Es geht immer Schlimmer ...

Pesh:

"Fin du weißt, dass ich dir vertraue voll und ganz und das weißt du", meinte ich. "Aber bitte, du kannst nicht von mir verlangen, dass ich still sitze und nichts tue, während auf unsere Kinder der Tod wartet."
Ich schluckte die Tränen hinunter, die mir bei den Worten schon wieder kommen wollten. Um hier etwas zu erreichen musste ich stark bleiben.
"Wenn du einen Plan hast, dann lass mich mithelfen. Ich dachte wir sind ein Team. Und wenn du keinen Plan hast - dann werde ich mir etwas einfallen lassen, dann unsere Kinder werden nicht auf dem Atar des Kapitols geopfert." Ich fand es unfair von Fin, dass er von mir verlangte, dass ich ncihts tun sollte. Das konnte ich nicht und das wusste er. Aber dieses mal erklärte ich es ihm, anstatt wie bei unserem letzten mal, einfach ohne es ihm zu sagen auf eigene Faust etwas zu machen.

Finley:

"Doch das kann ich. Und das verlange ich hiermit.", blieb ich stur.
Allerdings hatte sie Recht. Es wäre nur fair, sie einzuweihen. Doch das würde ich erst tun, wenn sie mir - ohne zu wissen ob ich etwas vorhatte - einwilligen würde. Es war ein großes Opfer, dessen war ich mir bewusst. Trotzdem benötigte gerade jetzt ich die Sicherheit, dass meine Frau sich zu jeder Zeit auf mich verließ.

Ich stand inzwischen vor Pesh, die Hände hatte ich trotz der drohenden Auseinandersetzung an ihrer Taille abgelegt. Ich wollte nicht betteln. Und trotzdem. "Pesh ... bitte!"
Doch Pesh war ein Sturkopf. Zwar liebte ich das an ihr, aber in genau der jetztigen Situation war es völlig fehl am Platz. Ich wollte ihre Einwilligung - und sie bekäme von mir einen Plan ...
Ein Plan der noch auf sehr wackligen Beinen stand, für den im Moment so viele Menschen ihr Leben riskierten. Doch sie wussten für wen. Und sie wussten weshalb. Und sie wussten auch, was für weitreichende - durchaus positive - Folgen es für ganz Panem haben könnte ...

Pesh:

"Du verlangst es von mir?", empörte ich mich. Wie sehr ich es in solchen Stresssituation hasste, wenn Fin sich einbildete herrisch werden zu können. Stur verschränkte ich die Arme vor der Brust.
"Warum kannst du mir nicht vertrauen, dass ich etwas tun kan", wollte ich wissen.

"Fin, verdammt, kannst du nicht verstehen, dass ich es mir nie verzeihen könnte, wenn ich nichts tun würde um ihnen zu helfen", meinte ich und sah ihn ebenfalls bittend an.
Ich glaubte schon, dass er einen Plan hatte. Aber ich verstand einfach nicht, warum er mich nicht einweihen wollte.

Finley:

"Tut mir leid", meinte ich aufrichtig. "Aber es geht nicht anders."
Natürlich verstand ich ihren Standpunkt. Und eigentlich hatte sie Recht. Doch sie würde nur querschießen. Wie hatte Peshs Vater es einst genannt? Schnapsidee?
Schnapsideen hatte sie zwar keine mehr, aber in Extremsituationen reagierte sie schnell über.

Ich wollte mich in Sicherheit wägen.
Und erst dann Pesh erzählen dass ich zumindest einen Plan hatte. Wenn ich sie allerdings einweihte musste ich mich auf ihre Diskretion verlassen - ich wusste, dass ich darauf zählen konnte.

In Gedanken flehte ich Pesh an, zuzustimmen. Oft genug hatte ich bewiesen, dass sie sich auf mich verlassen konnte.
Auch wenn hier die Situation ganz anders war: Es ging um unsere Kinder.

Pesh:

"Schön das du mir so vertraust", meinte ich eingeschnappt. Er verlangte von mir, dass ich ihm vertraute, aber er tat es bei mir nicht.
Ich hatte noch Kontakte zu Avoxen. Oder ich mich hinunter in die Küche schleichen und das Essen der Spielemacher vergiften. Ohne Spielemacher würde es keine Hungerspiele geben - auch wenn in dem Fall nicht sicher war, was mit den Tributen passieren würde. Also vielleicht doch keine so gute Idee. Aber ich würde mir etwas einfallen lassen.
Vorerst könnte ich Fin zumindest etwas zustimmen. Nachdenken konnte ich auch, während ich die Füße still hielt, ebenso wie alte Kontakte wieder aufleben zu lassen. Sobald ich dann wusste, was genau ich machen würde um Kimi und Rana zu helfen, könnte ich es ja Fin sagen.
Auch wenn er es mir nicht sagte.

"Gut ich halte die Füße still", gab ich ihm mürrisch das Versprechen.

Finley:

Verblüfft starrte ich Pesh an. "Tatsächlich? - Du wirst absolut nichts unternehmen?"
Widerwillig nickte Pesh. Aber immerhin: Sie nickte. "Ja?", forderte ich. "Ja.", brummte sie.

"Darf ich dich jetzt in den Arm nehmen?", fragte ich dann, wartete jedoch nicht auf die Antwort. Ich zog Pesh fest an mich und suchte Halt ...
Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, die wir in der Umarmung verharrten.

"Pesh?", flüsterte ich dann. "Ich liebe dich!"

Wieder schwiegen wir und hielten uns nur im Arm. Dann löste ich mich und hielt Pesh auf Armeslänge von mir weg.

"Pesh, ich ..." Ich zögerte. Schließlich bediente ich mich der Gebärdensprache. Mir war es hier zu unsicher.
Ich habe eine Idee. Ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken! Deshalb sage ich den Kindern nichts. Die nächsten Tage werden die Hölle für sie werden. fing ich an.
Man sah meinem Gesicht den Schmerz an, den ich emfpand.
Ich habe bereits vom Zug aus telefoniert, deshalb war ich nicht mehr im Justizgebäude. berichtete ich dann. Ich glaub' ich weiß auch, wieso die Namen der beiden gezogen wurden ... Swell ... Er hat herausgefunden, dass du während der sieben Wochen damals im Verwaltungszentrum warst ... Wahrscheinlich hat er eins und eins zusammen gezählt ... Er weiß, dass er uns nichts anhaben kann ... Uns nicht ...
Ich stockte.
Und ich werde alles mir mögliche versuchen, dass wir unsere Kinder nach dem letzten Kanonenschlag gesund in die Arme schließen können!!

Durchdringend sah ich Pesh an.
Mach' dir keine falschen Hoffnungen aber verliere nie den Mut! Vertrau' mir. Und sag' zu niemandem etwas.... Wir sind die bestürzten Eltern. Das muss so bleiben.

Doch Pesh kannte mich gut genug um mir anzusehen dass mein Geist schon zwei Schritte voraus war. Die Lähmung, die während der Ernte von mir Besitz zu ergreifen drohte war verschwunden. Die Angst um meine Kinder war groß! Doch die Überzeugung, meine Familie retten zu können, keimte in mir auf und wuchs...

Pesh:

Ich nickte bloß. Ja, noch würde ich nichts unternehmen. Betonung auf dem NOCH. Noch einmal hackte Fin nach. Er schien mir wirklich nicht zu vertrauen. Darüber sollten wir irgendwann einmal ein ernstes Gespräch führen, aber das hatte Zeit bis Rana und Kimi in Sicherheit waren.

Fin umarmte mich und ich schlang die Arme um ihn. Wir gaben uns gegenseitig Kraft und trösteten uns. "Sie dürfen nicht sterben." Ein leises Schluchczen erklang. Sie waren doch beide noch so jung und unschuldig.

"Ich liebe dich auch", flüsterte ich zurück.

Und dann erzählte er mir doch zumindest, dass er eine Idee hatte und eine grobe Vorstellung, wer dafür verantwortlich war. Swell - mittlerweile einer der obersten Spielemacher. Irgendwie erschien mir die Idee mit dem Gift im Essen der Spielemacher doch nicht mehr so schlecht.
Aber das war Schwachsinn. Dennoch wenn einem meiner Kinder etwas zustoßen würde, das schwor ich mir, würde Swell dafür bezahlen.

Fin, es hat noch nie zwei Sieger gegeben, erwiderte ich, obwohl er wohl am besten wusste, wie das ablief.

Natürlich sag ich es keinem. Und bestürzt brauch ich nicht spielen, das bin ich so noch genug, erwiderte ich, bevor ich Fin küsste. Er hatte einen Plan - zumindest sah es danach aus und er versprach für gewöhnlich nichts, was er nicht halten konnte.

Finley:

"Sie werden nicht sterben.", tröstete ich Pesh und hoffte, dass ich recht behielt. Immer wieder streichelte ich sanft über ihren Hinterkopf - so wie wir die Kinder immer getröstet hatten wenn sie gestürzt waren oder vor etwas Angst haben.

Ich konnte mir ein Leben ohne unsere Kinder nicht vorstellen. Kinder sollten nie vor ihren Eltern diese Welt verlassen. Und schon gar nicht, wenn die Mutter vor dem TV saß und zusah, während der Vater die Strippen dazu zog.

"Es wird auch keine zwei Sieger geben", flüsterte ich fest entschlossen dicht an Peshs Ohr.
"Unsere Kinder werden nie einen Fuß in die Arena setzen."

Kimi:

Den Vorsatz, den ich meinem Bruder mit gegeben hatte, er solle tun, was die Stylisten von ihm wollten, brach ich selbst sofort. Als das Vorbereitungsteam von mir erwartete mich auszuziehen und von ihnen baden zu lassen. Hielten die mich für eine Dreijährige?

Erst nach einer lautstarken Auseinandersetzung, die der Frisörin einen ihrer langen Fingernägel kostete, weil sie so mit den Armen herum gestikuliert hatte, bis sie damit gegen die Wand stieß und er abbrach, gingen wir einen Kompromiss ein. Ich durfte allein baden, dafür versprach ich, die restliche Prozeturen ohne Muksen über mich ergehen zu lassen.

Als sie endlich fertig waren damit. Seufzte ich erleichtert und schlüpfte in das Kleid, das mir mein Stylist gebracht hatte.
Es war vermutlich nicht die Kreation des Jahrtausends, aber dennoch sehr hübsch. Zumindest besser als das, was unsere Tribute letztes Jahr hatten tragen müssen.
Mein Stylist brachte mich hinunter in einen großen Hof, wo schon viele andere Tribute waren. Ich ging zu unserem Wagen - von Rana fehlte noch jede Spur - und begrüßte die beiden Pferde. Es waren wunderschöne Tiere, die erfreut wieherten, als ich ihnen ein paar Zuckerwürfel brachte.

Rana:

"Was genau stelle ich dar?", fragte ich den Helfer des Stylisten vorsichtig. Verdutzt sah er mich an. "Hat dir das niemand gesagt?"
"Ähm ... Nein!"
"Deinen Vater."
"Meinen Vater?"
"Ja genau."
"Mein Vater trägt goldene Klamotten?", fragte ich skeptisch.
"Nein, aber dein Vater hat euch alle eine Zukunft gegeben. Und genau das stellst du dar."
"Hä?"
Genervt verdrehte der Helfer seine Augen und verschwand. Zwei weitere Menschen die ich noch nie gesehen hatte kamen und zeigten mir den Weg zu den Wagen.

"Kimi!", rief ich und winkte als ich sie schon von weitem sah. Sie stand bei den Pferden. Na klar. Wo sonst? Sie hatte echt ein Händchen für Tiere. Wie Dad. Mir fiel die Sache mit den Tieren allerdings nicht so leicht...
Kimi hatte ein schlichtes, silbergraues, knöchellanges Kleid. Es war einfach, aber verlieh ihr aufgrund ihrer Statur trotzdem Eleganz. Kimi konnte fast alles tragen. "Schick siehst du aus", grinste ich. "Und ich?", fragte ich und drehte mich.
Als ich dann bei ihr war flüsterte ich "Ich hasse Gold!"

"5?", rief jemand. "Avox und Statussymbol - perfekt. Ihr seid die nächsten."
Bitte was??

Kimi:

"Rana", rief ich zurück, als ich meinen kleinen Bruder sah. Ich winkte ebenfalls, blieb aber neben den Pferden stehen und streichelte deren weiche Schnauze. Die Tiere erinnerten mich einfach an zu Hause. An unsere Farm und den Stall. Wie gerne wäre ich jetzt dort und würde helfen die Tiere zu füttern und die Ställe auszumisten anstatt so heraus geputzt gleich einer blutdürstenden Menge vorgeführt zu werden.

"Danke." Ich lächelte Rana zu. Er war ganz in Gold gekleidet. Sah etwas seltsam aus, aber vielleicht sahen das nur wir so.
"Du siehst goldig aus", antwortete ich auf seine Frage lachend und strich ihm durch seine blonden Haare. "Nein, im Ernst, es sieht interessant aus. Auch wenn ich keine Ahnung habe, was das mit unserem Distrikt zu tun haben soll." Das selbe hatte ich mich bei meinem Kleid auch schon gefragt.

5. Das waren dann wohl wir. Aber was meinten sie mit dem Avox und Statussymbol?
Egal, darüber könnten wir uns später noch Gedanken machen.
Ich kletterte auf unseren Wagen. "Brauchst du Hilfe?", fragte ich Rana.

Unsere Pferde setzten sich langsam in Bewegung.
Ich sah zu Rana hinüber. "Vergiss nicht zu lächeln. Vielleicht sehen wir sogar Mama oder Papa oder Oma und Opa."

Rana:

Ich wusste genau, wo ich Papa suchen musste - und habe ihn auch schnell gefunden. Doch er sah anders aus als bei der Ernte, auch anders als im Zug. War er sauer?

Er schüttelte den Kopf, sah wütend aus.
Lächeln, erinnerte ich mich und setzte ein Grinsen auf. Durch die Zähne fragte ich Kimi "Weißt du was mit Papa ist?".
Unsere Mutter fand ich nicht, auch unsere Großeltern konnte ich in der Menge nicht ausmachen. Was sie wohl davon halten würden, dass wir jetzt hier waren?

Die Gefahr, die uns unmittelbar bevorstand, nahm ich noch gar nicht so wahr. Papa meinte, er lässt sich was einfallen. Und Papa hat uns noch nie enttäuscht.
Aber Mama war wirklich aufgelöst gewesen zu Hause. Und wenn ich das richtig verstanden habe dürfen wir sie auch gar nicht mehr sehen. Nur Mentoren, Trainer und Stylisten hieß es.

Aber mit je mehr Menschen ich hier zu tun hatte desto mehr glaubte ich zu verstehen, warum Papa nicht gerne hierher fuhr - außer Oma und Opa zu besuchen. Die Leute hier waren echt komisch, benahmen sich seltsam und sahen total doof aus. Wer färbte sich schon die Haut lila?

"Wie lange müssen wir noch dumm grinsen und winken?", fragte ich Kimi nach einer gefühlten Ewigkeit. Ein Ende des Zuges war noch nicht in Sicht. Ich war schon immer ungeduldig gewesen.

Kimi:

Rana fragte, was mit Papa los war. Ich folgte seinem Blick und erkannte Fin ziemlich schnell. Er sah wirklich etwas komisch drein. War er verbittert? Aus der Entfernung konnte ich es nciht genau sagen, aber ich war eigentlich noch etwas sauer auf ihn, dass er uns während der Zugfahrt aus dem Weg gegangen war. Vermutlich sollten wir uns bald noch versöhnen, viel Zeit hatten wir nciht mehr.
"Keine Ahnung, wir können ihn ja nachher fragen", schlug ich vor.

Von Mama, Oma und Opa fehlte jede Spur, dafür fand ich in der Menge die Katzenlady die schräg gegenüber von unseren Großeltern lebte.

"Keine Ahnung, hoffentlich nicht mehr lange. Mir tun die Mundwinkel weh", gab ich leise zurück.

Kurz darauf fuhren wir auf einem runden Platz ein und Präsident Snow hielt eine Rede. Der Typ musste auch schon uralt sein, dachte ich.

Finley:

"Frechheit", schimpfte ich lautstark mit den Stylisten. "Das hätte mir jemand sagen müssen! - Die Kinder so bloßzustellen ... Wie stellen Sie sich das vor, wie soll man da auch nur einen Sponsor finden?", tobte ich.
Abgesehen davon, dass unsere Kinder nicht einmal von der Vergangenheit ihrer Mutter und mir wussten. Sie wussten zwar, dass ihre Mutter aus dem Kapitol stammte - der Grund, weshalb ihre Großeltern auch dort wohnten - allerdings hört es da mit konkreten Informationen auch schon auf. Wir haben nie gelogen, doch wir hielten es nie für nötig, ihnen die unschönen Details der Vergangenheit zu erzählen.

Wild vor mich hin knurrend verließ ich den Vorbereitungsraum und suchte meine Frau ...

Pesh:

Eigentlich hatte ich gehofft - ich weiß nicht, was ich gedacht hatte, als ich zur Parade gegangen bin, kurz nach dem Fin aufgebrochen war. Vermutlich wollte ich einfach nicht alleine in der Wohnung bleiben. Mit all den Erinnerungen, auch als Fin und ich vor dreizehn Jahren beschlossen hatten, dass Kimi und ich zu ihm ziehen würden.

Doch als ich Kimi und Rana auf dem Wagen sah, hatte ich Mühe nicht wieder in Tränen auszubrechen.
Vor allem wie man sie verkleidet hatte. Was sollte das? Sollte das eine Erklärung noch einmal an Fin und mich sein, warum gerade unsere beiden dort oben stehen mussten?

Nach der Parade kehrte ich wieder zurück in den Bereich für Mentoren, jedoch nicht in Fins Wohnung. Irgendwie hatte ich so das Gefühl, dass meine Eltern bald hier auftauchen würden und auf ein Gespräch mit ihnen konnte ich echt verzichten. Stattdessen wollte ich mit Fin reden.

Rana:

Ich sprang vom Wagen und wartete auf Kimi, doch man führte uns schon wieder in getrennte Räume. Das nervte wirklich.

Nachdem ich wieder umgezogen war brachte man mich in einen großen Raum, eine Art Gemeinschaftsraum oder so. Es waren lange Tische aufgebaut und der Raum war ziemlich gefüllt; anscheinend war heute Gemeinschaftsessen angesagt.
Ich hielt nach Kimi ausschau, fand sie jedoch nicht. Also ließ ich mich an dem Ende einer langen Seite der Tische nieder und beobachtete die anderen Kinder. Jedes Kind hatte die gleichen Klamotten an, an den Armen waren jedoch Nummern befestigt. Die Nummern der Distrikte.

Und jetzt dämmerte es mir ... ich war ein Tribut!

Finley:

"Hey, da bist du ja", stellte ich erleichtert fest als ich Pesh im Bereich der Mentoren fand. Eigentlich war ihr hier der Zutritt verboten, doch im Laufe der Jahre hatte es sich so eingebürgert, dass sie mich hier besuchte - immer dann, wenn die Kinder bei ihren Großeltern waren.
"Ich hab' dich gesucht."

Ich legte meinen Arm um Peshs Taille und zog sie mit mir. Wir liefen aus dem vollen Gang in Richtung Verwaltungsgebäude, ehe wir rechts abbogen und dann mit einer flinken Bewegung durch eine kaum sichtbare Tür verschwanden.
Wir befanden uns in einem der Botengänge der Avox.

Mit dem Rücken lehnte ich mich gegen die kühle Wand und atmete ein paarmal tief durch. Die Luft war erstaunlich gut dafür, dass es sich nur um ein paar mickrige Gänge hielt.

Pesh:

Ich lächelte erleichtert, als Fin auf mich zu kam. "Ich dich auch", erwiderte ich und ließ mich von ihm durch eine Tür ziehen.
Es war kühl in dem Gang dahinter. Fin lehnte sich mit dem Rücken zur Wand. Ich blieb nur eine Handbreit vor ihm stehen. Viel mehr platz gab es in dem engen Gang auch nicht. Kurz lauschte ich, ob Schritte zu hören waren, aber scheinbar befand sich sonst niemand hier herinnen.

"Sie haben sie wirklich wegen uns ausgewählt. Du hattest recht", murmelte ich leise und bedrückt.

Finley:

"Ich weiß", seufzte ich.
Trotz der Anspannung richtete ich mich auf und stütze mich mit den Händen rechts und links neben Peshs Kopf ab ehe ich sie küsste. Ich zog sie an mich und sog ihren Duft auf.
"Oh Pesh", seufzte ich mit einer Mischung aus Begehren und Verzweiflung.

Hier wurden wir bestimmt nicht abgehört.
"Wir haben die Unterstützung fast aller Avox hier im Kapitol", flüsterte ich an Peshs Ohr. "Gemeinsam holen wir unsere Kleinen da raus!"

Pesh:

"Wirklich?" Aus großen Augen sah ich Fin hoffnungsvoll an. Er hatte anscheinend wirklich einen mehr oder weniger ausgereiften Plan.
"Oh Fin", nun zog ich ihn an mich und küsste ihn. Es musste einfach klappen und das würde es. "Gemeinsam", wiederholte ich. Er sollte nicht glauben, dass er mich von seinem Plan ausschließen konnte.

"Komm, wir sollten hier besser weg", meinte ich, als ich Schritte hörte. Selbst wenn die meisten Avoxe auf unserer Seite waren, sollten wir das Glück nicht zu sehr heraus fordern oder ihnen Schwierigkeiten machen, in dem wir sie noch behinderten.

Rana:

Würde Papa uns wirklich sterben lassen? Es überlebte jedes Jahr nur ein Tribut - aber wir waren doch zu zweit. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und heiße Tränen brannten in meinen Augen.
Unsere Eltern haben uns immer gesagt wir seien sicher - wie kamen sie nur darauf? Ich habe mich nie mit dem Gedanken auseinandergesetzt doch einmal Teil der Spiele zu sein. Ich war zwölf. Meine Chancen gingen gegen null ...
Papa war damals zwölf - aber er ist eben Papa ... Ich war ganz anders. Ich bin doch noch ein Kind!

Ich stand eilig auf, worauf mein Stuhl laut polternd zu Boden krachte, und rannte an den Tischen vorbei in Richtung Ausgang ...

Kimi:

Nach der Parade konnte ich erst mal schnell duschen und bekam dann ein neues Gewand, bevor man mich in einen großen Raum mit mehreren Tischen bracht, in dem schon die anderen Tribute warteten.
Es könnte fast die älteren Kinder aus dem Waisenhaus sein. Bunt durcheinander gemischt, von Alter, Statur und Kraft. Aber es würde nicht ein netter Spieltag werden. Obwohl sie es Spiele nannten. 23 von uns würden sterben.
Ich erzitterte bei dem Gedanken und suchte schnell nach meinem kleinen Bruder.

In dem Moment sprang jemand vom Ende der Tafel auf und lief auf den Ausgang und mich zu. Rana.
Ich fing ihn auf und hielt ihn fest, bevor er an mir vorbei laufen konnte.
"Rana." Ich sah die Tränen in seinen Augen schimmern und drückte ihn an mich: "Schsch", flüsterte ich und wiegte ihn leicht hin und her. Das uns einige Tribute beobachteten, war mir egal. Rana würde sowieso gewinnen, so wie Fin.
"Was ist denn los?", wollte ich wissen, als er sich etwas beruhigt hatte.

Rana:

Jemand stellte sich mir in den Weg und ich hatte schon Angst, es könnte einer der vielen Friedenswächter sein die an den Ausgängen standen. Doch es war Kimi. Ich schluchzte mich tief in ihre Brust. "Kimi wir müssen sterben!", heulte ich zwischen den Schluchzern hervor und bekam mein Umfeld gar nicht mehr mit.
"Papa kann uns nicht beiden helfen. Und ich bin erst zwölf ... Kimi du ... du musst immer gut auf Mama und Papa aufpassen ... "
Ich steigerte mich immer mehr in die Sache und schluchzte so sehr, dass ich kaum mehr Luft bekam.

Kimi:

"Sch, ganz ruhig." Leicht hilflos drückte ich meinen Bruder an mich und versuchte nicht auch noch in Tränen aus zu brechen.
"Nein, Rana, hör mir zu." Ich drückte ihn etwas von mir weg und ging auf die Knie um ihn direkt in die Augen zu sehen. "Wir werden nicht sterben hörst du." Zumindest nicht beide. "Ich werd auf dich aufpassen", versprach ich, als er schluchzte, ich sollte auf Mama und Fin aufpassen.
Im nächsten Moment zog ich ihn schon wieder an mich und drückte ihn fest.
Mein Blick wanderte wieder zu den anderen Tributen. Wir waren noch immer eine scheinbare Attraktion für sie, doch niemand stand nah genug um uns wirklich belauschen zu können. Trotzdem beugte ich mich vor, bis meine Lippen direkt vor Ranas Ohr waren. "Papa hat doch versprochen, dass er uns beschützt und hat er uns schon jemals angelogen? Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut."

Rana:

Bei Kimis Worten hielt ich inne, schniefte allerdings noch immer lautstark. Nein, Papa hat uns noch nie angelogen. Und egal was er je zu uns gesagt hat: er hat immer zu seinem Wort gestanden.
"Aber wie?", schluchzte ich? Wie um alles in der Welt sollte uns hier irgendwer beschützen?

"Aber Kimi - ich pass' auch auf dich auf", sagte ich zu Kimi und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Okay?"

Erst jetzt bemerkte ich die neugierigen Blicke der anderen. "Komm, Kimi, die gucken alle."
Damit zog ich Kimi hinter mir und setzte mich mit ihr an einen Tisch.