Zug von Distrikt 7

Es belustigte wie er sich darüber aufregte, dass ich von seiner Obstschale ass.
Für mich war es wie so oft, wenn Simon sich über etwas ärgerte, einfach nur lächerlich.
"Tja, ich bin mir sicher, dass du dich irrst, aber es ist dir doch egal was ich denke. Wieso rede ich auch noch." Ohne mit der Wimper zu zucken, trat ich ihm mit meinem 8 cm Absatz auf seine Füße. Ich packte ihn und schmiss ihn mit aller Kraft die ich aufbringen konnte in Richtung Wand. Komentarlos stand ich auf und sah ihn nur abschätzig an. "Was für eine Schande.", zischte ich.

"Bitch", stoße ich aus und wirble wieder zu ihr herum. Ich bebe fast vor Wut. Wie kann sie es nur wagen? Am liebsten würde ich ihr die Visage, auf die sie doch so stolz ist, mit der Faust bearbeiten. Und das tue ich auch. Der Schlag ist alles andere als kräftig, aber es tut gut, und ihre aufgeplatzte, blutende Lippe ist eine Wohltat.
Bevor sie handeln kann, packe ich ihren Arm und drehe ihn ihr auf den Rücken. Indem ich ihn hoch ziehe, zwinge cih meine Schwester in die Knie und packe mit der anderen Hand in ihren Haarschopf. "Sei froh, dass ich kein Messer in Griffweite habe", drohe ich dicht vor ihrem Ohr. Ich würde ihr auf der Stelle den schlanken Hals durchschneiden.

[offtopic: falls ich zu gemein bin, sag es einfach]

Der Zorn brannte wie Feuer in mir und ich spuckte das Blut auf den weißen Teppich.
Er hatte mir ins Gesicht geschlagen!!! Dafür würde er büsen!
Doch bevor ich noch irgendetwas tun konnte, packte er meinen Arm und drehte ihn auf meinen Rücken. Er zog an meinen Haaren. Ich kreischte. Niemand fasste meine Haare an!
Mit meiner noch freien Hand, versuchte ich die Obstschale aus Glas zu erreichen. Der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen...Endlich...meine Finger umschlossen den oberne Rand der Schüssel und mit vollen Schwung schlug ich sie in Richtung Simons Kopf. Ich hatte Glück.
Sie traf seinen Kopf. Reflexartig lies er los und ich nutze die Sekunde um mich von ihm Weg zu stoßen. Schnell ohne noch irgendwie Zeit zu verschwenden stand ich auf. Ich drückte ihn gegen die Wand und schlug seinen Kopf mehrmals dagegen. Ich drehte ihn um und meine langen Finger umschlossen seinen Hals. "Und du hast Glück, dass ich mein Messer noch immer in meinem Koffer liegt." Gut so Kanya, setzte zur Sicherheit eine falsche Fährte.
Er versuchte nach Luft zu schnappen, doch meine Finger waren zu stark. Erst nach einer Minute ließ ich ihn dann los. "Du müsstest mich doch gut genug kennen, dass ich niemanden so einfach umbringe, also....ich freu mich schon, wenn wir uns wieder in der Arena treffen. Das wird Spaß machen!" Ich hörte die Stimme unseres Mentor. "Mhmmm...anscheinend gibt es bald essen! Was es wohl gibt?" Dann verließ ich kommentarlos das Zimmer, ohne es mir noch einmal entgehen zu lassen einen Apfel zu nehemen.

Das Hochgefühl als sie schreit, wird je verdrängt, als sie mir etws gegen den Kopf knallt. Perplex lasse ich sie los und fahre mit meiner Hand an die Stelle an meinem Kopf. Warmes Blut klebt an ihr, als ich sie zurück ziehe. Der Anblick meines Blutes bannt mich einen Moment zu lange, denn sie packt mich schon wieder und trischt meinen Kopf gegen die Wand, bevor sie meinen Hals umklammert. Für ein Mädchen besitzt sie ziemlich viel Kraft. Verzweifelt versuche ich ihren Griff zu lösen, was mir aber nciht gelingen will. Dafür beginnen kleine Sterne vor mir zu tanzen.
NEIN! Ich ringe nach Luft. Luft, ich brauche Sauerstoff. Ihre Worte dringen nur wie durch Watte zu mir und sind mir in dem Moment auch egal. Mein Kopf pocht schmerzhaft. Luft. Das Herz pumpt um so schneller um den verbleibenden Sauerstoff zu verteilen.
Endlich verschwindet ihre Hand von meiner Kehle. Ich kann mich nicht länger auf den Beinen halten und kippe nach vorne und auf die Knie, während ich gierig Luft einsauge.
"Kanya, das kriegst du zurück. Das zahle ich dir heim", brülle ich ihr nach, als endlich wieder ausreichend Luft in meinen Lungen ist. Eine Träne des Zorns läuft meine Wange hinab. Ich bin so wütend, dass sie mich schon wieder besiegt hat. Aber in der Arena wird es anders, verspreche ich mir. Dort werde ich eine Waffe haben und einfach schneller als sie sein. Dort werde ich vor der ganzen Welt beweißen, dass ich besser bin als sie.
Langsam stehe ich auf und betrachte mich kurz im Spiegel. An meinem Hals sind deutlich die Würgemahle zu erkennen, in meinem blonden Haar klebt Blut. Sauer knirsche ich mit den Zähnen und streife mir einen Pullover mit Rollkragen aus dem Schrank über. Das verdeckt wenigstens die Abdrücke ihrer Fingern. Dann gehe ich in den Speisewagen.

Distrikt 7: Marktplatz

Nach der Auswahl hatte ich mich noch einmal von meinen Eltern und meinem Bruder Cayden verabschiedet. Ich war nach wie vor erleichtert, dass er nicht gezogen bzw. ausgewählt worden war und auch ihm konnte man das ansehen.
Zuletzt umarmte ich noch meinen Vater, der mir ins Ohr flüsterte: "Pass auf dich auf, mein Sohn ... und ... nimm es nicht zu schwer."
Ich nickte stumm und stieg in den Zug, wo ich mein Gepäck in mein Zimmer stellte und kurz darauf eine kleine Unterhaltung mit Filini, der Moderatorin von Distrikt 7, führte. Für die Leute aus den Distrikten war sie immer eine recht eigentümliche Erscheinung, doch ich kannte genügend andere aus dem Kapitol, die sich weit schlimmer als sie aufführten.
Schließlich erklärte sie mir, wo sich die Zimmer der 4 Tribute befanden und ich machte einen kurzen Check bei allen vier.
Als ich das Essen roch, spazierte ich jedoch schleunigst in den Speisewagon und setzte mich an den gedeckten Tisch, auf dem sich 6 Teller befanden - einer für mich, einer für Felini und die restlichen vier für die Tribute.
Kaum hatte ich Platz genommen, tauchte auch schon einer der Tribute auf. Wenn ich mich nicht irrte, hieß er Simon und war der Bruder von Kanya Bagley. Ich musterte seine seltsame Erscheinung eindringlich. Sein Haar war zerzaust und er machte einen atemlosen Eindruck, als sei er meilenweit gerannt.
"Bisschen warm hier für einen Rollkragenpullover, findest du nicht?", fragte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Ich selbst hatte bloß ein weißes Hemd an, wobei ich es bei den Ärmeln hochgekrempelt hatte, da der Zug genug beheizt wurde. Die Krawatte hatte ich bereits in meinem Zugabteil abgelegt.

Erschrocken sehe ich auf und Alec an. Aus der Nähe sieht er nciht mehr ganz so beeindrucken daus wie im Fernsehn, sondern realer.
"Na und", schmolle ich und setze mich an den Tisch. Ich fingere etwas am Kragen des Pullovers herum, damit ja nichts von meinem Hals zu sehen ist. Dann schnappe ich mir eine Brotstange und kaue lustlos darauf herum.

Ich ignorierte seine kurze Entgegnung und sah ihm dabei zu, wie er an seiner Brotstange knapperte. Da erinnerte ich mich wieder daran, dass er sich freiwillig zu den Spielen gemeldet hatte und ich sagte ermunternd: "Das war sehr mutig von dir, dass du dich anstatt des kleinen Jungen gemeldet hast." So etwas kam so gut wie nie vor, besonders, wenn man das betreffende 12-jährige Kind gar nicht mal kannte. Bei Geschwistern untereinander war das etwas anderes. Oder hatte er ihn doch gekannt? Neugierig geworden, stellte ich ihm diese Frage, während wir weiterhin auf die anderen Tribute und Filini warteten.

Ich sehe Alec eine Weile schweigend an, bevor ich wortkarg antworte: "Ich hab's nicht für den Kleinen getan." Klein ist wohl nicht das richtige Wort, schließlich bin ich auch nur drei Jahre älter als er. Aber ich hätte mich auch gemeldet, wenn es ein älterer Junge gewesen wäre, schließlich geht es mir ja darum, mich an meiner Schewster zu rächen.
"Du bist doch unser alleiniger Mentor, stimmt's?", fällt mir plötzlich auf. Ich lege das halbe Brot weg und mustere ihn genauer. "Hast du da überhaupt die Kraft, dich gleich um vier Leute zu kümmern?"

Er hat es nicht für den Jungen getan ... Ich runzelte kurz die Stirn und dachte darüber nach. Das würde auch dieses Lächeln erklären, als er auf die Bühne gegangen war. Genauso wie bei dieser Kanya.
Also wollte er von Anfang an in die Arena. Das ließ mich vermuten, dass er schon vorbereitet worden war wie die Karrieros aus den ersten Distrikten. In Distrikt 7 kam so etwas hingegen kaum vor, aber es gab ja gewöhnlich für alles ein erstes Mal.
Seine nächste Frage überraschte mich keineswegs. Mein Blick verdüsterte sich ein wenig, als ich antwortete: "Ob vier oder zwei ist auch schon egal. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um euch zu helfen. Aber das Kapitol macht diese ... verdammten Regeln und die besagen nach wie vor, dass nur einer überleben kann." Als ich das über das Kapitol sagte, senkte ich die Stimme, denn ich wusste nur zu gut, dass jene geübt darin waren, Dinge mitzubekommen, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren.
Ich wollte noch etwas sagen, doch ich hielt den Mund und sparte mir das auf, wenn auch die anderen Tribute zum Essen erschienen waren. Filini kam bereits angeklackert und begrüßte Simon und mich überschwänglich, um kurz darauf zu mir zu sagen: "Alec, Lieber, rücken Sie einen Platz hinein, damit ich mich neben Sie setzen kann?" Dabei spürte ich ihre Hand auf meinem Oberschenkel und ich riss mich zusammen, um nicht augenblicklich Reißaus zu nehmen und ihr stattdessen auf der Sitzbank höflich Platz zu machen.
Jetzt fängt das schon wieder an ..., dachte ich mir innerlich seufzend.
"Vielen Dank!", sagte sie mit ihrem Kapitolakzent, schenkte mir ein Grinsen und warf kurz darauf einen Blick auf ihre mit glitzernden Steinen besetzte Armbanduhr. "Wo bleiben die denn alle bloß? Es hieß, sie sollen zum Abendessen hier erscheinen. Ach, diese Kinder!", sie schüttelte pikiert den Kopf und schnippte dann mit den Fingern, worauf ein Avox-Junge plötzlich erschien, dem sie befahl die restlichen drei Tribute herzuholen. Er nickte und verschwand aus dem Speisewagen.

"Na und?" Ich zucke mit den Achseln. Es ist schließlich immer so, dass nur einer überleben kann.
"Vielleicht sterben schon ein paar am Füllhorn, dann ist es schon einfacher", meine ich aufbauend. Unter anderem soll meine 'tolle' Schwester unter diesen Toten sein, dafür werde ich schon sorgen.
Filini beachte ich gar nicht, als sie herein schneit. Sie ist aus meiner Sicht eine uralte (vermutlich aber nur so um die 25-30 Jahre alte) Frau, die mit ihrem ganzen Make up einfach absurd aussieht. Als sie aber meinen Mentor 'Lieber' nennt und ihm eine Hand auf den Oberschenkel legt, runzle ich verwirrt die Stirn. Kann Alec wirklich etwas mit dieser Kapitolfrau haben? Ihh.
Erst nach ein paar Minuten wird mir klar, dass ich die beiden anstarre. Das soll ich lieber nicht tun, wenn ich seine Hilfe in der Arena bekommen will. Schließlcih geht es mcih nichts an, wenn er auf ältere, knstliche Frauen steht.
Meine Ohren beginnen zu glühen, als ich mri das kurz vorstelle. Ihh. Ich senke lieber schnell den Blick und kaue wieder an meiner Brotstange herum.

"Na und?" scheint offenbar seine Lieblingsphrase zu sein, schoss es mir durch den Kopf, als ich Simons Antwort hörte. Was mir jedoch leider auch nicht entging, waren seine roten Ohren und die Tatsache, dass er sowohl Filini als auch mich angestarrt hatte. Ich war kein Blödmann und außerdem war ich vor gar nicht so langer Zeit selber mal in Simons Alter gewesen. Ich warf einen schrägen Blick auf Filini, die sich gerade in einem Non-Stop-Redeschwall über den genauen Zeitplan der Hungerspiele ergoss und versuchte sie mir und die eben geschehenen Ereignisse mit den Augen eines Teenager-Jungen anzusehen. - Hätte ich was im Mund gehabt, hätte ich mich sicher gerade daran verschluckt. So blieb mir bloß ein leises Räuspern und ein unterdrücktes Grinsen übrig.
Sollte der Kleine doch denken, was er wollte. Filini war und ist schon immer zu anderen aufdringlich gewesen, das würde er sicher selbst noch am eigenen Leibe erfahren müssen. Um mich zu beschäftigen, schnappte ich mir ebenfalls die nächste Brotstange und brach ein Stückchen davon ab, um es mir dann in den Mund zu schieben. Ich kaute vor mich hin, sah aus dem Fenster (wobei da ja leider nicht gerade viel zu sehen war, da es kurz vor Einbruch der Nacht war) und blendete Filinis Gequatsche einfach aus.

Schnell wird es mir zu langweillig nur auf den Tisch zu starren, also sehe ich wieder zu den beiden hoch. Zumindest scheint Alec nicht gerade zufrieden in seiner Situation mit der ewig plapernden Moderatorin. Ich lächle, thypisch Frauen.
Fieberhaft überlege ich, wie ich die Zeit bis Kanya und die anderen beiden Tribute auftauchen nutzen soll um Alec auf meine Seite zu ziehen. Meine Schwester hat da leider eine ziemlich nervendes Talent Leute von sich zu überzeugen. Und wenn ich nicht aufpasse, überredet sie Alec noch dazu, mir keine Sponsorengeschenke zukommen zu lassen. Da muss ich etwas dagegen tun.
"Was hältst du eigentlich von Kanya?", beginne ich in Mangelung anderer Einstiegsformeln.

Simons Stimme riss mich aus meinen Gedankengängen und ich sah zu ihm rüber, während ich einen Bissen Brot runterschluckte.
Selbst Filini schien alles über den Zeitplan gesagt zu haben, was es zu sagen gab und kam mir mit einer Antwort zuvor. Offenbar ignorierte sie geflissentlich das "du" in Simons Frage und die Tatsache, dass er mich und nicht sie ansah.
"Ach, ich bin mir sicher, dass das Mädchen es irgendwie schaffen wird. Sie wirkt sehr ... selbstbewusst, meint ihr nicht?", sagte sie freundlich und zückte einen kleinen Notizblock aus ihrer kunterbunten Handtasche, auf dem sie offenbar noch einmal alles durchchecken wollte.
Mit "selbstbewusst" hatte sie vermutlich gemeint, dass sie nicht wie viele andere Mädchen in den Distrikten bei der Verkündung ihres Namen in Tränen ausgebrochen war, sondern ganz im Gegenteil gelächelt hatte.
Aber das war ja bei Simon auch der Fall gewesen, also meinte ich, während ich versuchte halbwegs neutral zu bleiben: "Nun, ich hab bisher nur ein paar wenige Worte mit jedem Einzelnen von euch gewechselt. Beim Training wird sich das schon eher herauskristallisieren, wer mehr Chancen haben wird und wer weniger, Sponsoren zu bekommen."

"Nein wird sie nicht", entgegne ich laut und springe auf, so dass der Stuhl laut polternd nach hinten fällt. Ich sehe die Filini böse an. Wie kann sie Kanya nur Gewinnchancen einrechnen?
Erst bei Alecs Worten besinne ich mich wieder und stelle auch den Stuhl wieder auf um mich darauf zu setzen. Bei dem Training muss ich dann wirklich zeigen, was ich kann, aber ich hoffe, dass ich durch meine freiwillige Meldung schon einen gewissen Vorsprung habe.
"Du warst ja schon in den Hungerspielen, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit gleich am Füllhorn sich eine geeignete Waffe zu schnappen um eine bestimmte Person zu erledigen?", will ich wissen. Je früher ich meine Schwester töten kann um so besser.

Meine Antwort schien ihn wieder etwas zu beruhigen, obwohl es mich doch etwas überraschte, dass er bei den Worten von Filini so ausgetickt war. Offensichtlich schien er Kanya nicht sehr zu mögen, doch bei seiner nächsten Frage, korrigierte ich meine Gedanken und nahm noch was Schlimmeres an.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, musterte Simon abschätzend und verengte ein wenig die Augen. "Eines kann ich dir sagen: Wenn du dich bloß auf eine Person konzentrierst am Füllhorn, wird dir im nächsten Moment eine Waffe im Rücken stecken."
Die Stimmung verdüsterte sich etwas am Tisch, was Filini gar nicht zu gefallen schien, weswegen sie offenbar schnell versuchte das Thema zu wechseln, indem sie sagte: "Nun, ihr habt noch genug Zeit, dass genauer zu erörtern, aber jetzt wollen wir doch lieber essen. Wo bleiben denn nur die anderen?!" Sie schaute sich suchend um, als stünden die Tribute schon seit längerem im Speisewagen, ohne dass sie es bemerkt hatte.

"Aber - aber", setze ich an, weiß aber nicht was ich sonst darauf antworten soll.
"Na und", murmle ich wieder und schüttle den Kopf. Mir egal, was er sagt, ich weiß, dass Kanya genau so zum Füllhorn laufen wird, wie ich und dann werde ich sie dort töten. Egal was es kostet, aber ich gebe ihr nicht die Genugtuung lebend vom Füllhorn weg zu kommen. Ich werde ihren Traum gleich zu Beginn zerstören.
Wütend streiche ich über meinen Hals. Dafür wird sie so büßen und wenn es das letzte ist, was ich tue.
"Vielleicht sind die anderen abgehauen", vermute ich, da noch immer keiner der anderen Tribute aufgetaucht ist. Oder Kanya hat die anderen beiden schon umgebracht.

Nachdem ich noch einmal meine Haare gebürstet, dass Gesicht gewaschen und die Blutung, der Wunde an der Unterlippe gestoppt hatte, betrat ich verspätet den Speisewagon. Ich fing den Blick meines Bruder auf und lächelte ihn nur an. Doch es war nicht mehr das sarkastische Lächeln...nein diesmal war es Gleichgültigkeit. Vor meinem Mentor und der aufgeblasenen, plastik Frau namens Filini, wollte ich meinen Bruder nicht wieder provozieren. "Du kommst zu spät, Kanya.", taddelte mich Filini. Sie schien wirklich einwenig wütend. Doch es hatte mich noch nie interessiert was andere dachten oder fühlten, also sah ich sie nur halbherzig an. "Auch Hallo." Mein Blick wanderte weiter zu Alec, meinem Mentor. Ich musterte ihn einen Moment um abschätzen zu können, wenn ich da wirklich vor mir hatte. Er schien mehr erfahrung als ich zu haben und das bedeutete für mich schon einmal viel. Ich musste zugeben, ich hatte schon einwenig Respekt vor ihm. Auch ihm schenkte ich ein Lächeln und setzte mich dann neben meinen Bruder. Auch wenn ich mich liebend geren woanderes hingesetzt hätte, war es mir im Moment egal. "Ich hoffe doch, dass das Essen noch nicht kalt ist.", sagte ich mit gut gelaunter Stimme.

"Das ist nicht möglich", antwortete ich auf Simons Vermutung hin knapp, dass die anderen abgehauen seien. Glaub mir, ich sprech aus eigener Erfahrung ..., dachte ich mir und erinnerte mich kurz an meine erste Zugfahrt ins Kapitol.
Felini hingegen schien etwas erschrocken, als Simon das erwähnte und wollte gerade aufstehen, um sich selbst überzeugen zu gehen, dass das nicht der Fall war, als die Tür zum Speisewagen aufging und Kanya erschien. Die Moderatorin tadelte sie sogleich für ihre Verspätung, doch ich konnte darüber nur schmunzeln und nickte dem Mädchen zur Begrüßung kurz zu.
Als sie sich zu Simon setzte, antwortete ihr Filini: "Ich hoffe doch sehr, dass das nicht der Fall ist. - Ah, da seid ihr ja endlich! Na dann können wir wohl endlich beginnen." Die restlichen beide Tribute waren zusammen mit dem Avox-Jungen erschienen und Filini schnippte einmal mit den Fingern, um dem Avox mitzuteilen, dass man uns nun das Essen servieren konnte, was auch kurz darauf geschah.
Eines konnte man dem Kapitol positiv anrechnen - es gab auch für die Tribute aus den Distrikten immer reichlich zu essen am Beginn der Hungerspiele.

Ich funkle meine Schwester wütend an, als sie sich neben mich setzt. Ich hab irgendwie den Wunsch von ihr weg zu rücken oder ihr das Messer neben meinem Teller in den Oberschenkel zu rammen, aber den Gefallen tue ich ihr nicht. Ich halte das Spiel, ignorier dein Geschwisterchen mindestens so lange durch wie sie.
Demonstrativ wende ich mich von ihr ab und sehe wieder zu unserer Moderatorin und unserem Metor. "Was gibt's denn zu futtern?", will ich wissen. Erst jetzt fällt mir auf, welchen Kohldampf ich schon habe.

"Wirst du gleich sehen, mein Junge!", antwortete Filini ihm lächelnd.
Ich hatte bemerkt, wie Simon Kanya angefunkelt hatte und dachte mir meinen Teil dabei.
Die beiden konnten sich offensichtlich nicht ausstehen, das schien nicht nur von Simon auszugehen, obwohl Kanya irgendwie besser darin war, es zu verbergen. Ich hoffte nur, sie würden sich nicht schon beim Training die Köpfe einschlagen.
Die anderen beiden Tribute schienen hingegen eher stiller zu sein. Sie waren beide von Simon und Kanya ausgewählt worden. Eine Tatsache, die man jemanden doch sehr übel nehmen konnte, wie ich befand. Aber daran war eigentlich ja nur das Kapitol schuld. - Wie immer eben.
Bevor ich auch noch genauer an meine kleine Schwester denken konnte, konzentrierte ich mich auf das Essen. Vermutlich gab es auch heuer wieder einige Gänge hintereinander und so war es auch.
Zuerst wurde uns eine Art Kräutersuppe serviert, danach folgte Salat, Petersilienkartoffeln mit Lachs, frisches Obst und als Dessert schließlich Tiramisu. Ich hielt mich beim Essen immer bei kleineren Portionen, denn die Angewohnheiten der Leute aus dem Kapitol waren für meinen Geschmack einfach widerlich und noch dazu vollkommen verschwenderisch. Filini hingegen stand nach dem Hauptmenü einmal kurz auf, um offensichtlich auf die Toilette zu gehen und das Essen wieder loszuwerden. Ich presste die Lippen zusammen, um kein dummes Kommentar loszuwerden, was mir jedoch wie immer auf der Zunge lag.
Stattdessen schob ich mir eine Pfirsich-Spalte in den Mund und beobachtete die Tribute kurz beim Essen. Wie nicht anders zu erwarten, schienen jene eine sichtliche Freude an dem Festmahl zu haben. Das heiterte meine Stimmung wieder ein wenig auf.

Bei dem ersten Gang, der aufgetragen wird, verziehe ich etwas den Mund. Suppe? Ich hasse Suppe, bis auf Backerbsensuppe. Ich schiebe den vollen Teller gleich zur Seite und warte auf das nächste Gericht. Der Salat und vor allem der Lachs trifft da schon eher meinen Geschmack. Stumm schlinge ich den Fisch hinunter und nehme mir gleich noch eine zweite Portion. Wenn man schon auf Kosten des Kapitols isst, kann man auch kräftig zu langen, finde ich. Es schmeckt richtig gut und automatisch hebt sich meine Stimmung. Ich vergesse sogar fast, dass Kanya neben mir sitzt.
"Wo will die den hin?", wundere ich mich, als Filini aufsteht und verschwindet. Bei uns zu hause gibt es die feste Regel, dass niemand vom Tisch aufstehen darf, bevor er fertig gegessen hat. Irgendwie wundert es mich da schon, dass gerade die Kapitoltante so unhöfflich ist.

Ich war müde und wollte nur noch aus diesem Zug raus.Ich hätte niemals gedacht das ich hier landen würde.Es war vielleicht besser hier zu sterben als im meiner Heimat,dort wo meine Eltern keine Träne für mit vergießen würden,sie würden nur zuschauen und weiter nichts.Nie hatte ich einen Menschen der mir was bedeutete und das würde für die restliche kurze Zeit meines Lebens auch so bleiben.Ich ging zu den anderen.Sie saßen schon alle beim essen.Ich schaute keinen von ihnen an,es war mir egal was sie von mir dachten,den nichts zählte mehr.Ich setzte mich etwas abseits von ihnen und starte auf den Tisch,als wäre er auch so spannend.Vielleicht wäre er das,wenn es nicht die Lage wäre.

Kaum war Filini verschwunden, wunderte sich Simon darüber und ich erklärte es ihm.
"Ihr werdet das natürlich noch nicht kennen, aber wenn man öfter im Kapitol ist, so wie ich, dann ... naja muss man versuchen, mit den Eigenarten von diesen Leuten klar zukommen. Der Punkt ist, es gibt dort eine gewisse Flüssigkeit, die die Leute zu sich nehmen, wenn sie zu viel gegessen haben. Diese löst augenblicklich einen Brechreiz im Körper aus. - So können sie noch mehr essen", schloss ich meine Erläuterung und zeigte dabei deutlich meinen Missmut darüber.

Angeekelt veriehe ich das Gesicht. Echt? Wie kommt man denn auf so eine Idee? Haben etwa alle Leute im Kapitol Bullemie? Hm. Ich zucke mit den Achseln, wenn sie meinen, bei mir geht auch so noch was in den Magen hinein. Genüßlich lange ich bei dem Nachtisch zu. Es scheint irgendeine Art Torte oder Kuchen zu sein, aber es schmeckt wirklich gut.
Während dessen fällt mein Blick auf das andere Mädchen aus meinem Distrikt. Ob sie sauer ist, dass ich sie ausgesucht habe? Vermutlich. Hoffentlich verbündet sie sich deshalb nicht mit meiner Schwester, alles andere ist mir eigentlich egal.
Als ich fertig bin, lasse ich mein Besteck fallen und sehe Alec erwartungsvoll an. "Wie viele hast du eigentlich damals gekillt?"

Als der Nachtisch serviert wurde, beobachtete ich die Tribute wieder eingehend. Sie kannten dieses Essen noch nicht, doch als mich das 4. Tribut danach fragte, was denn dadrin sei, grinste ich bloß und sagte: "Man nennt das Tiramisu. Es ist schon kein Gift drin, keine Angst."
Ich selbst nahm mir die kleine Gabel und fing an zu essen.
Währenddessen kehrte Filini wieder zurück und genehmigte sich selbst eine Riesenportion Tiramisu. Sie plapperte das zweite Tribut-Mädchen Mercy zu, während Simon mir eine Frage stellte. Ich warf einen kurzen Blick in seine erwartungsvollen Augen und antwortete: "Genug, um das nie wieder in meinem Leben machen zu wollen." Um ehrlich zu sein, wollte ich darauf nicht genauer eingehen, denn es war nichts, auf das ich Stolz in meinem Leben war.
"Aber die besten Tipps, die ich euch für die Arena geben kann sind Folgende: Schaut immer, dass ihr genügend Wasser habt. Am besten aber auch eine Waffe, denn ohne seid ihr nur allzu leichte Beute für andere. Wie ich die Karrieros kenne, bleiben die meistens beim Füllhorn, wo es auch oft genug zu essen gibt. Wenn ihr nicht gerade bei den Karrieros mitmachen wollt, empfehle ich euch, das Essen dort einfach zu vergessen und das Weite zu suchen. Auf alle Fälle seht zu, dass ihr das Massaker zu Beginn überlebt, dann ist es ... nun ja, etwas leichter."
Gleich zu Beginn meines Vortrags hörten mir alle zu und selbst Filini stoppte mit ihrem Geplapper. Ich nahm mir noch einen Bissen Tiramisu und fügte noch etwas hinzu, nachdem ich hinuntergeschluckt hatte: "Ahja - und hört in den nächsten Tagen auf das, was ich und auch eure Stylisten zu euch sagen. Es geht schließlich darum, Sponsoren zu gewinnen."
Ich sah jedem von ihnen einmal fest in die Augen, als plötzlich ein Räuspern von Filini zu vernehmen war. "Sie haben vergessen, auch mich zu erwähnen, Alec, Lieber", sagte sie mit einem enttäuschten Unterton in ihrer hohen Stimme.
Nein hab ich nicht, dachte ich mir, während ich erwiderte: "Jaah, natürlich sollt ihr auch auf Filini hören, aber das wisst ihr sicher."
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und hoffte, dass Filini meinen sarkastischen Unterton nicht heraushörte.