kahle Eiswüste (Winterebene)

Kalter Wind zischt durch die vereinzelten Bäume und Felsen. Überall ist es weiß. Der Schnee ist an manchen Stellen fast Knietief und dadrunter lauert eine dünne Eisschicht, die bei zu viel Gewicht alles mit sich reist, was in greifbarer Nähe ist.

Brix:

--> vom Füllhorn

Ich seufzte erleichtert auf, als wir endlich die Eislandschaft erreichten, da mir das Geräusch der Schlittenkufen auf dem Erdigen und vor allem steinigen Boden tierisch auf die nerven gegangen war.
Die Eisdecke barg jedoch ganz andere Gefähren, wie wir schnell mit bekamen. Immer wieder äcxhzte der Boden unter der schweren Last des Schlittens und langsam wuchs in mir die Furcht, dass die Eisdecke jeden Moment brechen konnte.
"Anny, du bist die leichteste und gehst vor. Such am besten eine Stelle wo der Boden stabiler wirkt. Dannach geht ihr beiden mit dem Schlitten und ich verwische unsere Spuren halbwegs", verteilte ich kurz die Aufgaben.
Mittlerweile war es Abend geworden und über uns erschienen die Bilder von den getöteten Tributen. Ich warf nur ab und zu Blicke auf sie, da ich sowieso wusste, wer in der NAacht gestorben war. Die meisten hatte ich persönlich getötet und beim Rest war ich wenigstens anwesend. Ganz kurz durchzuckte mich eine Spur von Schuld für die Leben, die ich damit ausgelöscht hatte. Aber so waren nun mal die Gesetze der Natur töten oder getötet werden. Ich wollte überleben und wenn es nur mit morden ging, tötete ich eben.

--> Füllhorn

Ich grinste, als Brix weiterer Aufgaben verteilte. Er schien sich also auf dem Eis nicht so sicher.
Ich wusste - zwar nicht woher -, dass sich unter der Eisschicht Wasser von bestimmt einigen Minusgraden befand, was zweifellos tödlich wäre, würde man darin länger als ein paar Minuten 'schwimmen'.
Leichtfüßig sprang ich von dem Schlitten und marschierte beinahe lautlos nach vorne zu Brix und seiner Mittributin. "Meinst du nicht, genau deshalb sollte der Schwerste vorraus gehen? Mich hält das Eis locker aus, jedoch nicht euch. Jedenfalls nicht euch zwei. Aber ich hab nichts dagegen, ich brech später nicht ein und erfrier mir meinen A.. Hintern", sagte ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu Dejan und dem Karriero aus 1.
Die Schafsfell Weste schnürte ich mir vor der Brust etwas enger zu, ehe ich meinen Verbündeten den Rücken zukehrte und langsam weiter über den Schnee lief.
"Was ist? Doch nicht mehr so sicher?", fragte ich und grinste etwas hinterhältig. Ich wusste, dass das fies war, wenn man die Gesichter und meine Kommentare im Fernsehen zeigte. Es würde so ausehen, als ob die großen Karrieros von mir beinahe schon abhängig waren.
Schließlich lief ich einfach weiter, ohne auf eine Antwort zu warten, bis ich in eine Ebene kam, an der der Schnee beinahe Knietief war. Ich vermutete, dass darunter kein Eis war, jedenfalls hörte ich es nicht, was auch daran liegen konnte, dass ich leichter war als die anderen.
In der Nähe entdeckte ich eine Baumgruppe, wo der Boden einigermaßen fest sein musste.
Geschickt bahnte ich mir einen Weg durch den Schnee, bis ich unter einem der Bäume stand und die anderen zu mir winkte.
Gerade als Angi und Dejan mit dem Schlitten in meine Richtung gingen, meinte ich etwas schillerndes am Boden zu sehen.
Kurz weitete ich meine Augen, ehe ich schrie: "Stopp! Da ist eine ziemlich dünne Eisfläche links neben euch, passt auf."
Etwas stolz war ich schon auf mich, dass ich die Gefahr erkannt hatte, sonst würden warscheinlich zwei weitere Karrieros samt Schlitten im Eiswasser treiben.
Fast wie zur Bestätigung formte ich mit bloßen Händen einen Schneeball und warf ihn auf die Stelle, wo seltsames blau durchschimmerte. Feine Risse bildeten sich, doch das Eis brach nicht ein, jedenfalls noch nicht.
Ich rieb mir kurz meine Hände, ehe ich mich an einen Baum lehnte und auf die anderen wartete, nicht ohne jeden einzelnen Schritt von ihnen zu beobachten. Mein Schwert steckte wie immer griffbereit in meinem Gürtel, genauso wie einige der Dolche.
Feine Rauchwölkchen stiegen aus meinen Mund auf, als ich begann wieder gleichmäßig zu atmen.

Ich verdrehte die Augen bei ihrem Kommentar. "Ja aber als leichteste brichst du nicht ein, merkst aber trotzdem wo das Eis dünn ist, dadurch bricht keiner ein", stellte ich fest. Ich wollte schließlich nicht so schnell noch einen Verbündeten verlieren. Sie schien mich nicht zu hören und hielt sich wohl für unbesiegbar. Um so besser, dadurch würde sie früher oder später unvorsichtig.
Während sich die anderen vor mir übergenau auf die Eisfläche konzentrierten - Dejan mit leicht bleichem Gesicht - zog ich einen Dolch heraus und lauschte auf unsere Umgebung und mögliche Feinde. Ich wollte nicht wieder von einem Tribut überrascht werden und noch weniger von irgendeinem weiteren Mutanten.
"Blöde Besserwisserin", knurrte Angi wütend, als Anny sie vor der Eisfläche warnte und das mit einem Tamtam, als wäre sie die Heldin des Tages. Die beiden wendeten den Schlitten leicht um dem sicheren Pfad zu folgen und wir erreichten schließlich einen größeren Platz, der ziemlich stabill wirkte.
Vorsichtig schob ich den Schnee beiseite und darunter kam erdiger Boden zum Vorschein. Besser konnte es gar nicht sein.
"Baut ihr mal das Lager auf, ich hole Feuerholz, bevor wir hier erfrieren", schlug ich vor und entfernte mich vom Lager. Der erste Tag war gerade vorbei und mich gingen meine Verbündeten jetzt schon an. Vorsichtig, aber mit sicheren Schritten ging ich auf die Bäume zu und schnitt mir ihre trockenen Äste ab.

Ich verkniff es mir gerade noch Brix etwas hinterher zu rufen und kniff stattdessen die Augen zusammen. Ich musste mich eindeutig zusammenreißen, wenn ich etwas länger überleben wollte. Trotzdem konnte ich nichts riskieren, es wurde schon dunkel.
Wortlos stapfte ich durch den Schnee zu dem Schlitten und zog drei Zelte hervor.
Kurz stockte ich und hoffte, dass ich mit keinem ein Zelt teilen musste.
Immer noch sagte ich nichts, stattdessen nahm ich eines der nicht kleinen und gut verdichteten Zelte und legte es neben einen Baum.
Es war nicht gerade einfach, aber irgendwie und nach einiger Zeit schaffte ich es dann doch, das Zelt mit einigen Heringen und Schnüren aufzubauen.
Zufrieden musterte ich kurz mein Werk, ehe ich mir ein größeres Fell schnappte und den Boden damit auslegte. So würde man nachts nicht frieren und es beinahe schon warm haben.
Jetzt würde warscheinlich der schwierigere Teil kommen.
Dejan und ich wussten, zwar nicht nur aus unserem Distrikt, dass das Feuer machen auf einem solchen festen und gefrorenen Untergrund schwer war.
Eine Plane zum unterlegen hatten wir auch nicht mehr, also musste etwas anderes her.
Angi war gerade damit beschäftig, die Vorräte zu sortieren, währen De und ich eine runde Form in den Schnee traten.
Danach nahm ich einen kleinen Dolch zur Hand und schnitt einge Stücke aus einer Baumrinde. Das müsste ja irgendwie als Unterlage dienen können.
"Und, wie heißt das Feuer, dass wir jetzt machen?" Dejans Stimme riss mich ein wenig aus meinen Gedanken und ich antwortete reflexartig wie im Trainingsarea in Distrikt 2:
"Altarfeuer."
"Richtig", Dejan lachte, sah aber trotzdem unglücklich aus. Ich sah ihn fragend an, bis er mir kurz zuraunte: "Bitte, reiß dich zusammen, wir brauchen die beiden noch."
Etwas verdattert darüber, dass De soetwas sagte starrte ich ihm einfach nur hinterher, als er zurück zum Lagerplatz lief, mit meinen Stücken Rinde. "Was heißt hier wir?", flüsterte ich sehr leise, ehe ich ihm nachlief und zuschaute, wie er den Boden mit Rinde auslegte.

Ich brauchte nicht lang um mit der Axt ausreichend Holz für die Nacht zu schlagen. Einen Moment verharrte ich noch bewegungslos in der mittlerweile herrschenden Dunkelheit, dann trat ich den Rückweg an. Angi, die mit einer Taschenlampe bei den Zelten stand, leuchtete mir den Weg.
Ich warf ihr im Vorbeigehen einen freundlichen Blick zu, dann ging ich mit dem Stoß Holz in den Händen zu den beiden aus 2, die anscheinend einer Feuerplatz errichtet hatten. Ohne dem scheinbar turtelden Pärchen einen Blick zu würdigen, ließ ich mich in den Schnee sinken, errichtete mit einem Drittel des Holzes einen Scheiterhaufen auf der Rinde und entfachte es mit einem der Streichhölzer vom Füllhorn.
"Ich halte die erste NAchtwache, schlaft etwas in zwei Stunden weck ich meine Ablöse", kommandierte ich und ließ mich auf ein Schafffell neben dem Feuer nieder. Trotz des Pulovers und dem Feuer war es eisig, aber ich hatte nicht vor es irgendwem zu zeigen. Stattdessen hielt ich mich mit dem Gedanken an die morgige Jagt warm.
"Ajo und Anny, du kannst dir aussuchen ob du mit Angi oder mit Dejan in einem Zelt schläfst", meinte ich noch, da es nur drei Zelte zu geben schien. Als die Jüngste konnte sie sich ja ein Zelt mit wem teilen und da war nur die Frage ob sie einem anderen Mädchen oder ihrem Distriktpartner mehr vertraute. Gespannt wartete ich auf ihre Entscheidung, denn sie würde einiges über sie aussagen: Sollte sie Angi wählen, bedeutete das auch bröckelndes Vertrauen mit ihrem Distriktpartner, würde sie Dejan wählen zeigte es, dass sie ihm sehr vertraute, besonders da sie ja eine Frau war....

Wenig später stand mir die Wahl zwischen Dejan und Angi, wobei ich von beiden keineswegs erfreut war.
Kurz schenkte ich dem anscheinend schadenfrohen Brix ein eiskaltes Lächeln ehe ich zu dem Schlitten stapfte, mir eine Weitere Felljacke überwarf und eine mit mir zum nächsten Baum schliff.
Ich kochte nahezu voller Wut, doch ich wollte mir noch nichst anmerken lassen, weshalb ich, wenn auch etwas gehindert meiner Kleidung wegen, den Baum hinaufkletterte und zwar soweit, dass mich keiner mehr erreichen konnte. War ja klar, dass ich früher oder später als Jüngste den Kürzeren ziehen musste. Trotzdem wollte ich es eine Zeit nicht einsehen.
Langsam fand ich mich aber damit ab, dass ich womöglich im Nachteil war und auch warscheinlich auf alle anderen achten musste. Doch erfrieren wollte ich trotzdem nicht. Schließlich war ich dann auch soweit, dass ich einsah nicht länger auf einem Baum versuchen konnte zu schlafen.
Ich war kurz davor einen Wutschrei auszustoßen, ließ das aber sein. Stattdessen ließ ich die Felldecke auf den Boden fallen und sprang lautlos hinterher. Weich federte ich ab, damit ich mir nich den Fuß verknackste.
Beim Gehen warf ich Brix ohne Kommentar die Felldecke zu, er würde sie zusätzlich noch brauchen, sonst würde er erfrieren.
Dann schlüpfte ich, nicht ohne Schwert und Dolche in Angi's Zelt.
Ich könnte alle hier verfluchen, aber es würde ja doch nichts bringen.
Ob ich schlafen konnte war eine andere Sache. Ich bezweifelte es, doch Angi konnte mich nicht umbringen, ohne dass sie Schaden davon trug.
Ich bemerkte ihren eiskalten Blick und starrte genauso wütend zurück, bis sie mich angrinste.
Schließlich richtete sie sich auf, als ich mich neben sie legte. Gleich, dachte ich, gleich würde sie mich aufspießen. Stattdessen sagte sie sogar, wenn auch etwas ironisch gemeint, ich solle endlich schlafen.
Ohne ein Wort drehte ich mich auf die Seite und schlief tatsächlich ein, auch wenn es nur eine Art Halbschlaf war.

Die Sturheit von Anny amysierte mich. Angi und ich warfen uns einen Blick zu und ich war schon versucht mit ihr zu wetten, wie lang die Kleine es am Baum aushalten würde, aber dann ging Angi und auch der Junge aus 2 in zwei der Zelte. Der Junge nicht ohne seiner Tributpartnerin in der Finsternis noch einen Blick zu zuwerfen.
Gerade als ich begann meine Sinne auf die Umgebung abzustimmen, hörte ich ein leises Geräusch aus der Richtung, wo Anny verschwunden waren. GErade als ich mir schon Sorgen machte, tauchte das Mädchen etwas eingeschnappt auf, warf mir eine Decke zu - was mich alles andere als störte, da mir noch immer kalt war und es wohl noch kälter werden wrüde - und verschwand dann in einem der beiden schon besetzten Zelt. Mich wunderte es ein bisschen, dass keiner von ihnen Einspruch eingelegt hatte um das ditte Zelt für sich zu beanspruchen, das während meiner Wache leer stand.
Eine halbe Stunde verstrich ohne dass etwas passierte. Das Feuer hielt wilde Tiere, die ich sehr wohl hörte, fern und auch keiner der Tribute war so blöd uns hier anzugreifen. Frierend zog ich die Decke enger um mich, kurz fragte ich mich, wie fiel Grad Kelvin wir überhaupt noch hatten.
"Hi, kann ich mich zu dir setzen?", erklang plötzlich Angis Stimme hinter mir. "Man Anny schnarcht", beschwerte sie sich.
Ich nickte ihr zu und sie setzte sich neben mich. Kurz überlegte ich, dann überließ ich ihr eine der Felldecken.

Ich wusste nicht wie lange ich schon geschlafen hatte, jedenfalls riss mich die Kälte schlagartig aus meinem Halbschlaf.
Ich merkte, wie mich ein kleines Zittern durchfuhr, riss mich aber zusammen und lauschte den Geräuschen der Winterebene. Ich wusste auch so, ohne dass ich mich umdrehte, dass Angi nicht mehr im Zelt war. Besser für mich. Ich verkniff mir ein Grinsen, doch dann siegte doch die Neugier. Geräuschlos drehte ich mich, eingehüllt in den Fellen, so, dass ich durch den Zeltspalt Angi und Brix beobachten konnte. Mir war es eigentlich egal ob sie mich sehen würden oder nicht. Meine Augen ruhten ungestört weiter auf den Beiden und ich wagte nicht daran zu denken, was sie einander sagten.
Wieder musste ich mich zusammenreißen, um nicht ungeduldig zu werden und gleich das zu tun, was ich eigentlich tun wollte. Ich musste noch warten, sonst würde ich ein echtes Problem bekommen.
Während die Minunten verstrichen erfasste ich einen neuen Entschluss, den ich hoffentlich einhalten konnnte.

"Jetzt sind wir endlich hier Freak", stellte Angi mit einem Lächeln fest.
Ich nickte nachdenklich. Irgendwie tat Angi mir Leid, sie war einfach im falschen Jahr in die Arena gekommen, sonst hätte sie vermutlich eine Chance zu überleben. "Unsere ersten Tote, wir sind bis jetzt die besten", antwortete ich, dann fügte ich mit einem Zwinkern hinzu: "Warum eigentlich Freak, Angelina?"
Sie knurrte kurz, da sie es hasste mit ihrem vollen Namen angesprochen zu werden. Dann zuckte sie die Schultern: "Weiß nicht mehr."
Ohne irgendeine weitere Frage, lehnte sie ihren Kopf gegen meine Schulter und schloss die Augen. Vorsichtig legte ich ihr die Decke um die Schultern. Es war schwer sich an die Grundsätze des Trainings zu halten, wie die Trainer es gesagt hatten, man empfand automatisch mehr für die Leute, die mit einem das Schicksal teilten.

Unwillkürlich huschte ein Grinsen über mein Gesicht. Ich hatte genug gesehen um zu wissen, dass Brix einfach nur bei den Interviews gelogen hatte um an Sponsoren zu kommen, was jetzt warscheinlich nichts mehr werden würde. Dam tam daam..
Leise kroch ich von der Zeltöffnung weg, diesmal nicht so leise wie am Anfang, es hörte sie sowieso jeder da draußen. Warum sollte ich es dann nicht mitbekommen?
Eine Zeit lang starrte ich gegen die kahle Zeltwand und im nächsten Moment schwang schon wieder das Misstrauen in mir. Es könnte alles ein Trick sein..
Ich würde also warten müssen. Noch mehr warten.
Wütend biss ich mir auf die Zunge, bis ich das Blut schmeckte. Einschlafen konnte ich fast sowieso nicht mehr.

Ich lachte, als ich ein Geräusch von den Zelten hinter uns hörte: "Wer von beiden hat uns wohl belauscht?"
Angi brauchte nicht lang zu überlegen und sie öfnete nicht mal die Augen um zu antworten: "Das kleine, schnarchende Biest."
Auf die hätte ich auch getippt. Kurz schwieg ich und lauschte ob ich vielleicht hören konnte, ob sie noch immer lauschte, dann senkte ich die Stimme und fragte flüsternd an ihr Ohr, so dass nicht einmal die Zuschauer es hören könnten: "Vertraust du ihr?"
"Kein Bisschen, wenn es nach mir ginge wäre sie tot und nicht der aus Distrkit 4", wisperte Angi mit dem Kopf an meiner Schulter zurück, dann meinte sie etwas lauter: "Man was würd ich jetzt für eine Tüte Popcorn geben."
Vermutlich war dieser Ausruf zu mindetsens 50 % Show, aber ich kannte ihre Vorliebe vom Training. Dennoch störte es mich, die Sponsoren für so was mikriges Auszunutzen, wo wir sie später vielleicht noch eher brauchen könnten, sobald die Vorräte knapp würden. Angis Mentorin schien sich solche Gedanken nicht zu machen und Geld hatte sie wohl genug zur Verfügung, denn keine Minute später landete geräuschlos ein silberner Fallschirm neben uns. In ihm befand sich ein Topf mit ungepopten Körnern.
"Sollen wir es den anderen auch sagen?", fragte Angi, während sie den Topf schon übers Feuer hielt. Vermutlich wollte sie die Leckerein nicht mal mit mir teilen.
Nachdenklich nickte ich: "Wir sind ein Team und sollten uns auch so verhalten." Damit stand ich auf und ging zu den Zelten um die beiden zu wecken.

Kurz huschte wieder ein Grinsen als Brix anfing zu lachen. Also hatte es wenigstens er bemerkt.
Als die beiden die Stimme senkten wurde ich wieder etwas misstrauisch, redete mir aber in, dass ich das nicht sein durfte. Als die aus 1 schließlich das Popcorn erwähnte, wunderte es mich dann aber doch fast nicht, als einige Zeit später die Körner über dem Feuer platzen hören waren.
Ich kniff kurz die Augen zusammen und verfluchte ihre Sponsoren. Die schienen ja an nichts zu sparen. Langsam fragte ich mich aber auch, wie es bei mir mit den Spendern aussah.
Jedoch konnte ich nicht weit denken, ich vernahm Schritte und war schon wieder drauf und dran, einfach wegzurennen. Ich wägte meine Möglichkeiten kurz ab. Ich könnte mit einem Dolch ein Loch in die Hinterwand des Zeltes schneiden und verschwinden.. Würde ganz sicher schief gehen und ich wäre keine Minuten später warscheinlich tot.. Dann könnte ich auch einfach aus dem Zelt spazieren und sagen, ich würde jagen gehen. Eigentlich gar keine schlechte Idee, das würde aber womöglich auch Misstrauen wecken. Die letzte Möglichkeit wäre, gar nichts zu tun und einfach nur bereit für alles sein, was mir dann auch am sinnvollsten erschien.
Schließlich krabbelte ich aus den ganzen Felldecken, setzte mich in die Mitte des Zeltes und wartete ab, was passieren würde.
Für einen Moment wollte ich schon mein Schwert neben mich legen, ließ es aber wo es war, gut versteckt und trotzdem griffbereit für mich.

Als ich Annys und Angis Zelt erreichte und mit der Taschenlampe hinein leuchtete, wunderte es mich nicht, dass sie kerzengerade darin saß. Sie machte sich nicht mal die Mühe sich schlafend zu stellen.
"Die Sponsoren haben uns Popcorn geschickt, scheinbar für den ersten gelungenen Tag. Willst du auch welche?", fragte ich kurz angebunden und ließ den Kegel der Taschenlampe über die Zeltwände wandern. Hier drinnen müsste es doch auch Kameras geben und ich fragte mich sowohl, wo die waren, wie auch, was sie aufgezeichnet hatten.
Hinter mir ertönte bereits das charakteristische Poppen von den Maiskörnern und langsam bekam ich auch Guster darauf. "Also?"

Wieder huschte ein Grinsen über mein Gesicht, als der helle Lichtstrahl der Taschenlampe mich etwas blendete. Der süße Duft stieg mir etwas in die Nase und ich schielte kurz an Brix vorbei nach draußen, ehe ich fröhlich sagte: "Klaro."
Ich lächelte und krabbelte an Brix vorbei ins Freie, nicht ohne eine weitere Felldecke mir über zu werfen. Zwar war zog der Morgengrauen schon auf, jedoch war es immer noch eisig kalt.
Dass wir demnächst jagen mussten sagte ich nicht. Es war sowieso jedem klar.
Erst jetzt viel mir auf, dass ich kein Abendessen gestern hatte und mein Bauch sich deshalb so leer anfühlte.
Ich kroch etwas näher zum Feuer und setzte mich dann schließlich auf die Gegenüberliegende Seite von Angi und fing ab und zu einige herumfliegende Teilchen vom Popcorn auf, nur um sie blitzchnell in meinem Mund zu versenken.
Schließlich kam auch Dejan, wenn auch etwas verschlafen aus seinem Zelt. Er sah müde aus, doch ich beachtete ihn nicht weiter und ließ das Feuer mich wärmen. Einzelne Schatten tanzten umher und beleuchteten mein Gesicht.

Anny ging mit einer Felldecke an mir vorbei aus dem Zelt. Ich lächelte kurz, dann stapfte ich weiter durch den Schnee zu Dejans Zelt um auch ihn zu fragen. Nach einigen unverständlichen, verschlafenen Gegrunze stimmte er zu und kam mit zum Lagerfeuer, wo Angie die geploppten Körner vom Feuer nahm und den Topf in den Schnee stellte.
Als ich mich zu ihnen setzte und mich direkt aus dem heißen Topf bediente, graute schon der Morgen. Langsam ließ das Adrenalin des heuigen Tages nach und ich wurde müde. Aber erst müsste noch der Pan für den nächsten Morgen ausgearbeitet werden. "Ich hau mich nachher noch für ein zwei Stunden aufs Ohr. Für morgen brauchen wir ein Team das die anderen Tribute jagt, einen der auf das Lager aufpasst und am besten einen der sich um Nahrung sorgt, irgendwelche Vorlieben?"

"Du meinst für gleich.. oder später?", fragte ich etwas und stopfte mir dabei eine Hand weiterem Popcorns in den Mund.
Dann grinste ich und strahlte die anderen kurz an. Ich glaube, dass es nicht schwer zu erraten war, dass ich jagen gehen wollte, aber noch stand nichts fest. "Ich würd gern jagen gehen..", murmelte ich dann aber schonmal.
Kurz sah ich auf den Boden, ehe ich meinen Pelzmantel fester um mich zog. Es war wirklich verdammt kalt hier. Ich hasste den Winter einfach.

"Tribute oder Futter?", fragte ich, obwohl ich die Antwort ahnte.
Angi grinste und packte den Morgenstern, der neben ihr lag. "Ich geh und jage den Kerl, der unseren 5 Mann erschoss. Wenn mir unterwegs noch wer über den Weg läuft, ist es um so besser."
"Ich begleite dich", meinte ich sofort und sofort schoss mir wieder das Adrenalin durch die Venen. Dejan, der wohl noch immer nicht ganz wach war, sah etwas verdutz aus, dass an ihm der langweiligste Part zublieb. Die Lagerverteidigung.
Ich nahm mir noch eine Hand voll Popcorn und schob sie mir in den Mund. "Also ich geh schlafen", verkündete ich und verschwand in das bis jetzt unberührte Zelt.

Wieder musste ich grinsen und sah die anderen an. Es war gar nicht so schwer, auch mal freundlich zu sein.. jedenfalls so wirken.
Als Brix in seinem Zelt verschwand nickte ich ihm kurz zu und dachte nur 'Sei bloß vorsichtig.'
Nach einiger Zeit am Lagerfeuer stand ich auf und stapfte durch den Schnee zum Schlitten. Dort angekommen nahm ich einen Köcher und Bogen, zusätzlich zu meinen Dolchen und meinem Schwert. Futter zu fangen war ja aus der Distanz besser als aus der Nähe, was selbst die Dümmsten wissen würden. Bevor ich mir den Köcher umschnallte, schnürte ich eine zweite Fellwester über meinem Oberkörper zusammen. Die Schuhe und Hose schienen komischerweiße Kälteabweisend zu sein.
Bereit für die Jagd setzte ich mich wieder zurück zum Lagerfeuer um mich noch ein wenig aufzuwärmen. In ein paar Stunden würde es losgehen.

Als ich aufwachte, war die Sonne gerade aufgegangen. Ausgeruht kletterte ich aus dem engen Zelt und ging an das Lagerfeuer, das hauptsächlich nur noch aus Glut bestand. Angi saß nicht mehr da und so stand ich kurz darauf vor ihrem und Annys Zelt.
"Angi, wir machen uns auf die Suche nach unseren Gegnern", weckte ich sie. Sofort war sie hellwach, mit ihren Fingern fuhr sie sich durch die blonden Haare. Dann nickte sie mir zu und wir bewaffneten uns am Schlitten. Rein nach dem Prinzip, was wir mit hatten, konnte uns nicht gestohlen werden, nahmen wir uns mehr mit als nötig. Jeder einen Speer, da Anny den einzigen Bogen hatte und wir keine Armbrust besaßen. Ich nahm mir noch ein Seil und ein Netz um Fallen stellen zu können, ein Schwert, einen Handschuh an dem Wurfmesser angenäht waren und einen Dolch. Angi nahm sich ihren Morgenstern, ebenfalls MEsser und einen Säbel.
Zum Abschied nickten wir unseren Verbündeten zu, dann brachen wir auf in wärmere Gebiete.

--> Frühlingsebene

Ich sah noch eine Weile meinen Verbündeten hinterher und wusste nich, ob ich mich jetzt rießig freuen sollte oder nicht. Jetzt hätte ich alle Möglichkeit, De umzubringen. Und es wäre nicht einmal schwer, ich könnte alles wie einen Unfall aussehen lassen. Schließlich drehte ich mich wieder um und wollte gerade in den Wald der Winterebene gehen, als Dejan vor mir Stand.
Sein Schwert zeigte auf meinen Hals. Wie angewurzelt blieb ich stehen und weitete erschrocken die Augen.
"Das hast du nicht bedacht, stimmts?", fragte er hinterhältig und grinste. Wütend starrte ich ihn an. Ich hätte es wissen müssen. "Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen? Ich will dich ja eigentlich noch nicht jetzt umbringen, aber es wäre eine gute Möglichkeit."
Ein leises Knurren entfuhr mir, was ihn etwas ablenkte, sodass ich ebenfalls mein Schwert ziehen konnte und es ihm in den Bauch piekste.
"Das hast du wiederum nicht bedacht, stimmts?", fragte diesmal ich und grinste.
Nach wenigen Augenblicken ließen wir schließlich beide die Schwerter sinken.
Ich starrte meinen Mittribut noch eine Weile an, ehe ich mich dann doch zügig auf den Weg in den Wald machte.
Misstrauen war also doch nicht so schlecht. Jetzt hatte ich noch jemanden, der mir im Weg stand. Mist.. Ich hätte ihn früher töten sollen..

--> Wald (Winterebene)

--> von Wald (Winterebene)

Ich hörte Angi hinter mir her stapfen, aber ich blieb nicht stehen um auf sie zu warten. Zwar hörte ich Annys beteuerung, sie könne selbst laufen, aber ich ignorierte sie, da sie im Moment nicht so aussah. Das Mädchen in meinen Armen war nahzu ein Fliegengewicht und es fiel mir nicht schwer sie zu tragen, auch wenn es wohl das einzige war, was ich für sie tun konnte. Medizinisches Wissen besaß ich kaum, also würde im Lager hoffentlich Dejan oder Angi sich um sie kümmern.
Die Wunde wirkte schlimm und ich hoffte, dass man sie nähen oder so konnte. Andererseits würde ich ihr den Gnadenstoß geben, denn verkrüppelt oder nur ohnmächtig könnte sie uns nicht viel nützen. Irgendwie störte mich dieser Gedanke.
Endlich kamen unsere Zelte in Sicht. Ich beschleunigte meine Schritte und erreichte kurz darauf unser Lager, wo Dejan am Lagerfeuer eingeschlafen war. Mit einem groben Fußtritt weckte ich ihn: "Hol einmal Verbandszeug und bring es zu dem Zelt der Mädchen", wieß ich ihn an.
Als er aufstand, ging ich mit dem leblosen Körper zu dem Zelt und legte sie auf eines der Felle, mit dem Schlafsack deckte ich sie zu, damit sie nicht erfrohr, dann holte ich Schnee um ihr Gesicht zu säubern und mich von den Auswirkungen der Wunde zu überzeugen.

--> Wald (Winterebene)

'Ich hab doch gesagt ich kann laufen' wollte ich wieder sagen, doch wieder kam nichts aus meinem Mund. Ich blinzelte kurz die Tränen und das Blut in meinem linken Auge weg, bis ich merkte, dass wir am Lagerplatz waren.
Etwas erschrocken über den Schnee an meinem Gesicht, richtete ich mich auf und sah mich um.
Wieder unterdrückte ich einen Würgreiz und wischte mit meiner Hand über meinen Mund, damit das Blut nicht weiter rein lief.
Langsam fuhr ich mit einem Finger meine Wange entlang. Es fühlte sich beinahe wie drei länglich Löcher an und es tat weh.. Höllisch.
Etwas angewiedert betrachtete ich meine Finger, ehe ich Dejan bemerkte, wie er in das Zelt kam.
Wütend versuchte ich in anzustarren, was irgendwie nicht ging und ich schon wieder Husten musste. In dem Moment schwor ich mir, Dejan umzubringen wenn er das nächste Mal mit irgendeiner Waffe auf mich zeigte.
Was jetzt? Fragte ich mich und wurde fast wieder panisch. Mein Herz raste, als ich an den Hieb des Bären dachte und wie er mich angestarrt hatte. Es war beinahe ein Wunder, dass ich 'nur' die Kratzer im Gesicht abbekommen hatte.
Automatisch dachte ich an das Training und musste unwillkürlich an die Puppe denken, die ich verarztet hatte. Sie hatte auch eine Schnittwunde.. Und ich musste sie ihr mit einem glühenden Stück Kohle versiegeln.
Panisch riss ich die Augen auf, was nur dazu führte, dass wieder Blut hineinfloss.
Es gab noch eine andere Möglichkeit und ich hoffte, die andern würden sich wenigstens an die erinnern, die harmloser war.

Etwas erschrocken wich ich zurück, als Anny sich aufrichtete. Eigentlich hatte ich vermutet, sie wäre ohnmächtig oder so. Aber auch egal.
Der Schnee hatte ihre Wunde nicht viel mehr entlockt, als ich vorher auch schon wusste. Etwa durch die Kälte oder das Wasser, rann auf jeden Fall wieder mehr Blut heraus und ich beschloss meine Fingern davon zu lassen.
Als Dejan auftauchte nahm ich ihm den Verbandskasten ab und war erleichtert, als ich darin auch einige Medikamente fand. "Hier nimm die", meinte ioch zu der Verletzten und reichte ihr ein Döschen mit Schmerzstillenden Pillen.
"Ich glaube, sie hat einen Schock oder eine Panikatake oder so", murmelte Angi und zwängte sich an dem Jungen vorbei ins Zelt, als die Verletzte ihre Augen aufriss und damit die Wunde noch mehr belastete.
Etwas forsch zwang sie Anny, sich auf die Seite zu legen und betastete dann ihre Wunde, ohne auf das Stöhnen der Kleinen zu achten. Ein paar Augenblicke später, hob sie ihren Blick und meinte flüsternd: "Sieht nicht so gut aus, sollen wir versuchen sie zu retten oder geben wir den zuschauern noch mehr Blut?"

Im ersten Moment war ich noch versucht, mich zu wehren, doch als ich merkte, dass Angi nur meine Wunden anschauen und nichts weiter machen wollte, beruhigte ich mich etwas.
Als sie dann aber zu den anderen sprach richtete ich mich etwas wütend wieder auf.
"Hören kann ich immer noch!", meinte ich dann etwas wütend und war schon beinahe erleichter, dass ich wieder sprechen konnte, ohne das Blut in meinen Mund floss.
Trotzdem klang meine Stimme etwas heiser.
Ich sah die anderen kurz nach der Reihe an, ehe ich dann fragte: "Sind da durchsichtige Klebdinger drin?" Dann deutete ich auf den Verbandskasten und hoffte auf ein Ja.
Wieder wurde mir etwas schwindlig, aber ich ignorierte das weitere Blut.