Beste Freunde halten zusammen ... für immer?

"Wann willst du sonst hin?" fragte ich ihn eindringlich. "Jetzt ist noch die beste Chance, die Karrieros sind noch mittendrin im Gemetzel, und ich habe das Gemetzel schon davor gut überstanden!" sagte ich eindringlich.
"Ich schaff das" sagte ich. Glaubte er etwa nicht an mich? Mittlerweile kam es mir so vor.

"Gar nicht mehr, wir haben genug um zu überleben, warum willst du das riskieren?", stieß ich schon fast panisch aus. Sie sollte hier nicht so schnell sterben.
Ich packte sie am Arm und hielt sie noch etwas zurück. "Willst du dich so dringend wieder in Gefahr bringen?"
Ich seufzte und ließ sie los. Ich kannte sie zu gut um zu wissen, dass sie ihren eigenen Kopf hatte, dem sie stur folgte. Betrübt sah ich zu Boden. "Ich schätze, ich kann dich nicht davon abhalten, egal was ich sage. Pass auf dich auf."

Ich hielt inne, als er sagte, ich solle auf mich aufpassen.
Langsam kletterte ich wieder die Äste hoch, die ich shcon runter geklettert bin.
Ich legte ihm eine Hand an die Wange, und sagte: "Na gut, ich bleibe hier. Aber ich habe ein schlechtes Gefühl dabei"

Erleichtert lächelte ich sie an, als sie zurück nach oben kletterte.
"Danke", meinte ich leise und lehnte mich gegen den Stamm des Baumes. "Wir bekommen schon noch mehr von unseren Sponsoren und was wir unserern toten Gegnern abnehmen."
In dem Moment erklang der erste Kanonenschuss. 12 weitere folgten. Mehr als die Hälfte der Tribute hatte demnach nicht einmal die ersten Stunden hier überlebt.
"Wie viele hast du davon erledigt?"

"2 oder 3. Ich weiß es nicht so genau. Einer hat ein Messer nach mir geworfen, es hat mich am Arm getroffen, aber dafür hab ich ihm die Kehle aufgeschlitzt" erkläre ich, am Ende fast grinsend.
"Und du? Hast du welche getötet?" fragte ich als Gegenfrage und schaue betreten zu Boden. 2 oder 3 Elternpaare werden mich jetzt schon hassen. Warum habe ich das getan? Ich werde zum Monster, genau das, was ich nicht wollte. Das Kapitol zwingt uns Kinder förmlich dazu, uns zu töten.
Aber ich wollte nie töten. Und jetzt bin ich so schnell beim töten, das ich beinahe Erik getötet hätte.

Ich versuchte sie nicht zu schockiert an zu starren, bei ihrer Antwort. Wir waren in der Arena, hier war es gut und notwendig zu töten. Mit einem ihrer Morde hatte sie mein Leben gerettet und vermutlich einige andere Tribute vor einem schmerzhaften, lang anhaltenden Tod bewahrt. Trotzdem kam ich nicht umhin darüber nach zu denken, dass das alles Kinder waren. Keine Tiere die man erlegte um Nahrung oder Kleidung zu bekommen sonder Kinder, die nur für den Zweck starben, damit den Kapitolbewohner nicht langweilig wurde.
"Deinen Arm? Zeig mal her", meinte ich und griff gleich nach ihrem Arm um mir die Wunde anzuschauen.
"Zum Glück noch niemanden", erwiderte ich auf ihre Frage. Bereute es aber sofort wieder. Wir waren hier in einer brutalen Show, in der der Eindruck, den das Publikum von einem hatte, über Leben oder Tod entscheiden konnte. Und den Eindruck von mir hatte ich mit dieser Aussage wohl gerade um einige Punkte verringert.

Ich hatte das Gefühl, da es ein Fehler war, Erik zu erzählen, dass mich das Messer am Arm gstreift hatte.
"Nein, geht schon" sagte ich und zog meinen Arm zurück. Aber es war genau das Gegenteil. Es tat höllisch weh, und blutete sicher auch noch wie verrückt, aber jetzt hieß es stark sein, und keine Schwäche zeigen.
Ich nickte mit dem Kopf, als er meinte, dass er noch niemanden getötet hatte. Und wenn ich ehrlich war, traute ich ihm das auch nicht zu. Ich hatte es mir ja selbst nicht mal richtig zu getraut.

"Wirklich?", fragte ich und versuchte einen Blick auf ihren Arm zu erhaschen. Da sie ihn aber zurück zog, konnte ich nichts erkennen. Also lehnte ich mich wieder zurück gegen den Baumstamm.
Von meiner Position aus, konnte ich sehen, wie die Karrieros gerade vom Füllhorn weg gingen und sich wohl auf die Jagt nach weiteren Tributen machten. Vorerst waren wir hier oben vielleicht wirklich am sichersten.

Ich drückte meinen Arm eng an meinen Körper. Wenn Erik gerade nicht hinsah, würde ich ihn mir vielleicht angucken, und einen Verband improvisieren.
"Was passiert da?" fragte ich und schaute Erik fragend an.
"Metzeln sie sich selber nieder? Das wäre ein Vorteil für uns"

Ich lachte bei Lonas Bemerkung auf. Ja das wäre wirklich gut für uns, nur leider war es nicht so. "Ich befürchte nicht, die sind ein Team wie jedes Jahr. Aber wenigstens haben sie dank dir schon einen Verbündeten weniger." Ich lächelte ihr zu, bevor ich wieder hin sah.
"Ich glaub Wasserstoffblondi und die beiden aus Distrikt 4 machen sich auf die Jagt nach Tribute. Die anderen beiden schaffen gerade die Beutestücke weg."

Ich lächelte zurück. "Was hätte ich machen sollen? Dich sterben lassen? Niemals." antwortete ich, mich trotzdem verteidigend.
"In welche Richtung gehen sie?" fragte ich als Erik meinte das meine beste Freundin und ihre beiden Verbündeten sich auf die Jagd machten.

"Danke", meinte ich noch einmal. Auch wenn ich mir einreden wollte, dass ich es allein auch irgendwie geschafft hätte ihn zu besiegen, hatte sie vermutlich recht und ohne sie wär ich schon wieder auf halben Weg heim. In einer schlichten Holzkiste.
Bei ihrer Frage sah ich den Gestalten kurz nach, bevor ich meinen Blick genau in die Gegengesetzte Richtung schweifen ließ und dann meinte: "Dort hin."
Verlegen biss ich mir auf die Lippen, was sie zum Glück nicht sehen konnte, da ich ihr den Rücken zukehrte. Ich log sie an, aber nur zu ihrem eigenen Schutz. Wasserstoffblondi war sicher nicht gut auf sie zu sprechen und wir beide gegen drei Karrieros konnte ziemlich schwierig werden.

Ich kniff die Augen zusammen, als seine Augen sich erst auf einen Punkt richteten, er sich dann aber umdrehte und in die andere Richtung zeigte. Ich war schon immer gut darin, Lügen zu durchschauen, aber heute beließ ich es dabei. Er wird schon seine Gründe gehabt haben. "Aha" sagte ich, die augen immer noch misstrauisch zusammen gekniffen.
Trotzdem: Warum log er mich an? Naja okay, irgendwann werde ich es schon herrausfinden.

"Du hast jetzt aber nicht vor, ihnen nach zu laufen?", fragte ich besorgt und drehte mich wieder zu ihr um. Sie musterte mich misstrauisch. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, sondern sah sie nur voller Sorge an.
"Glaubst du wir können es schaffen? Bis zum Ende zu überleben?", fragte ich um das Thema zu wechseln.

"Nein, natürlich nicht" sage ich fast empört und schüttele den Kopf. "Bist du verrückt geworden?" Warum sollte ich auf die Idee kommen ihnen nachzulaufen? Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke. "Aber das ist gar keine so schlechte Idee"
Ich grinste, und packte schon meine Sachen zusammen, die Mordlust stand mir gerade in den Augen.
Verdammt, Lona! Hör auf wie ein Karriero zu denken! Du kannst nicht einfach andere umbringen! Vorallem keine Kinder! Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. "Vergiss was ich gesagt hab" sagte ich voller Abscheu.
ABer bei seiner nächsten Frage schaute ich auf. "Ich weiß es nicht" flüsterte ich schnell und bestimmt und senkte den Blick wieder.

Ein erleichtertes Lächeln wollte sich gerade in meinem Gesicht breit machen, als sie meine Theorie verneinte. Jedoch schwang sie im letzten Moment um und behauptete, es wäre doch keine so schlechte Idee. Entgeistert starrte ich sie an, während sie schon ihre Sachen zusammen packte. In ihren Augen lag ein gefährliches Funkeln, das ich bei ihr noch nicht kannte und das mir Angst machte.
Gerade als ich mich fragte, ob sie verrückt geworden war, schüttelte sie den Kopf und ihr Blick klärte sich wieder.
"Wir schaffen das schon, wenn wir uns nur verdeckt halten", meinte ich und griff nach ihrer Hand.

"Nicht" sagte ich und zog meine Hand weg. Niemand wusste, ob er mir vertrauen konnte, und am Ende brachte ich Erik vielleicht noch um. Ich musste mich erst einmal wieder in den Griff bekommen, bevor ich ihn in solche Gefahr brachte.
"Niemand weiß ob ma mir vertrauen kann" sagte ich und schaute traurig hoch.

Ich lachte leise, als sie meinte, sie wüsste nicht, ob man ihr vertrauen könnte. Was sollte ich da erst sagen mit meinen kompletten Black Outs. Zwar schien ich dabei ihr bis jetzt nicht gefährlich geworden zu sein, eher im Gegenteil, aber das könnte sich auch jederzeit ändern.
"Lona, wir können uns hier sowieso nicht vertrauen", meinte ich schließlich. Selbst wenn sie meine beste Freundin war, musste ich mich mit der Tatsache abfinden, dass nur einer von uns überleben kann und es in diesem bestialischen Spiel auch möglich sein könnte, dass einer von uns den anderen töten würde. Ob absichtlich, aus versehen oder um ihm größeres Leid zu ersparren, war da nebensächlich.
"Aber versprechen wir uns, dass wir es schnell machen, wenn wir den anderen töten sollten." Was sollten wir auch sonst tun? Ich wollte das Bündnis mit ihr nicht jetzt schon brechen müssen. Selbst wenn sie mir jeden Moment mit ihrem Bummerang die Kehle aufschlitzen könnte, war mir das egal.

"Wir versprechen uns gar nichts" antwortete ich stocksauer und packte meine Sachen zusammen.
"Weil ich jetzt nämlich gehe!"
Ein letztes mal sah ich mich um, zn festzustellen, ob ich abhauen konnte.
"Versuch doch dein blödes Spiel selber zu gewinnen, und gib dir selber dumme Versprechen, obwohl du nichts garantieren kannst. Ich versuche jetzt allein durchzukommen. Und wenn ich sterbe? Na und, mich braucht eh keiner." sagte ich, bevor ich mich zum Abstieg bereitmachte.

"Dann geh doch", meinte ich enttäuscht und drehte mich von ihr weg. "Lass dich meinetwegen von den Karrieros erwischen, wenn du so scharf darauf bist."
Der Gedanke tat weh, aber ich nahm meine Worte nicht zurück. Was sich Luna einbildete, tat sie meistens auch. Ich hatte gehofft, wir würden unser Bündnis länger halten. Einfach um hier nicht allein zu sein oder eines Abend feststellen müssen, dass die Freundin tot war.
Die Worte brannten mir auf der Zunge. Ebenso wollte ich ihr noch einen Blick zu werfen, denn mir war klar, wenn sie jetzt ging, würden wir uns vermutlich nie wieder sehen. Doch ich blieb stumm und starr sitzen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und kämpfte mit aller Macht gegen mich selbst an, da ich spürte, gleich wieder die Kontrolle zu verlieren, was nicht gut wäre. Überhaupt nicht.

Ihm den Mittelfinger nach oben zeigend, stieg ich am Baum hinunter, eine harte Maske aufgesetzt.
Unten raffte ich meine Messer und meinen Bumerang, und packte alles in meine Nähe. Den Bumerang immer in der Hand.
Ich legte die Hand über die Augen, um bei der Sonne etwas sehen zu können, und marschierte in irgendeine Richtung los.

Als ich hörte, wie Lona auf dem Boden aufsetzte, warf ich doch einen Blick nach unten und sah, wie sie ihre Sachen zusammen packte und dann in eine Richtung dvon stapfte.
Es ist vermutlich besser so, versuchte ich mir ein zu reden und lehnte mich zurück. So würden wir es zumindest nicht sehen, wie der andere starb und die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns gegenseitig töten müssten, sank auch.
Es waren lächerliche Ausreden, dass war mir klar.
Ich seufzte und sah wieder hinab, wo Lona gerade zwischen den Bäumen verschwand. Auf nie mehr -

-wiedersehen!
Verdammt, was sollte das? Ich sprang auf dem Ast auf und kletterte hinab.
Das war doch nicht gerade mein Ernst, dass ich sie alleine lassen würde.
Garantiert nicht.
Ich sprang die letzten beiden Meter hinab und war gerade davor, ihren Namen zu rufen, als mir klar wurde, dass es wohl nicht so gut wäre, da hier überall Feinde sein könnten.
Also hängte ich mir meinen Rucksack und den Köcher um, nahm meinen Bogen mit einem eingelegten Pfeil in die Hand und lief ihr nach.