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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Di Aug 09, 2011 2:19 am
Die Soldaten brachten uns durch weitere lange Gänge, auf denen wieder Menschen standen und uns beglotzten. Wütend starrte ich diese Gespenster in grau an. Wer oder was waren diese Menschen? "Hier das sind eure Zimmer. Macht euch fertig, lebt euch ein, aber macht nichts unüberlegtes und wir werden hier die besten Freunde", meinte einer der Soldaten. Seine letzte Bemerkung war so bissig, als ob er es selbst nicht glaubte. Wir standen am Ende eines Ganges. Links und rechts ging je eine Tür ab, sonst gab es hier nichts. "Morgen um 7 Uhr will euch Präsidentin Coin sprechen, bis dahin ist es euch frei gestellt zu machen, was ihr wollt. Solange ihr nicht diesen Bereich verlasst", fügte der andere hinzu und deutete auf ein Gittertür, die ich bis dahin nicht bemerkt hatte. Bevor ich aber noch etwas dagegen tun konnte, warfen die Soldaten die Tür ins Schloss. Unser neuer Käffig bestand also aus einem paar Quadratmeter großem Vorraum und dem, was hinter den beiden Türen lag. "Gute Nacht", lachte der erste Soldat und die beiden gingen weg. "Super", keifte ich, dann öffnete ich willkürlich eine der beiden Türen und trat in ein Zimmer, dass nicht mehr Farbe hatte, als die ganzen Menschen hier. Grauer Tisch, graues Bett, grauer Schrank, graue Wände, graue Tür. Ich öffnete den Schrank und sah bestätigt, was ich schon vermutet hatte. Leicht frustriert nahm ich eine der grauen Hosen und ein Shirt in der selben Farbe heraus und ging zurück zu Anny. "Sind die Sachen nicht schick?", fragte ich sarkastisch. "Und so bunt ist hier alles."
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Di Aug 09, 2011 10:20 pm
Wortlos starrte ich die Soldaten vor den Gitterstäben an, ehe ich mich Ruckartig von ihnen abwandte und in die Mitte des Vorraums stapfte. "Träumt süß und nicht von wilden Bestien die Rache nehmen", flötete ich den Männern noch hinterher und grinste kurz als einer der beiden zusammenzuckte. Irgendwann würde nicht mehr ein Gitter zwischen mir und ihnen stehen. Als Brix mit ein paar Anziehsachen aus dem einen Zimmer kam rümpfte ich kurz die Nase, sah auf das T-Shirt und die Hose und zupfte schließlich an meinem weißen Kleid herum, was ich immer noch seit den Behandlungen trug. "Jetzt wär mir Elli's Top sogar lieber", meinte ich etwas verbissen. Gedankenversunken sah ich dann an mir herab und fuhr mit meinen Fingerspitzen kurz über die hellen Narben an meinen Beinen. Zwar waren sie kaum zu sehen, aber noch spürte ich sie. Etwas erstaunt stellte ich fest dass mich eine schwere Müdigkeit überfiel. Selbst im Kapitollager war mir nie wirklich müde und sogar die Zimmer waren etwas geschmackvoller gestalten als hier. "Ich glaub ich geh ein bisschen schlafen", sagte ich leise. Schließlich aber hob ich meinen Kopf an, richtete mich wieder auf und sah den Jungen mir gegenüber an. "Was ist mit dir?", fragte ich dann doch leise und legte meinen Kopf ein bisschen schief.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Di Aug 09, 2011 10:30 pm
Ich nickte, als sie meinte, sie würde Ellies Shirt vermissen. Ich trug zum Glück noch mein eigenes Gewand, aber nach dem Gefängnis und der Nacht in der Wildnis sah es nicht mehr besonders gut aus. Dennoch würde ich es vermutlich selber waschen, da ich den LEuten hier zutraute, es einfach zu klauen. "Ich halte Wache", erwiderte ich automatisch bevor ich überhaupt darüber nachdachte. Aber eigentlich war es hier genau so angebracht wie in der Hütte und früher in der Arena. Wer wusste, wann diese seltsamen Leute wieder hier rein kommen wollten um unseren Schlaf auszunützen. "Schlaf ruhig", meinte ich und setzte mich auf den Boden. Waffen hatte ich keine mehr, der Arzt hatte mir selbst die Messer und das Feuerzeug abgenommen. Aber wenigstens meine Körperkraft besaß ich noch zur Verteidigung.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Di Aug 09, 2011 10:48 pm
Als sich Brix einfach auf den Boden setzte und ankündigte er würde Wache halten sah ich ihn für einen Moment unverständlich an. Dann trat ich zögernd von hinten auf ihn zu und legte vorsichtig meine Hand auf seine Schulter. "Die haben uns eingesperrt und werden uns kaum besuchen kommen. Selbst wenn wir schlafen. Wahrscheinlich wach ich sowieso bei jedem kleinsten Geräusch auf", sagte ich ruhig und beugte mich etwas zu ihm runter. Dann aber nahm ich etwas ruckartig meine Hand von seiner Schulter herunter und trat einen Schritt zurück. Wer wusste schon wie er auf die Worte reagieren würde? Langsam zog ich mich dann zurück und schloss die Tür meines Zimmers leise hinter mir. Es war seine Entscheidung. Erst jetzt bemerkte ich dass ich barfuß lief, aber es machte mir nichts aus. Auch als ich auf dem harten Bett lag dachte ich nicht weiter darüber nach, sondern fiel in einen leichten unruhigen Schlaf.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Di Aug 09, 2011 10:59 pm
Trotz der Worte von Anny rührte ich mich keinen Zentimeter. Ich traute diesen Leuten alles zu, auch dass sie uns nur eingesperrt hatten um uns in falscher Sicherheit zu wiegen. Außerdem bevor ich in meinem tollen grauem Paradies schlief, konnte ich mich auch hier ausruhen. Besonders da mir zu viel im Kopf herum ging, als dass ich schlafen könnte. "Gute Nacht", rief ich dem Mädchen noch hinterher, aber da sie ihre tür bereits geschlossen hatte, hörte sie es wohl kaum mehr. Die erste Zeit verbrachte ich wirklich mit aufmerksamen wachen, aber da niemand sich auch nur blicken ließ, schwand meine Konzentration schnell und ich hing eher meinen Gedanken nach. Ich verbot mir über das Mädchen hinter der Tür nach zu denken, und überlegte stattdessen wo wir genau waren, was die Leute von Anny wollten und vor allem, welche Möglichkeiten zur Flucht bestanden. Die Antworten auf die ersten beiden Fragen lauteten so viel ich wusste, in einem neuen Distrikt 13 oder dem alten, wenn die Informationen aus dem Kapitol falsch waren, wobei ich dafür keinen Grund sah. Und dass die Leute Anny als Waffe verwenden wollten, wofür und was sie machen sollte, wusste ich trotzdem nicht. Auch der letzte Punkt war schwer zu beantworten. Den Weg zurück zu dem Zug würde ich irgendwie finden, aber ob ich ihn bedienen konnte, war die andere Frage. Vielleicht gab es auch noch einen anderen Ausweg. Ohne es zu merken, döste ich langsam ein.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 10:25 pm
Irgendwann später, ich wusste nicht mehr genau wann, wachte ich wieder auf. Es war beinahe genauso wie im Lager, ich war mit einem Augenaufschlaf hellwach und bereit dazu zu kämpfen. Langsam drehte ich mich von der grauen Wand weg und starrte in das Zimmer. Achja. Distrikt 13. Vorsichtig schwang ich mich meine Beine aus dem Bett und lief zu meiner Zimmertür. Ich hatte keine Schmerzen mehr, aber das war mir ja schon gestern aufgefallen. Selbst die Narben waren jetzt kaum mehr zu spüren. Leise öffnete ich die Tür und sah Brix auf dem Boden sitzen. Wohl eher liegen, jedenfalls erkannte ich dass er schlief. Zumindestens halbwegs. Ein kleines Lächeln huschte mir übers Gesicht ehe ich in die Mitte des Vorraums lief und mich neben dem Jungen auf den Boden setzte. Vorsichtig legte ich ihn in eine etwas angenehmere Position, ehe ich dann meinen Kopf hob und aus dem Gitter starrte. Beinahe fühlte ich mich wie ein Tier was irgendwo eingesperrt wurde um von anderen begutachtet zu werden, aber eigentlich war es ja auch so.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 11:05 pm
"Hm", murmelte ich leicht schlaftrunken, als ich umgelegt wurde. Ich hatte Anny schon an ihren Schritten erkannt und bei allen anderen wäre ich wohl sofort hellwach gewesen. Kurze Zeit blieb ich liegen, bevor ich wirklich wach war und mich aufrichtete. "Gut geschlafen?", fragte ich das Mädchen. "Übernimmst du jetzt die Wache?" Erneut lehnte ich mich gegen die Wand und schloss die Augen, auch wenn ich wach blieb.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 11:09 pm
Ich grinste kurz als Brix einen Laut von sich gab, lächelte ihm dann aber zu als er schließlich seine Augen öffnete. "Bei den Betten kann man nicht wirklich gut schlafen. Wenn du willst. Wobei ich immer noch glaube dass sie nicht einen Schritt in unser 'Gehege' wagen", meinte ich dann und schüttelte meinen Kopf als er sich gegen die Wand lehnte. "Warum gehst du nicht ins Bett?"
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 11:14 pm
"Die Wand ist bequem", entgegnete ich halb sarkastisch, halb schlafend. Vermutlich wären die Betten gemütlicher, selbst wenn Anny meinte, sie wären unbequem, aber irgendwie war ich zu müde um aufzustehen. Außerdem fühlte es sich sicherer an hier zu pennen, als in dem Zimmer wo mich im entscheidenden Moment weiß Gott was daran hindern könnte, heraus zuu kommen um zu kämpfen. "Wir schlittern echt von einer Scheiße in die nächste", meinte ich leise und sah sie an.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 11:22 pm
Ich warf Brix einen leicht zweifelnden Blick zu, widmete mich dann aber wieder dem Gitter und setzte mich im Schneidersitz hin. Auf seinen nächsten Satz hin wandet ich mich ihm aber wieder zu. "Falsch", meinte ich dann. "Du gehst freiwillig mit. Wie bist du überhaupt zu dem Trainingsareal im Kapitol gekommen? War ja nicht gerade bei der nächsten Party, oder?", fragte ich dann noch. Irgendwoher kam ein Windhauch der mich etwas fröstel ließ. Zumindestens redete ich mir das ein und nicht dass etwas anderes daran schuld sein könnte.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 11:29 pm
Ich lachte bei ihrem Kommentar leise auf. "Genau deshalb bin ich dort hin gekommen, weil eben keine nervende Party in der Nähe war", erwiderte ich noch immer grinsend. Einige Zeit blieb ich stumm, bevor ich gähnen musste. "Ich schätze ich geh doch noch etwas schlafen", gestand ich mir ein und stand auf um in mein Zimmer zu gehen. Die Türe ließ ich trotzdem offen, hauptsächlich aus Angst, dass sie nachher verschlossen sein konnte. Egal was Anny gesagt hatte, das Bett war auf jeden Fall bequemer als die Wand und dass es eher härter war, störte mich auch nicht.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 11:45 pm
Etwas erstaunt musterte ich den Jungen, wand meinen Blick danach aber wieder ab und nickte nur. Vielleicht war er doch nicht so wie Taistl. Wütend über mich selber schüttelte ich dann aber meinen Kopf und hätte mir wohl mit der Hand gegen die Stirn geschlagen, wäre ich jetzt alleine. Man müsste mal meine Gedanken aufnehmen. Sie waren manchmal so absurd. Langsam setzte ich mich auf die Knie und krabbelte dann auf allen vieren zu der Wand. Dort angekommen lehnte ich mich dagegen und betrachtete beinahe gelangweilt die Aussicht. Die Aussicht. Ts. Als ich einen unsanfteren Druck an meinem Oberschenkel spürte strich ich einmal über das schlichte weiße Kleid was ich anhatten, stellte dann aber eine Auskerbung fest, die anders als gedacht einer Tasche angehörte und keiner Kleiderfalte. Verwirrt griff ich mit meiner Hand in den dünnen Stoff und umschloss ein Stück Holz. "Was..", fing ich langsam und leise an, verstummte aber und weitete meine Augen etwas erstaunt als ich einen kleinen Holzaffen in meiner Hand hielt. Vorsichtig drehte ich die geschnitzte Skulptur in meinen Händen und hängte den Affen mir an den Finger. Eine knappe Szene aus der Arena schoss mir wieder durch den Kopf. Ein bisschen hörbar schnappte ich nach Luft und riss meinen Kopf nach hinten, stieß dabei aber an die Wand. Ich verzog mein Gesicht etwas schmerzvoll, entspannte mich dann aber wieder und lächelte. Er war doch nicht weg. Zwar fragte ich mich woher er kam, aber er war nicht verschollen. Vielleicht hatte ich ihn die ganze Zeit bei mir ohne dass ich es wusste?
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Mi Aug 10, 2011 11:52 pm
"Ist was?", rief ich verwundert auf den Gang hinaus. Gerade als ich eingeschlafen war, hörte ich wie jemand nach Luft schnappte und kurz darauf etwas was wie ein dumpfer Schlag kam. Das die Geräusche aus einem Traum stammen konnten, bezweifelte ich. Langsam setzte ich mich auf und versuchte in der Dunkelheit etwas erkennen zu können. Sämtliche Muskeln gespannt, falls dort draußen wirklich gerade jemand angegriffen hatte. Das ich leicht paranoid war, nahm ich nicht mal wahr.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Do Aug 11, 2011 12:01 am
Als ich plötzlich die Stimme von Brix hörte zuckte ich kurz zusammen. "Nein, alles okay. Schlaf einfach weiter", meinte ich einfach nur, ließ aber den kleinen Holzaffen in meinen Händen nicht aus den Augen. Etwas verwirrt hielt ich dann inne als ich keine weitere Erinnerung mehr aufkommen sah. Irgendetwas fehlte noch. Vielleicht hätten wir am Tag zuvor im Hotel doch den Film länger anschauen sollen. Vorsichtig versteckte ich den Affen wieder in der Kleidtasche und zog meine Knie an. Es war kalt. Nicht hier im Raum, aber mir war kalt.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Do Aug 11, 2011 12:09 am
"Gut", meinte ich und ließ mich zurück ins Bett fallen. Vielleicht war ich doch etwas paranoid. Aber ich traute den Leuten hier mittlerweile alles zu. Obwohl ich müde war, lag ich noch eine Zeit lang wach und dachte erneut über zu viele Dinge nach. Vorallem über die Möglichkeit einer Flucht. Mich machte es jetzt schon halb wahnsinnig eingesperrt zu sein. Wie hatte Anny das ein halbes Jahr ausgehalten? Vermutlich wäre es eine gute Idee in nächster Zeit so zu tun, als wären wir mit allem einverstanden, was die Leute hier von uns wollten, aber eigentlich bezweifelte ich, ob ich das hin bekommen würde. Ich hasste die leute und das würde ich nicht verbergen. Irgendwann schlief ich schließlich doch ein. Das ich leise schnarchte, bemerkte ich nicht.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Do Aug 11, 2011 12:12 am
Eine Weile noch lauschte ich den Geräuschen aus dem Zimmer neben an, bis ich schließlich wieder in meinen Gedanken versank und meine Erinnerungen abspielte. Etwas mühsam versuchte ich die einzelnen Sachen in die richtige Reihenfolge zu bringen, war aber gar nicht so einfach war. Gerade noch rechzeitig biss ich mir auf die Lippe, sonst hätte ich vermutlich laut geflucht. Es war einfach nur quälend schrecklich zu wissen, das man eigentlich nichts über sich selbst wusste.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Do Aug 11, 2011 12:25 am
Ich schlief nicht sehr lange, aber es reichte um wieder zu voller Kraft zu kommen. Als ich aufwachte, war es meiner Meinung nach so etwa fünf oder sechs Uhr in der Früh. Bald würden die Soldaten wieder kommen und uns zu ihrer angeblichen Präsidentin führen. Wenn die auch nur halb so freundlich war, wie Marge und die Tusse am Balkon konnte das ein richtig toller Tag werden. Natürlich alles nur sarkastisch gemeint. Einen Moment blieb ich noch mit geschlossenen Augen liegen, konnte aber nicht mehr einschlafen also stand ich auf und ging zurück auf den Gang. "Irgendwas besonderes passiert?", fragte ich, bezweifelte es aber. "Was überlegst du?", fragte ich, als ich ihr gedankenverlorenes Gesicht sah, und setzte mich neben sie auf den Boden.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Do Aug 11, 2011 12:33 am
Als Brix aus seinem Zimmer trat sah ich mich kurz um und schüttelte meinen Kopf. "Nichts. Nicht einmal ein Staubflusen hat sich bewegt", meinte ich dann und drehte mich wieder den Gitterstäben zu. Als der Junge sich neben mich Hocke zog ich den kleinen Holzaffen wieder aus meiner Kleidertasche und hielt ihn ausgestreckt von mir. "Er war einfach da. Keine Ahnung woher, aber er war in meiner Tasche", sagte ich leise und lächelte dabei, fast schon ohne dass ich es bemerkte. Dann drehte ich meinen Kopf und sah in Brix Gesicht. Für eine Weile musterte ich einfach nur seine Augen, ehe ich wieder lächelte und schließlich doch wieder nach vorne sah. Immer noch wusste ich nicht was jetzt war.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Do Aug 11, 2011 12:41 am
"Ja selbst dem Staub ist es hier zu eintönig", erwiderte ich scherzhaft. Warum war hier eigentlich wirklich alles so grau? Alles außer Annys Kleid, auch wenn weiß nicht mehr Farbe boht als grau. Überrascht sah ich den Affen an, den sie in der Hand hielt. Ohne nach zu denken, fischte ich ihn von ihrer Hand und begutachtete ihn genauer. Eindeutig es war der, den ich ihr geschenkt hatte. Auch hier war ein Oberarm verkrüppelt und an dem einen Fuß fehlte eine Zehe. Woher hatten die den Affen? Vielleicht waren wir doch zurück im Forschungszentrum, aber warum würden sie uns das verraten, indem sie Anny den Affen zurück gaben? Es gab eindeutig zu viele unbeantwortete Fragen. Ich merkte wie Anny mich ansah und lächelte automatisch zurück. Noch eine unbeantwortete Frage, aber wenigstens auf diese wollte ich eine Antwort. "Was ist jetzt mit uns?" Ich hoffte mal, dass sie verstand worauf ich hinaus wollte, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich die Frage spezifizieren sollte. Ich wandte mein Gesicht ab und schloss die Augen um die Antwort nicht schon zuvor aus ihrer Mimik zu lesen.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Do Aug 11, 2011 8:35 pm
Als Brix mir den kleinen Affen abnahm und begutachtete musste ich schon wieder lächeln. Allerdings wusste er wahrscheinlich genauso wenig wie ich woher das Stück kam. Bei seiner nächsten Frage stockte ich etwas und starrte unbewusst ins Leere. „Ich .. weiß nicht“, gab ich kleinlaut zu und stolperte beinahe über meine eigenen Worte. War es überhaupt möglich dass ich richtig fühlte? Ich wusste es nicht, allerdings bemerkte ich wieder wie mein Herz begann schneller zu klopfen. Vorsichtig rutschte ich näher zu dem Jungen und legte schließlich meinen Kopf auf seine Schulter. Wir waren nahezu gefangen und wären immer auf der Flucht, falls wir hier rausfinden würden und dann? Es gab kein dann mehr. Zumindestens nicht für mich. Ich wusste nicht einmal alles über meine Vergangenheit und wurde nur mit dem nötigsten Material aus dem Kapitol gefüttert, das musste schließlich auch für eine Kampfmaschine wie mir reichen. Vielleicht würde ich nie mehr wirklich so werden wie ich früher war. Vor meinem Tod, in der Arena und noch weiter in der Vergangenheit. Nicht einmal wusste ich was das Ziel des Kapitols war mit ihrer neuen Methode Menschen wieder zu beleben. „Was fühlst du?“, fragte ich dann und drehte meinen Kopf ein bisschen damit ich ihn ansehen konnte. Möglicherweise brachte es mir etwas wenn er seine Gefühle beschrieb. Falls er überhaupt etwas spürte und nicht dieselben Gedanken hatte wie sein Mentor. Für einen kurzen Moment durchfuhr mich wieder ein kleines Stück Misstrauen, aber ich verdrängte es wieder.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre Sa Aug 27, 2011 10:07 pm
Ihre Antwort war nun ja, nicht sehr überraschend. Ihr Kopf an meiner Schulter fühlte sich gut an, aber als sie mich nach meinen Gefühlen dazu fragte und ihren Kopf hob. Stand ich auf und gibng etwas weg, so weit es in dem engen Zwischenraum zwischen unseren beiden Zimmern ging. Das einzige Gefühl was ich im Moment hundert prozentig zuortnen konnte, war Wut darüber, nur ein lahmes Druckmittel zu sein. "Ich denke, es war ein Fehler", meinte ich kalt, während ich ihr noch immer den Rücken zukehrte und auf den Gang hinaus sah. Ein Stich in meiner Brust strafte mich Lügen, aber ich ignorierte ihn. Langsam drehte ich mich zu dem Mädchen um und sah ihr so kalt und gleichgültig wie möglich in die Augen. "Es war bloß ein Fehler der auf überlaufendem Hormonausschuss wegen der Gefahrensituation herrührte." Unwillkürlich nahm ich war, dass es die selben Worte waren, mit denen Taistl uns im Training die Gefahren von zu großer Zuneigung in der Arena klar gemacht hatte. Kleine, gemeine Hormone genannt Endorphine. Ich zweifelte selbst an dieser Theorie, aber ich hielt ihrem Blick stand, bis sie scheinbar die Antwort akzeptierte. Gut, denn je mehr sie für das Druckmittel empfand, desto mehr hätten die Leute sie in der Hand. So könnte sie sich hoffentlich gut auf ihre Flucht konzentrieren und ich mich auf meine.
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Aug 28, 2011 12:54 am
Etwas erschrocken über die folgende plötzliche Reaktion von Brix zuckte ich kurz zusammen, biss mir aber im nächsten Moment auf die Lippe. Innerlich fing ich wieder an mich zu verfluchen, was in den letzten Tagen auch immer häufiger geworden ist. Verbissen zwang ich mich dazu die Kontrolle zu bewahren und ballte nur meine Hände zu Fäusten. Etwas verachtend starrte ich dem Jungen zurück in seine Augen. Ich verstand ihn nicht. Zumindestens jetzt nicht und genau das machte mich wütend. Zu wütend. Beinahe unbewusst fuhren meine Hände gegen die Wand hinter mir als ich mich aufrappelte und hinterließen zwei rissige Dellen in dem Gestein. "Schön, dann sag mir das das nächste Mal etwas früher damit ich nicht auch nur ansatzweise auf den Gedanken komme du wärst hier wegen mir", zischte ich und erwiederte den kalten Blick von Brix. Dass genau dieser einen unerträglichen Stich in mir hervorrief unterdrückte ich. Stattdessen lief ich an ihm vorbei, zurück in mein Zimmer, wo wenigstens eine Tür zwischen mir und ihm war. Der Knall hallte noch lange. Verwirrt lief ich in die hinterste Ecke des grauen Zimmers und ließ mich an der Wand nach unten gleiten. Mühsam unterdrückte ich ein Schluchzen und zog meine Knie an meinen Oberkörper. Seit seinem plötzlichen Auftauchen auf dem Übungsplatz war ich ein anderer Mensch. Ich war gerade auf dem Weg mich selbst wiederzufinden, aber was brachte es, wenn ich nicht wusste was meine einzige Hoffnung dabei selbst empfand? Konnte er mir überhaupt helfen. Mein Atem zitterte, und selbst die Wut blieb. Aber es war nicht das einzigste.
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Aug 28, 2011 1:09 am
Ich reagierte nicht auf ihre Antwort, sondern starrte sie so lange an, bis sie sich umdrehte und in ihr Zimmer stürmte. Im selben Moment schlug meine Stimmung in etwas um, dass ich schwach als eine Art Trauer wieder erkannte. Wütend starrte ich auf ihre geschlossene Tür. Irgendein Teil in mir wünschte sich, dass sie es nicht so einfach hingenommen hätte, aber um mir das selbst einzugestehen war ich zu stur. "Fein", schnaubte ich und pollterte in mein Zimmer zurück. So fest ich konnte warf ich die Tür ins Schloss und donnerte kurz darauf meine Hand gegen die Mauer. Putz und Betonbrocken stoben auseinander und meine Hand hinterließ eine blutige Delle in der Wand. "Scheiße", fluchte ich. Es konnte auch nie etwas klappen. Und wenn es meine eigene Fresse war, die alles zerstörte. "Verflucht", stieß ich noch einmal aus und donnerte meine Hand ein zweites mal gegen die Wand, den Schmerz nahm ich kaum wahr. Kurz blieb ich keuchend vor der Mauer stehen und versuchte die Wut hinunter zu ringen, scheiterte aber daran. Stattdessen lief ich auf den Schrank zu und begann ihn zu zertrümmern. Hauptsächlich aus Frust, aber zu einem Teil auch um vielleicht eine verborgene Waffe zu finden und einfach um die Leute hier zu ärgern. Nachdem von dem Schrank kaum mehr übrig war als ein graues Häufchen Sperrholz, trat ich auf die Tür ein und wandte mich schließlich zu dem Bett um. Wobei ich die ganze Zeit unablässig fluchte. Ab welchem verfluchten Moment, war eigentlich die ganze Sache so schief gegangen?
Annyca Sescon
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Aug 28, 2011 1:22 am
Etwas panisch riss ich meinen Kopf hoch als sich meine Zimmertüre öffnete. Es war nicht, wie ich es dann doch heimlich gehofft hatte Brix, sondern zwei Wächter. Wächter war wohl ein schlechter ausdruck, einzig und allein trugen die beiden Männern jeweils eine Pistole bei sich, die in ihre grauen Gürtel gesteckt waren. Auch schien alles hier grau zu sein. Außer das leichte Kleid an mir, es war weiß. Doch für wie lange wusste ich nicht. Ich blinzelte schnell die eben noch aufgestiegenen Tränen weg und stand so schnell auf, dass ein paar Lichtpunkte vor meinen Augen tanzten. Erst nach einer Weile konnte ich wieder klar sehen, aber ich spürte längst etwas kühles an meinen Handgelenken. Ich schnappte nach Luft und sah etwas unfassbar auf die Handschellen, ehe sich mein Blick hob und die beiden Männer fixierte. "Was..", fing ich an, aber mir wurde im nächsten Moment einen Hand auf den Mund gepresst. Ich wurde einfach hinterhergezerrt, unfähig auch nur ein kleines Etwas zu sagen. Für einen Moment schoss mir Brix durch den Kopf, warum er nicht hier war, warum er verdammt nochmal nicht neben mir stand. Dann aber dachte ich daran, dass er mich ebenso gut verraten könnte. Stumm starrte ich auf seine verschlossene, aber etwas eingedellte Tür. Dahinter waren Flüche zu hören und dann das Splittern von Holz. Ehe ich mich versah wurde das Gitter hinter mir verschlossen und fiel mit einem leisen Quietschen zu. Wieder schossen mir Tränen in die Augen. Als mir die Hand vom Mund genommen wurde sagte ich nichts und starrte einfach nur auf den Boden vor mir. Was war ich? Ein Roboter? Eine Maschiene die für die Leute hier nützlich erschien?
Peshewa Anobis
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Thema: Re: What if - Wenn alles andersrum wäre So Aug 28, 2011 1:38 am
Etwa eine halbe Stunde später stand ich keuchend vor den Überresten meines Zimmers. Sämtliche Möbel waren Sperrholz und ich hatte so die unglaubliche Lust, den Haufen Holz und Stoff anzuzünden, aber irgendwie wollte ich ungern hier in unserem Gefängnis von Flammen eingekreist sein. Etwas, was ich als Waffe verwenden konnte, hatte ich dennoch nicht gefunden. Nicht mal den Spiegel im Badezimmer, denn er war in millionen kleine Teile zerbrochen, statt auch nur eine einzige vernünftige Waffe abzugeben. Seufzend warf ich einen letzten Blick auf die Schutthaufen und beschloss, dass es Zeit war mit Anny zu reden. Ich hatte nicht vor mich zu entschuldigen, aber auch so wäre vielleicht eine Lagebesprechung und das Überlegen eines gemeinsamen Fluchtplans nicht schlecht. Zumindest redete ich es mir ein, besonders mit dem Argument, dass ich es wieder wie in der Arena betrachten sollte, half mir, meinen Stolz zu überwinden und hinüber zu gehen. Zögernd blieb ich vor ihrer Tür stehen. Dann klopfte ich mit der Hand dagegen. Als keine Antwort kam, klopfte ich noch einmal, nun schon mit mehr Nachdruck und kleinen Eindellungen in dem blöden Holz. Noch immer keine Reaktion. "Verdammt Anny hör auf dich wie ein schmollendes Kleinkind zu benehmen", rief ich. "So ich komm rein, mir egal, selbst wenn du in Unterwäsche da stehst." Damit öffnete ich die Tür und fand mich in einem leeren Zimmer wieder. "He, das ist nicht witzig", brüllte ich nun echt wütend in das Zimmer. Aber wieder kam keine Reaktion. Ärgerlich bließ ich Luft durch die Nase und begann nach ihr zu suchen: "Ich rate dir, komm freiwillig raus, denn so einen Blödsinn lasse ich mir nicht gefallen." Ich suchte wirklich überall wo es möglich und auch unmöglich war, sich zu verstecken. Nach fast 10 Minuten musste ich mir eingestehen, dass sie wohl wirklich nicht da war. Hatten die Leute sie mitgenommen? "Scheiße", brüllte ich. Natürlich mussten die genau dann kommen, als wir zerstritten waren. Damit hatte ich genau das erreicht, was ich verhindern wollte. Ich konnte nur hoffen, dass ihr die Leute nicht das Gedächtnis nahmen und sonst auch nichts an taten. "Verdammt", fluchte ich noch einmal und trat auch gegen Annys Schrank ein, bevor ich zurück in den Zwischenraum trottete um dort auf jemanden oder etwas zu warten.