie sagte etwas, aber der Wind riss ihre Worte mit. „Hör zu, der Blick im Cafe – das tut mir leid. Nimm es nicht allzu persönlich.“ Na schön, ich hatte es mir zur Lebensaufgabe gemacht immer ehrlich zu sein, aber heute schummelte ich mehr, als mir lieb war. In meinem Bauch füllte sich ein dumpfes Gefühl an, das ich nur allzu gut kannte. Ich verhielt mich nicht richtig. So behandelte man ein Mädchen nicht, egal mit welcher Vorgeschichte. Ich setzte ein zaghaftes Lächeln auf, das ich auch so meinte. Sie haben gar keine Ähnlichkeit, geisterte es mir durch den Kopf. Sie zog den zettel von der Tür und ich ahnte was sie wollte auch wenn ich mir nicht erklären konnte warum. Jeder hier in dieser WG würde sein letztes Hemd dafür geben mit ihrem Leben wie es folgen könnte zu tauschen. Ich öffnete die Tür so weit wie es ging, bedeutete ihr mir zu folgen und ging ins Innere der WG. „Warum?“, fragte ich noch immer kurzgebunden. „Du könntest in einem der weichsten bettend es Distriktes schlafen, und kommst stattdessen hierher?“ In Gedanken schüttele ich den Kopf und gehe zu dem leeren Zimmer. Die Tür steht offen, also gehe ich gleich rein. Eine Matratze, ein paar leere Regale und ein Holzstuhl - das ist alles was da noch steht. „Überleg es dir.“ Ich sehe sie an und warte auf ihre Entscheidung. Eigentlich nehmen wir keine Besucher für eine Nacht auf. Wie sollten wir uns da je auf die Miete verlassen? Aber die meisten haben ja auch keine Perspektive und werden so oder so hier bleiben. Ich rechne nicht damit, dass sie das durchzieht, und irgendwie kann ich das verstehen. Der strahlende Sieger, im Viertel der verlorenen. Das hatte doch was. Ich musste amüsiert grinsen.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Do Apr 05, 2012 11:00 am
Es war wie eine Art Zwang, diesen Jungen zu studieren. Es fiel mit nicht mehr ganz so leicht wie in der Arena, was aber auch daran liegen konnte, dass die Person gegenüber von mir gelernt hatte, mit Mimik und Körpersprache umzugehen. Allerdings zweifelte ich daran. In meinem Distrikt achteten nicht viele Leute darauf, was man voneinander dachte. Viele machten sich nicht einmal die Mühe, ein wenig Achtung zu zeigen. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er anfing zu sprechen. Und es schien mir, als versuche er sich aus einem Missgeschick herauszureden. Sein Wortschwall verwirrte mich ein wenig zu sehr, sodass ich schwieg und sein verstecktes Lächeln nicht wahrnahm. Wieder fegte der Wind mir ins Gesicht und riss mich aus meiner Trance. Etwas zögerlich, so als wüsste ich nicht wirklich was ich tun sollte folgte ich dem Jungen in das Innere der Wohnung. Bis er mir eine andere Frage stellte hielt ich es nicht für nötig irgendetwas zu sagen. Nachdenklich blieb ich in dem leeren Zimmer stehen und sah mich kurz um, ehe ich mich wieder zu ihm wandte. In seinen Augen lag ein merkwürdiger Schimmer, er wirkte ein wenig verträumt. "Wie wäre es damit, wenn wir einander nicht zu viel verraten. Das würde es uns beiden leichter machen", sagte ich fast schon monoton, rang im selben Moment aber noch nach Luft und kniff meine Augen zusammen. Ein stechender Schmerz fuhr kurz durch meine linke Wange und zog sich zu dem Auge hoch, das nicht ganz so strahlend bräunlich grün wie das andere leuchtete. Ich fuhr mit meinem Zeigefinger die fast unsichtbaren silbrigen Narben nach. Allerdings nicht lange. Die Tatsache, dass eine weitere Person mit im Raum stand holte mich wieder zurück. "Entschuldige", murmelte ich leise und versuchte mich zu erinnern, was ich zuvor gesagt hatte. Ich hob meinen Blick wieder und ließ ihn noch einmal durch den Raum schweifen. "Es ist gut. Wieviele wohnen hier?", fragte ich dann ein wenig abwesend und versuchte meine Gedanken zu sortieren. So langsam kam mir wieder in den Sinn, was er gefragt hatte. Warum ich hierher kam. Ich überlegte, ob ich eine Antwort geben würde obwohl ich diesen Jungen hier nicht kannte. Seltsamerweise fiel es mir nicht schwer mich zu entscheiden. "Der Gedanke daran, die weichsten Betten nicht teilen zu können oder wie eine Königin zu leben gefällt mir nicht. Ich brauche Zeit... Und die hab ich nicht unter Friedenswächtern die einen ständig belästigen", meinte ich leise und zuckte dann mit den Schultern. "Ich bin dran mit Fragen stellen", fügte ich dann noch hinzu und sah ihm direkt in die Augen. Die einfachste Frage, die er vermutlich auch erwartete würde lauten, warum er hier lebte. Aber im Moment interessierte mich etwas ganz anderes. "Du wirkst wie ein Mensch in seiner eigenen Welt. Ist sie schön?" Ich wusste, dass ich eigentlich nicht das Recht dazu hatte, solche Fragen zu stellen. Ich kannte ihn kaum und vermutlich hielt er mich für Verrückt. Konnte auch sein, dass ich mir nur etwas eingebildet hatte. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und tastete in meiner Hosentasche nach einer Erinnerung. Sein amüsiertes Grinsen warf mich beinahe schon wieder aus der Bahn, allerdings sah ich ihn nur fragend an und wartete ab.
Meine Entschuldigung wurde entweder konsequent ignoriert, oder sie traf nicht auf die gewünschte Wirkung, denn Annyca schwieg bis wir im Zimmer standen. Ich sehe sie zwar an, aber in ihren Augen liegt nicht der geringste Ausdruck, weshalb ich fast schon zusammenzucke, als sie plötzlich anfängt zu reden. Auf ihre Bemerkung nicke ich nachdenklich und sage nichts weiter dazu. Was hätte ich auch sagen sollen? Ich hatte nicht die Absicht sie in einen Smalltalk zu verwickeln, danach stand ihr offensichtlich nicht der Sinn. Sie hebt ihre Hand und fährt mit einem Finger systematisch über ihre Wange. Sie wirkt dabei derartig abwesend, das man das Gefühl hatte sie wäre noch nicht wieder in Distrikt 2 angekommen. Sie entschuldigte sich, und sah sich erneut in dem Raum um. Überrascht sah ich sie an. Gut? Die ganze WG glich mehr einem Loch, anstatt einer Wohnung. Ich hätte mich gerne richtig mit ihr darüber Unterhalten, warum sie hierher kam, aber da stellte sie eine Frage. Ich dachte angestrengt nach, aber schließlich gab ich auf und zuckte mit dem Schultern. „Die Leute kommen und gehen. Man kennt sich hier nicht so gut. Bekommt jemand ein besseres Angebot, kratzt er noch sein Geld zusammen und zieht er meist noch am selben Tag aus.“ Ich wusste nicht, wer neuerdings das ein oder andere Angebot einer neuen WG am Laufen hatte, also wollte ich keine Vermutung aufstellen. Ohne jeglichen Bezug auf eine Frage, sprach sie dann einfach los. Erst als sie endete, verstand ich in welchem Zusammenhang sie darauf kam. Sie hatte also doch Friedenswächter um sich herum! Ich verkniff mir den Kommentar mit den eisigen Blicken, es wäre unpassend und ich schätzte Annycas derzeitige Offenheit sehr. Sie wandte sich zu mir und sah mich direkt an. Ich machte keine Anstalten den Blick niederzuschlagen, oder ihr sonst irgendwie auszuweichen. Dieses Mädchen mag in der Arena tödlich gewesen sein, aber hier, in Distrikt 2 konnte sie nicht einfach so morden, auch wenn es in diesem Viertel nicht einmal auffallen würde. Aber sie wollte etwas anderes. Fragen stellen, und das war etwas womit ich klarkam. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit der Frage, die sie mir tatsächlich stellte. Ob meine eigene Welt schön ist? Ich schwieg einen Moment lang und befasste mich vielmehr mit der Frage wie sie auf so etwas kam, als das ich nach einer Antwort suchte. Vielleicht fiel sie deshalb etwas karg aus. „Ja.“ Da ich davon ausging, dass ihr diese Antwort nicht genügen würde setzte ich eine kleine Erklärung nach. „ Obwohl jede Welt ja so ihre Risse hat, sie ist schön. Meine Welten liegen in den Büchern. Keine von ihnen ist perfekt, aber jede ist schöner als diese.“ Ich konnte es wirklich nicht besser erklären, also beließ ich es dabei. „Du willst das Zimmer also haben?“, versuchte ich erst einmal umzulenken. Sie war ganz anders, als sie wirkte und nach dieser Überraschung war ich mir fast sicher, dass sie viel zu sagen hätte, wenn sie denn etwas gesprächiger wäre.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Sa Apr 21, 2012 2:52 pm
Ich nickte, nur der Höflichkeit wegen. Sonst würde ich vermutlich gar nichts machen, was dann auch wieder etwas seltsam rüberkommen würde. So glaubte ich jedenfalls. Die Leute kommen und gehen. Vielleicht war es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis der nächste hier verschwand und am Ende keiner mehr übrig blieb. Die nächsten Minuten versuchte ich die viel zu vielen Gedanken in den Hintergrund zu schieben und konzentrierte mich auf das Wesentliche. Ich würde mich dafür entscheiden das Zimmer zu nehmen, dem war ich mir ganz sicher. Wie lange wusste ich allerdings noch nicht. Wie gesagt, die Leute kommen und gehen also. Dann antwortete der Junge tatsächlich auf meine Frage. Ein knappes 'Ja', was meine Augen kurz aufleuchten ließ bis sie wieder stumpf und in die Ferne gerichtet wirkten, ehe die Erklärung kam. "Bücher", wiederholte ich vorsichtig und sprach dieses Wort behutsam aus. So, als ob es etwas besonderes wäre. In gewisser Weise war es das ja auch. Ich hatte schon länger keine Person hier in Distrikt 2 bemerkt, die Bücher in sich trug. Die modernen Medien hatten vieles ersetzt. Vielleicht zu vieles. Ich merkte selbst, dass ich wieder ein wenig nachdenklich und überrascht wirkte, weshalb ich eine kurze Ablenkung suchte. "Jede Welt ist schöner als meine", fügte ich ein wenig hastig hinzu. Dass jede Welt schöner war als unsere war mir in den letzten Tagen immer mehr bewusst geworden, aber ich hatte nicht erwartet, dass ein Junge aus meinem Distrikt denselben Gedanken teilte wie ich. Auch wenn es nur einer war. "Ja. Ich weiß noch nicht wie lange, aber fürs erste ist es perfekt", meinte ich dann und war seiner Umlenkung dankbar genug.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Di Mai 15, 2012 8:58 pm
Sie nickte, sagte aber keinen Ton. Mir war die Lust vergangen heute noch etwas zu unternehmen, also würde ich mich damit beschäftigen Romeo und Julia wieder aufzunehmen und mit größtmöglicher Mühe versuchen zu verstehen was sie sagten. Ich tat mich zugegebenermaßen etwas schwer mit dieser doch sehr alten Art zu Reden. Nichtsdestotrotz fand ich sie auf eine besondere Weise schön. In Gedanken sah ich schon, was ich gleich machen würde, als Annika aufsieht. Meine Worte über meine Welt und bei ihr angekommen und ihre Augen wirken für den Moment nicht ganz so leer, was mich zu einem Lächeln bringt. Sie nimmt das Zimmer an. „Mach’s dir bequem“, sage ich, bleibe aber unsicher auf der Stelle stehen. Ich will sie nicht einfach hier stehen lassen. So sehr ich diese Frau auch hasse, aber meine Mutter hatte mir doch so einiges mitgegeben, als ich von ihnen fortging. Unter anderem hatte sie früh damit begonnen mir zu predigen wie man Mädchen zu behandeln hatte. Ich schätze sie tat das, damit ich nicht so ein Arschloch wie mein Vater werde. Oder wie einer dieser Jungs die sie selbst nur zu oft verletzt hatten. Wie auch immer. „Kann ich irgendwas für dich tun?“ Ich bezweifelte das sie tatsächlich Durst hatte, da sie ebenso wie ich, gerade erst aus einem Cafe kam. Wir würden beide nur aus Höflichkeit einen Schluck nehmen und unsere Halbleeren Gläser dann doch stehen lassen.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Mi Jun 06, 2012 4:54 pm
Schon wieder lächelte er. Und es verunsicherte mich noch mehr als vorhergesehen. Ich strafte mich selbst indem ich einige alte Erinnerungen hervorrief. Es war eine Art Schutzreflex und somit nicht wirklich beabsichtigt. Freiwillig würde ich niemals an solche Gedanken festhalten wollen. Ich schloss meine Augen einen kurzen Moment und versuchte die Bilder dahinter auszublenden. Krampfhaft sog ich die Luft scharf ein, ehe ich Sekunden später den Jungen wieder ansah. Ich konnte nur hoffen, er habe von alle dem nichts mitbekommen. „Nein“, hörte ich dann meine Stimme in dem kleinen Raum hallen und könnte mich dafür schon wieder bestrafen. Stattdessen suchte ich nach einem Weg die plötzliche und nicht gerade höfliche Antwort zu verbessern. „Danke, ich komm schon klar“, fügte ich ein wenig hastig hinzu, bemerkte dann aber auch bis ich die Worte ausgesprochen hatte, dass sie eigentlich nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun hatten. Im Kapitol hatte ich öfter das ‚Ich komm schon klar‘ benutzt, weil ich keine Hilfe haben wollte. Ich wollte allen beweisen, dass ich alleine gut zurecht kam. Ich biss mir auf die Unterlippe und starrte einen Moment auf einen unbestimmten Fleck. Er tat es auch nur der Höflichkeit wegen. Er konnte nichts dafür. Verlegen pustete ich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und brachte ein kleines Lächeln zustande. „Ist etwas kompliziert“, meinte ich nur leise und war mir nicht wirklich bewusst, dass er meine Gedanken und den Zusammenhang ja nicht verstehen konnte. „Wie alt bist du?“, fragte ich nach einigen Augenblicken dann doch. Mich interessierte es, ob er noch für andere Hungerspiele gewählt werden konnte. Der Gedanke daran, dass ich irgendwann als Mentorin vor mindestens zwei Tributen aus meinem Distrikt stehen würde war seltsam. Für mich gab es bis jetzt nur diese einen Hungerspiele und das war nicht einmal lange her. Ungewollt schossen mir Tränen in die Augen und wandelten die Farbe darin zu einem schimmernden, wässrigen goldgrün. Vorsichtig drehte ich dem Jungen den Rücken zu und wartete ab, ob er antworten oder einfach nur gehen würde. Bloß nichts anmerken lassen war vielleicht das Beste, während ich versuchte das Wasser in meinen Augen verschwinden zu lassen.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Do Jun 07, 2012 12:27 am
Sie war wieder einmal ganz woanders, was mich auf der einen Seite nicht sehr wunderte, auf der anderen Seite ließ es mich dastehen wie einen Trottel. Unbeholfen stand ich neben ihr und wusste nichts mit mir anzufangen. Meine Hände die nutzlos zu Boden hingen, steckte ich schließlich in meine Hosentaschen. Ja, es war eine sehr untypische Haltung für mich, aber meine Gesprächspartnerin war ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt. Nein lautete ihre Antwort. Nein, ich konnte nichts für sie tun. Es überraschte mich nicht, und immerhin war sie ehrlich. Sie schob eine doch ziemliche lahme Ausrede nach, aber ich lächelte dennoch. Was soll‘s? Vielleicht sollte sie sich tatsächlich erst einmal eingewöhnen. Sie lächelte tatsächlich und man konnte sagen was man sollte, es gelang ihr ziemlich gut dafür, dass sie gerade erst aus der Arena kam. Ich hatte keine Ahnung was ihr darauffolgender Kommentar zu meinen hatte, aber ich nahm ihn mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. „Ich bin siebzehn.“, sagte ich zögerlich, da ich den Zusammenhang nicht verstand. Ich wollte gerade die Gegenfrage stellen, aber wozu, wenn sowieso ihr ganzes Leben im Fernsehen ausgeplaudert worden war? Ihre Augen wurden glasig und sie wandte sich ab. Obwohl ich Angst vor ihrer Reaktion hatte, legte ich ihr Behutsam eine Hand auf den Rücken. „Meine Schuld?“, frage ich knapp aber vorsichtig.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Do Jun 07, 2012 9:21 pm
Er antwortete tatsächlich. Aber seine Stimme klang ein wenig anders als kurz zuvor. Ich nickte langsam. Mittlerweile hatte ich mich auch wieder unter Kontrolle, weshalb ich jetzt ohne größere Mühe realisieren konnte, dass ihm doch noch ein Jahr bevorstand. Die plötzliche, sachte Berührung an meinem Rücken brachte mich allerdings wieder durcheinander. Ich zuckte kurz zusammen und versuchte noch mich zu bremsen, wirbelte aber schon herum und fasste sein Handgelenk etwas unsanft. „Nicht der Rücken“, knurrte ich, bemerkte allerdings kaum ein paar Sekunden später, dass ich eine Angriffshaltung eingenommen hatte und ihn anstarrte wie ein Tribut einem Feind gegenüber. Ein wenig erschrocken riss ich meine Augen auf und trat schließlich ein paar Schritte zurück. „Nein, du kannst nichts dafür“, sagte ich leise und machte eine kurze Handbewegung, ehe ich mich auf das Bett setzte. „Schätze ich müsste mal zum Psychologen“, sprach ich dann mehr zu mir selbst und sah auf meine Hände. Womöglich war ich ihm eine Erklärung für mein Aufbrausen schuldig, allerdings schwieg ich noch. Ich hielt es nicht gerade für fair anderen meine Probleme zu erzählen, aber etwas anderes blieb mir ja eigentlich nicht übrig. Vorallem dann nicht, wenn ich mich dazu entschieden hatte in einer WG zu wohnen. Jedenfalls für ein paar Tage. Eine kleine Rötung machte sich auf seiner Hand bemerkbar, wie ich aus dem Augenwinkel entnehmen konnte. „Entschuldige. Die Narben schmerzen noch ein wenig“, fügte ich dann leise hinzu und warf einen kurzen Blick in sein Gesicht. Es fehlte bestimmt nicht viel und er würde es sich mit dem Zimmer bestimmt anders überlegen. Ich hätte mich selbst vermutlich nicht einmal zur Tür herein gelassen. Einmal Tribut, immer Tribut war es, was mir unsere Mentorin vor den Hungerspielen noch gesagt hatte. Anscheinend hatte sie recht.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Sa Jun 09, 2012 3:08 pm
Blitzschnell drehte sie sich um und packte unsanft mein Handgelenk. Ich hatte geahnt dass es ein Fehler war. Sie stand da als würde sie mir jeden Moment die Augen auskratzen. Ich machte eine ruckartige Bewegung mit der ich ihre Hand abschüttelte, obwohl sie ohnehin schon etwas locker gelassen hatte. Erschrocken setzte ich einige Schritte zurück, und als sie dasselbe tat, waren gute 3 Meter zwischen uns. Ich musste mich wohl doch mehr in Acht nehmen, als ursprünglich angenommen. Gut, dass wir nicht alleine waren. Das Radio im Nebenraum wurde wieder aufgedreht und Musik füllte Annycas Zimmer. Diese ließ sich gerade auf ihre Matratze sinken, sie sagte etwas, aber sie war zu weit weg und die Musik war zu laut, als das ich es ganz hätte verstehen können. Sie starrte auf ihre Hände und ich tat es ihr ohne darüber nachzudenken nach. Mit hochgezogenen Augenbrauen musste ich feststellen, dass ihr Griff stark genug gewesen war eine Rötung an meinem Handgelenk heraufzubeschwören. Ich nickte stumm und ausdruckslos. Ich wusste nichts zu erwidern, so sehr ich auch nach Worten suchte.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Sa Jun 09, 2012 8:19 pm
Ich fühlte mich auf irgendeine Art und Weise schuldig, die ich noch nicht kannte. Dass der Junge überhaupt noch im Raum stand war ziemlich überraschend für mich, allerdings half es mir auch ein wenig mich neu zu sortieren. Der rote Streifen an seinem Handgelenk verursachte aber immer noch ein schlechtes Gewissen. „Es geht schneller weg wenn du knapp über deinem Handgelenkt ein wenig massierst“, sagte ich dann leise und sogar ein bisschen verlegen. Angespannt und immer noch mit den Gedanken eigentlich ganz woanders rutschte ich auf meinem Bett hin und her, bis ich mich im Schneidersitz schließlich hinsetzte. Die Siegertour war eigentlich nur wie ein Schatten an mir vorüber, trotzdem fühlte ich immer noch die stechenden Blicke der Menschen, die ihre Angehörigen in den Hungerspielen verloren hatten. Es musste nicht einmal durch meine Hand passiert sein. Die Frau deren Sohn von einer Schlange - die damals im Sommerteil der Arena umherzog - getötet wurde, hatte mich solange mit giftigen Blicken bestraft, bis ich bereits im Zug auf den Weg in ein weiteres Distrikt unterwegs war. Mein Blick wanderte wieder zu dem Handgelenk des Jungen und dann zu seinen erschrockenen Augen. Schien mir so, als hätte er mit Verletzungen nicht so viel Erfahrung. Und das war ziemlich seltsam. Schließlich war ich hier in Distrikt 2, einem Karrierodistrikt. Ich verkniff mir eine weitere Frage und hob nur meinen Kopf etwas an, damit ich nicht ganz so versunken aussah. Auch wieder eine Angewohnheit die ich aus dem Kapitol hatte.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Mo Jun 25, 2012 4:38 am
Ihre Worte erreichten mich nur dumpf, aber diesmal bat ich nicht darum die Musik doch leiser zu drehen. Ich wollte mein Handgelenk nicht massieren, Es war nur die Tatsache, dass sie wie eine Miene war. Einen falschen Schritt und du stirbst. Schade dass es für Menschen keine Bedienungsanleitung gab. Dabei war meine Menschenkenntnis durch mein gespaltenes Umfeld doch sonst so gut. Aber mit einem Sieger hatte ich tatsächlich noch nie zutun. Ich hatte das Gefühl, das ich Schuld war. ich habe damit gerechnet und war unvorsichtig. Ich hebe meine Stimme gerade so weit, dass ich die Musik übertöne. „Es war meine Schuld, tut mir leid.“ Mein Blick rutschte an ihr vorbei durch das Fenster. Es wurde allmählich dunkel und ich beschloss in mein Zimmer zurückzukehren. „Also, wenn du noch etwas Gesellschaft möchtest, oder reden willst, oder was brauchst, oder irgendetwas anderes; Mein Zimmer ist das mit der gepflegtesten Tür.“ Ein leichtes Lächeln lag auf meinen Lippen. So war das hier im Altbau. Was nicht gepflegt wurde, sah schnell zersplittert aus. Deshalb erkannte man meine Tür. Als ich hier einzog wusste ich, dass ich länger bleiben würde und pflegte sie daher lieber. Mit ganz langsamen Schritten entfernte ich mich aus dem Zimmer. Nicht weil ich sie im Auge behalten wollte oder derartiges, einfach weil ein überstürzter Abgang zu sehr nach Flucht wirkte. Ich zog auch die Tür nicht zu. Es war einfach dieses Gefühl. Schon eine simple Geste wie das schließen einer Tür, fassten einige doch als Ablehnung auf. Auch meine eigene Zimmertür ließ ich offen stehen. Aufgeräumt hatte ich schon, also begann ich damit einen der sich überall türmenden Bücherstapel umzusortieren.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Mi Jun 27, 2012 10:08 pm
Er wirkte nachdenklich und irgendwie in eine andere Welt versunken. Eine Zeit lang schwieg ich nur und lauschte der Musik, dann wieder seiner klaren Stimme. Möglicherweise hatte er Recht, ich konnte mich irgendwie kaum mehr an das erinnern, was überhaupt geschehen war. Ich selbst war verwirrt und irgendwo in meinen Gedanken. Sachte öffnete ich meinen Mund ein wenig und wollte widersprechen oder irgendetwas sagen, brachte aber keine Worte hervor. Schweigend sah ich dann nur zu, wie er jeden Schritt bedacht den Raum verließ. Vermutlich saß ich noch Minuten an der gleichen Stelle, irgendwann aber breitete sich wieder das Gefühl der Einsamkeit in mir aus. Ich biss mir auf die Lippe und ließ mich langsam nach hinten auf das Bett sinken. Die Decke war nicht weiß wie im Kapitol. Sie sah etwas älter und dreckiger aus. Aber sie gefiel mir auf irgend eine Weise. Es war neu und nicht wie gewohnt. Was hatte dieser Junge nochmal gesagt? Mir fiel auf, dass ich nicht einmal seinen Namen wusste. Sein Zimmer war also das mit der gepflegtesten Tür. Ich lächelte ein wenig und versuchte passende Worte für ihn und diese WG hier zu finden. Allerdings ein wenig vergeblich, schließlich kannte ich beides so gut wie gar nicht. Eine Überlegung war es auch wert, ob ich die Wohnung hier vielleicht mal erkunden sollte, aber viel zu sehen gab es ja eigentlich nicht und der Junge hatte mir das meiste schließlich auch gezeigt. Jemand stapfte an meinem Zimmer vorbei, blieb kurz stehen und starrte zu mir rüber. Ich vermied jeglichen Blickkontakt und wartete ruhig, bis die Person langsam weiterging. Was tun? In meiner Gedankenwelt zu versinken war zwar eine Möglichkeit aber nicht unbedingt die Beste. Bücher. Ich fragte mich, ob sie wirklich Geschichten beinhalteten, die einen verzaubern konnten.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Mo Jul 02, 2012 12:14 am
Wieder und wieder lese ich mir den Titel durch, kann mich aber nicht dazu durchringen das Buch endlich aufzuschlagen und anzufangen zu lesen. Nein, eigentlich will ich heute gar nicht lesen. Ich sehe aus dem Fenster, aber es gibt nicht sehenswertes da draußen. Trostlose verlassene Straßen. Ich schiebe das Buch zur Seite und strecke mich auf meiner Matratze aus. Ich lege den Kopf zur Seite und mein Blick fällt auf die Kork wand die ich gegen einen Bücherstapel gelehnt hatte. Sie ist voll mit alten Notizen. Soweit ich das bisher herausgefunden hatte, stammt von jedem früheren Bewohner dieses Zimmer zwei oder drei Notizen. Ich kannte viele der Leute, immerhin kamen sie das ein oder andere Mal hier vorbei. Oder zumindest die, die es geschafft hatten etwas aus sich zu machen. Was aus den anderen Aussteigern geworden ist wusste ich nicht. Viele der Zettel waren oft zerknüllt worden. Bei anderen fehlte schon die Hälfte, trotzdem hatte ich sie nie angerührt. Ich hatte nie einen Zettel entfernt. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich fragte mich, was Annyca gerade in ihrem Zimmer veranstaltete. Ich ging einige Möglichkeiten in meinem Kopf durch. Würde sie es auseinandernehmen würde ich das definitiv hören. Wahrscheinlich hatte sie auch nicht gerade viel zu tun. Ich zog die Decke über mich und starrte Tranceartig an die Kork Wand.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Di Jul 03, 2012 3:33 pm
Es war nie ganz still. Wenn ich glaubte eine Sekunde lang nichts zu hören, wurde ich im nächsten Moment wieder eines Besseren belehrt. Meistens waren es irgendwelche Holzdielen die knarzten wenn jemand darüber lief oder die Musik aus dem Nebenzimmer fing von vorne an. Ob es gut oder schlecht war konnte ich nicht sagen, jedenfalls hielt es mich davon ab die jetzige Situation mit irgendeiner aus der Arena zu vergleichen. Dort gab es stille Momente und sie waren das Schlimmste für mich gewesen. Bis ich mich an sie gewöhnt hatte, jetzt fehlen sie mir sogar irgendwie. Ich richtete mich von meinem Bett auf und zuckte nur kurz zusammen, als auch das anfing zu knarzen. Was eigentlich ein relativ leises Geräusch war, war für mich im Moment erschreckend laut. Mit einer fließenden Bewegung stand ich schließlich auf und stellte mich vor einen kleinen Spiegel, der in einer Ecke des Raumes hing. Als ich meine Haare von dem Haargummi erlöste, fielen sie in sanften Wellen über meine Schultern. Je länger ich aber mein Gesicht und meine Augen anstarrte, desto stumpfer wirkte mein Blick. Irgendwann löste ich mich von dem seltsamen Anblick und setzte einen Fuß vor den anderen bis ich im Flur und dem Türrahmen zu einem anderen Zimmer stand. Dem Zimmer mit der gepflegtesten Tür. Komischerweise war es hier leiser. Und ich schaffte es sogar lautlos bis in die Mitte des Zimmers, wo ich mich im Schneidersitz auf den Boden setzte. Der Junge lag auf der Seite und musterte eine Korkwand, die mit kleinen Zetteln übersät war. Ich wusste immer noch nicht seinen Namen, was ich eigentlich ändern wollte. Langsam legte ich meinen Kopf schief und sah ebenfalls auf die Notizen. Die kastanienbraunen Haare reichten jetzt fast bis zur Mitte meines Bauches, sie waren vor der Arena kürzer gewesen. Warum mir das auffiel wusste ich nicht. Sowieso bemerkte ich zu vieles, was nicht von Bedeutung war. Aber das verträumte und nachdenkliche Gesicht des Jungen und die handgeschriebenen Stücke Papier waren meiner Meinung nach schon von Bedeutung und vor allem eines. Nämlich interessant. „Hast du sie alle geschrieben?“, fragte ich vorsichtig, aber mit klarer Stimme. Erst später fiel mir auf, dass ich vermutlich hätte fragen sollen, ob ich überhaupt in das Zimmer gehen durfte. Leichte Röte stieg mir ins Gesicht als ich das bemerkte und sah in eine andere Richtung. Meine Gedanken lenkten mich schon wieder ab.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Di Jul 03, 2012 4:51 pm
„Hast du sie alle geschrieben?“, fragte Annyca. Ihre Stimme hatte bereits eine gewisse Vertrautheit, daher erschrak ich nicht, als sie diese Frage stellte. Sie hatte sich im Schneidersitz auf den Boden gesetzt und ich fragte mich wie sie es geschafft hatte den Bücherstapeln und den knarzenden Dielen so geschickt auszuweichen. Aber wahrscheinlich war das nur eine von vielen Sachen die sie perfekt beherrschte. Ohne den Kopf zu bewegen sah ich sie kurz an aber sie sah weg. Mein Blick richtete sich wieder all den Notizen zu. Tipps, Sprüche, Lebensmottos, Telefonnummern, Adressen, Namen, kleine Kritzeleien in allen möglichen Farben. Ein einziges Foto hing in der Mitte, und jeder hatte darauf geachtet es nicht zu überdecken. Es schien ziemlich alt zu sein, vielleicht aus der Zeit der gescheiterten Revolution. Es zeigte den Himmel, einige weiße volle Wolken, Sonnenstrahlen fielen schräg in das Bild. Eine Taube fliegt durch das Bild. Unter dem Bild auf den Rahmen hatte jemand mit deutlicher Schrift und Großbuchstaben das Wort „FREIHEIT“ geschrieben. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. „Nein. Das ist eine Sammlung von all denen, die vor mir in diesem Zimmer gewohnt haben.“, antwortete ich schließlich auf ihre Frage.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Di Jul 03, 2012 5:41 pm
Etwas hinderte mich daran, näher an diese Art von Pinnwand zu rücken. Er lächelte, schien glücklich über seine Gedanken zu sein. Möglicherweise sah ich etwas zu lange auf dieses Lächeln, aber es war verlockend dasselbe zu tun. Meine Augen funkelten kurz auf, ehe ich ihm kurz in die Augen sah und etwas versteckt aber immerhin lächelte. "Es ist schön", meinte ich schließlich und sah wieder zu den Zetteln und Bildern. Freiheit schien in fast jeden geschriebenen Gedankengängen vorhanden zu sein. "Was ist mit deinen Gedanken? Finden sie auch Platz auf diesem Bild?", fragte ich. Vielleicht stellte ich zu viele Fragen, aber irgendwie wollte ich im Moment auch so vieles wissen. "Oder in einem Buch..?", fügte ich etwas leiser hinzu und behielt sogar mein Lächeln. Es würde mich nicht wundern, wenn er selbst einst versucht hatte einige Worte zu verfassen oder es tat. Wobei es kaum jemanden in Panem der soetwas tun würde. Ausgenommen die wenigen Autoren die die Regelungen und Neuigkeiten des Kapitols aufschreiben mussten.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Di Jul 03, 2012 6:24 pm
Als ich sie das nächste Mal ansah, musste ich feststellen das sie mich ebenfalls ansah und dabei sogar Lächelte. Und dieses Lächeln wirkte ungemein ehrlich und nicht so gezwungen wie das ein oder andere Mal. Zu gerne hätte ich gefragt was sie so plötzlich zum Lächeln brachte, aber ich ließ es dann doch sein. Man sollte keine Gründe brauchen, um zu lächeln. Ich nickte zu ihrer Bemerkung und hörte das Rascheln des Kopfkissens in meinem rechten Ohr. „Ja, es hat was. Man kann sich doch das ein oder andere Mal in seinen Gedanken verlieren.“ Sie sah wieder auf die Kork Wand, aber ich sah sie noch einen Moment lang an, bis ich es ihr nachtat. Schließlich setzte ich mich auf und sah sie an, während sie mich nach meinen Gedanken fragte. „Zu der Sammlung habe ich noch nichts beigetragen. Ich fühle mich noch nicht so als hätte ich etwas so wichtiges zu sagen, dass es die Menschen nach mir beeindrucken könnte.“ Ich zuckte mit den Schultern und lächelte. Es war die Frage, was hatten alle anderen mit dieser Sammlung bezweckt? Hatte es sie nur zum nachdenken gebracht? Wollten sie einfach nur nicht vergessen werden? Fakt ist, das sie es herausgefunden hatten. Sie hatten alle ihre eigene Verwendung für diese Wand gehabt. Und da ich es noch nicht rausgefunden hatte, fühlte ich mich nicht berechtigt meine wenigen Worte dazuzuschreiben, mal abgesehen davon das ich nicht einmal wüsste, was ich schreiben würde. Annycas Lächeln hielt an, was eine ungemeine Ruhe in ihr Gesicht brachte. Sie sah nicht mehr so verwirrt aus und weniger verstört. Ich nickte bestätigend. „Ein ganz besonderes Buch. Ich schreibe, entgegen der Kritik die ich deshalb von außen bekomme immer noch Tagebuch.“ Ich musste an meinen letzten Eintrag denken und für einen kurzen Moment saß ich wieder in dem Café an der Straße und lachte.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Do Jul 05, 2012 4:39 pm
Ich nickte langsam und sah wieder zu dem Jungen auf. Sein Name, ich hatte ihn immer noch nicht gefragt. Aber es schien mir im Moment noch nicht so wichtig zu sein, eigentlich war es sogar ganz interessant, sich Namen für Menschen auszudenken. „Manchmal ist es besser die Gedanken für sich zu behalten. Wenn man sie aufschreibt hat man sie nicht mehr für sich alleine“, sagte ich leise und noch bevor er von seinem Buch anfing zu sprechen. Tagebuch. Es war als würde die angenehme Atmosphäre plötzlich zusammenbrechen. Ich konnte mein Lächeln nicht länger bewahren und starrte ein wenig versunken auf den Boden. Ein Tagebuch zu führen war ziemlich selten, ich selbst hatte erst vor vier Jahren zum ersten Mal davon gehört. Ich erinnerte mich an das Buch, welches in braunes Leder mit darauf goldenen Mustern eingebunden war. So ziemlich alles was in meine Hände fiel fand seinen Platz darin. Die Feder eines Vogels, eine alte Münze, sogar eine Landkarte von Panem mit eingekreisten Orten die ich einmal besuchen wollte waren darin. Und Gedanken und Geschichten hatte ich hinein geschrieben. Ich verspürte das plötzliche Gefühl das Buch wieder in meine Hände zu nehmen. Ob es allerdings noch in meinem Versteck lag war fraglich. Vermutlich hatte mein Vater schon mein altes Zimmer ausgeräumt. Ich würde es suchen gehen. Und ein paar Anziehsachen und sonstige Dinge würde ich auch gleich von zu Hause mitnehmen. Langsam stand ich auf, meine Augen wanderten wieder zu dem Jungen. „Wie heißt du?“, fragte ich schließlich und versuchte aus seinen Augen zu lesen, was aber wie anfangs scheiterte. Auch wenn ich jetzt etwas mehr über ihn wusste fiel es mir schwer, mir ein Bild von seinem Leben und ihm selbst zu machen.
Aran Hawkins
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) Fr Jul 06, 2012 12:54 am
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die kühle Wand und stützte auch meinen Kopf dagegen. Nachdenklich sah ich also an die Decke und dachte gründlich darüber nach. „Stimmt und stimmt nicht. Aufschreiben heißt nicht unbedingt teilen. Ich lerne dadurch mit vielem objektiver umzugehen. Ich glaube man filtert das irgendwie. Irgendwo ist eine Grenze gezogen, von Dingen die absolut niemanden etwas angehen und Dingen, über die man mit einer Vertrauensperson reden kann...“ ich hob den Kopf und sah Annyca an, die nicht mehr lächelte. „Und es ist nicht immer falsch sich ein bisschen der last wegzureden.“ Sie starrte einen langen Augenblick auf den Boden, bis sie schließlich aufstand. Irgendwo zwischen diesen Sätzen hatte ich sie verloren und sie war wieder abgerutscht in ihr Schweigen. Sie sah mich an, aber wieder mit dieser gewissen kühle und Distanz. „Wie heißt du?“ Ich sah sie etwas verwirrt an. Hatte ich tatsächlich vergessen mich vorzustellen? „Aran.“, antwortete ich zögerlich.
Annyca Sescon
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Thema: Re: Die WG ( Aran, Annyca , ? , ? , ? , ? ) So Jul 08, 2012 11:40 am
Ich mochte seine Art und Weise wie er mit den Worten umging. Aber so ganz erreichten sie mich trotzdem nicht mehr, ich verfiel schon wieder meinen eigenen Gedanken und Erinnerungen. Ich machte einen Schritt Richtung Tür. Dann nickte ich und gruselte mich etwas vor meinen automatischen Abläufen in meinem Kopf als der Junge seinen Namen nannte. Ich speicherte ihn praktisch mit seinem Gesicht irgendwo in mir ab. Es war beinahe so wie bei den Hungerspielen. Mir fiel es nie schwer, Namen und Gesichter zu merken, vielleicht war es auch der Grund dafür, dass ich Niemanden vergessen konnte. Ich war kurz davor mich ebenfalls vorzustellen, schloss meinen Mund dann aber wieder und sah auf den Boden als mir einfiel, dass ich es eigentlich gar nicht nötig hatte meinen Namen zu nennen. Erneut loderte kurz die Wut auf diese Hungerspiele in mir auf, ehe ich mich wieder fasste. Ich konnte trotzdem etwas sagen, egal wer ich war. "Annyca, aber ich schätze das weißt du schon", meinte ich ebenfalls etwas zögerlich. Ich ließ meinen Blick nocheinmal durch das Zimmer und die ganzen Bücher schweifen. "Muss noch etwas erledigen", sagte ich nach ein paar verstrichenen Augenblicken, ehe ich aus dem Zimmer huschte und wenig später die Tür der WG hinter mir schloss. Ob es einen Schlüssel gab wusste ich nicht, aber ich vermutete, dass diese Tür hier auch ohne große Mühe und ohne Schlüssel aufgehen würde. Ich lief Richtung Osten, meinem alten Haus, nicht dem im Dorf der Sieger.
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