kahle Eiswüste (Winterebene)

"Das ist gut, dann kannst du morgen vielleicht wieder mit auf Tributejagt", meinte ich und war irgendwie froh über diese Entwicklung.
Ihre nächste Frage wundert mich und ich überlege länger, wie ich darauf antwortn sollte. Währenddessen nahm das Holzstück in meiner Hand langsam Form an. Der Apfenkopf lachte schon aus dem Stück heraus und ich machte mich daran, die Vorderpfoten heraus zu arbeiten. "Hm, die meiste Zeit verbringen wir in der Schule oder dann am Nachmittag und am Wochenende beim Sport und Wettkämpfen." Sport war die Umschreibung für das gezielte Training für die Arena, da es ja offiziel nicht erlaubt war dafür zu trainieren. "Sonst haben wir ein ziemlich aufregendes Nachtleben. Und bei euch in Distrikt 2?"
Mit einer Hand hob ich die Holzspäne auf und warf sie in die Flammen. Züngelnd griff es nach den Teilen und ließ Funken sprühen.

Ein kaum merkliches Lächeln huschte über meine Lippen und bewies mir, dass mir doch etwas daran lag, mit auf Tributejagd zu gehen.
Schnell aber fasste ich mich wieder und lauschte den Worten von Brix, bis ich Nickte.
Ich schmunzelte bei dem Gedanken daran, alles über Distrikt 2 zu erzählen, aber warum auch nicht? Sorgfältig legte ich mir meine Worte zurecht, damit nicht etwas ausversehen aus meinem Mund kam.
"Da Mein Distrikt hauptsächlich auf Medizin und den Steinbruch, jetzt aber auch auf nukleare Energie aus ist, gibts bei uns kaum Leute, die auch nur einen Kratzer haben, geschweige denn verletzt sind. Boah, das ist manchmal so langweilig..", sagte ich und grinste kurz. Wahrscheinlich war es auch ein Grund, weshalb ich mich hier austoben und genug Blut sehen konnte, da das bei mir daheim nicht wirklich der Fall war. Ich sprach aber weiter. "Naja, meine Mum ist Chefärztin, mein Dad übernimmt die Leitung in einem der Steinbrüche, ich hab aber mit nix von Beidem zu tun.. Zumindestens Freiwillig nicht. Deshalb war ich ziemlich oft bei dem täglichen.. Sportunterricht. Die Schule hab ich manchmal ziemlich vernachlässigt, dafür ging ich viel lieber mit meinen Freunden wohin." Zum Beispiel in die Trainingsarena und alles über Waffen studieren..
"In Distrikt zwei gibts echt alles.. Da wir so mitten in Zentrum von Panem sind (laut der Karte). Aber sonst.. ich fand es nie wirklich aufregend bei mir daheim.. Deshalb bin ich eigentlich ganz glücklich, hier zu sein.." Auch wenn nicht freiwillig, führte ich in Gedanken weiter, verschob aber den Gedanken.
"Weißt du, ich finde zu sterben wäre ein unheimlich spannendes Abenteuer, genauso wie das Kämpfen."
Etwas verschmitzt grinste ich Brix wieder an, drehte mich aber gleich wieder weg. Jetzt wurde ich eindeutig etwas zu persöhnlich.

Ich grinste, als ich mir sie daheim in ihrem Distrikt vorstellte. Vermutlich war ihr Alltag nicht viel anders abgelaufen, als meiner. Nur dass sie wie alle Pupertierenden Teenager gerade ziemliche Probleme mit den Eltern hatte.
Als sie dann mit dem Sterben anfing, war ich so überrascht, dass ich dem Affen die Hälfte von seinem Oberarm abhoble. Wodurch er im vergleich zum anderen ziemlich dünn und etwas verkruppelt wirkte.
"Sterben bedeutet verloren zu haben", gab ich meine Meinung dazu preis. Und damit meinte ich nicht nur, hier in der Arena zu sterben, sondern generell. Man starb wenn man gegen eine Krankheit verlor, oder gegen eine Verletzung, sterben war für mich nur eine weit schlimmere Form der Niederlage, als jede andere. Was sie daran spannend fand, konnte ich mir nicht vorstellen, aber vielleicht war ihre Einstellung gut, denn sie würde hier sterben, so ungern ich im Moment auch darüber nach dachte.
Langsam fragte ich mich ob das eine neue Strategie von ihr war oder ob sie langsam wirklich an ihrem Sieg zweifelte.
"Was findest du daran denn so spannend?", fragte ich, obwohl ich das Thema lieber vergessen hätte, als ich mich daran erinnert hatte, wie mir nach dem Kampf gegen die beiden aus 9 aufgegangen war, dass ich hier auch sterben könnte.

Ich lächelte beinahe etwas traurig, was aber sofort wieder aufhörte.
Schließlich legte ich meine Hände unter meinen Kopf und sah immer noch in den Himmel.
"Es ist ein Abenteuer für mich, weil ich mir das.. so anders vorstelle. In dem Moment, in dem das Leben zu Ende geht, fließen bestimmt sämtliche Erinnerungen an einem vorbei, von denen man gedacht hatte, sie vergessen zu haben. Die Vorstellung wieder alles in rasender Schnelle zu durchleben, was vorher wie in Zeitlupe an mir vorbeigezogen ist macht mich irgendwie neugierig." Ich lachte kurz auf, wobei das beinahe zu fröhlich für die jetzige Situation klang, dass ich sofort wieder verstummte. "Das heißt nicht unbedingt dass ich sterben will.. Aber ich mein damit, dass man froh sein kann überhaupt noch einen Fuß auf der Erde zu haben und die Momente, auch wenn man nie wirklich bemerkt wie wichtig und interessant sie doch sind, an sich vorbei ziehen lassen kann, Brix." Bei dem letzten Wort rollte ich mich wieder auf den Bauch und starrte meinen Verbündeten einfach nur für einen Weile an.
Ich wollte mir sein Gesicht einfach nur einprägen. Dass ich es irgendwann vergessen würde verbot ich mir auch nur zu denken.
Er war eine Person, die für mich immer noch wie ein verschlossenes Buch war. Alle anderen hier waren einfach zu durchschauen, doch Brix nicht.
Ich schüttelte kaum merklich meinen Kopf, ehe ich mich aufrichtete und im Schneidersitzt zum Feuer hinsezte.

Bei ihrer Erklärung lachte ich kurz auf, so verrückt und kindisch klang sie. Erst im zweiten Moment ermahnte ich mich, dass Anny ja noch ein Kind war.
"Du denkst also, wenn ich dir jetzt dass Messer in die Brust ramme, würde dein Leben vor deinem geistigen Auge vorbei laufen, bevor du tot bist, bevor die Kanone ertönt?", fragte ich und hob das Messer, mit dem ich dem mittlerweile fast fertigem Affen Muster als Fell zeichnete, drohend in ihre Richtung. Ich hatte schon ein paar Leute schnell sterben sehen, da wäre nirgends noch Zeit um sich auch nur an die wichtigen Dinge zu erinnern.
Wieder ertappte ich mich dabei, dass ich sie anstarrte und wandte meinen Blick schnell von ihr ab auf meine Skulptur. Der verpfuschte Arm ärgerte mich und an einem der beiden Hinterbeine war eine Zehe zu wenig. Mit dem gebogenen Schwänz hängte ich mir die etwa drei Zentimeter lange Figur an den Finger und hielt sie hoch über das Feuer.
"Willst du ihn oder soll er brennen?", fragte ich an Anny. Währe er mir gelungen, hätte ich ihn ihr wirklich einfach so geschenkt, aber bei dem verpfuschten Tier war ich mir nicht sicher, ob sie ihn wollte.

Ich grinste kurz und sah in Brix Richtung. Als er mit seinem Dolch auf mich zeigte, starrte ich eine Weile gebannta auf die Klinge, welche sich in meinen Augen widerspiegelte.
"Jap", sagte ich dann schließlich knapp.
Ich wusste nicht weshalb, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass ich den Moment in wenigen Tagen oder Stunden erleben durfte.
Augenblicklich verschwand mein Grinsen und ich sah etwas nachdenklich in das Feuer.
Als Brix seine Holzskulptur darüber hielt, schnappte ich sie mir und betrachtete sie, vielleicht etwas zu gründlich.
Ich lächelte kurz. Mir hatte noch niemand etwas selbstgemachtes geschenkt. Nur ein einziges Mal hatte mir meine kleine Schwester einen Gänseblümchenkranz geflochten und ihn mir stolz augesetzt.
Diesmal blieb das Lächeln und in dem Moment war es mir egal, ob ich wirklich wie ein Kind aussah. Für einen winzigen Moment war ich sogar beinahe glücklich.
"Ich behalts", stieß ich kurz hervor und schnappte nach Luft.
Schließlich sah ich etwas verlegen auf, ehe ich mir den kleinen Holzaffen behutsam in meinen Lederbeutel an meinem Gürtel legte.

Mit ihrem knappen JAp erinnerte sie mich sehr an ein Kind, das ohne einen Beweis glauben konnte. Ich bezweifelte zwar ihre Theorie, aber ich würde nicht noch weiter darauf herum reiten und ihr damit womöglich noch mehr Furcht davor zu machen.
Als sie sich den kleinen Affen schnappte, grinste ich. Es freute mich, dass er ihr scheinbar gefiel. Kurz war ich versucht ihr zu sagen, wofür der Affe stand, aber dann verwarf ich den Gedanken wieder. Sie sollte sich ihre eigenen Überlegungen dazu machen, falls sie wollte.
"Schade eigentlich, dass wir uns nicht unter besseren Umständen kennen gelernt haben", meinte ich plötzlich. Mit den Worten ließ ich mich nach hinten auf das Fell fallen und starrte zum Himmel hinauf. Wenn uns nicht diese Kuppel der Arena einschließen würde, wäre eine Freundschaft nicht unwahrscheinlich. Oder vielleicht schon? Denn sie war doch fünf Jahre jünger als ich, auch wenn sie für ihr Alter reif wirkte.

Ich grinste etwas und sah aus den Augenwinkeln heraus zu Brix.
Er überraschte mich schon wieder, nach seinen letzten Worten.
Am liebsten hätte ich ja zugestimmt, doch etwas in mir sprach dagegen. Ich durfte mich einfach nicht allzu gut mit ihm anfreunden, was mir seltsamerweiße überhaupt nicht gefiel.
Stattdessen grinste ich weiter und sagte: "Hey, werd ja nicht zu lieb zu mir, sonst kannst du mich später nicht abmurksen."
Schmunzelnd ließ ich mich neben ihn auf das Fell fallen.
Ich wusste nicht ob es ihm recht war, aber das war mir im Moment einfach egal.
Wie ich gesagt hatte, ich versuchte einfach fast jeden Moment genau zu beobachten.

"Das wird vermutlich Angi für mich übernehmen", erwiderte ich, bevor ich auch nur darüber nach dachte.
Aber eigentlich hatte sie recht, schoss es mir ein, als sie sich neben mich auf das Fell legte. Gut um zu gewinnen würde ich sie töten, aber es würde schwer werden und das nicht nur, weil sie eine ausgebildete Kämpferin war. Dennoch wünschte ich mir in gewisser Weise genau das, dass wir zum Schluss noch den Tanz des Todes führen würden. Nicht ich und Angi. Meiner Meinung nach hatte der letzte Kampf so kurz vorm Ziel den meisten Reiz.

Für einen Moment starrte ich stumm in den Himmel.
Das war fast mehr als eindeutig.
Ich wusste, dass ich jetzt wieder eine andere Meinung hatte. "s machte mich langsam wahnsinnig, dass sich in mir bei jedem kleinsten Satz die Person 'änderte'.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen nickte ich nur knapp und rollte mich wieder auf die Seite, bis ich aufstand.
Etwas gedankenversunken legte ich einen weiteren Holzscheit auf das Feuer, wobei es das eigentlich nicht brauchte und stapfte durch den Schnee zum Schlitten.
Ich hatte das Fell liegen gelassen, was sich sofort bemerkbar machte.
Ich zitterte kurz, ignorierte aber die Kälte und ging vor dem Schlitten in die Hocke.
Eigentlich war es ein ziemlich unpassender Moment, genau jetzt die Sachen genauer unter die Lupe zu nehmen, aber ich konnte wirklich nichts dafür.

HAtte ich jetzt etwas falsches gesagt? Eigentlich nicht, aber vermutlich war es hart zu hören, dass der Tod von einem bereits geplant war. Obwohl sie es eigentlich hätte wissen müssen.
Ich blickte ihr kurz nach, als sie zu dem Schlitten ging. Hoffentlich wwürde sie nicht irgendwie in Tränen aus brechen, dass würde ihr Immage bei den Zuschauern endgültig zerstören. Langsam fragte ich mich echt, ob es nicht besser wäre, mich wirklich von ihr fern zu halten. Das wir uns scheinbar näher kamen, ruinierte uns beide und ich wollte nicht wegen so etwas noch verlieren.
NAch ein paar Minuten stand ich selbst auf. "Kannst du auf das Lager aufpassen, ich muss etwas frische Luft schnappen", rief ich dem Schlitten zu, hinter dem sie sich noch immer befand. Ohne eine Antwort ab zu warten, eilte ich in die Richtung aus der vor einiger Zeit Angi gekommen war. Ich wollte für ein paar Momente meine Ruhe vor allen Menschen haben, sowohl hier herinnen, wie auch denen vor den Fernsehern.

--> Heißequellen

Etwas verwirrt hob ich kurz den Kopf und sah gerade noch, wie Brix davoneilte.
"Der hats aber eilig", murmelte ich und musste beinahe unwillkürlich grinsen.
Ich verbot mir, wieder neue hinterhältige Gedanken zu erstellen und stand leichtfüßig und beinahe elegant wieder auf.
Mit schnellen, katzenhaften Schritten ging ich zurück zum Lagerfeuer und setzte mich wieder im Schneidersitz hin.
Wieder wickelte ich mich in die Decken ein und ließ meinen Blick auf dem Feuer ruhen.
Eine seltsame Ruhe durchströmte mich.
Ich nahm fast jede kleinste Bewegung in meinen Augenwinkeln wahr, selbst als der Wind nur sachte durch ein paar Bäume fuhr.
Nachdenklich ließ ich das Feuer in meinen Augen spiegeln und fand den Gedanken daran, dass in nächster Zeit wirklich das Leben wieder an mir vorbeizog seltsamerweiße beruhigend.

Okay, so gehts eindeutig nicht weiter. Ich muss doch irgendwas tun und nicht darüber nachdenken, ob ich meine Verbündeten später töten kann oder nicht, ich muss es einfach machen ohne darüber einen Gedanken zu verschwenden.
Ich seufzte kurz auf, ehe ich mich aufrichtete und einige Felle am Boden platzierte.
Okey, erstmal.. Entspannen.
Geschickt stand ich Sekunden später im Handstand und wechselte von einer Hand zur anderen, bis ich mein Gewicht für einen Moment nur auf die linke konzentrierte.
Wenigstens war ich jetzt für einen Moment abgelenkt.

Erst als ich ein lautes 'Hey' vernahm, riss ich meine Augen auf und ging von meinem Einhandstand über zum Schneidersitz.
Etwas verwirrt saß ich wieder auf den Fellen und starrte schließlich in Angis Gesicht.
Sie schien wütend, keine Ahnung weshalb, aber ich hielt ihrem Blick einfach stand und starrte ihr in die Augen. Schließlich fragte ich langsam und klar verständlich: "Hast du irgendein Problem, Angi?" Ich brachte ein kleines Lächeln zustande, was mir einen seltsamen etwas kindlichen Ausdruck verschaffte. Ich konnte mir schon denken, mit was das Mädchen ein Problem hatte, mit mir, wem oder was auch sonst.
Ich versuchte das Funkeln in ihren wutverzerrten Augen zu ignorieren, sah sie aber weiter an. Meine Muskeln standen beinahe unter Elektrizität, sofern man das so nennen konnte, ich war bereit jeden Moment aufzuspringen und der nächsten Waffe die auf mich zukam auszuweichen.
Es passierte aber nichts, stattdessen zog die Tributin aus 1 wieder ab und stapfte in den Wald.
Jetzt war ich ausnahmsweise wirklich verwirrt und ich tat nicht einmal so.
Etwas unschlüssig stand ich auf, legte die Felle wieder in Kreisform um das Lagerfeuer, legte einen weiteren Holzscheit auf und legte ein paar Steine ins Feuer.
Möglicherweise ging Angi jagen.. Für das Essen, wobei ich mir nicht so sicher war.
Langsam musste ich mir eingestehen, dass es unheimlich wurde. Mit jeder Minute verdunkelte sich der Himmel um einen Tick und es wurde stiller, selbst der Wind wurde leiser.
Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken, setzte mich erneut im Schneidersitz hin, legte mir eine Decke um die Schultern und lauschte wieder auf meine Umgebung.
Nach einiger Zeit fischte ich aus meinem Lederbeutel den kleinen Holzaffen und drehte zwischen meinen Fingern. Langsam fragte ich mich, weshalb ihn Brix gemacht hatte.

Die Hymne des Kapitols riss mich etwas aus meinen Gedanken und ich hob unwillkürlich meinen Kopf. Die Bilder zogen vorüber und ich konnte mir in dem Moment gut vorstellen, wie mich die Leute aus 12 hassten. Schließlich hatte ich ihren letzten Tribut umgebracht.
Schnell ließ ich den kleinen Holzaffen in meiner Tasche verschwinden und sah dann auch schon, die die Bilder wieder verschwanden und die Hymne erneut erklang.
Ich atmete einmal tief durch. Jetzt galt es wieder möglichst keine Gefühle oder anderesgleichen zu zeigen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Angi und Brix wieder auftauchen würden.
Dass Dejan immer noch in seinem Zelt war beachetet ich nicht weiter.

--> von heißen Quellen

An unserem Lager saß Anny immer noch allein am Feuer. Im vorbei Eilen warf ich ihr ein kurzes 'Hi' zu, dann verschwand ich in meinem Zelt um mich um zuziehen. In frischem, trockenem Gewand und einer roten, überhaupt nicht schicken Haube - die nur die komischen Kapitoler trugen, wenn sie bei uns in der Nähe im Winter Ski fahren waren - trat ich kurz darauf wieder aus dem Zelt heraus und setzte mich ans Feuer um mich noch etwas zu wärmen.
"Schlafen Dejan und Angi?", erkundigte ich mich kurz bei Anny.

Ich nickte nur knapp, fragte mich aber insgeheim doch weshalb Brix so nass war.
Trotzdem ging ich nicht weiter auf die Sache ein und antwortete meinem Verbündeten nur: "Angi ist grad in den Wald gegangen.. Dejan ist immer noch in seinem Zelt, kein Plan was er da macht."
Schließlich wandte ich dann doch meinen Blick vom Feuer ab und musterte den 18-Jährigen. Wenn mich nicht alles täuschte schien es wirklich so, als würde er ein wenig frieren. Aber nur ein klein wenig.
Nach einigen Augenblicken wandte ich mich aber wieder ab, es würde sonst bestimmt etwas aufmerksam werden, würde ich Brix die ganze Zeit anstarren.
Ich unterdrückte einen Seufzer und legte mich stattdessen auf den Rücken.

Bei ihrer Antwort nickte ich nur kurz. Langsam fragte ich mich wirklich, was Dejan hatte. Ob er irgendwelche Gewissensbisse hegte, wegen seines ersten Mordes heute. Ich hoffte mal für ihn nicht. Einen Karriero, der nicht töten konnte oder wollte, konnten wir hier nicht gebrauchen. Und ich vermutete mal, dass nicht mal Anny das als Bruch unseres Bündnisses sehen würde, sollte der Junge wirklich so sein. Ich schüttelte den Kopf um den Gedanken los zu werden. Vermutlich schlief er wirklich nur und erholte sich von der Jagt.
Als ich vom Zelt des Jungen meinen Blick wieder zum Feuer gleiten ließ, sah ich, dass Anny mich anstarrte. Ich tippte mal, wegen der lächerlichen Haube.
Bevor ich mir andere Gedanken dazu machen konnte, wandte sie ihren Blick wieder ab und ich versuchte mir vorzustellen, dass unter ihrer Haut nur ein metallisches Robotorgerüst war. Der Gedanke war so lächerlich, dass ich kurz auflachte. Sie war echt, genau so wie alle anderen hier.

Als Brix neben mir auflachte, zuckte ich für einen kurzen Moment zusammen, riss mich dann aber wieder zusammen und drehte nur meinen Kopf so, dass ich ihn anschauen konnte. Es war wieder meine Neugierde die siegte, weshalb ich fragte: "Was?"
Es klang etwas leise, jedoch schwang kein Unterton in meiner Stimme, auch wenn ich meinen Verbündeten etwas zweifelnd ansah. Es war mir wirklich ein Rätsel, was in dem Jungen vorging, sonst hatte ich kaum Probleme, die Gefühle oder Gedanken der anderen einzuschätzen. Schließlich rollte ich mich vom Rücken auf den Bauch, mied es aber wieder zu meinem Gegenüber zu schauen und starret stattdessen ins Feuer.
Das Lagerfeuer knackste ab und zu, was mich auf irgendeine Art und Weise beruhigte.
Einen Wimpernschalg später schob ich mir eine Wunschtablette von meinem Sponsorengeschenk in den Mund.
Brix schob ich einfach die kleine Tüte rüber, ob er sich etwas von der Süßigkeit gönnte oder nicht war seine Sache.
In meinem Kopf malte ich mir die nächsten paar Tage aus, wobei ich den Gedanken an meinen Tod immer wieder verdrängen musste.

Bei ihrer Frage zuckte ich bloß mit den Schultern. Eine ehrliche Antwort wäre ja wirklich zu seltsam. Obwohl es mich interessieren täte, ob diese Behauptung dann bei den Zuschauern im Kapitol Verschwürungstheoretiker das aufgreifen würden. Besonders wenn ich gewinne. Noch einmal lachte ich kurz auf bei dem Gedanken. "Nicht so wichtig", meinte ich dann.
Mir war noch immer leicht kalt, also rückte ich ein Stück näher an das Feuer heran.
"Danke", meinte ich, als sie mir die Tüte mit den Süßigkeiten hin hielt. Wenn wir die Schleckerein weiter so schnell aßen, würden sie nicht mehr lange reichen.
Ein kalter Windstoß ließ mich frösteln und ließ das Feuer Funken spucken. Verdammt wenn ich wegen dem blöden Bad wirklich krank würde, hätte der Idiot aus 9 Recht gehabt und das durfte ich nicht zulassen. "Welcher Idiot ist eigentlich auf die Idee gekommen, dass wir in der Winterebene unser Lager aufschlagen", murrte ich und schlang meine Jacke enger um mich. Mir egal, was Anny oder die Zuschauer jetzt dachten.

Für einen Moment sah ich dann doch noch verwirrt auf. Ich fand es eigentlich alles andere als nicht so wichtig, er lachte schließlich schon wieder.
Als er aber weiter zum Feuer rutschte verkniff ich mir ein Grinsen. Er hatte soeben bewiesen dass ich recht mit meiner Vermutung hatte, dass ihm kalt war.
Bei seinen nächsten Worten wurde ich aber wieder etwas nachdenklich. Eigentlich war ich ja überhaupt nicht dafür gewesen, dass wir in die Winterebene gehen, aber in den ersten Momenten nach dem Füllhorn tat ich einfach, was die anderen taten.
Dass es Brix selbst war, der die Richtung zur Winterebene und hierher eingeschlagen hatte sparte ich mir. Stattdessen griff ich nach einer weiteren Felldecke, welche neben mir lag und schmiss sie meinem Verbündeten hin.
Nach einigen Augenblicken griff ich nach der Thermokanne, welche ich in der Zeit während die anderen auf Tributejagd waren mit Wasser gefüllt und eine Art Tee darin zubereitet hatte.
Die Kräuter welche ich gefunden hatte rochen gut, und ich wusste, dass sie nicht giftig waren. Ob die Mischung gut schmeckt war etwas anderes, zumindestens war das Getränk heiß.
Ich goss ein wenig von der Flüssigkeit in den Deckel der Kanne und trank ihn sofort leer. Es schmeckte wirklich nicht so schlecht, für einen Tee frei aus der Wildnis sogar gut.
Augenblicklich durchfuhr mich die Wärme ein wenig, ehe ich auch das Brix reichte.
"Wo warst du, dass du so frierst und nass warst?", fragte ich ihn dann doch und sah ihn wieder an.

Zum Glück verkniff sie sich eine Meldung darüber, wer auf die Idee mit der Winterebene gekommen war. Denn ich konnte mich dunkel daran erinnern, dass ich bei dieser Entscheidung nicht ganz unbeteiligt war. Trotzdem ging mich die Kälte an und wenn es nicht so viel Mühe machen würde, würde ich vorschlagen, das Lager zu verlegen.
Als sie mir das Fell zu warf, stritten sich mein Stolz und die Kälte darüber, ob ich es mir überwerfen sollte oder nicht. Schließlich warf ich mir das Fell doch über die Schultern und griff sogar nach der Thermoskanne, aus der es verheißungsvoll dampfte. Da Anny zu erst getrunken hatte, vermutete ich mal, dass es nicht giftig war.
"Ich war wieder schwimmen", erklärte ich, aber bevor sie dachte, ich wäre so blöd gewesen und noch mal ins Eiswasser gesprungen, meinte ich weiter: "Angi hat dort weiter hinten heiße Quellen entdeckt. Die sind echt herrlich zum Schwimmen, nur hatte ich nicht ganz bedacht, dass der heiße Dampf meine Kleidung feucht werden ließ."

Ich hob meinen Kopf ein wenig und drehte ihn so, dass ich Brix nun auch in einer angenehmeren Haltung ansehen konnte. Dann nickte ich langsam. Deshalb war Angi vorhin auch so nass.
Die Tatsache dass der Karriero sich keine Handtücher mitgenommen hatte versuchte ich nicht weiter zu beachten, wahrscheinlich hatte er es vorhin wirklich eilig gehabt wegzukommen und etwas Abstand aufzubauen.
Stumm drehte ich mich wieder von ihm weg und rollte mich ein bisschen zusammen, damit ich nicht ganz so schlimm fror.
Langsam fing ich an mir Gedanken über den nächsten Tag zu machen. Ich glaubte, dass wir wieder auf Tributejagd gehen würden.. Oder eben die anderen, falls sie mich wieder nicht dabei haben wollten. Bei dem Gedanken verzog ich kurz mein Gesicht und sah etwas verbittert ins Lagerfeuer.
Okay, meine Verbündeten konnten sich ja alle möglichen Gedanken über mich machen, aber wenn sie mich als lästig oder unfähig ansehen würden, würden sie ein Problem mit mir kriegen.
Der Gedanke an den bevorstehenden Kampf lenkte mich etwas von der jetzigen Situation ab. Trotzdem fragte ich mich ab und zu wieder, wie es wohl wäre am Ende gegen einer meiner Verbündeten zu kämpfen.
Ich sah aus den Augenwinkeln heraus zu Brix, welcher am Feuer saß. Wahrscheinlich war er mein größter Gegner, und doch war da etwas anderes, was mir verbiet über seinen Tod nachzudenken.

Ich beobachtete Annys Gesicht, als sie sich lei8cht weg drehte und scheinbar über irgendwas Gedanken machte. Plötzlich verdüsterte sich ihr Gesicht und scheinbar unbewusst spannte sie ihre Hand an, was bei ihren Handschuhen immer dazu führte, dass sich die Krallen ausfuhren. Ich fragte mich, über was sie nachdachte. Aber vermutlich wollte ich es gar nicht wissen oder es ging mich nichts an.
Irgendwo begann ein Wolf zu heulen, aber hier im Lager würde uns wohl kaum so ein Tier angreifen.
Fröstelnd hielt ich meine Hände über das Feuer und versuchte nicht zu viel nach zu denken.
"Hast du eigentlich schon mal einen Freund?", erkundigte ich mich nach einer Weile. Ich hoffte mal, sie legte die Frage als Zuschauerfrage aus. Im Trainingsprogramm gab es mal einen ganzen Workshop darüber, den ich jedoch ausfallen ließ. In dem wir lernten, welche Fragen gut rüber kamen, beziehungsweise was die Zuschauer interessierte und wir mit der Hilfe von welchen Fragen möglichst natürlich Informationen an das Publikum weiter geben konnten. Was uns Karrieros noch mehr Symphathy einbringen sollte. Da die Zuschauer dadurch das Gefühl bekamen uns besser zu kennen als die anderen Einzelgänger, die kaum den Mund auf bekamen.

Etwas verwundert sah ich kurz auf meine Handschuhe, aus denen sich die Krallen wieder sichtbar gemacht hatten und zog meien Hand unwillkürlich zurück.
Auf die nächste Frage von Brix wollte ich zuerst gar nichts antworten, es ging ihn nichts an, genauso wenig wie es etwas den ganzen Leuten vor den Fernsehern etwas anging, doch jetzt musste ich etwas sagen.
Kurz warf ich dem Jungen einen kleinen vernichtenden Blick zu, ehe ich trotzdem nur knapp antwortete. "Ja."
Meine Stimme klang etwas abweisend, was daran liegen mochte, dass ich nicht darüber sprechen wollte. Dass ich nicht nur einen Freund hatte vermied ich aber zu sagen und ging nicht weiter auf seine Frage ein. Ich war mir bewusste, dass es womöglich Minuspunkte im Kapitol und bei meinen Sponsoren hagelte, doch in diesem Moment war es mir ziemlich egal.
Ein leiser Seufzer entrang mir dann doch. Ich konnte nicht länger einfach nur abweisend und kalt dasitzen und so tun, als ob ich nicht sprechen wollte.
"Nicht nur einen", murmelte ich dann doch etwas zerknirscht und sah wieder zu Boden.
"Bei dir brauch ich gar nicht fragen, oder?", meinte ich dann und grinste kurz. Vor einem Tag war es ja auch nicht unauffällig, als sich Angi am Lagerfeuer an Brix ranmachte, aber es kümmerte mich ja nicht weiter. Solange sie sich später noch umbringen konnte war ja eigentlich alles okay, oder nicht?