der Park

"Gute frage, ich glaube sollte wirklich der typ mein Vater sein, will ich es gar nicht wissen. Ja ein Sohn von Alliens wäre doch angemessen", lachte ich, tauchte meine Hand ins Wasser und spritze ihm dann ein paar Wassertropfen ins Gesicht.
Bei seiner Frage zuckte ich mit den Achseln und legte meinen Kopf nach hinten, so dass ich die grünen Wipfel der Bäume sah. "Eigentlich will ich hier nicht weg, aber wir sollten schon mit der Suche beginnen, bevor uns das Wetter zu träge macht." Ich lächelte und beobachtete zwei Eichhörnchen, die über unseren Köpfen in den Wipfeln der Bäume herum tollten. Ob den Tieren bewusst war, dass sie eingesperrt waren? Dass es außerhalb dieses Parks wo sie lebten noch eine viel größere welt gab?
"Außerdem habe ich ja so eine Sehnsucht nach deinem ach so sexy Cousin", fügte ich lachend hinzu.

"Dann wohnst du bestimmt in einer Villa in die unsere 3 mal rein geht. Was meinst du was das für einen Presserummel geben würde, oder er würde Schweigegeld zahlen."
Jetzt hatte sie mich doch erwischt mit dem Wasser.
"Mach das das Wetter nicht schon? ich will nicht aufstehen!", jammerte ich und grinste sie an.
"Oh ja da freut er sich bestimmt, wenn ich ihn sage, dass du ihn so vermisst", jetzt wurde das grinsen einbisschen teuflisch und ich zückte meinen communicator. "Wie soll ich es ihm wohl am besten sagen?", fragte ich mich halb selbst und halb Nina während ich die Nummer eintippte, denn ich hatte nichts in meinem Adressbuch gespeichert, alles was ich brauchte war in meinem Hirn.

"Eher Schweigegeld, stell dir mal den Skandal vor, wenn raus käme, dass er ein Kind mit einer armen Schluckertante hat."
"Untersteh dich", drohte ich ihm, als er meinte, er würde meinen Scherz seinem Cousin verraten. Mit der gewölbten Hand schöpfte ich etwas Wasser um ihn damit bei Bedarf von dem Vorhaben wirklich abzubringen. Als mir plötzlich noch eine bessere Idee kam: "Oder ich erzähle Amber, dass ich von dir schwanger wäre, dann hättest du echt ein Problem."
Dann lehnte ich mich noch immer grinsend zurück und wartete auf die Antwort von Ray über den Communicator. Vielleicht hatte er ja eh etwas besseres zu tun, zum Beispiel seine Schützlinge am Leben zu halten.

"Ich dachte deine Mum war früher eine bekannte Sängerin auch in illusteren Kreisen, also ihre Stimme spricht fast dafür."
Plötzlich schöpfte sie Wasser aus dem See und hielt es drohend über meinen Kopf, doch dann entschied sie sich wohl anderst und auf ihre Drohung musste ich einbisschen lachen. "Ich glaube wenn du es meinen Eltern erzählst hätte ich wohl eher ein größeres Problem. Aber vielleicht würde ich ihnen einfach erzählen du hättest mich verrührt..tztztz und ich ihr armer schwacher hormongesteuerter Sohn ist darauf reingefallen und du willst nur an unser geld", sagte ich kopfschüttelnd.
nun tippte ich kurz die Nachricht ein, ich hatte keine Große Lust mit Ray zu reden.
'Zeit um uns dein strategisches Lager zu zeigen?'
"Liebr Ray, da Nina dich so unendlich vermisst und ich mir das nicht mehr länger anhören kann wollte ich fragen ob du sie nicht in deine Arme schließen kannst und mit uns fröhlich durch die 'schlachtanlage' hoppeln kannst", las ich die ausgedachte Nachricht vor und versuchte ernst zu bleiben.

"So hoch ist sie nie gekommen. Gerade als sie auf dem aufschwingenden Ast war, hat die Schwangerschaft sie zur Auszeit gezwungen und dannach ist sie leider den Drogen verfallen, was ihre Karriere zusätzlich gebremst hat", erntgegnete ich. Wie berühmt Amber damals wirklich war, wusste ich nicht genau. Aber mehr als ein oder zwei Alben hatte sie nicht heraus gebracht und das Geld was sie vielleicht damit verdient hatte, war schon weg bevor ich mich überhaupt daran erinnerte.
"Na warte", drohte ich und spritzte ihm jetzt wirklich das Wasser in das Gesicht: "Jetzt werden deine Eltern aber ein tolles Geständnis hören über meine angebliche Schwangerschaft."
Damit zog ich mein ziemlich veraltetes Gerät hervor und begann eine Nachricht zu tippen, da ich aber die nummern von Jairs Eltern nicht kannte, war es sowieso sinnlos. Aber ich hoffte mal, dass auch seine angebliche SMS nur Spaß war.

"Oh..",ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, einen Witz fand ich in diesem Moment nicht so angebracht, auch wenn unsere Stimmung sehr ausgelassen war.
Nachdem ich jetzt doch eine Ladung Wasser abbekam ließ ich mir das nicht gefallen und machte sich auch einbisschen nass. "Also gut...aber du kennst ja nicht mal die Nummer meiner Eltern das ist die..", dann diktierte ich ihr tatsächlich die Nummer meiner Eltern, da ich glaubte sie würde so eine SMS nicht wirklich verschicken.
Das kleine metallene Kästchen in meiner Hand fing an zu vibrieren ich las die nachricht und lachte. "Also prinzesschen, dein Ritter ist bereit uns seine festung zuzeigen aber nur gegen Gegenleistung deinerseits!" Beim letzten Teil zwinkerte ich ihr zu, da er nicht in der Nachricht stand, aber Ray wollte uns tatsächlich herumführen, irgendwie hatte ich dabei ein mulmiges Gefühl.

"He", rief ich gespielt empört aus, als er mich anspritzte, aber bevor es zu einer Wasserschlacht ausufern konnte, diktierte er mir die angebliche Nummer seiner Eltern. Ich tippte sie ein und versuchte aus seinem Gesicht zu lesen, ob es wirklich stimmte glaubte ich aber eher weniger. Vermutlich war es die Nummer von Ray oder eine erfundene. Schließlich löschte ich schnell meinen Namen am Ende der SMS weg und schrieb einen anderen hin. Ani Ja ich weiß, sehr einfallsreich. Dann drückte ich einfach auf senden und erwartete gleich eine Nachricht zurück zu bekommen von 'Nachricht konnte nicht übermittelt werden' oder 'Wessen Sohn, soll was bitte gemacht haben?'. Aber keins von beiden kam. Ich biss mir lieber auf die Lippen und verkniff mir sicherheitshalber die Frage, ob das jetzt die echte nummer war.
Als Rays Nachricht kam und Jair sie vorlas, verkniff ich mir ein Lachen. "Klar, er kann nen Kaffee aus dem Koma haben, aber dort rein lasse ich ihn nicht."

Ich sah wie sie eine Nummer eintippte und auf sende drückte. Das hatte sie doch nicht wirklich getan oder? Langsam schluckte ich und biss mir auf die Lippe. "Du hast die jetzt nicht an die Nummer geschickt die ich dir diktiert hab oder?", fragte ich einbisschen nervös und wischte mir eine Stähne die mir ins Gesicht hin weg.

Nun zuckte ich mit den Achseln auf ihren Gegenleistungsvorschlag, "Dann bring ich ihm den Kaffee eben nach draußen mit dem Spruch, dass er von dir ist." Das war noch ein kleiner Seitenhieb auf die aktion von vorhin im Cafe.
"Wo sollen wir ihn treffen und wann?"

"Äh", stotterte ich, statt einer Antwort zu geben: "War das ernstaft die nummer deiner Eltern?" Wenn ja, dürfte er wohl in nächster Zeit keine Gäste mehr empfangen und ich würde mich weit weg von ihrem Grundstück halten.

Die Anspielung auf heute im Café ließ ich einmal unbeachtet. Stattdessen antwortete ich: "Wie wär's mit jetzt und eh hier irgendwo im Park - nur weit genug entfernt, dass er unseren See nicht findet?" Irgendwie fragte ich mich, ob wir ihn wirklich so einfach hier her bestellen konnten und dass er kam.

"Meisnt du ich geb dir Nummern von denen ich nicht weiß wem sie gehören?", ich sehr sich einbisschen schockiert an aber dann musste ich lachen. "Was hast du geschrieben? Nur damit ich mich im Fall der Fälle darauf vorbereite kann."
Ich schüttelte leicht den Kopf, das kontne ja heiter werden, nein Mama du wirst nicht Oma, kein Familienskandal, nein wirklich nicht... .

"Alles klar, ich denke der Nordeingang wäre am besten da stehen auch Bänke wo wir warten können." Kurzerhand schrieb ich Ray einen Treffpunkt und mit der Zeitangabe ab in 15 Minuten, denn der see lag an der Südseite des Parks.

"Irgendwie wäre das logischer gewesen, als dass du mir wirklich deren Nummer nanntest. Hatte auch gedacht, dass es vielleicht die von Ray war", erwiderte ich. Shit, das war jetzt peinlich und ich hoffte mal, er würde es schnell daheim wieder gerade biegen können. Sicherheitshalber schaltete ich mein Handy aus, um nicht die Rück-SMS zu erhalten. "Hm, irgendwas von wegen, dass ihr Sohn Jair mich geschwängert hatte und ich mich schon darauf freute mit ihnen babysachen für ihr zukünftiges Enkelkind einkaufen zu gehen. Außerdem hatte ich nicht mit meinem richtigen Namen unterschrieben, da ich wirklich gedacht hatte, es würde zu Ray oder so gehen. Sorry." Hoffentlich würden die nicht sofort irgendwo ein Gitterbettchen und Strampelanzüge kaufen fahren.

"Okay", antwortete ich, auch wenn es wohl nicht als Frage gedacht war. Ich warf noch einen Stein ins Wasser, dann stand ich auf und ging mit Jair zur Nordseite des Parks.

"Also gut...ich hoffe mal meine Mum hat die Nachricht gesehen und nicht mein Pa.." ich überlegte fieberhaft, wie ich das wieder grade biegen konnte und wie immer wenn ich tief im Nachdenken war kaute ich auf meiner Lippe, immer diese schlechten Angewohnheiten.
Nervös wechselte ich den Communicater von der rechten in die linke und immer dieser hin und her. Würden sie gleich anrufen? Würden sie mir glauben wenn ich ihnen sagen würde, dass es nicht stimmte? Den größen Tamtam würden sie wohl nicht wegen der Schwangerschaft machen, dass konnte man in ihren Augen sicher alles regeln, für sie war wohl schlimmer, dass sie den Namen mit dem nina unterschrieben hatte nicht kannten.
Wie lange würde es wohl noch dauern bis sie sich meldeten? Oder sollte ich sie anrufen, alles shcnell klarstellen, dass es ein Scherz war? Gleich dementieren war wohl die bessere Alternative.
Ich atmete einmal tief durch und lächelte Nina an, um ihr zu zeigen, dass es garnicht so schlimm war, wie es aussah. Dann wählte ich die Nummer meiner Eltern.
Meine Mum ging dran. "Jair? Bist du das?" "Ja Mum" "Stimmt das? Wer ist diese Ani und was hast du mit ihr zu tun? Sie will es dir anhängen oder? Du hast doch nicht..." "Mum beruhig dich, ich kenne weder eine Ani noch ist da irgendwas im Busch." "Aber die NAchricht? Woher hat sie unsere Nummer? Jair?" In ihrer Stimme schwang fassungslosigkeit, entsetzen und einbisschen Wut mit, ich hoffte nur, dass sie meinem Vater noch nichts gesagt hatte. "Wir haben immer versucht dich zu einem jungen, anständigen, verantwortungsbewussten Mann heranzu ziehen. Aber wohl haben unsere Erziehnungsmaßnahmen in letzter Zeit nachgelassen, das war wohl ein Fehler!" "Mum ich bin 19" "19 ist viel zu früh! da .. da.." "Mum da ist wirklich nichts dran...Leroy fand es total witzig, sich aus meinem Adressbuch eure Nummer rauszusuchen und die SMS zu schicken. Ich kann dich gerne von der Nummer aus anrufen wenn du mir nicht glaubst. Wie gesagt ich kenne weder eine Ani noch hab ich eine freundin." "Was fällt deinem Freund ein mir so einen Schreck einzujagen..ich werde mit deinem Vater.." "Mum, erzähls Pa einfach nicht oke? Es war ein doofer Scherz und ich habs ihm schon gesagt, was ich davon halte und es kommt auch nicht wieder vor..oke?" "Also gut, aber wehe ich höre irgendetwas anderes, dann weiß dein Vater sofort bescheid, und sag deinem Freund einen schönen Gruß von mir, das nächste mal kommt er nicht so einfach davon." "Alles klar Mum mach ich, tut mir echt leid. Aber ich muss jetzt Schlussmachen, wir treffen uns gleich mit Ray" "Das finde ich schön, dass du etwas mit deinem Cousin unternimmst, wer ist denn wir?" "Nin..Nituna und ich." "Aber pass auf versprich mir ja?" "Jaaaa.. Mum" "Bis später mein Großer", damit hatte sie aufgelegt und ich hatte alles relativ unbeschadet überstanden, ich konnte nur damit rechnen, wenn Nina mal wieder zu Besuch war, dass meine Mum ohren wie ein Lux haben würde.

Während meines Telefonats waren wir durch den Park geschlendert und setzten uns am Nordeingang auf eine Bank um auf Ray zu warten.

Von dem Telefonat bekam ich nur Jairs Worte und die Aufregung in der Stimme seiner Mutter mit. Er versuchte die Schuld auf irgendeinen Freund ab zu wälzen, den ich nicht kannte, seine Mutter aber scheinbar schon. Denn schließlich beruhigte sie sich wieder. Jetzt war ich echt froh, das ich nicht mit meinem echten namen unterschrieben hatte. Vermutlich hätte mich dann seine Mutter sofort mit zum Frauenarzt oder so gezogen um sicher zu sein.
"Sorry noch mal", murmelte ich, als er schließlich auflegte. "Auch wenn es wohl bei deiner finanzellen Lage nicht so schlimm wäre schon mit 19 ein Kind zu bekommen." mit dem Alter war man schließlich schon erwachsen und konnte machen, was man wollte.
Besonders lange mussten wir nicht auf Jairs Cousin warten, denn kaum dass wir uns gesetzt hatten, betrat er schon den Park.

"Schon oke, ist ja alles geklärt",dabei lächelte ich sie aufmunternd an.
Dachte Nina bei uns geht es nur um Geld, bzw meinen Eltern?
"Meinen Eltern geht es in dem Fall nicht um Geld, das ist ihnen dabei nicht so wichtig, sie würden auch wenn es jetzt wäre es wohl von hinten bis vorne betüteln aber es geht mehr um das Image aber auch, dass sie finden, dass ich einfach noch zu jung bin auch wenn ich jetzt theoretisch schon erwachsen vorm gesetz bin." Gut so viel Verantwortung wollte ich wirklich noch nicht haben und ohne selbst verdientes Geld. Ich käme mir seltsam vor, wenn meine eltern dass alles zahlen würden.
Gerade, als das gespräch drohte in eine unschöne richtung zu kippen tauchte ray auf und begrüßte uns mit einem freudestahlenden "Hey, na wie gehts?"

Klar ging es ihnen ums Image und darum, dass Jair noch nicht bereit dafür wäre. Ich hatte nur gemeint, dass wenigsten nicht die ganzen Kosten für ein Kind und die Babysitter dazu kamen. Mir fiel jedoch nichts ein, was ich darauf antworten sollte und da in dem Moment sowieso schon Ray kam, tat ich das Thema mit einem Schulterzucken ab.
"Hey", grüßte ich kurz zurück. "Wie geht's deinen Schützlingen, Ray?", erkundigte ich mich.

Damit war das thema hoffentlich einbisschen hinten angestellt.

Ray stand lässig vor der Bank "Naja nur noch ein Schützling, aber da kann ich nichts dafür, wenn er auch so doof ist und sich gleich am füllhorn abmurksen lässt. Nicht wundern, wenn ich nachher kurz mal beschäftigt sein sollte, wir versuchen gerade noch ein paar Sponsoren für unser Tribut an Land zu ziehen, damit sies noch weiterschaft, aber gewinnen wird sie nach meinen Einschätzungen nicht, vorallem hat dieser Mutant sie relativ heftig erwischt jetzt muss ich Medikamente beschaffen." Die auskunft war wohl ausführlicher als Nina oder ich sie haben wollen, aber was solls, wenigstens mussten wir so nicht so viel sagen.
"wollen wir dann gehen?",fragte er uns fast einbisschen aufgeregt, als wäre er 6 und würde heute eingeschult werden.

"Oh." Vermutlich war diese kalte Art, die einzige Möglichkeit damit klar zu kommen, dass jedes Jahr die Kinder, für die man verantwortlich ist, sterben, aber es klang trotzdem gemein. Ich hatte die Mutanten zufällig gestern im Fernsehn gesehen, so einem Vieh wollte ich ungern begegnen und noch viel weniger zerfleischt werden. "Viel Glück", murmelte ich, vielleicht hätten wir mit unserer Bitte noch warten sollen, schließlich brauchte die Überlebende aus seinem Distrikt noch seine Hilfe.
"Klar", meinte ich und setzte mich in Bewegung mit einem Seitenblick auf Jair. Ob die Erwähnung der Mutanten ihn wieder an seine Verschiedene erinnerte?

"Danke, mal sehn, mehr als ihr Medikamente können wir ihr im moment auch nicht schicken, zu essen hat sie noch aber ihre Wunde muss versorgt werden.", Ray klang einbisschen besorgt, das kannte ich von ihm garnicht, ich dachte immer er würde es auf die leichte Schultern nehmen, seine vorteile daraus geniesen und das war es. Aber da hatte ich ihn wohl falsch eingeschätzt.
"Mal kucken was ich euch zeigen kann, ob wir zu den Mutanten reinkommen kann ich auch nicht versprechen, aber vielleicht wollt ihr ja auch garnicht."
Was hatten sie mit meinem cousin gemacht? und wo war der echte Ray?? Normal hätte er den letzten Teil weggelassen und irgendetwas gesagt um cool darzustehen.
Es erinnerte mich einbisschen an früher.
Da Ray das wort mutanten hatte fallen lassen sahen mich die beiden aus dem Augenwinkel an und ich versuchte kaum Regung zu zeigen und zuckte nur mit den Schultern.

"Wir werden sehen", murmelte ich.

--> Verwaltungsgebäude/Unterkünfte der Mentoren/Kantine

---> Spiele / Verwaltungszentrum / Unterkünfte der Mentoren / Distrikt 5: Finley Weston

Zwar war ich im Kapitol, aber immerhin unter freiem Himmel. Die Sonne schien warm und ich hatte mich beruhigt, auch wenn man es mir ansah, dass ich mit meinen Kräften am Ende war. Das musste sich ändern. Und zwar schnell.

Ich fühlte mich - trotz des Kapitols im Nacken - sehr wohl in dem Park. Er erinnerte mich an die Parks aus den Geschichtsbüchern, die früher existiert haben sollen. In meinen Gedanken sah ich Bilder von Männern in komischen Klamotten und Frauen in weiten Kleidern. Ich dachte, ich hätte diese Bilder bereits irgendwo gesehen. In den Büchern? Ich wusste es nicht.

Ich lief die gewundenen Wege entlang, immer tiefer den Park. Es fiel mir schwer, nicht mit meinem Workout loszulegen um meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Ich trainierte zweimal täglich. Ich wollte körperlich und geistig so fit sein wie nur möglich. Körperlich war ich das: geschärfte Sinne, stählerne Muskeln, unglaubliche Kraft. Geistig sah das anders aus. Ich war mental stark, doch ich hatte - wie zuvor - ab und an Zusammenbrüche. Doch ich tat alles mir mögliche, um das zu verhindern.

Ich verließ den Weg und setzte mich an einen Baum, etwa zehn Meter vom Weg entfernt. Ich lehnte meinen Kopf gegen den Baumstamm und schloss die Augen. Ich sog die Kraft Sonne, die mein Gesicht wärmte, in mich auf und ließ mich wärmen ...

--> von café Koma

"Mama, Mama", kaum hatte ich mit Ingi den Park betreten, lief mir auch schon meine kleine Tochter mit ausgestreckten Armen entgegen.
Ich lachte, auch wenn dabei kein Laut meinen Mund verließ, und fing sie auf, bevor ich mich mit ihr einmal im Kreis drehte. Kimi quitschte vor Freude und schlang mir dann ihre Arme um den Hals.
"Pesh." Meine eigene Mutter lächelte mich freundlich an. Ohne meine Tochter ab zu setzen, umarmte ich auch sie.
"Kann ich euch für zwei Stunden alleine lassen? Ich muss zum Arzt", fragte sie.
Sofort nickte ich, bevor ich sie besorgt ansah.
"Keine Sorge, ist nur eine Kontrolluntersuchung", meinte die Frau lächelnd, bevor sie sich verabschiedete.
"Mama komm ich will dir was zeigen", meinte Kimi und strampelte, bis ich sie wieder auf den Boden setzte, dann nahm sie meine Hand und zog mich den Weg entlang. Ich vermutete ihr Ziel war der Spielplatz in der Mitte des Parks, doch ob es das war, erfuhr ich nciht, denn plötzlich blieb sie stehen. Drängend zupfte sie an meinem Ärmel, bis ich mich zu ihr hinunter beugte.
"Ist das ein nicht einer der Mentoren", flüsterte sie mir ins Ohr und ich blickte verwundert in die Richtung, in die sie zeigte. Dort saß ein Mann neben einem Baum und schien die Sonne zu genießen. Obwohl ich die Hungerspiele hasste, kannte ich ihn von den Ausstrahlungen. Ja, er war einer der Sieger nur wusste ich nicht mehr welches Jahr und welcher Distrikt. Bevor ich aber etwas antworten konnte, riss sich meine Kleine schon los und lief auf den Mann zu.
Kimi, wollte ich ihr warndend hinterher rufen, aber es kam natürlich kein Laut über meine Lippen, also musste ich ihr wohl nach eilen.
"Hallo. Bist du nicht ein Mentor?" Ohne zu fragen hatte sich meine kleine Tochter vor dem Mann ins Gras gesetzt und sah ihn jetzt begeistert an.

Erschrocken fuhr ich auf, als ich die Stimme eines kleinen Mädchens hörte. Meine Augen brauchten einen Augenblick, ehe sie sich an das helle Sonnenlicht gewöhnt hatten und ihre Umgebung wahrnahmen. Vor mir saß ein kleines Mädchen im Gras und sah mich mit großen Augen an. Sie lächelte und wirkte, als hätte sie ein glückliches Leben. Ich sah sie einen Moment an, ehe ich an die Laute dachte, die mich hatten hochfahren lassen. Die Kleine hatte mir eine Frage gestellt.

"Ich bin Fin", stellte ich mich dem Mädchen vor. "Und wie heißt du?"

Ich hob meinen Blick und mir fiel eine Frau auf, die mit erschrockenen Augen in unsere Richtung starrte, vermutlich die Mutter des Kindes. Sie kam mir bekannt vor, ich konnte sie jedoch nicht zuordnen.
"Hallo.", rief ich ihr zu, ehe mich wieder dem Mädchen zuwandte.
Ich wusste nicht wieso, aber das Mädchen nahm all die negativen Gedanken von mir. Ich musste unwillkürlich lächeln. Das kam selten vor. Ein ehrliches Lächeln, das meine Augen berührte. Doch es währte nur einen Augenblick, ehe es verschwand. Nur noch meine Mundwinkel deuteten ein Lächeln an.
"Toll, wie die Sonne heute scheint, oder?", fragte ich die Kleine weiter.

"Das ist ein schöner Name. Ich bin Kimi", meinte die Kleine und lächelte den Mann noch breiter an.
Als mich der Mann grüßte, nickte ich ihm bloß mit einem entschuldigenden Lächeln zu. Bevor ich meiner Tochter eine Hand auf die Schulter legte.
Was soll das denn? Wie oft haben wir dir gesagt, du sollst nicht einfach mit Fremden reden, fragte ich sie in Gebärdensprache, bevor ich mich zu dem Mann um drehte und Tut mir leid gestekulierte.
"Aber er ist doch nett", erwiderte Kimi und lächelte den Mann zu. "Oder stör ich dich?"

"Freut mich dich kennen zu lernen, Kimi", antwortete ich dem Mädchen.

Die Frau - inzwischen war ich mir sicher, dass es die Mutter sein musste - kam auf uns zu. Sie fasste ihre Tochter an der Schulter und als sie sich mit der Kleinen in Gebärdensprache unterhielt, wusste ich, woher ich die Frau kannte. Ich kannte sie von den Spielmachern. Sie war ein Avox.

Ich erinnterte mich an die Zeit im Weisenhaus. Wir hatten ein taubstummes Kind unter uns, drei Jahre älter als ich. Inzwischen war er aufgrund einer Krankheit tot, doch ich hatte einst die Gebärdensprache beherrscht. Doch das war lange her.

Macht nichts, versuchte ich ihr zu sagen. Ich hoffte, ich hatte die richtigen Gesten benutzt. Dass das totaler Quatsch war, da sie mich ja hören konnte, kam mir erst ein paar Augenblicke später. Verlegen sah ich wieder auf das Mädchen.

"Nein, du störst mich nicht. Doch wenn deine Mutter dir sagt, du sollst nicht einfach zu Fremden gehen", ich hoffte inständig, ich hatte die Frau richtig verstanden, "dann solltest du auf sie hören. Sie macht sich Sorgen um dich und sagt das nicht zum Spaß, weißt du?"

Ich war froh, dass sie Kleine nicht weiter auf meine Stellung als Mentor einging. Ich war weder stolz darauf, einst bei den Spielen teilgenommen zu haben, noch darauf, diese auch überlebt - oder gewonnen, wie man sagt - zu haben. Erst recht nicht darauf, jetzt andere Kinder auf deren Weg durch die Arena begleiten zu dürfen. Als wäre das etwas Positives, ein Privileg.
Doch natürlich zeigte ich diese Gedanken nicht. Nie.

Ich sah wie gebannt auf das kleine Mädchen. Es strahlte übers ganze Gesicht.

Sie können gebärdensprache?, fragte ich überrascht, als der Mann mir so antwortete und auch auf meine kurze Diskussion mit Kimi einging.
"Ach was, Mami und Omi machen sich viel zu viele Sorgen, dabei bin ich schon so alt -" Sie hielt vier Fingern hoch, auch wenn sie erst in ein paar Tagen Geburtstag hatte. Ich musste ebenfalls lächeln, obwohl mir das doch peinlich war. Wenn wir Sie stören, müssen sie nur etwas sagen, meinte ich und Kimi war so nett und übersetzte es gleich, fügte dann aber selbst noch hinzu: "Aber wir stören dich doch nicht, oder?" Dabei verzog sie eine traurige Mine.
Bevor sich jedoch wieder strählte. Kimi konnte einfach nie lange traurig oder böse sein. "Du bist wegen der Hungerspiele hier, oder? Mami mag die Spiele ja nicht und ich mag sie auch nicht, weil Mami deshalb nicht mehr reden kann."
Kimi! Ich versuchte erneut instinktiv sie mit einem mahnenden Wort zu unterbrechen, klappte aber noch immer nicht. Dennoch sah die Kleine zu mir hoch und schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. "Aber das darf ich eigentlich keinem verraten", nuschelte sie unter ihren Händen hervor.
Wir hätten damals einfach lügen sollen, als sie fragte, warum ich nicht sprechen konnte. Die Information war einfach noch zu viel für ein kleines Kind wie sie.
Verlegen lächelte ich den Mann an.