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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:07 am
Durch die Tränen hindurch machte ich einige Bewegungen aus, bemühte mich aber nicht weiter darum, bis sich Brix neben mich setzte. Ich blinzelte ein wenig, bis ich wieder klarer sehen konnte und presste meine Lippen aufeinander. Er beobachtete mich. Beinahe automatisch drückte ich meine eine Hand noch ein bisschen weiter zu, drehte meinen Kopf aber dann von Brix weg und schloss meine Augen. Ich hatte nicht mehr lang, die Zeit lief. Die Lebensuhr in mir schlug gerade zur letzten Stunde an. Auf seine Frage hin schluckte ich einmal kurz schwer, ehe ich leise und mit einer etwas zittrigen Stimme erwiederte: "Ja." Jedes Wort was ich jetzt noch sagte schmerzte. Nicht nur wegen den Wunden auch so. Die Hand mit der ich das Schwert in meinem Bauch umfasst hatte, rutschte langsam nach unten und ich ließ sie auf den Boden sinken. Mein Herz klopfte noch, aber ich wusste, dass es nicht mehr lange der Fall sein würde.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:22 am
Ihre Antwort war kaum zu verstehen. Aber irgendwie war ich froh, dass sie positiv war. Wenigstens hatte sie ihr Glaube in diesem Moment nicht im Stich gelassen. Warum musste sie wirklich genau in diese Hungerspiele? Ein oder zwei Jahre später und sie hätte vermutlich gewonnen. Dann hätten wir uns als Mentoren getroffen und nicht so. Ich schüttelte wieder den Kopf und lehnte ihn dann gegen den Baumstamm. Versuchte wieder den Hass in mir aufsteigen zu lassen, den ich bei ihrer Flucht empfunden hatte, aber er war wie weg geblasen. Als ihre Hand zu Boden sank, griff ich ohne zu überlegen danach und hielt sie fest. So machte man das doch oder? Vor Jahren hat ein Mädchen beim Training ihren Kampfpartner so schwer verletzt, dass er starb und damals hielt sie auch die ganze zeit über seine Hand, obwohl sie sich davo nie gekannt hatten. Anny wirkte immer schwächer und ich fragte mich, wie lange sie noch durchhalten würde. Einerseits wollte ich, dass es schon vorbei war, und andererseits wollte ich sie hier nicht so schnell weg lassen. Damit wäre ich jetzt mit Angi allein.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:29 am
Als ich spürte, wie Brix meine Hand nahm, drehte ich meinen Kopf wieder ein wenig und sah ihn an. "Wieso tust du das? Wieso gehst du nicht weg und lässt mich alleine?", fragte ich dann leise. Bis jetzt hatte es mich immer wieder verwundert, weshalb der Karriero meistens zur Stelle war, wann auch immer ich Hilfe brauchte. Selbst jetzt in diesem Augenblick, bei dem er mich normalerweise hätte kleinhacken können. Als mich erneut eine Welle des Schmerzes durchfuhr drückte ich seine Hand kurz, so als ob ich irgendwo einen Halt suchen wollte. Ich wollte noch nicht abstürzen, jetzt noch nicht. Ich sog kurz scharf die Luft ein und kniff meine Augen wieder zu, lehnte dabei meinen Kopf wieder an den Baumstamm.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:41 am
"Ich weiß es nicht", gestand ich leise aber ehrlich. Es nervte mich, dass die Szene vermutlich in ganz Panem gerade auf jedem Bildschirm zu sehen war. Das jeder uns hier beobachtete. "Soll ich gehen?", fragte ich, aber als sie kurz darauf meine Hand drückte, glaubte ich das als Antwort verstehen zu können. Mit einigem Zögern fügte ich noch hinzu: "Wir waren schließlich Verbündete." Auch wenn das nicht der ganzen Wahrheit entsprach. Denn Dejan war genau so mein Verbündeter und ich hab ihn halbtot einfach liegen lassen. Ob so ein Brötchen aus dem Kapitol auch diese Wunde schließen könnte? Wir hätten es uns wirklich aufheben sollen für einen größeren Ernstfall. Vorsichtig strich ich Anny mit meiner freien Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte ihr zu. "Sorry", murmelte ich so leise, das vermutlich niemand es hörte. Hoffentlich zumindest nicht die Kameras.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:50 am
Irgendetwas in mir wollte wirklich nicht, dass Brix ging, aber ich wusste einfach nicht was es war. Auch ob er es ernst meinte würde ich wahrscheinlich nie wirklich herausfinden. Als ich eine kleine Berührung auf meinem Gesicht und ein ziemlich leises 'Sorry' ausmachte, zumindestens so wie ich es deutete, schlug ich meine Augen dann doch noch einmal auf und musterte das Gesicht vor mir. Meine andere Hand umfasste den Holzaffen schon wieder etwas fester. Ich brachte ein kleines, kaum merkliches Lächeln zustande. "Ja, wir waren Verbündete", wiederholte ich schließlich leise, "und ich habe dir vertraut", fügte ich dann noch hinzu. Noch atmete ich. Es waren inzwischen die letzten Minuten, welche leider nicht ewig anhielten. Wieder musste ich an die Momente bei den heißen Quellen denken. Dort war es das erste und inzwischen auch letzte mal, dass ich mich sicher gefühlt hatte. Und ich glaubte nicht, dass es nur an dem Nebel und dem Wetter lag.
( bin jetzt mal off.. bis morgen oder so c(; )
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 3:04 am
(okay gute nacht)
Ich nickte bei ihren Worten. Ich hatte ihr genau so vertraut, wenigstens seit unserem Kampf gegen die aus 9. Darum hatte es mcih ja so verletzt, als sie einfach unser Bündnis gekündigt hatte. "An was denkst du?", fragte ich, als sich ihr Gesicht leicht entspannte und irgendwie friedlicher wirkte. Ich hoffte nur, dass es noch nicht der kommende Tod war. Noch nicht. "Scheiß Fliege", knurrte ich und riss meine freie Hand hoch um die Träne weg zu wischen, die in Wirklichkeit nichts mit einem Insekt darin zu tun hatte. Vorsichtig drückte ich ihre Hand etwas fester um ihr zu zeigen, dass ich hier bleiben würde. Dann ließ ich meinen Blick wieder über ihren Körper wandern. Die Buchstaben waren unter einer Blutschicht nicht zu erkennen und auch der rest ihres Körpers war mehr oder weniger stark von dem roten Lebenssaft benetzt. So wie sie da saß, wirkte es nicht gerade bequem, sondern noch schmerzhafter. "Ich helf dir, dich hin zu legen", murmelte ich. Es würde nicht viel bringen, aber wenigstens etwas. Vielleicht etwas mehr Zeit oder weniger Schmerz. Vorsichtig schob und zog ich sie etwas ohne dabei ihre Hand los zu lassen, bis sie schließlich am Rücken lag, ihr Kopf auf meinen ausgestreckten Beinen. "Besser?"
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 1:31 pm
„An das warme Wasser bei den heißen Quellen“, gab ich leise zu und wusste nur zu gut, dass ich meinen eigentlichen Gedanken damit nur angespielt hatte. Langsam zu sterben war nicht gerade angenehm, das wurde mir in den nächsten Minuten immer klarer. Ich öffnete meinen Mund ein wenig und formte ein stummes 'Danke', als mich Brix so hinlegte, dass das Schwert in meinem Bauch nicht mehr so stark zu spüren war. Erneut verschwamm mein Sichtfeld vor einem Tränenschleier und wieder schloss ich meine Augen. Inzwischen atmete ich etwas ruhiger, was aber nur daran lag, dass die letzten Atemzüge aus mir kamen. Ohne dass ich es merkte rutschte meine Kette mit der Pfeilspitze einer der Pfeile von meinem blutigen Dekoltee und fiel langsam auf den Boden. Mein Griff um Brix Hand wurde langsam schwächer und auch der Holzaffe begann langsam aus meiner Hand zu fallen. Im Hintergrund meinte ich eine leise Melodie zu vernehmen. Was war es? Spielten sie mir das Lied vom Tod oder war es nur die Hymne? Ich wusste es nicht. Immer wieder zwang ich mich dazu, klare Gedanken zu fassen. Mit der Zeit wurde das aber auch schwerer, weshalb ich nur noch die Gesichter der Menschen aufrief, die ich gekannt hatte. Die Gesichter von meinem Vater und meiner großen Schwester verbannte ich schnell, dafür betrachtete ich meine kleine Schwester und meine Mutter in Gedanken nur länger. Es schmerzte, als ich mir Joanna lachend auf eine Blumenwiese vorstellte. Sie hatte meine Kette um den Hals und rief meinen Namen. Das war vor einem halben Jahr. Selbst der Gedanke an mein Vorbereitungsteam schmerzte ein wenig. Und dann war da Brix. Er schien wie immer unberührt und konzentriert, bis ich glaubte eine Träne seine Wange hinabkullern zu sehen. Aber das.. Es war alles nur in meinem Kopf. Selbst jetzt, wo ich meine Augen geschlossen hielt, spürte ich die Tränen auf meinem Gesicht. Das war wirklich das erste Mal seit der Zeit im Kapitol, dass ich weinte. Nicht eine Träne, sonder mehrere. Ich stellte mir vor, wie jede einzelne ein Moment in meinem Leben war und mich so verließ, meine Wange hinab rollte, auf den Boden fiel und versank. Für immer.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:00 pm
An die Quellen? Ich hatte eher gedacht, sie würde vielleicht an ihre Familie denken. "Dort war es echt schön", bestätigte ich leise und erinnerte mich an das alberne Herumtollen dort mit ihr. Sanft strich ich ihr mit dem Handrücken über die Wange. Mit ihr würde ich eine Freundin verlieren, aber so waren nun mal die Spiele. Erneut schloss sie die Augen und ihre eine Hand öffnete sich leicht. Darin lag wirklich der Affe. Aber warum? Ich sah Anny ins Gesicht, aber dort fand ich keine Antwort und wenn ich nicht fragen würde, würde ich nie mehr die Antwort darauf bekommen. "Warum der Affe?" Warum war es gerade mein Geschenk an das sie sich im Sterben klammerte? Ich lehnte mich etwas zurück gegen den Baum und beobachtete sie schweigend. Wartete. Als ihr erneut die Tränen kamen, wusste ich nicht genau, ob es der Schmerz oder die Angst bei ihr war. Wie schlimm die Waffe im magen war, konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. "Geht's?", erkundigte ich mich und verbarg ein stummes Angebot darin. Wenn sie es wollte, würde ich es jetzt schnell beenden. Sanft strich ich ihr noch mal über das Gesicht und biss meine Zähne zusammen, damit mir nicht auch die Tränen kamen. Es hatte immer so enden müssen. Wenigstens hatte Angi sie nicht erwischt.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:14 pm
Vielleicht das letzte Mal spürte ich, wie die Luft in meinem Körper ein und ausströmte. Ich blinzelte kurz und drehte meinen Kopf dann so, dass ich Brix ansehen konnte. "Weil er mir Halt gibt und mich erinnern lässt", sagte ich leise und lächelte etwas traurig. Das Lächeln hielt nicht lang an, jetzt presste ich eher meine Lippen aufeinander und kniff meine Augen zusammen. Das Schwert in meinem Körper schmerzte einfach viel zu sehr. Erneut sah ich den Karriero durch einen Tränenschleier hindurch an. Ich schüttelte langsam meinen Kopf. Ein unwohles Gefühl breitete sich in mir aus und ein Kloß machte sich in meinem Hals platz. Der Schmerz hüllte mich beinahe ein wie ein Schleier und drohte mich zu verschlucken. Am liebsten hätte ich auf seine Frage mit einem 'Ja' geantwortet, aber das wäre eine Lüge. Stumm schüttelte ich meinen Kopf. Würde er mich von dem Schwert erlösen? Dann würde ich wenigstens nicht mehr aufgespießt sterben. Irgendwann glaubte ich, keine Tränen mehr zu haben. Mein Sichtfeld klärte sich wieder und ich sah den Jungen, der seine Hand an meiner Wange hatte einfach nur an.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 2:30 pm
Ich lächelte schwach bei ihrer Antwort. Seltssame Eigenschaften für ein Stückchen Holz, aber wenn ihr die Vorstellung wirklich half. Bei meiner nächsten Frage schien sie mit sich selbst zu kämpfen, bis sie schließlich ganz schwach den Kopf schüttelte und mich dann aus klaren Augen ansah. Ich versuchte ihr aufrichtig zuzulächeln, aber meine Mine wirkte wohl eher traurig. Für einen Augenblick starrte ich ihr nur in die Augen, dann nickte ich. Mit der freien Hand tastete ich nach dem Dolch, den ich fallen gelassen hatte. Mit langsamen Bewegungen schob ich die Waffe näher an sie heran, aber so weit am Boden, das sie sie wohl kaum sehen würde. "Das wird jetzt etwas weh tun." Blöder Witz, das wusste ich. Ganz kurz wartete ich noch und drückte ihre Hand noch einmal fest, dann stach ich zu. Trieb ihr das Messer bis zum Anschlag links in den Hals und zog es mit einem Rück hoch. Blut schoss aus der Wunde und ich glaubte, sie starb sofort.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 3:08 pm
Ich schloss meinen Mund langsam und beobachtete die Bewegungen des Karrieros genau, bis er zu dem Punkt kam, an dem ich wusste dass es gleich vorbei war. Ich hatte Angst. 'Brix', formte ich stumm mit meinen Lippen. Er sollte wissen, dass ich in ihm jemanden gefunden hatte, der mich die ganze Zeit über auf irgendeine Weise faszinierte. In meinem Blick schwang etwas seltsam Trauriges, jetzt aber auch mit der Angst. Danke.. Aber selbst als Brix mir den Dolch in den Hals trieb blieben meine Augen geöffnet und sahen ihn an. Ich hörte keinen Kanonenschuss mehr. Augenblicklich schwebte ich im Nichst, glaubte zu fliegen, bis ich fiel. Ich fiel und es kam nichts mehr. In meinem Mundwinkel war noch schwach die Andeutung eines kleinen Lächelns zu erkennen. Aus der Sicht der Leute vor den Fernsehern sah man, wie die Farbe aus meinen Augen wich, bis eine graue Farbe mit einem leichten hellbraunen Schimmer zu sehen war. Eine vereinzelte Träne rollte aus meinem Augenwinkel meine Wange hinab und löste sich von meinem Kinn. Diese Träne war dann wohl der letzte Funke in mir gewesen. Meine Zeit war zu Ende. Meine Hand verlor jeglichen Griff und fiel langsam aus der des Jungen. In meiner anderen löste sich der Holzaffe und fiel lautlos zu Boden, sprang wieder auf, landete wieder, bis er endgültig auf der Seite liegen blieb. Das helle Holz war inzwischen Blutrot gefärbt, nur an einem Auge war noch ein helles Fleckchen auszumachen, was beinahe aussah wie eine Träne. Unendliche Stille.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 9:47 pm
So sah es also aus, wenn einer starb und sein Lebenslicht erlosch. Bisher hatte ich nie die Gelegenheit einem meiner Opfer dabei in die Augen zu sehen. Eigenartig, es war nur eine einzige Wunde mehr von zuvor unzähligen und plötzlich erlischt es. Ihre Augen wurden stumpf und ihr Blick richtete sich in die Ferne, bevor auch schon der Kanonenschuss zu hören war. Ich schluckte den Kloss und die Trauer hinunter. Es war nie gut die Toten zu betrauern, die hatten es hinter sich. Mit zwei Fingern schloss ich ihre leeren Augen und strich mir noch mal fluchend über die Augen, als sie wieder feucht wurden. Einen Moment blieb ich noch so sitzen, dann stand ich langsam auf. Neben ihr im Gras lag der Holzaffe, der von ihrem Blut rot war. Ich überlegte kurz, dann kniete ich mich neben ihr wieder hin. Vorsichtig griff ich nach dem Affen und legte ihr ihn zurück in die Hand, die ich mit etwas Gewalt um das Ding schloss. Neben ihr lag auch noch der Anhänger einer Kette, eigentlich wollte ich es ihr auch den wieder um den Hals legen, aber dann hob ich sie nur auf und steckte sie ein. Als kleine Erinnerung an sie. Ihren Beutel ließ ich unbeachtet, auch wenn vielleicht etwas wichtiges darin wäre. Nur ihre Waffen sammelte ich auf und steckte sie ein. Ich warf Anny noch einen letzten traurigen Blick zu, dann wandte ich mich um und entfernte mich. Aus sicherer Entfernung wartete ich auf den Hovercraft. Der ihre Leiche hinaus brachte. Und mit ihr verschwand auch ein Teil von mir aus der Arena. Zurück blieb nur der eiskalte Killer, den ich bis jetzt versucht hatte zu geben, aber nie ganz war, war ich nur noch.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 10:37 pm
- im Kapitol -
Stimmen rissen mich aus meinem lange dauernden Schlaf und ließen mich blinzeln. Unter mir sah ich, wie ein weißer Fließenboden an mir vorbei zog. Aus den Augenwinkeln erkannte ich zwei Männer rechts und links von mir, welche mich irgendwo hin tragen wollten. Bei ihnen waren viele anderen Meschen, einer kam mir bekannt vor, aber ich wusste und konnte mich einfach nicht mehr erinnern woher. Langsam stieg Panik in mir auf. Irgendetwas sagte mir, dass ich hier nicht sein durfte. Ruckartig hob ich meinen Kopf und bemerkte sofort, wie die ganzen Leute angespannter wurden und langsam Panik ausbrach. Mit einer Kraft die mir irgendwie unnatürlich vorkam holte ich mit meinem Ellebogen aus und rammte dem einen Mann diesen in sein Magendreieck. Er fiel augenblicklich zu Boden und blieb stöhend liegen. Aus dem festen Griff des anderen konnte ich mich nur schwer befreien, letzendlich schaffte ich es dann doch und lief auch schon den Gang entlang. Erneut wurde ich etwas panisch, ich hatte überhaupt keine Ahnung wo ich mich gerade befand, bis ich in ein Zimmer stolperte, in dem einige Käfige standen. Etwas entsetzt schritt ich näher zu diesen heran und erkannte die vielen Kinder darin. Geschockt drehte ich wieder auf dem Absatz um und rannte den Gang zurück, bis ich schlitternd vor einer Wand aus weißen Menschen stehen blieb. Alle hielten eine Art Spritze in der Hand und redeten auf mich ein, was mich nur noch mehr verwirrte, als dass es mich beruhigte. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel zu Boden. Als ich später wieder aufwachte, fand ich mich auf einer Art Liegestuhl wieder, meine Arme und Beine waren an die Unterlage festgeschnallt. Ich merkte noch, wie sich jemand über mich beugte, ehe ich schon wieder abdriftete und mein Bewusstsein verlor. Das nächste Mal als ich aufwachte, befand ich mich in einem Raum wieder, der hauptsächlich nur aus Metall bestand, aber auch einen Spiegel beinhaltete. Vorsichtig trat ich auf diesen zu und starrte in mein Spiegelbild. Ich hatte vier kleine silbrige Narben in meinem Gesicht, die ich selbst kaum erkennen konnte, aber sie waren da. Drei auf meiner linken Gesichtshälfte und quer, die andere fast waagerecht unterhalb meines rechten Auges. Ich kniff meine Augen etwas zu und drehte mich langsam. Das Schulterfreie kleidähnliche Ding was ich anhatte entblößte zwei weitere Linien auf meinen Schulterblättern. Verwirrt setzte ich mich auf den Boden und starrte nur in die zwei hellbraunen Augenpaare im Spiegel. Dann erst bemerkte ich die breitere Narbe an meinem Hals und fuhr langsam darüber. Augenblicklich erschien vor meinem inneren Augen das Aufblitzen eines Dolches und ich riss panisch meine Augen auf. So schnell das Bild gekommen war, so verschwand es auch wieder. Was war das nur?
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 11:18 pm
Zeitsprung, Siegestour D2:
Nervös trat ich von einem Bein auf das andere. Auf den Bildschirmen über mir wurden immer wieder die Tode der beiden Tribute aus Distrikt 2 ausgestrahlt, als hätte ich sie in dem halben Jahr vergessen. Dejan war mir egal, genau so wie die anderen Tote. An seinem Tod war ich nicht mal Schuld und selbst wenn, wäre es mir dennoch egal seinen Eltern gegenüber zu treten. Bei Anny war es etwas anderes. Sie hatte ich umgebracht und von allen Morden war mir ihrer am besten in Erinnerung geblieben. Nicht der Todestanz an Angi und auch nicht meine Rache an Harry. Ich atmete noch einmal tief ein, während mein Stylist noch irgendetwas an meinem Kostüm herumzupfte. Das Kriegerautfitt fand ich einfach nur übertrieben, aber es würde nichts helfen, mich darüber aufzuregen. Vorsichtig schob ich das Lederband um mein Handgelenk hinauf, darunter befand sich die Kette von Anny, die ich als kleinen Talisman seit damals trug. Bis jetzt hatte ich nicht heraus gefunden, ob der Anhänger ein Schmuckstück oder ein Teil aus der Arena war. "Du musst jetzt raus", wieß mich mein Mentor an. Ich nickte ihm zu und richtete meinen Blick auf das große Eisenportal des Justizgebäudes. Gleich würde ich dem Mann in die Augen treten, der Schuld war, das seine Tochter mit mir in der Arena war, und der Frau, der ich ihr Kind genommen hatte. Verdammt, wie oft hast du das schon gemacht? Sprich ein paar Belanglose Dinge, lass dich beglückwünschen und in einer halben Stunde ist es wieder vorbei, redete ich mir zu.
Auf der Terasse vor dem Justizgebäude lief Anfangs alles wie immer. Ich redete ein paar unwichtige Dinge zu den Eltern der beiden Tribute. Das sie gute Verbündete waren, dass ich froh gewesen bin, sie in meinem Team gehabt zu haben. Der Text kam automatisch über meine Lippen, während ich die Familien beobachtete. Dejans Familie versuchte stark zu sein, sein älterer Bruder funkelte mich wütend an und ich blickte kalt zurück. Er war zu feige gewesen um selbst zu gehen. Bei Annys Familie gab es unterschiedliche Reaktionen. Ihrem Vater und ihrer Schwester schien es ziemlich egal zu sein, während ihre Mutter versuchte jedem meiner Blicke auszuweichen und ihre kleine Schwester Tränen in den Augen hatte. Sie umklammerte einen Anhänger um ihre Hals. Als sie ihn los ließ, kam eine ebenso grüne Pfeilspitze zu tage und ließ mich stocken. "Anny war mehr als eine Verbündete", wandte ich mich an das Mädchen. Sie blickte zum ersten mal überrascht auf. Ich lächelte ihr zu und schob das Lederband zurück, das ihre Kette zum Vorschein kam. "Sie war eine gute Freundin ohne der ich vermutlich nie so weit gekommen wäre", fügte ich hinzu, dann wandte ich mich um und ging hinein.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Jul 17, 2011 11:40 pm
- Zeitsprung -
Mit dem Holzstock in meiner Hand stand ich wie schon so oft in dem kleinen Trainingsraum und sah die ganzen anderen Leute um mich herum damit trainieren. Es war Routine, aber immer noch war mir klar, dass das nicht passte. Aber inziwschen war mir auch klar geworden, dass ich keine Chance hatte zu entkommen und langsam glaubte ich, mich daran zu gewöhnen. Als ich schließlich an der Reihe war und gegen einen älteren Mann trainiern musste drehte ich den Stock kurz in meiner Hand und blockte den Hieben des Mannes problemlos. Nicht nur ich wusste, dass ich hier inzwischen unterfordert war. Es dauerte kaum mehr als fünf Minuten, bis ich meinen Gegner entwaffnet hatte. Langsam legte auch ich den Holzstock zu Boden und stellte mich in Schrittposition hin. Jetzt würde es zum Nahkampf kommen. Mit geübten Schlägen schützte ich mein Gesicht, ballte meine Hände zu Fäusten und drosch auf ihn ein, so wie er auf mich. Ich wusste nicht wie lange ich schon hier war, aber ich wusste, dass ich auch das Kickboxen hier in und auswendig beherrschte. Mit einem gezielten Schlag gegen seinen Kiefer klappte der Mann schließlich zusammen und wurde aus dem Raum geschafft. Jetzt war ich wieder allein. Dann aber wurde ich hinaus gerufen und wieder in meine Zelle geschickt. An der schwer verriegelten Metalltür hatte sich nichts geändert.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 12:04 am
"Und wenn ihr ohne mich fahrt, ich verschwinde hier nicht, bevor ich es gesehen habe", brüllte ich und warf das erstbeste was ich in die Finger bekam - irgendeine Art von Pokal - in die Richtung des lebenden Terminkalenders unserer Moderatorin Elli. "Das ist irrsinn, wir haben keine Zeit und wenn du nicht freiwillig mit kommst, zieh ich dich persönlich mit", entgegnete Elli wütend und duckte sich gerade noch rechtzeitig unter dem Wurfgeschoss. Bei ihrer Drohung musste ich einfach lachen. Das schwächliche Fräulein wollte mich zu irgendwas zwingen. "Muss ich dich daran erinnern Elli, das ich dich ohne jede Waffe töten könnte." Die Frau wurde leicht blass und bevor sie antworten konnte, mischte sich mein Mentor ein: "Lass ihn doch gehen. Brix du hast eine Stunde." Ich nickte ihm dankend zu, dann verschwand ich aus dem Justizgebäude und versuchte einen Weg zum Friedhof zu finden.
Wie auch bei uns in Distrikt 1 gab es hier einen seperaten Teil, wo die gefallenen Teilnehmer der Hungerspiele bestattet wurden. Man wurde schließlcih nicht unbedingt als Verlierer gesehen, sondern für den Mut und sein Durchhalten in den Spielen bewundert. Ich brauchte nicht lange um die richtigen beiden Gräber zu finden. Aber anders als erwartet, stand vor Annys Grab schon ein Mädchen. Die kleine Schwester von ihr. "Hi", meinte ich vorsichtig und tippte ihr auf die Schulter. Erschrocken wirbelte die Kleine herum und blickte mich aus Tränennassen Augen an. Sie hatte die selben Augen, wie ihre große Schwester. "Hi", entgegnete sie schüchtern und mit etwas unwillen in der Stimme. Kein Wunder schließlich hatte ich ihre Schwester getötet. "Wie heißt du?", fragte ich und starrte auf das Grab. Eine Menge Blumen lagen darauf und ein teuer wirkender Grabstein mit einem Bild von ihr, ohne die Wunden aus der Arena. Ich hatte sie mit den ganzen Narben mehr gemocht, sie hatten sie wilder aussehen lassen. "Joanna", antwortete die Kleine. Sie starte mich eine Weile nur schweigend an, dann griff sie nach meiner Hand. Automatisch zog ich sie weg. Seit der Arena mochte ich es nicht, wenn mich irgendwer berührte und schon gar nicht ohne Grund. Das Mädchen zog einen schmollenden Mund. "Kann ich das Armband sehen?", fragte sie schließlich und zog ihre Kette hervor. Ich nickte und nahm endlich das Lederband ab, dann streckte ich ihr den Arm hin. Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen: "Trägst du es weil du hier bist?" Ich schüttelte den Kopf, ersparte es mir aber, ihr zu verraten, das ich es immer trug. Das Mädchen wandte sich wieder dem Grab zu. "Weißt du, sie liegt gar nicht hier." Überrascht sah ich sie an, aber sie sprach unbeirrt weiter. "Dejan kam zurück, wir haben seine Leiche gesehen, aber bei Anny war der Sarg verschlossen und leer." Tränen traten ihr wieder in die Augen. Ich sah wieder zu dem Grab und überlegte, was der Grund dafür sein könnte. Es gab vermutlich 100 verschiedene Gründe, aber ich biss mich an einem fest, der so unmöglich klang. Was wenn sie nicht im Sarg war, weil sie lebte. Irgendwie, irgendwo - wobei das wohl im Kapitol wäre. Es war lächerlich, schließlcih hatte ich sie sterben sehen, aber dennoch ließ mich der Gedanke nicht mehr los. "Danke", meinte ich zu Annys kleiner Schwester, legte einen Blumenstraus, den ich vor meiner Rede bekommen hatte, auf Annys leeres Grab und ging. Jetzt hatte ich eine neue Aufgabe, warum auch immer ihr Sarg leer war, ich würde es heraus finden.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 12:21 am
"Was soll das?", fuhr ich den Typen an, der schon die ganze Zeit um mich herum wuselte und mir einen nicht gerade bequemen engen Anzug anlegte. Er murmelte etwas unverständliches, bis sich eine Tür öffnete und ein weiterer Mann in den kleinen weißen Raum trat, in den ich gebracht wurde. Etwas gleichgültig hob ich meinen Kopf und sah ihn abwartend an. "Die nächsten zwei Stunden sind entscheidend für dich. Zumindestens wenn du vorhast dich nicht zu langweilen", meinte er nur, ehe ich schließlich wie eine Gefangene abgeführt und in einen weiteren schmucklosen Raum gebracht wurde. In diesem Raum befand sich nichts weiter als ein weiterer Spiegel und ein Tischchen mit einer Schusswaffe darauf. Es war ein schlichtes Maschienengewehr, aber bevor ich irgendwelche Fragen stellen konnte, schloss sich die Tür hinter mir und eine weitere wurde geöffnet. Etwas nachdenklich griff ich langsam nach der Waffe und lud sie vorsichtshalber. Als ich aus der Tür sah, entdeckte ich als erstes ein paar weitere Leute, die auch mit beim Training waren. Erst ziemlich spät erkannte ich, dass ich mich auf einem abgesperrtem Gelände befand, vor mir eine Art Schutzwall und dahinter noch eine. Sekunden später ertönte die Durchsage. "Das hier ist das etwas härtere Training. Hier ist es egal wer ihr seid, seid ihr nicht schnell genug werdet ihr abgeknallt. Ihr müsst zwei Stunden durchhalten, das wars dann auch schon." Etwas geschockt umfasste ich mit der zweiten Hand das Maschienengewehr, schmiss mich aber beim ersten gefallenen Schuss auf den Boden und robbte zu dem Schutzwall. Überall fielen die Leute einfach um und blieben liegen. Das war echt unter allem Niveau, wie konnte jemand so abartig brutal und herzlos sein? Die Schüsse wurden von weiteren Soldaten abgefeuert, welche sich auf der anderen Seite des Feldes befanden. Diese aber waren austrainiert und das anscheinend gewohnt. Ich schnaubte kurz etwas verächtlich, ehe ich hinter der Schutzmauer hervorlugte, meine Waffe nahm und schoss. Ich erwischte vier der Soldaten, bis mir auffiel, dass es nur Puppen waren. Eine unglaubliche Wut stieg in mir auf. Uns konnten sie ja umbringen, aber selber waren sie zu feige. Das Ganze erinnerte mich schon wieder an etwas, was mich stocken ließ. Da war ein Füllhorn auf einer Frühlingswiese.. Augenblicklich verschwand der Gedanke wieder, was ich irgendwie traurig fand. Dann aber ertönte die Neue Schusswelle und ich duckte mich wieder. Irgendwo hörte ich eine Stimme, die jede fünf Minuten die Zeit ankündigte.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 12:51 am
Zeitsprung; Kapitol
Ich rannte einfach. Es war wieder so eine verfluchte, aufgestochene Party gewesen. Hunderte verschiedene Leute, die unbedingt mit mir reden und feiern wollten. nur ich eben nicht mit ihnen. Es war immer das selbe, alle wollten immer die selben Dinge wissen. Wie sehr ich es Leid war. Sollte ich mal Trainer werden, würde ich das meinen Schülern erzählen, wie äußerst bescheuert solche Partys waren. Dagegen waren selbst die Schulbälle bei uns daheim noch erträglicher. Und von jedem Bildschirm in jedem dieser bescheuerten Gebäuden kamen immer wieder die Szenen der Hungerspiele. Hallo! Die kannte mittlerweile jeder auswendig. Vermutlich könnte ich mittlerweile schon sagen, wie oft ich während der Zeit ausgetreten war und die Gespräche konnte ich zum Teil auswendig nachbeten, ohne je darauf geachtet zu haben. Obwohl es schon weit nach Mitternacht war, liefen hier noch viele Menschen herum. So viele elende Leute, die keine Ahnung hatten, was wirklich passiert war. Instinktiv nahm ich immer die Abzweigungen, wo die wenigsten Leute unterwegs waren, bis ich schließlich auf Straßen kam, die völlig leer waren. Ohne anzuhalten lief ich dennoch weiter. Als wäre ich wieder auf der Jagt nach Tributen, lauschte ich auf jedes Geräusch in meiner Umgebung. Die Straße wurde plötzlich zu einem Kiesweg, vor dem ein Schranken stand, die Häuser wichen Bäumen. Ich ignorierte beides, sprang über den Schranken und lief weiter. Irgendwo in der Ferne hörte ich Schüsse. Erschrocken hielt ich kurz inne. Eine Computerstimme schien irgendwo einen Count Down zu zählen, denn ich glaubte die Worte: "Noch eine halbe Stunde" zu hören. Kurz überlegte ich, ob ich nicht einfach umdrehen sollte, aber meine Neugier war geweckt und so lief ich nun abseits von dem Weg näher, bis ich vor einem sehr hohem Maschendrahtzaun, an dessen Enden Stacheldraht gewickelt war, stehen blieb. Es schien ein Übungsgelände für Soldaten zu sein, denn ich sah Puppen, die mit Gewehren schossen und aus der anderen Richtung kamen ebenfalls Schüsse.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 1:04 am
Reflexartig zog ich meinen Kopf ein, als ein etwas lauterer Schuss zu hören war und der nächste Soldat in meiner Nähe nach hinten geschleudert wurde. Er war sofort tot, das stand außer Frage. So wie ich den Blutenden ansah meinte ich, dasselbe schon einmal irgendwo gesehen zu haben, aber ich musste mich getäuscht haben. Links neben mir rannte ein Mädchen nach vorne, das, soweit ich wusste, ebenfalls nicht mehr Erinngerungen hatte wie ich. Aber auch sie kam mir bekannt vor und ich wusste, dass mich irgendetwas mit der Schwarzhaarigen verband. Ob es gut oder schlecht war wusste ich allerdings nicht. Für einen Moment hielten die Schüsse inne, was soviel wie mein Zeichen war. Ich atmete noch einmal kurz durch, ehe ich mein Gewehr lud, aufstand und mich über den ersten Schutzwall hinweg schwang. Im Sprung noch fing ich an mit meiner Waffe abzufeuern. Tatsächlich gelang es mir dann noch, fünf weitere der Stoffpuppen den Kopf abzuschießen, bis ich mich am Boden abrollte und hinter den nächsten Wall hechtete. Der Countdown-Zähler kündigte die letzten zehn Minuten an. Wieder sah ich hinter meinem kleinen Schutzwall hervor und zielte erneut auf die Puppen, bis am Ende nur noch zwei standen. Dann ertönte ein schrilles Geräusch, was das Ende ankündigte. Mein Herz klopfte ein wenig schneller als sonst, als ich mit etwas zerissener Kleidung aufstand und in die Mitte des Platzes zu den letzten Überlebenden lief. Es waren nicht viele. Mit mir gerade noch fünf. Von zwanzig. Als aus einer Ecke des Feldes sich eine Tür öffnete und ein Mann heraustrat, legte ich nicht wie alle anderen das Maschienengewehr ab sondern lud es erneut. Beschwichtigend hob er die Hände und auch seine Begleiter redeten beruhigend auf mich ein. Wütend funkelte ich die Leute an, bis ich schließlich anfing zu sprechen: "Was hat das gebracht? Über die Hälfte der Soldaten wurde erschossen und wozu?" Wut war in meiner Stimme eindeutig zu hören, aber Sekunden später wurde mir von hinten die Waffe aus den Händen geschlagen und Handschellen angelegt. Wieder etwas wütend riss ich daran und ließ mich nur etwas unfrewillig mit Richtung der Tür ziehen. Das würden sie alle noch bereuen.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 1:19 am
Irgendwie erinnerte mich das Gemetzel vor mir an die Hungerspiele. Eigentlich nicht ungewöhnlich, sah ich sie doch im Moment fast in allen Dingen. Selbst zum Teil in den Festen. Immer wieder hatte ich mcih gefragt, welche der Speisen wohl vergiftet waren, hatte unauffällig ein Messer in meiner Tasche verschwinden lassen. Aber das war anders, es hatte wirklich Ähnlichkeit damit. Die Soldaten, die auf die Puppen zu rannten, fielen wie die Fliegen. Als wäre es der Kampf ums Füllhorn. Ich machte noch ein paar Schritte näher um besser sehen zu können. Der Soldat dort, der gerade gefallen war, kam mir irgendwie bekannt vor und er wirkte ziemlich jung. Unsicher ging ich am Zaun entlang - bis jetzt schien mich noch niemand entdeck zu haben. Als ich auf der Höhe des Toten war, schüttelte ich den Kopf. Es musste Einbildung gewesen sein, der graue Wuschelkopf könnte jedem gehören und mit dem Gesicht im Schlamm, konnte ich ihn nicht erkennen. Weiter vorne liefen zwei Frauen oder Mädchen auf die Puppen zu und duckten sich immer wieder. Irgendwoher kannte ich diese Bewegungen. Wie ein Tier im Zoo lief ich nun wieder in die gegengesetzte Richtung am Zaun entlang um einen weiteren Blick auf die Kämpferinnen zu bekommen. Und mein Verdacht bestätigte sich. "Anny", wisperte ich leise. Aber das konnte nicht sein. Ich schüttelte den Kopf. Das gab es doch nicht, hatte ich ernsthaft den Verstand verloren? Anny war tot und würde nicht auf irgendeinem Trainingsareal des Kapitols gegen Puppen kämmpfen. Ich warf noch einen Blick durch den Zaun. War das da Harry? Ich schüttelte wütend den Kopf. Verdammt vermutlich war ich wirklich verrückt. Am Besten wäre es, wenn ich einfach zur Party zurück kehren würde und mich voll laufen ließe. Aber ich blieb stehen und beobachtete, wie die Soldaten, die meinem Gehirn nach, wie die toten Tribute aussahen, zusammen packten und zurück zu einem Gebäude gingen.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 1:27 am
Kurz vor der Tür, welche zurück zu dem Quartier führte bemerkte ich, dass die ganzen Männer inziwschen wieder beruhigt waren. Wieder schwang etwas Wut in mir, auch wenn ich nicht wusste woher sie kam. Gekonnt duckte ich mich und riss dem einen Mann mit meinem Bein seine Füße weg, sodass er nicht gerade sanft auf den Boden fiel. Dass mir das auch schon wieder bekannt vorkam beachtete ich in dem Moment nicht weiter. Stattdessen schlug ich dem nächsten der sich umdrehte sein Maschienengewehr aus der Hand und sprang nach hinten, um möglichen Gegenangriffen auszuweichen. Sofort herrschte wieder Stille, als drei der Waffen auf mich zeigten. Irgendwas in mir sagte, dass sie nicht schießen würden, weshalb ich noch einen Schritt nach hinten machte. Das aber entpuppte sich als ein fataler Fehler. Als mir eine Kugel meine Hand nach hinten riss und mich beinahe zurückschleuderte. Ich schrie kurz leise auf, wehrte mich aber nicht mehr, als die Männer mich zum zweiten Mal packten und mich durch die Tür nach Innen zerrten. Dann fiel die Tür ins Schloss und mich umgab wieder diese Leere.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 1:42 am
Das war doch Anny, die da an der Tür zum Gebäude mit den wachen kämpfte. Ganz kurz war ich versucht nach ihr zu schreien, aber ich wollte lieber darauf verzichten, von den Männern hier entdeckt zu werden. Als die Tür hinter dem letzten Soldaten ins Schloss fiel. Ging mir auf, wie lächerlich das war. Ich war übermüdet, vermutlich etwas betrunken - was ich genau auf der Party getrunken hatte, wusste ich nicht mehr - und es war finster. Vermutlich hatte ich mich vertan. Natürlich hatte ich mich geirrt. Entschlossen drehte ich mich um zu gehen. Morgen würde die Sache schon ganz anders aussehen. Würde ich bei Tageslicht und nüchtern hier auftauchen, wären das wieder normale Soldaten und keine toten Kinder mehr. Ich warf noch einen Blick auf das Gebäude, als würde Annys oder sonst irgendeines der Dubbels wieder heraus kommen. Dann schüttelte ich den Kopf und begann zurück zu laufen.
Während mich am gesamten nächsten Tag Elli damit nervt, wo ich denn plötzlich hin verschwunden war am Abend. Und das ich mir so etwas nicht mehr leisten konnte, war ich immer noch bei dem Übungsgelände vom Vortag. Und was, wenn ich mich nicht geirrt hatte? Mir fiel das Gespräch mit Joanna wieder ein. Annys Sarg war leer, was wenn Harrys und die anderen auch leer waren? Bestimmt nicht, ich hatte sie persönlich getötet. Das konnte niemand überleben. Dennoch ließ mich der Gedanke nicht los und bei der erst besten Gelegenheit floh ich wieder auf der Suche nach dem Übungsgelände. Ich brauchte lange um den Weg wieder zu finden. Wie schon am Tag zuvor sprang ich über den Schranken und lief im Wald weiter. Hier müsste irgendwo wieder der Zaun sein und dahinter normale Soldaten, die trainierten, keine Anny, kein Harry, keine Angi, kein niemand den ich kannte.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 6:12 pm
Ich musste ein bisschen länger als sonst überlegen wo ich war, als ich an die weiße Decke über mir starrte. Erst nach einigen Minuten registrierte ich, dass ich schon wieder auf einen Labortisch geschnallt war. Langsam aber öffneten sich die Schnallen um meine Gelenke automatisch, sodass ich aufstehen konnte. Etwas grummelig hob ich meine linke Hand und sah eine neue Narbe. Augenblicke später öffnete sich die Tür vor mir und derselbe Mann wie am letzen Tag teilte mir mit, dass ich die nächsten zwei Stunden wieder auf dem freien Übungsplatz verbringen würde. Was sollte das bitte werden? Zum Sprechen kam ich dann aber nicht, ich steckte bereits in der Kleidung von gestern und wurde schon wieder in den schlichten Vorraum mit dem Spiegel, dem Tisch und der Waffe geführt. Ich stutzte etwas, als ich die gleichen Leute sah, die auch gestern mit mir trainiert hatten. Wir waren wieder zwanzig. Anscheinend hatten die Leute im Kapitol ein Mittel gefunden, die Toten wieder aufstehen zu lassen. Zum ersten Moment schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich womöglich selbst schon einmal tot war, mich nur nicht erinnern konnte. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. Das war absurd, so etwas ging nicht. Wenig später ging auch schließlich die Tür nach Draußen auf. Andere Soldaten kamen herein, praktisch wechselten wir sie ab. Immer noch etwas nachdenklich schritt ich aus der Tür und ging sofort hinter dem nächsten Schutzwall in die Hocke. Die Gegner waren wieder Stoffpuppen, diesmal befanden sie sich in der Mitte des Feldes. Wir alle waren also gleichermaßen gezwungen, uns an den Absperrungen des Geländes entlang zu schleichen. Inzwischen hatte unsere Gruppe von zwanzig Soldaten ihre eigene Strategie entworfen. Was ich allerdings nicht so gut fand war, dass sich die meisten an dem muskulösen Mann orientieren, der einfach nur den Anführer abgab. Dabei war er es, der gestern als erste am Boden lag. Ich seufzte kurz, ehe ich die Stimme des Mannes rufen hörte. „Auf drei verteilt ihr euch an den äußeren Schutzwällen die an den Absperrungen aufgebaut sind. Bei der nächsten Pause sind wir mit Feuern dran.“ Mir kam es etwas komisch vor, aber er hatte schon bis drei gezählt und wir alle rannten, sprangen und huschten zu den Zäunen, die um den Übungsplatz aufgebaut waren. Bestimmt fielen ein paar weitere Leute, aber inzwischen wusste ich, dass sie wieder am nächsten Tag leben würden. Wenn man sie noch brauchte. Als ein Schuss knapp neben mir in den Boden fuhr, rollte ich mich auf die Seite und hechtete hinter den Holzstapel vor der südlichen Seite des Zauns. Keuchend lehnte ich mich dagegen und starrte durch den Zaun in den kleinen Waldabschnitt dahinter. Was war da draußen?, dachte ich, aber im nächsten Moment hörten die Gegnerschüsse auf. Wir waren dran. Augenblicklich ertönten weitere Schüsse. Auch ich sah schließlich hinter meinem Schutzwall hervor und zielte auf die Mitte des Feldes. Als aus meiner Waffe auch Schüsse fielen, riss es jedes Mal meine Arme etwas nach hinten, aber ich war so gut trainiert, dass ich die Wucht gut ausgleichen konnte. Über die Hälfte der Puppen waren durchlöchert, als wir eine Pause einlegten. Ich duckte mich schnell wieder und presste meinen Rücken gegen das Holz hinter mir. Ich zog ein paar Schießpatronen aus dem Gürtel an meinem Anzug und fütterte mein Maschienengewehr damit. Dann lud ich die Waffe erneut, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drehte mich langsam wieder um. Der Count-Down-Zähler kündigte an, dass erst zehn Minuten vergangen waren. Schon krass, dachte ich und schüttelte langsam meinen Kopf. Wofür die Leute das machten wollte ich gar nicht erst wissen.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 7:54 pm
Als ich beim Zaun ankomme und die Soldaten dort bei der selben Übung wie am Vortag beobachtete, war ich erleichtert. Anscheinend hatte es wirklich nur am Alkohol und der Dunkelheit gelegen, dass ich mir eingebildet hatte, es wären meine ehemaligen Gegner. Lächelnd lehnte ich mich gegen einen Baum und beobachtete das Schauspiel etwas. Eine junge Frau war zu vorschnell und sprang hinter einem Schutzwall hervor. Sofort wurde sie von Monition durchsiebt. Aber es schien wirklich niemand bekanntes unter den Trainierenden zu sein. Gerade als ich mich zum Gehen wenden wollte, ertönte ein Signal, das das Training beendete. Die Soldaten verließen das Schlachtfeld und eine neue Gruppe von zwanzig Leuten, kamen heraus. Ein Muskelprotz scheint das Komando über die Truppe zu haben. Gelangweilt lasse ich meinen Blick über das Trainingsareal schweifen und überlege, ob ich nicht doch wieder gehen soll. Elli und die Partys heute sind mir so egal wie immer, aber wenn ich zu oft einfach weg blieb, könnte das Konsequenzen haben. Gerade als ich mich abwenden will, läuft ein Soldat auf den Zaun zu und duckt sich ziemlich in meiner Nähe hinter einem Holzstapel. Als er sich nach ein paar Minuten wieder aufrichtet und auf die Puppen zu schießen begann, war ich mir hundert pro sicher, dass ich verrückt geworden bin. Dennoch rief ich überrascht: "Anny?" Mein Ruf wurde von dem Geräusch der Waffen hauptsächlich verschluckt, aber vielleicht hatte sie es dennoch gehört. Vorsichtig lief ich näher auf den Zaun und die Person dahinter zu. Das ich sie in ihrer Mission störte, kam mir im Moment nicht in den Sinn. Ich wollte nur sicher sein, ob sie es nun war oder nicht.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mo Jul 18, 2011 8:11 pm
Nach der nächsten Attacke wartete ich wieder hinter dem Schutzwall, bis die Schüsse aufhören würden. Meine Hände zitterten ein wenig, als ich wieder ein paar Patronen in das Gewehr schob. Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich aufsehen. Etwas verwirrt starrte ich für einen Moment die Person hinter dem Zaun an. Was tat er hier, ich hatte ihn noch nie zuvor im Lager gesehen. Anny?, dachte ich etwas angestrengt nach. Nur einmal hatte ich diesen Namen gehört, aber das war schon etwas länger her. Ein junger Mann kam damals auf mich zugestürmt und hatte diesen Namen berüllt, danach hatte ich ihn nie wieder gesehen, nachdem er von ein paar Soldaten festgenommen wurde. Trotzdem hatte ich damals das Gefühl, dass Anny besser zu mir passte als D2W13. Für einen Moment musterte ich den jungen Mann noch einmal, ehe ich mich umdrehte und wieder auf die Puppen zielte. Als ein Schuss mir den Helm vom Kopf riss, fluchte ich kurz und wurde nach hinten gegen den Zaun geschleudert. Die Wucht war heftig. Sofort aber stand ich wieder auf und duckte mich erneut. Der Junge stand immer noch da. Irgendetwas schien mir an ihm bekannt. Etwa gebannt starrt ich ihn mit meinen hellbraunen Augen an und nahm die Stimme des Zählers kaum mehr wahr. Im Moment schien mir die Theorie, dass ich schon einmal gestorben war fast logisch. Vorsichtig fragte ich ihn schließlich: "Kennst du mich?"