kahle Eiswüste (Winterebene)

Als sie erleichtert ausatmete, als ich endlich neben ihr stand, lächelte ich innerlich. Sie hatte sich Sorgen gemacht. Das war einerseits ein Beweis dazu, dass ihr das Bündnis ehrlich war, aber noch ein klitze kleiner anderer Teil in mir freute sich auch so darüber. Gemäß meines Trainings drängte ich diesen Teil sofort zurück. Das kam nur von dem Kampf und hatte nur etwas mit chemischen Botenstoffen zu tun, sonst nichts.
"Wir können nicht vorsichtig genug sein", meinte ich, als auch sie ihre Waffe zog. Auch wenn unsere Chancen wohl ziemlich schlecht stehen würden bei einem Kampf jetzt gegen unsere Verbündeten.
Zum Glück war das aber nicht nötig. "Hi Freak, hi Phantom", begrüßte Angi uns. Anscheinend hatte sie sich auch einen Spitznamen für sie ausgedacht. Als wir näher kamen und sie unsere Verletzungen sah, wirkte sie schockiert. "Habt ihr etwa einen Kampf verloren? Eine Kanone hab ich jedenfalls nicht gehört."
Mit ein paar kurzen Sätzen erkzählte ich ihr von unserm Kampf und sie reagierte genau so, wie ich dachte: "Ha, von zwei kleinen Jägerlein lasst ihr euch besiegen?"
"Sie sind geflohen", verbesserte ich sie. Das brachte sie jedoch nicht davon ab weiter zu lachen, also ging ich einfach an ihr vorbei zu meinem bis jetzt noch nie benutztem Zelt, legte mich hin und wollte eigentlich schlafen. Nur dass die blöden Drogen auch noch aufputschend wirkten.

Etwas bedauerte ich die Sache schon, dass Dejan und Angi nicht darauf aus waren, uns umzubringen, aber ich verschob den Gedanken wieder. Die Sätze von Angi ignorierte ich und stapfte wie Brix an ihr vorbei. Nur ging ich in mein Zelt und nicht in das seine.
Als ich die Creme entdeckte, mit der ich auch meine Kratzer in meinem Gesicht verarztet hatte, trug ich etwas von dieser auf mein Bein auf, meinen angebissenen Arm beachtete ich stur einfach nicht weiter.
Zum ersten Mal in der Arena besah ich mir meine Sachen in meinem Rucksack etwas genauer, und stellte fest, dass sich darin zusätzlich zu einer Thermoskanne, einigen Energieriegeln, einer Regenjacke und einer Nachtsichtbrille eine Ersatzhose befand. Lächelnd zog ich meine kaputte, nur noch knielange Lederhose aus und zog die andere an. Diese war aber, wie nicht anders zu erwarten war, genauso hellbraun und aus Leder wie meine vorherige. Die Knielange stopfte ich in den Rucksack, möglicherweise würde ich sie noch gebrauchen.
Der zweite Tag neigte sich dem Ende zu und ich wusste, dass morgen etwas geschehen musste, was die Zuschauer für unterhaltsam befanden, sonst hätten wir alle ein größeres Problem.
Stumm schlüpfte ich aus meinem Zelt, wickelte mich in einen Mantel und warf die Wundsalbe Brix ins Zelt, ehe ich mich an das Lagerfeuer setzte und in die Flammen starrte.
Immer noch war ich unglaublich wütend auf Alice und würde ihr am liebsten die Gurgel durchschneiden, was ich das nächste Mal auch vorhatte.

Ich erschrak etwas, als irgendetwas in mein Zelt geschossen wurde. Erst auf den zweiten Blick mit Hilfe einer Taschenlampe erkannte ich es, als die Creme, die Anny auch bei ihrem Gesicht verwendet hatte. Eine kluge Idee eigentlich, ich sollte sowieso die Wunden säubern und neu verbinden. Dank der Drogen hatte ich fast darauf vergessen.
Vorsichtig begann ich erst den Stoff von meinem Bein ab zu wickeln. Ich riss Schorf und getrocknetes Blut ab und irgendwie wäre es mir lieber, wenn ich dadurch einen Schmerz spüren würde. Denn mein erneut, leicht blutendes Bein anzustarren und nichts zu fühlen, war unheimlich. Schnell rieb ich die Wunde sparrsam mit der Creme ein und widerholte das selbe bei meinem Arm und meinem Rücken. Nur am Rücken glaubte ich ein kleines Brickeln zu fühlen.
Da ich kein Verbandszeug hier hatte, ging ich wieder aus dem Zelt heraus und sah Anny allein am Feuer sitzen. Welcher Vollidiot ließ ein Mädchen auf Droge allein Wache halten?
Ich schnappte mir eine Rolle Verbandszeug und so ein Pufferkissen und gesellte mich zu ihr, während ich mir die Wunden verband.
Nicht dass ich viel mehr wahr nehmen würde als sie, aber vielleicht hörten vier Ohren mehr als zwei und schlafen konnte ich sowieso nicht.
"Fühlst du schon wieder etwas?", erkundigte ich mich vorsichtig bei ihr. Im Gegensatz zu mir, hatte sie sich in eine Decke gehüllt, also war ihr vielleicht schon wieder kalt.

Als sich Brix zu mir gesellte war ich etwas dankbar, auch wenn ich nicht wusste weshalb. Als er versuchte seine Wunden zu verbinden, ließ ich meinen Mantel von meinen Schultern gleiten und nahm ihm das Verbandszeug ab. "Ich helf dir, am Rücken kommst du eh nicht ran."
Etwas verbissen wickelte ich dann die Mullbinde erneut auf, damit ich sie sorgfältig um seinen zerritzten Rücken binden konnte. "Hast du die Salbe schon drauf?", fragte ich ihn schließlich und sah ihn an.
Dann schüttelte ich stumm den Kopf. "Nein. Vielleicht ein kleines Ziehen im Arm, aber sonst nichts.. Ich will nur nicht unbemerkt erfrieren." Den Blick zu dem Fellmantel hatte ich bemerkt, doch es störte mich nicht weiter. Man konnte ja nie vorsichtig genug sein.
Etwas verlegen schielte ich auf meinen Arm an die Stelle, wo Alice mich verwundet hatte und beschloss, diese Verletzung auch noch einmal zu verarzten. Ich hatte sie nicht ein einzigstes Mal angesehen, seit diese verlogene Jägerin hineingebissen hatte.
"Du? Irgendwie Schmerzen im Rücken, oder sonst was?", fragte ich schließlich Brix und wartete immer noch darauf, dass er mir seinen Rücken zum verbinden zuwandte.

"Ja", antwortete ich leicht gereizt auf ihre Frage, ob ich schon die Salbe drauf hatte. War sie etwa meine Mutter? Aber hauptsächlich reizte mich die Sache mit der Gefühllosigkeit. Die Sache machte mich klatt wahnsinnig.
"Nein noch nichts, ich dachte ich fühlte was am Rücken, aber das war wohl nur Einbildung", entgegnete ich zerknirscht. Ich merkte ihren Blick auf ihren Arm. "Soll ich den noch mal versorgen?" Mit dem Kopf deutete ich in die Richtung, ich konnte mir denken, warum sie sich die Wunde nicht ansehen wollte.
Die Sache mit meinem Rücken ignorierte ich einfach. Ich wollte nicht, dass die Kameras in noch einmal einfingen. Vermutlich hatte ganz Panem ihn gesehen und den Ruf bekäme ich erst wieder weg, wenn der aus 9 dafür leiden musste. Bis dahin war es mir egal, selbst wenn sie mir den Spruch rausgeschnitten hätte, wäre mein Rücken schon Beweis genug dafür.

Etwas genervt hob ich eine Augenbraue hoch. Er konnte so stur sein, es machte mich beinahe schon verrückt.
Ohne eine Regung von Brix hob ich sein Hemd hoch und wickelte das Verbandszeug neu drum herum. Vielleicht hatte er noch eine Chance, dass die Narben nicht mehr zu sehen waren, wenn er ins Kapitol zurückkehren würde. Für einen kurzen Moment schimmerte etwas Trauer in meinem Blick, welcher aber sofort wieder verschwand. Als ich fertig war setzte ich mich neben ihn und murmelte kurz: "Bei mir war eine Ersatzhose im Rucksack.. Vielleicht hast du noch was zum drüberziehen."
Schließlich riss ich den Stofffetzten von meinem Arm und streckte ihn Brix hin, nicht ohne dass ich mein Gesicht abwandte. Ich wollte einfach nicht das Loch sehen, dass Alice herausgebissen hatte. Verdammt, wenn sie Hunger hatte sollte sie gefälligst was anderes essen.
"Bitte..", sagte ich dann und kniff die Augen zusammen.

"Danke", murmelte ich leise, als sie mir dennoch meinen Rücken verband. Auch wenn ich mir dabei wie ein Kleinkind vorkam.
"Hab schon Schlimmeres gesehen", meinte ich um sie aufzubauen, als sie mir ihren Arm hinhielt. Das diese 'schlimmeren' Verletzungen jedoch tötlich waren, verschwieg ich. So wenig wie sie der Wunde Beachtung schenkte, vermutete ich, dass sie sie noch nicht einmal eingecremt hatte. Also erledite ich das noch schnell, bevor ich ihren Arm mit einer Mullbinde verband. Ich fragte mich, ob man die Wunde mit Stammzellen oder so im Kapitol theoretisch verschließen könnte.
"Vielleicht", entgegnete ich auf ihre Frage und trabte zu dem Schlitten, der gegen das Wetter mit einer Plane verdeckt war. Unter der Plane fanden sich einige Schätze, von denen ich nicht mal was geahnt hatte. Mindestens drei Staffeln frische Kleidung, Zahnbürsten und Waschzeug, selbst Handtücher.
Als ich die Handtücher sah, kam mir eine neue Idee. Ich wollte endlich wieder etwas fühlen. Ohne auch nur Anny Bescheid zu sagen, zog ich mich im Schatten des Schlittens, bis auf die Unterhose aus. Dann band ich mir ein Seil um den Rumpf und befestigte das andere an einem stabil wirkendem Baum. Ich nahm jede Menge Handtücher, Felle und einen Stapel frischer Kleidung bis zum Rande des Eisfeldes mit. Dort legte ich es ab und betrat ohne irgenetwas zu sehen das Eis.
Ich spürte wie es unter mir nachzugeben drohte und unheimlich blubberte, aber meine Entscheidung stand fest. Ich machte noch ein paar Schritte und hörte noch das klasische Knarren, bevor unter mir das Eis brach und ich in das kalte Wasser stürzte.
"Shit", fluchte ich, als ich noch immer nichts davon spürte. Dann holte ich tief Luft und begann zu tauchen, so tief wie die Schnur es zu ließ.

Ich wollte mich schon bei Brix bedanken, als ich merkte, dass er gar nicht mehr hier war.
Kurz sah ich mich um, bis ich ihn entdeckt hatte. Etwas verwirrt verzog ich meine Augen zu Schlitzen und fragte mich, was er wohl vorhatte.
Langsam stand ich auf und wollte ihn darum fragen, bis ich bemerkte was er vorhatte war es aber zu spät. "Was..? Bist du verrückt? Brix!", schrie ich und sah gerade noch, wie mein Verbündeter im Eiswasser versank.
Panik fuhr in mir hoch und ich rannte ohne Achtsamkeit des dünnen Eises zu seinem Einbruchsloch und starrte gebannt ins Wasser. "Was hast du gemacht.." flüsterte ich leise, bis ich das Seil bemerkte, was an einem Baum befestigt und an der scharfen Kante, des Eisloches in die Tiefe führte. Etwas erleichter atmete ich laut aus, sah aber immer noch in das Wasser und versuchte etwas zu erkennen. Was Brix vorhatte konnte ich noch immer nicht sagen.
Eine kaum merkliche Bewegung ließ mich zusammen fahren und ich erkannte nach einer Weile, dass das Seil an der scharfen Eiskante gerissen war.
Ich weitete meine Augen und wieder schwang Panik in meinem Blick. Er würde nicht mehr aus dem Loch finden, ohne dem Seil.
Das was ich jetzt tat war beinahe Selbstmord, das wusste ich nur zu gut, aber ich hatte geschworden Brix zu vertrauen und erfrieren lassen wollte ich ihn auch nicht.
Er spürte zwar nicht die Kälte, aber in Wirklichkeit durchfraß sie seinen Körper.
Unheimlich schnell enkleidete ich mich meinen Anziehsachen, bis auch ich nur noch und Unterhose und BH dastand.
Etwas Wut schwang dann doch in meinem Blick, ehe ich kopfüber in das Einbruchsloch sprang und dem sinkenden Seil nachtauchte.
Verdammter Karriero.. Selbstmord, er wusste doch dass das Seil am Eis reißen würde.. dachte ich und tauchte etwas tiefer in das eisblau, immer dem Seil nach.

Was zum ... Durchzuckte es meine Gedanken, als das Seil um meinen Körper nicht mehr straff gespannt war. Das konnte jetzt nicht wahr sein. Aus was für einem beschuckten Material war bitte das seil, dass es so was nicht aushielt.
Apruppt drehte ich mich im Wass um, um wieder nach oben zu kommen. Ein Stechen in meiner Lunge verriet mir sowieso, dass die Luft knapp wurde. Warte! Ein Stechen? Und da bemerkte ich plötzlich auch, dass meine Zehen begannen zu kribbeln, wohl vor Kälte. Insofern hatte mein Plan ja funktioniert nur konnte das mit dem hoch kommen jetzt ein Problem werden.
Gerade als ich fürchtete, in dem Wasser die Orientierung verloren zu haben, hörte ich ziemlich genau über mir ein Platschen. Und kurz darauf einen Körper in meine Richtung treiben. Das konnte doch nicht wahr sein. War mir Anny jetzt nach gesprungen. Hoffentlich hielt ihr Seil besser. Mit ein paar Schwimmzügen stieg ich in ihre Richtung und Richtung Loch auf.

Gerade als ich das Seil zu fassen bekam, schwamm Brix neben mir hoch Richtung Loch. Das konnte doch nicht wahr sein?
Auf einmal überkam mich ein seltsames Gefühl, es war wie eine Schockwelle und für einen Moment starrte ich einfach nur in die dunkelheit des Wassers und trieb im Eismeer.
Das Seil spannte etwas und ich ließ es schließlich los, damit Brix auftauchen konnte.
Die Kälte kam zurück, die Auswirkung der Droge ließ langsam nach, was allerdings auf einen Schlag kam.
Gebannt hielt ich meine Hände vor mein Gesicht und sah nahezu, wie diese langsam weiß und schließlich blau wurden.. Ich erfriere war mein einziger Gedanke und irgendwie fand ich ihn sogar beruhigend. Wenigstens konnte ich wieder fühlen.
Beinahe schon geriet ich in Versuchung, tiefer zu tauchen. Ich war mir sicher, dass hier im Wasser keine Kameras waren und ein kleines Lächeln zierte mein Gesicht.
Wenn ich jetzt sterben würde, wäre das nicht viel einfacher?
Es wäre ein ganz akzeptabler Gedanke, wäre da nicht mein Versprechen gegenüber Brix und mir selbst.
Für einen Moment verfluchte ich mich selbst, bis ich merkte, dass ich meinen Mund offen hatte.
Stumm formte ich meine Lippen zu einem Schrei und riss die Augen auf. Die Kälte wurde immer drängender und nahm immer mehr zu. Wasser drang in meine Lunge.
Es war fast so, als könnte ich mich nicht mehr bewegen, nur stumm konnte ich zusehen, wie ich langsam in die Tiefe sank.
Aber ich konnte noch nicht sterben, vorallem ersaufen konnte ich nicht, das wäre nahezu lächerlich, ich hatte schließlich auch einen Kampf mit einer Jägerin überlebt.
Etwas panisch strampelte ich mit meinen Füßen, die inzwischen eiskalt waren und näherte mich quälend langsam der Wasseroberfläche, aber ich war immer noch zu tief.

Ohne irgendeine Regung von sich zu geben, sank Anny an mir vorbei. Ich hätte nach ihr greifen sollen, aber im Moment hatte sich mein Verstand ausgeschalten und mein Instinkt trieb mich zzurück an die Oberfläche um Luft zu holen. Dank Annys Sprung hatte ich eine ziemlich genaue Ahnung, wo ich hinaus konnte und fand das Loch beim zweiten Versuch sogar.
Gierig füllte ich meine Schmerzenden Lungen mit der kühlen Luft. Mittlerweile war mir kalt und ich wollte raus aus dem Wasser, aber was war mit meiner Verbündeten?
Ich versuchte im Wasser etwas aus zu machen, konnte sie aber nicht erkennen. So viel zu ihrem Rettungsversuch. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, die Kleine stand sich wohl darauf von mir gerettet zu werden. Eigentlich dürfte sie mich am Ende nicht mal töten, selbst wenn sie könnte, so oft wie ich sie mittlerweile gerettet hatte.
Ich holte tief Luft, dann tauchte ich wieder hinab in die Dunkelheit. Eine ziemlich mieße Idee, da ich absolut nichts erkennen konnte.
Irgendwo rechts unter mir stiegen Blasen hoch und ich hoffte nur, dass sie von Anny stammten. Ich versuchte mir die Richtung einzprägen, dann schwamm ich auf den Ursprung zu und stieß tatsächlich auf einen weichen Körper. Jedoch anders als gewollt mit meinem Fuß und nicht mit den Händen oder dem Kopf.
Mittlerweile stach es schon wieder in meinen Lungen und meine Gliedmaßen wurden erneut taub, nun aber vor Kälte. Ein paar Mal fasste ich ins Leere, bevor ich irgendetwas von Anny zu fassen bekam. Ich schlang ihr einen Arm um den Körper und strampelte wie wild um nach oben zu kommen.
"Autsch", stieß ich aus, als ich gegen die Eisplatte stieß. Und im selben Moment wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte wo die Einstiegsstelle war. "Verdammt!" Wenn ich hier jetzt wegen Anny ersaufte, würde ich sie umbringen.
Mein Körper rang nach Luft, die hier nicht wahr. Verzweifelt presste ich meine Schulter gegen das Eis und stieß immer wieder dagegegn, bis die dünne Eisschicht brach.
Gierig atmete ich die Luft ein, bevor ich mit den Ellbogen das Loch vergrößerte und erst einmal Anny auf die Eisfläche hiefte. Hoffentlich begann sie von selbst wieder zu atmen.

Wie durch eine Milchglasscheibe nahm ich jemanden wahr, der zu mir getaucht kam. Wäre ich auf festen Boden gestanden, würde ich jetzt zusammensackten, diese Person war Brix und sie hatte mir gerade einen Tritt in den Bauch geschaffen. Ich krümmte mich etwas, spürte im nächsten Moment aber nur wage, wie er mich nach oben zog.
Meine Lippen waren eisblau, dazu würde ich keinen Spiegel brauchen. Knapp über mir sah ich einen kaum wahrnehmbaren Lichtschein, mein Verbündeter schwamm aber einfach nur daran vorbei und schlug ein weiters Loch in die Eisdecke, aber es war einfach zu klein für zwei.
Etwas panisch sah ich mich um und wollte schon zu dem anderen Eisloch tauchen, bis ich auf einmal im kalten Schnee lag.
Ich zitterte, doch noch bekam ich von der eigentlichen Kälte und den Schmerzen nichts mit, doch ich wusste, dass ich eigentlich halb erfroren sein musste.
Keuchend drehte ich mich auf die Seite und spuckte einen Schwall Wasser aus, ehe ich mich aufrichtete und zitternd in der Hocke mich zum Eisloch hinunterbeugte.
Er würde nicht alleine da rauß kommen. Verzweifelt versuchte ich mich an den Erste-Hilfestand in der Trainingshalle zu erinnern, bis mir einfiel, dass ich das nirgendswo gelernt hatte.
Scheiß drauf, verfluchte ich mich. Brix musste aus dem Wasser, sofort.
Ich packte seine Handgelenke und spürte nur schwach, wie kalt sie waren, ehe ich mit einem Ruck versuchte, meinen Verbündeten aus dem Eisloch zu ziehen.
Erst beim zweiten Versuch klappte es, aber auch nur so, dass Brix mit dem Oberkörper aus dem Eiswasser ragte.
Die Kraft der Droge nahm zusehends ab und ich zitterte immer mehr, bis ich sogar leise mit den Zähnen klapperte.
Etwas ungeschickt zog ich den Karriero weiter aus dem Wasser, bis auch schließlich er auf dem Boden lag. Verdammt.. Ich hatte schon wieder nicht nachgedacht was ich tat.. dachte ich.
Beim letzten Zug an Brix' Handgelenken rutschte ich dann doch auf dem Eis auf und knallte mit voller Wucht auf den Boden.
Stöhnend rieb ich mir den Hinterkopf, ehe ich halb krabbelnd halb kriechend zurück zum Rande des Eisfeldes auf die Handtücher und Felle hinzurobbte.
Ich hatte entgültig keine Kraft mehr, wie blöd war ich, um einem Karriero ins Wasser hinterherzuspringen anstatt einfach nur ihm den Weg zu zeigen..
Mein Blickfeld verschwamm ein wenig und ich fragte mich, wieviele Leute mich jetzt schon aufgegeben hatten.

Nachdem ich Anny an Land geschafft hatte, versuchte ich selbst irgendwie heraus zu kommen. Jedoch ohne wirklich viel Erfolg. Das Eis war zu rutschig und ich mittlerweile zu erschöpft. Verdammter Mist.
Vielleicht sollte ich nach Angi oder Dajan schreien. Wobei ich Dejan zutraute, dass er dabei selbst ins Wasser einbrach und noch mal würde ich hundert pro nicht nachtauchen und Angi würde sich ihren Teil denken, warum wir beiden in Unterwäsche so fern ab des Lagers waren.
Zum Glück bewegte sich in dem Moment Anny wieder und zusammen schafften wir es, dass auch ich an Land kam.
ICh frohr verdammt, als ich langsam weiter auf festen Boden zu krabbelte, dennoch lächelte ich. Endlich waren die Gefühle zurück gekehrt. Vor allem mein Rücken brannte, wie Feuer und auch mein Bauch, wo er über das Eiskante geschliffen war.
Ich verzichtete darauf mich abzutrocknen, sondern schlüpfte gleich in einen der dicken Mäntel und warf mir ein Fell noch zusätzlich über die Schultern, bevor ich meine nasse Unterhose - durch das Gewand und das Fell zum Glück vor den Kameras und Blicken verborgen - auszog und mir eine frische von dem Gewandstapel nah.
Ich zitterte mittlerweile am ganzen Körper, dennoch bereute ich den Sprung nicht.
"Alles okay?", wandte ich mich zu Anny. "Du scheinst darauf zu stehen von mir gerettet zu werden?"

Meine Hand zitterte beächtlich als ich ziellos nach einer Felldecke griff und sie fest um mich wickelte. Jetzt erst begann die Kälte ihre volle Kraft zu zeigen.
Meine Haut schimmerte etwas bläulich und ich wusste, dass ich überreagieren würde bei der nächsten Frage, aber ich konnte es so oder so nicht ändern.
So wie ich dachte kam es dann auch.
"Ob alles okay ist? Du springst freiwillig in Eiswasser, riskierst dass du erfrierst und ich bin so blöd und spring dir nach, ist das etwas okay?", beinahe schrie ich und ich bereute es im nächsten Moment schon, hätte ich nicht etwas seltsam warmes meine Wangen hinablaufen spüren. Ich weinte tatsächlich. Zum ersten Mal in der Arena hatte ich vergessen, meine Gefühle und Ängste abzuschalten, was jetzt alles auf einmal kam.
Fassungsloss starrte ich in die Ebene der Eiswüste und meine Lippe zitterte ein wenig.
Fröstelnd zog ich die Felldecke enger, bis ich mich schließlich kurzerhand auf den Boden sinken ließ und ich im Schneidersitzt hinsetzte. Die Tränen rannen weiter und ich wusste, dass selbst wenn ich es versuchen würde, sie nicht abzustellen waren.
Wütend schlug ich einmal mit der Faust fest auf den Boden, bereute dass aber auch gleich wieder, als ich ein bedrohliches Knirschen vernahm.
Ich kniff meine Augen zusammen und wollte wieder den ersten Schmerz spüren, den ich in der Arena hatte. Das war der Augenblick mit dem Bären und er hatte mir wirklich am besten gefallen.
Am liebsten würde ich hier sitzten bleiben, aber ich wusste, dass das nicht ging und stand wankend auf.
Kurz taumelte ich, fing mich dann aber wieder.
Meine Hand zitterte immer noch, als ich nach einem Stapel Handtücher griff und zum Lager lief.
Die salzigen Tropfen liefen weiter, begleitet von meinem wütenden und gleichzeitig traurigen Gesichtsausdruck. Ich müsste langsam mal einsehen, dass ich keine Chance hatte. Nicht mal eine klitzekleine.
Zitternd ließ ich die Handtücher im Schlitten verschwinden, ignorierte die Blicke von Angi und Dejan und verzog mich in mein Zelt.
Stumm wickelte ich mich mit noch ein paar Decken und dem Schlafsack zu, ehe ich gegen die Zeltwand starrte und spürte, wie meine Tränen versiegten, der Schmerz und die Kälte aber zurückkamen.

"Ich hatte alles unter Kontrolle, bis du nachgesprungen bist und zwar ohne jede Sicherheit", entgegnete ich kalt. Was bildete sie sich eigentlich ein mich so anzufauchen.
Aber im nächsten Moment bereute ich meine Wut schon wieder, als ich Tränen auf ihrem Gesicht im Licht der Sterne glitzern sah.
Ich schlang die Arme fest um meinen Körper um nicht in Versuchung zu geraten, sie zu umarmen und zu trösten. Das wäre falsch. Falsch weil wir hier in der Arena waren und sie sterben musste, damit ich nach hause kam. Falsch weil es möglich wäre, dass wir den letzten Kampf führen müssten und in dem Fall wollte ich einen ehrlichen Kampf. Keinen geschenkten Sieg, für keinen von uns.
Ich hörte das Eis knacken, aber es war mir eigentlich egal, bis sie aufstand und diesen kurzen Moment zerstörte. In dem ich von der finalen Schlacht hier geträumt hatte. Wir beide in Bewegung und Kampf vereint untrennbar bis einer starb.
Kurz war ich versucht ihr hinterher zu gehen. Zu ihrem Zelt und sie doch noch zu trösten. Aber ich tat es nicht. Stattdessen zog ich mich warm an, nahm mir ein Schwert und eine Nachtsichtbrille vom Schlitten und ging in die Finsternis davon. Ich frohr noch immer, aber das war mir egal. Nach einiger Zeit begann ich zu laufen, während ich immer wieder auf meine Schritte lauschte um sicher zu sein, dass die Eisdecke dick genug war.
Irgendetwas veränderte sich. Ich konnte es spüren. Und in dem Moment wurde mir klar, dass ich nicht als der heimkommen würde, der ich früher war, nicht einmal als der, der ich jetzt war, denn ich würde für den Sieg Verbündete und Freunde töten müssen. Und zum ersten Mal verstand ich die gelegentlichen Auszucker unserer Trainer bei den Kämpfen. Ich würde auch irgendwann so sein.
Hass, Wut und Trauer mischten sich in mir, als ich einfach los rannte. Einfach weg nur für eine Weile.


--> zum Vierjahreszeitenbaum

Das leise Knirschen von Schritten im Schnee verriet mir, dass jemand sich vom Lager entfernte und ich musste nicht einmal hinausschauen, um zu wissen wer es war.
Ich kroch aus meinem Schlafsack und lag still in meinem Zelt und starrte die Plastikwand an.
Ein seltsamer Blick lag in meinen Augen, es schwang etwas Trauer, Angst und doch ein bisschen Wut darin. Er hatte mich schon wieder alleine bei denen gelassen fuhr es mir durch den Kopf und wieder wurde ich unwillkürlich daran erinnert, dass Angi und Dejan mir zu zweit weitaus überlegen waren.
Mich würde es ehrlich gesagt nicht wundern, wenn die beiden im nächsten Moment bereit wären, mich abzumurksen, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.
Leise kroch ich aus meinem Schlafsack und musste dabei beinahe autmatisch auf mein Bein sehen. Dort wo Alice noch mit ihrem Dolch eingestochen hatte, war nur noch ein etwas größerer Kratzer zu sehen und es schmerzte tatsächlich nicht mehr so doll.
Das Medikament was in dem Brot war, hatte also noch eine zweite Wirkung. Es regte die Zellen an, sich schneller zu bewegen, somit verheilten die Wunden auch viel schneller.
Etwas erstaunt weitete ich meine Augen und beobachtete nahezu wie sich die Wunde langsam schloss. Nach gut einer Viertelstunde, in der ich regungslos dasaß, war kaum mehr als ein heller Streifen und einige Punkte zu sehen.
Jetzt etwas hastig zog ich einen Dolch und hielt ihn mir so vors Gesicht, dass ich meine linke Gesichtshälfte sehen konnte.
Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als ich auch die Wirkung auf die Bärenkratzer sah. Drei silbrige breite Narben durchzogen meine Gesichsthälfte, von dem Blut und der offenen Wunde aber war fast nichts mehr zu sehen. Einzig und allein erinnerte mich mein gräuliches Auge an die Begegnung mit der Mutation.
Kurz darauf und fest entschlossen schnallte ich mir meinen Gürtel mit den Dolchen und meinem Schwert um die Hüfte, zog mir eine weitere Felljacke über und wickelte mich in ein paar dunkle wärmespeichernde Tücher, die unter anderem beim Schlitten zu finden waren.
Ich könnte glatt als Ninja durchgehen, dachte ich und grinste unter dem schwarzen Schal, der mein Gesicht und meine nassen Haare umhüllte. So würde mir nicht mehr kalt werden, zumindestens für eine Weile.
Ich versuchte nicht weiter an das Eiswasser zu denken, sondern zog mir meine Lederhandschuhe mit den Krallen über und schlich leise durch den tiefen Schnee in den Wald.

--> Wald (Winterebene)

--> Wald (Winter)

Ich lächelte unter meinem Schal, als ich Dejan und Angi die zwei Hasen vor die Füße legte.
Was sie dazu sagen würden, interessierte mich kein bisschen, erst als ich Angi fragen hörte, ob ich wusste wo Brix sein, stockte ich etwas. "Er ist noch nicht wieder hier?", fragte ich und sah etwas ratlos in die Gesichter der Beiden, welche einfach nur dastanden.
Schließlich zuckte ich kurz mit den Achseln und setzte mich ans Lagerfeuer, bevor mich die aus 1 wieder anzicken konnte.
Nach einiger Zeit, es hatte sich immer noch nichst gerührt, kam wieder die Frage in mir auf, was nun in der Mitte der Arena war.
Ohne weiter darüber nachzudenken, was ich tat, entkleidete ich mich den Fellen, behielt aber den dunklen Anzug aus Tüchern und Jacken an, ehe ich mich auf den Weg machte, die Mitte unseres Spielfeldes zu erkunden. In dem Moment dachte ich fast gar nicht daran, dass ich unterwegs eine ungewünschte Begegnung haben könnte.
Trotzdem ließ ich den Gürtel um meine Hüfte geschnallt, ließ das Schwert aber im Lager und nahm stattdessen den Bogen.
Schließlich machte ich mich vorsichtig auf den Weg aus der Winterebene.

--> Vierjahreszeitenbaum

Vierjahreszeitenbaum -->

Immer noch etwas zerstreut stapfte ich durch den Schnee, diesmal achtete ich ganz genau darauf, wohin ich trat. Schließlich kam ich dann auch am Lager an.
Es roch schon nach gebratenem Kaninchen und ich lächelte unwillkürlich.
Schnell legte ich den Bogen zurück zu dem Schlitten und nahm am Lagerfeuer Platz. Vielleicht war es doch besser, wenn ich nicht allzu viel mit den anderen reden würde. Im Moment war es sowieso schwer, das richtige zu tun, vorallem unter so erfahrenen Karrieros.

--> von Vierjahresbaum

Als wir am Lager ankamen setzte ich mich demonstrativ zwischen Angi und Dejan. Der Junge starrte Annys Gesicht verwirrt an, fragte jedoch nicht, wieso ihre Wunde fast verschwunden war. Ob es Angi überhaupt auffiel war schwer zu deuten.
DAfür schien sie eine andere Sache nicht in Ruhe zu lassen. "Wir müssen endlich einen weiteren Tribut erlegen", meinte sie mit einem kaum merklichen Deuten richtung Himmel. Die Spielemacher, kalr was den sonst.
"Sobald die Sonne aufgegangen ist, gehen wir", erwiderte ich kühl. Eine Jagt würde mich ablenken. "Wer will mit und wer passt wieder auf's Lager auf?"
Noch bevor ich ausgesprochen hatte, meldete sich Angi schon, dass sie mitkommen würde. Also mussten die beiden aus Distrikt 2 sich die Sache ausmachen. Am liebsten hätte ich bestimmt, das Dejan mit kam. Ich wollte auch ihn mal in Aktion sehen und damit etwas mehr Abstand zu Anny bekommen, aber ich wollte keinen der beiden dazu zwingen.

Still lauschte ich den Gesprächen und hielt nur einmal kurz inne, als Dejan mich anstarrte. Schon wieder geriet ich in Versuchung ihn wütend anzublitzen, ließ es aber sein und wich seinem Blick aus.
Angi hatte recht. Wir.. Oder zumindestens einige von uns müssten einen weiteren Tributen erlegen. Langsam schnitt ich mit einem meiner Dolche ein Stück aus dem gebratenen Kaninchen und legte es auf eine Scheibe Brot, die noch übrig war.
Ohne ein Wort zu sagen sah ich einmal durch die Runde, bis mein Blick schließlich an meinem Mittribut haften blieb. Ich würde ihm nie vergessen können, dass er gestern erst noch die Klinge gegen mich gerichtet hatte.
"Er geht", sagte ich schließlich schorf und bekam noch mit, wie De knapp nickte und sich dann den anderen zuwandte, ehe ich aufstand und mich etwas abseits im Schneidersitz an einen Baum lehnte.
Langsam begann ich, an meinem Kaninchen zu knabbern und blendete fast die gesamte Umgebung von mir aus. Einzig und allein lauschte ich den Geräuschen, aber nicht denen, die Brix, Angi und Dejan von sich gaben, um ihre Strategie zu besprechen.
Morgen würde der Tag mir gehören, ich sollte auf das Lager aufpassen.
Beinahe schon musste ich lächeln, verkniff es mir aber und aß stumm mein Kaninchen weiter. Es schmeckte fad. Langweilig und eintönig, nicht so wie das Rentier gestern.

Versucht gleichgültig blickte ich Anny kurz nach, bevor ich mir selber etwas von dem Kaninchen nahm und ziemlich lustlos darauf herum kaute. Es konnte nicht mit Geschmack überzeugen und besonders hungrig war ich ehrlich gesagt auch nicht.
Ziemlich teilnahmslos warf ich hin und wieder Worte in das Gespräch ein. Mir war eigentlich alles recht, solange wir nicht gerade auf die aus 9 jagt machten, denn bei denen hatte Anny auch noch eine Rechnung offen, aber es gab ja zum Glück genügend andere Tribute.
Als ich das Stück Kaninchen hinunter geschluckt hatte, verabschiedete ich mich mit den Worten: "Ich schlaf noch ne Runde, weckt mich sobald die Sonne augeht." Und verschwand in mein Zelt.

Einmal kurz sah ich auf, als Brix aufstand und in sein Zelt ging.
Vielleicht sollte ich auch eine Runde schlafen, ich müsste morgen sowieso den ganzen Tag wach bleiben und das Lager praktisch überwachen.
Ich aß mein Kaninchen zu Ende und schlüpfte ebenfalls in mein Zelt.
Bevor ich in meinen Schlafsack kroch schob ich mir eine der Wunschtabletten von dem Sponsorengeschenk in den Mund und dachte an Schokolade.
Schnell wickelte ich mich in eine Schicht Felle und schließlich auch in den Schlafsack ein.
Ich wusste in dem Moment nicht, was ich denken sollte und kniff deshalb meine Augen zusammen. So schaffte ich es dann doch zwangsweise in einen Schlaf einzunicken, der aber nicht wirklich erholsam war.

Mit einem einzigen Augenaufschlag war ich wach.
Ich blinzelte einmal, blieb aber noch eine Weile auf der selben Stelle liegen und starrte die Zeltwand an.
Der dritte Tag brach an. Brix, Angi und Dejan würden auf Tributejagd gehen und ich würde über das Lager wachen.
Leise um nicht Angi aufzuwecken schlich ich mit einem Fellmantel aus dem Zelt und legte einen weiteren Holzscheit auf das Lagerfeuer, welches nur noch glühte. De war anscheinend bei der Wache eingeschlafen.
Da es noch sehr früh war, ließ ich ihn eingehüllt in seine Decken weiterschlummern, hielt das Kaninchen von Gestern noch kurz über die erneut aufsteigende Flamme, ehe ich einige Stückchen davon aß bis ich satt war.
Ich war sogar ausgeschlafen, wobei es mir bis jetzt nicht an Schlaf gefehlt hatte.
Stumm saß ich am Feuer und wartete darauf, dass die Sonne etwas höher stieg, bis ich einen meiner Verbündeten wecken konnte.

Ich wachte auf, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Zeltplane herein fielen. Kurz blieb ich noch mit geschlossenen Augen liegen und lauschte auf meine Umgebung, da ich nichts ungewöhnliche hörte, richtete ich mich auf, streckte mich und verließ dann das Zelt.
Am Lagerfeuer saßen zwei GEstalten, die eine im Schlaf zusammen gesunken und die andere aß.
"Ich hoffe mal, er ist erst jetzt eingeschlafen", meinte ich und trat näher ans Feuer heran. Eigentlich war es klar, dass Dejan schön länger schlief, ich wollte nur hören ob sie ihn verraten würde oder nicht.
Ich warf Anny einen Blick zu und mussterte sie. Dabei stellte ich erleichtert fest, dass die Gefühle vom Vortag weg waren. Das waren wohl auch irgendwelche Nachwirkungen der Drogen und die Zuschauer hatten sich vermutlich darüber abgelacht, wie leicht ich diesen Pillen verfallen war. Nun sah ich nicht mehr als eine starke Verbündete.

Beinahe erschrak ich schon, als ich erst spät merkte, wie Brix aus dem Zelt kam.
Auf seine Frage hin zuckte ich nur einmal kurz mit den Schultern, ehe ich ihn für einen Moment anstarrte.
Schließlich richtete ich mich aus dem Schneidersitz wieder auf und lief auf mein Zelt zu. Sie alle müssten bald los gehen, wenn sie vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier sein wollten.
Schnell schlüpfte ich zu Angi ins Zelt, die sich gerade ihre Haare richtete und griff nach meinem Gürtel mit den Dolchen und meinem Schwert.
Geschickt schnallte ich mir diesen um die Hüfte, ließ meine Lederhandschuhe aber wo sie waren und ging wieder ins Freie.
Es war nicht mehr so kalt, weshalb ich alle überschüssigen Decken und Felle im Zelt liegen ließ.
Als ich aus dem Zelt trat, wehte ein kühler Wind mir durchs Haar und wieder schwang etwas Hass und doch Trauer in meinem Blick. Ich wusste, dass ich eigentlich auch mitkommen wollte, doch es ging einfach nicht immer wie ich es wollte.
Müssten sie halt ohne mich zurecht kommen, wird ihnen ja nicht schwer fallen, sie alle sind über 15 Jahre und könnten eigentlich auch einen Alleingang machen.
Leise bahnte ich mir einen Weg durch den Schnee zu einem Baum und kletterte diesen flink hinauf. Erst im Schatten der Äste zog ich etwas schmollend meine Lippen vor und beobachtete aus dem Dunkeln heraus was sie als nächstes tun würden.