Die Villa der Kraals

Während wir unsere Schuhe ausziehen frägt sie mich wo meine Eltern sind. "Meine Mum ist bei einer Freundin und sieht sich dort die Ernte an und meinen Pa wirst du nacher wohl nur durch den Fernseh sehen. Er ist Moderator in D6 und kommt dann zusammen mit Ray und seiner Familie mit dem Zug und den Tributen zurück", erzähle ich beifällig. Wie sauber und weiß meine Mum hier alles hielt, naja gut ich war selten hier unten und meine Eltern oft weg, trotzdem wirkte es wohnlich mit vielen Bildern vorallem von ihrem Jairyschätzlein, also mir. Ich führe Nina zu unserem cremefarbenen Sofa. "Setz dich schon mal wenn du magst. Willst du was zu trinken oder hast du Hunger?"

"Ach so", murmle ich etwas abwesend, während ich die Fotos an den Wänden mustere. Hauptsächlich sind es Bilder von Jair als er noch jünger war, sogar ein Baby Foto ist dabei, irgendwie niedlich.
Er führt mich zu den Sofas, die vor einer riesigen Fernsehwand stehen, und fragt, ob er mir etwas bringen kann. Ich schüttle den Kopf, zwar ist es eigentlich Tradition bei uns im Kapitol bei der Ernte und auch während den Spielen mit unmangen an Chips Tüten und Getränke Dosen dazusitzen, aber im Moment habe ich weder Hunger noch Durst. "Nein danke, ich brauch nichts." Dann lasse ich mich auf eines der Sofas sinken.

Sie sah sich meine Kinderfotos an, ich als baby shcon mit raabenschwarzen Haaren, mit meinen Schwestern, Familienbilder. Das meiste noch aus D2. Obwohl Nina nichts wollte und sich auf eins unserer sofas setze ging ich in die Küche und holte eine flasche cola, 2 gläser und eine tüte paprikachips, denn man kann ja nie wissen und ich hatte keine Lust zwischen durch aufzustehen. "Vorsorge ist besser als Nachsorge, oder so", sage ich während ich das Zeug auf dem Couchtisch ablege und mich dann auf das sofa lümmele. Noch bevor ich die Fernbedienung in die Hand nehmen kann spring der Fernseh vonalleine an. Und wer ist zu sehen? Unser liebste Liebling President Snow. Mir läuft es eiskalt über den Rücken. "Was hälst du davon wenn ich dir unseren Garten und unsere Rosen zeig? Die sind bestimmt besser anzusehen als die rose"

Jetzt weiß ich wieder, warum ich den Anfang der Ernte immer allzu gerne verpasse. Ein drei Meter großer Präsident Schneemann wirkt erschreckend. Plötzlich finde ich auch unseren kleinen Fernseher daheim nicht mehr ganz so schlimm.
"Guter Plan", meine ich, kann aber meinen Blick nicht von dem übergroßem Gesicht von Snow wenden. "Zu blöd, dass sich der Ton bei dem Pflichtfernsehn nicht mehr abstellen lässt, früher hat man so gut What-says-Snow spielen können. Habt ihr das auch gemacht?"

Wie Nina den überdimensionalen Snow anstarrt finde ich einbisschen belustigend, ja gut das erste mal in der große war er mir auch nicht geheuer. Aber sie fand meinen Plan gut also holte ich kurz unsere Schuhe und stellte sie an die Terassentür. "Das mit dem Ton ist bei uns nicht ganz so schlimm, wir können ihn zwar leiser machen aber nicht ganz aus und so eine unterschwellige schneestimme ist auch nicht so toll aber von dem Spiel hab ich schon einiges gehört nur bei uns war das immer einbisschen schwierig, wenn unser Vater in der Nähe war.",erzählte ich als ich in meine Schuhe schlüpfte. Dann öffnete ich die Terassentür und trat auf die Veranda von der man einen Überblick über das doch eher weitläufige Areal hatte. nur wenige Meter nach der Treppe die auf den Rasen führte war ein Schwimmingpool eingelassen und nebendran war ein kleiner Bungalowbau, unser sogennantes Poolhaus. "Das da drüber nist unser Poolhast oder Gästebungalow, da werden wohl die nächsten Wochen meine Verwandschaft hausen", sagte ich mit gespielte freundlichkeit, während snow leise aus dem wohnzimmer seinen Senf dazugab.

Früher haben wir das Spiel oft im Café Koma gemacht, wenn gerade nur Stammgäste im Laden waren. Man stellt einfach den Ton ab und versucht dann mit den Snow zu syncronisieren nur mit einem völlig sinnlosen Text. Die beste Runde ever ging an Richi für sein Snow Outet sich. Bei der Erinnerung muss ich wieder lachen und folge Jair kopfschüttelnd in den Garten. Wenn man hier überhaupt noch von einem Garten sprechen kann, das ist schon fast ein kleiner Park. In der Mitte befindet sich ein Swimmingpool und daneben eine kleine Hütte, die im Vergleich zu dem Haus zwar klein wirkt, es aber vermutlich in Wirklichkeit nicht ist.
"Wenn es etwas wärmer wäre, könnten wir schwimmen gehen", meine ich und ersehne die warmen Sommernächte herbei.

Wie es wohl auf Nina wirken musste, groß übertrieben, angeberisch? Ich grübelte kurz und dann beschloss ich sie einfach zu fragen. "Alles einbisschen zu groß, zu übertrieben fast schon angeberisch oder? Aber ich kann dir versprechen wenn es wärmer ist kannst du gerne mal zum planschen vorbeikommen", fügte ich zu ihrem Wunsch zu.

Ich zucke mit den Schultern. "Wenn man es sich leisten kann, warum nicht und da ich vorbei kommen kann zum planschen finde ich es jetzt auch nicht so angeberisch", entgegne ich lachend. Dennoch überlegte ich mir, dass vermutlich das Pool mehr kostete, als unsere Wohnung. "Hier würden gut Tiere her passen." Vermutlich hätte hier sogar eine Pferdekoppel platz.
Im Hintergrund höre ich, wie Snow an den Moderator von irgendeinem Distrikt abgibt.

"Jaja nur wieder die eigenen Vorteile darauß ziehen", entgegnete ich ihr genauso lachend. "Ich glaube wir haben hier genug tiere, auch wenn man das wohl auf dem ersten Blick nicht sieht, Vögel, eichhörnchen, würmer und so weiter. Genug Tiere?",fragte ich sie und dann wurden wir durch die ankündigung des ersten distrikts wieder nach drinen gerufen. Also wieder rein, schuhe aus und auf die couch. Grade hatten wir uns hingesetzt als auch schon Distrikt 6 erschien, das schlimmste zu erst, dann hatte ich es hinter mir. Ich schluckte. Nun war mein Vater und mein Cousin auf der Bühne zusehen, wie seit 4 Jahren das selbe Bild und der gleiche Text nur die Namen der Tribute würden wohl anderst sein. "Also das sind dann mein Dad und Ray", erklärte ich überflüssigerweiße.

Dieses Jahr beginnen sie aus irgendeinem Grund mit Distrikt 6. Im Vorfeld wurde hin und wieder zwar schon darauf hingewiesen, dass dieses mal die Ernte anders sein würde, aber für einen wirklichen Spezialeffekt, ist das einfach Umtauschen der Reiheinfolge ziemlich lahm, da steckt wohl eher ein Defekt dahinter.
Jairs Vater erkenne ich sofort, nicht nur weil er seit Jahren dabei ist, sondern da er seinem Sohn ziemlich ähnlich sieht. Ray dagegen wirkt wie die typischen Gewinner aus den Karrierodistrikten, stämmig mit vielen Muskeln und nicht so wie manche anderen Mentoren, die sich mit Alkohol und Drogen gehen lassen. Automatisch greife ich nach vorne und reise die Chipstüte auf um mir eine handvoll davon zu nehmen. "Ich glaub während der Ernte läuft unterschwellige Werbung für Chips", mutmaße ich, während der Bürgermeister von D6 mal wieder den Vertrag und soweiter vorliest.

Mittlerweile kannte ich nina schon so gut, dass ich an ihrem Gesichtsausdruck sah, was sie von meinem Cousin hielt, aber damit war sie nicht die Einzige. "Er meint er wäre der große sieger, aufgeplustert, überheblich und mehr als selbstsicher. Wenn du glück hast stell ich dir ihn mal vor", zwinkerte ich ihr zu. "Vielleicht sind wir da dann irgendwann mal verwandt", da mein cousin nichts anbrennen ließ was nicht bei 3 auf den Bäumen war. "Ich glaube es läuft auch unterschwellige Werbung für Cola", bestätigte ich ihre Mutmassung und schenkte uns ein.

Irgendwie ist mir sein Cousine schon jetzt unsympatisch obwohl er noch kein Wort gesagt hat und wir uns noch nie begegnet sind. Das einzige was ich ihm gut heißen kann, ist dass er sich scheinbar nicht um den Verstand gesoffen hat. Solche Aktionen von den Siegern finde ich immer irgendwie rücksichtslos gegenüber der Verlierer. Schließlich mussten die ihr Leben lassen, damit die anderen Siegen können und dann werfen die Sieger dieses Leben weg oder ertränken es.
Nach der Rede tritt Jairs Vater mit den allzubekannten Worten: "Ladies first" An die eine Losbox heran und zieht ohne umschweifen einen Zettel, den er auch gleich vorliest.
"Und einen herzlichen Applaus für Tasia Shea."
Ein paar Leute klatschen, aber ich habe so das Gefühl, dass der Großteil dieses Geräusches im Studio drüber gelegt wurde. Ein blondes Mädchen im Alter von vielleicht 16 Jahren tritt zittrig auf die Bühne zu. Sie versucht den Schein zu wahren mit einem Lächeln und macht dadurch nur alles schlimmer, denn ihr Gesicht sieht auf diese Weise aus wie eine Grimasse. Der Moderator und der Mentor reichen ihr die Hand und tritt dann auf die Kugel für die Jungen zu.
Er hat kaum den Namen vorgelesen, als schon ein breitschultriger Junge dich aus der Menge kämpft, als wäre er ein wütender Stier und mit erhobener Hand schreit: "Ich melde mich freiwillig."
Jairs Vater wirkt einen Moment verdutzt, dann nickt er und winkt den schlichten Selbstmörder auf die Bühne. "Und wie heißt du?"
"Ioan Pepperd", schnauft der Kerl. Nach dem Platz wo er gestanden ist, schließe ich, dass er 18 sein muss. Dann reist er das Mikrophon an sich und grölt hinein: "Hallo Simewa, das mache ich für dich, ich werde für dich gewinnen, damit wir dann glücklich zusammen leben können."
Die Kameras fahren zu dem Gesicht eines Mädchens mit großen Titten, die rot angelaufen ist und zurück schreit: "Verdammt Ioan kappier es endlich, ICH WILL NICHTS VON DIR!"

Ich weiß nicht wie mein Vater es jahr für jahr machen kann, der unheilvolle Bote mit der Lostrommel, wenigstens war er es damals nicht, der Sila gezogen hatte. Bei dem Gedanken wie ich in der Menge stand und sie aufgerufen wurde wie Tasia, lief es mir eiskalt den rücken runter. Dies wäre der perfekte Moment es Nina zu erzählen, doch als ich grade ansetzen will platzt Ioan ins bild, der sich freiwillig meldet. Es ist komisch das alles mit anzu sehen, ich kenne Leute im Publikum, meine besten Freunde damals, Geschwister von ihnen in der Menge. Als er dann auch noch sein Liebesbekenntnis macht, dass in die Hose geht tut mir mein Vater doch einbisschen Leid, schließlich muss representiert er D6 und mit so einem Tribut würde es ihm bestimmt Freude bereiten. Doch dann dachte ich an ein paar Situationen aus der Vergangenheit und war mir sicher, dass mein Dad ihn mit einigen Geschichten in Schach halten würde und dafür sorgen, dass der Distrikt doch nicht so schlimm betroffen war. "Ioan war schon immer ein Idiot", erklärte ich Nina während dessen Gesichtszüge entglitten und er simewa weitere Liebesschwüre an den Kopf und in die Kamera warf.

Ich halte kurz inne in meinem Lachkrampf über den Typen der sich schon vor der Arena total zum Affen macht und sich vermutlich bereits wünscht, sich nie gemeldet zu haben, und blicke Jair an. Das ist sein Distrikt, erinnere ich mich. Für ihn ist diese Menge kein gesichtsloser Hintergrund, viele von denen wird er vermutlich kennen. Ob er seinen Freunden oder Bekannten die Daume gedrückt hat, damit diese nicht ausgewählt werden? Und wie muss es für die Leute sein von einem ehemaligen Nachbarn die unheilvolle Botschaft überbracht zu bekommen?
"Der wünscht sich bestimmt, wieder unten in der Menge zu sein oder glaubst du, dass er sich einbildet, dass seine Angebetete ihm nach den Spielen - die er sicher gewinnen wird - nicht abweisen kann?"

Ihr Blick streift mich fragend und ohne dass sie die Frage laut gestelllt hatte beantwortete ich sie ihr: "Bis auf ein oder zwei Freunden sind alle aus dem Alter, lediglich Geschwister sind noch in der Trommel oder Nachbarkinder oder Bekannte. Ioan kenne ich schon ewig, auch wenn sich unsere Abneigung auf Gegenseitigkeit beruht und Tasia war damals gut mit der Schwester eines guten Freundes befreundet", genau dass wollte sie doch hören oder? Im ersten Jahr nach dem Umzug wurde ich noch von Kapitolreportern ausgequetscht die wissen wollten wie es war seine freunde zu sehen. Langsam bewegten sich die beiden Tribute, mein Vater sowie Ray und ein weiterer Mentor von der Bühne. Wer wohl auf die Beiden im Justizgebäude warten würde, fragte ich mich. Doch dann brachte mich Nina wieder zum Lachen und vertrieb den trübsinn. "Endeutig das 2. er ist eine Art Miniray, vergöttert ihn, läuft ihm hinterher, baggert alles an was nicht schnell genug flüchten kan, ein wahrer Gentleman eben."

"Oh du heilige Scheiße", entgegne ich lachend.
Auf dem Bildschirm taucht das Wappen von Panem auf und eine Strophe der Hymne wird abgespielt, dann taucht aus dem Nichts die Distrikt Nummer 7 auf und das Bild schwenkt dort auf den Marktplatz. Gleiche Szenerie, Kinder eingepfercht, eine Bühne mit dem einzigen lebenden Sieger aus Distrikt 7- der einzige bis auf so eine Frau, die seit zwei Jahren im Koma liegt.
Es gibt Leute die zu dieser Zeit extrem viel Wetten. Ich glaube, nie im gesamten Rest des Jahres machen Wettbüros so viel Geinn wie zu der Zeit. Es biginnt bei der Ernte, in welchem Alter die Tribute aus welchem Distrikt sind, wie sie reagieren, ob es Freiwillige gibt oder sogar wie viele Freiwillige. Natürlich kann man auch auf die Sieger wetten, man kann wetten ob es ein Mädchen oder ein Junge sein wird, aus welchem Distrikt er oder sie kommt, man kann auf die Namen wetten, darauf wie viele die einzelnen Leute töten. Ich habe nicht das Geld fürs Wetten, aber ich würde es auch nicht tun. "Hast du schon mal gewettet oder jemanden gesponsort?", frage ich Jair.

Sie freut sich richtig über die indirekte Beschreibung meines Cousins. "Ich stell euch bei Gelegenheit vor also der Originalray und dich", drohte ich ihr, wobei sich eine Begegnung wahrscheinlich nicht vermeiden lässt. Nicht wenn meine Mum und meine Tante der auffassung sind, dass ihr ihn unterhalten soll, in der Zeit in der er nichts zu tun hat, steht auf meinem Shirt Bespaßer?? - Nein. Aber da musste ich wohl oder Übel durch. Früher war er nicht so schlimm gewesen, gut er war schon immer selbstbewusst und meinungsvorgebend aber so schlimm wie Ioan war er erst, seitdem er das Ding gewonnen hatte. "Vielleicht verwandelt er sich bei Gelegenheit in den Alten zurück, so wie beim Froschkönig. Früher war er nicht so überheblich wie er im fernseh tut. Manchmal hab ich das Gefühl er versucht die Ereignisse und Erlebnisse nicht nur aus seinem Jahr sondern auch aus seiner Mentorenzeit hinter dieser Maske zu verstecken." Dann kommt Nina plötzlich auf das thema Wetten und ich frage mich wie sie darauf kam und nun gebe ich ihr so neutral wie möglich eine antwort. "Meine Familie hat damals Ray zum Teil gesponsert und meine Tante und mein Onkel haben auf ihn gewettet aber gleichzeitig auch auf seinen Letzen "Gegner" damit ja Geld rauskommt", bei dieser Stelle verdrehe ich kurz die Augen und fahren dann, immer leiser werdend, fort, "ich selber hab auch schon mal etwas gesponsert, das war vor 4 Jahren, doch sie hat nicht überlebt.. ein Mutant hat es verhindert ." Dann schluckte ich. "Jetzt dürften wir nicht einmal mehr Wetten, da wir mit Moderator oder bzw und Mentor nah verwandt sind."

Ich weiß selber nicht, wie ich auf das Thema der Wetten kam. Das sie auf ihren Cousin gesetzt haben, ist eigentlich logisch gewesen. Als er das Mädchen erwähnt, dass er gesponsert hat, wird seine Stimme immer leiser und ist bei den letzten Worten kaum mehr zu verstehen. Vorsichtig nehme ich seine Hand, die er verkrampft auf seinem Schoß liegen hat und fahre mit dem Finger zart über den Handrücken. Da er sie gesponsert hat, wird er sie wohl gekannt haben, ob es eine Schulkollegin oder Nachbarin vielleicht sogar eine Freundin oder seine Freundin war? Vielleicht ist sie das Geheimnis, dass ich immer wieder Spüre, wenn wir auf die Hungerspiele zu sprechen kommen. Ich beiß mir auf die Zunge und wende mich wieder dem Fernseher zu um nicht nach zu fragen. Wenn er so weit ist, wird er es mir wahrscheinlich erzählen, aber ich werde ihn nicht dazu drängen, wenn er nicht will.

Anscheinend wurde in Distrikt 7 gerade der Name des weiblichen Tributs vorgelesen, denn nun hört man einen einzelnen Fluch aus der Reihe der Mädchen: "Shit."
Ein Mädchen, das vermutlich geflucht hat, tritt aus der Reihe der 18jährigen heraus und geht mit einem aufgestzten, nervösen Lächeln auf die Bühne.

Sie drückt meine Hand, als ich gerade an Sila denken muss, an die Wahl und an den Mutanten. Ich blickte auf und sah sie lächelnd an, dann flüsterte ich ein "Danke" und war froh, dass sie nicht weiter bohrte. Als sie gerade die Tribute aus D7 ziehen hören wir einen lauten Fluch und ich muss den Kopf schütteln auch wenn ich sie verstehen konnte. Mir hatte man seit ich klein war eingedrichtert, wie ich mich verhalten zu hatte insbesondere wenn Kameras anwesend waren. Diese Spiele versprachen interessant zu werden. "Man hat ihr wohl nicht begebracht, wie man sich verhalten sollte wenn die Kamera läuft", wiederholte ich meine Gedanken als das männliche Tribut gezogen wurde. Es war das krasse Gegenteil zum weiblichen Tribut, ein kleiner braunhaariger Junge aus dem Block der 12-jährigen brach schluchzend mit seinem Teddy ihm Arm zusammen. "12 Jahre ist einfach zu früh", murmelte ich vor mich her. Nun wurde der kleien von einem Friedenswächter auf die Büchne getragen und er wirkte nicht wie 12 sondern eher wie 8.

Jair dankt mir leise und ich lächle ihn aufmunternd an.
Nach dem Mädchen wir der Junge gezogen: "Noa Borres." Ich will gerade ansetzen über diesen seltsamen Namen zu lachen, als ein kleiner Junge heulend zusammen bricht und mir das Lachen im Hals stecken bleibt. Im ersten Moment glaube ich noch, dass es vielleicht dessen Bruder erwischt hat, denn der Knirps sieht noch zu jung aus. Aber dann tritt ein Friedenswächter auf ihn zu und hebt ihn hoch um ihn zur Bühne zu tragen.
"Viel zu früh", stimme ich ihm zu. Stärkemässig hat dieser Kleine keine Chane, aber vielleicht rettet ihn seine Kindlichkeit, zumindest ich könnte ihn um nichts in der Welt umbringen. Als die Moderatorin nach Freiwilligen fragt, hoffe ich, dass sich irgendwer opfern würde. Aber so verletzlich das Kind auch wirkt mit dem Teddy in den Armen, niemand will ihm sein Leben opfern. "Das ist schrecklich", wispere ich, weil es mir die Sprache verschlägt.

"Ich weiß", antworte ich nina, "in den meisten Distrikten gibt es keine Freiwilligen, jeder ist froh seine eigene Haut gerettet zu haben egal wie jung das Tribut ist. Außerdem sind in diesen Distrikten die Karrieros nicht alzuweit verbreitet. Aber es stimmt was hat ein 12jähriges Kind für eine Change gegen einen 18jährigen Schranktypen?", ich schüttele den Kopf. Wie sehr hatte ich mir damals gewunschen gemand würde an ihre Stelle treten, irgend jemanden den ich nicht kannte. Ich wusste das war mehr als egoistisch aber das wünschte sich wohl jeder in dieser Situation und ich konnte nichts tun, mich nicht selbst opfern für sie.

Ich lege meinen Kopf auf Jairs Schulter und lege die Tüte Chips weg. Mir ist der Appetit trotz unterschwelliger Werbung vergangen.
Die Moderatorin versucht mit ein paar Witzen die Situation hinunter zu spielen. Was ihr nicht gelingen will, denn der Junge, der mittlerweile auf der Bühne sitzt heult noch immer. Schnell wird übergeblendet und der nächste Distrikt gezeigt.
"Menshcliche Dramen kommen anscheinend nicht so gut, bei einem Fest, das doch gefeiert werden soll", meine ich missmutig.

Während sie ihren Kopf auf meine Schulter legt, lege ich ihr den Arm um den Rücken, die lustigen Szenen aus D6 gehören der vergangenheit an und jetzt wird schnell weiter gemacht. "Was seine Familie jetzt nur fühlt und denkt", murmele ich aber eigentlich kann ich mir die Frage selbst beantworten, denn ich war selbst schon zwei mal im Justizgebäude und es war beide male so verschieden aber gleichzeitig so gleich. "Vielleicht langweilt sie es dieses Jahr auch, haben ihren Hauptzeiz eher auf eingebilderte Mannsbilder gelegt", sagte ich fast schon tonlos.

"Dann sollten die sich doch darauf beschränken", entgegne ich. Es gibt schon länger Gerüchte, dass bei den Wahlen irgendwie geschummelt wird, denn so oft wie die Kinder von ehemaligen Siegern gewählt werden, kann nicht normal sein.
Ehrlich gesagt will ich mir gar nicht vorstellen, wie sich seine Familie jetzt fühlt. Womöglich hat der kleine ältere Brüder, die sich für ihn hätten melden können und zu feige waren. Ob die es sich dann jemals verzeihen könnten?
Auch in Distrikt 8 das selbe Bild, es ist nicht nur langweilig auch irgendwie mehr. Es tut weh, den armen Seelen dabei zu zusehen, wie sie um ihr Leben bangen. "Können wir vielleicht ausschalten und was anderes tun?", frage ich leise.

Ninas Frage traf mich einbisschen unvorbereitet, früher war ich davon ausgegangen, dass die Kapitolmenschen das alle voller Genuss sahen, aber das bewahrheitete sich wohl nicht für alle. Nur wusste ich nicht ob es an dem kleinen Jungen lag oder daran, dass ich dabei war und am eigenen Leib erfahren hatte wie es sich anfühlte. "Klar, lass uns nach oben gehen. Ich kann nur den Fernseh nicht ausschalten, Regierungsvirtelsonderregelung", dabei verdrehte ich leicht die Augen und versuchte den Ton so leise wie möglich zu drehen. Dann erhob ich mich vom Sofa und zog Nina mit auf um sich in mein zimmer zu "verschleppen". Als wir oben angelangt waren, nicht ohne eine weitere Wand mit Familienbildern, fragte sich sie worauf sie den Lust hätte.