Die Villa der Kraals

Nina scheint die Größe der Klamotten nicht zu stören, also störte es mich auch nicht.
Da sie mir gleich eine gute Nacht wünschte, krabbelte ich in mein Bett und deckte mich zu. "Wünsch ich dir auch und süße Träume", dann lächelte ich ihr und und ein blick auf die Uhr sagte, wir sollten dringend schlafen. Nachdem Nina ebenfalls lag und zugedeckt war knippste ich das licht aus. "Bis nachher",murmelte ich noch und nickte ein.

In der Nacht jagt ein eigenartiger Traum den anderen. Andere Menschen würden diese Art von Träumen wohl als Albträume bezeichnen, aber trotz der schrecklichen Bilder fühle ich nicht die Kehle zuschnürrende Angst. Ich träume von der Arena, abwechselnd befinden sich Jair oder ich darin. Ich werde von einem Drachen gejagt, der mit der Stimme meiner Mutter singt und versucht mich zum Stehen zu zwingen.
"Willkommen, hier. Jair schläft noch."
Die Stimme von Jair's Mutter reißt mich aus dem Schlaf. Verwirrt blinzle ich in das Sonnenlicht, das trotz geschlossener Vorhänge seinen Weg herein gefunden hat. Unten höre ich fremde Stimmen und ich befürchte, dass es sich dabei um Jair's ach so netten Cousin handelt.

In dieser Nacht schlafe ich zum erstenmal während des Arenazeitraumes tief und traumlos. Es war erholsam, aber trotzdem war ich angespannt wie Nina auf Ray reagieren würde.

Langsam drangen Geräusche in mein Unterwusstsein und erinnerten mich daran, dass meine Verwandschaft wohl gerade angekommen sein mussten. Kerzengarade setzte ich mich auf und sah mich in meinem Zimmer um. Trotz dass ich wusste, dass Nina auf meinem Sofa lag erschrak ich kurz. "Morgen" murmelte lächelnd zu Nina und streckte mich. "Das kann nur lustig werden", fügte ich in einem höchst ironischen Ton hinzu.

Ich erschrack, als ich plötzlich Jairs Stimme hörte. Gut ich schlief in seinem Zimmer, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er schon wach war.
"Morgen", gab ich mit einem Gähnen zurück. Dann setzte ich mich auf und lächelte. "Das kannst du laut sagen, willst du hinunter gehen und deine Verwandten begrüßen oder stellen wir uns einfach weiter schlafend?"
Sollte er sich für die Verwandten entscheiden, würde ich vermutlich erst einmal hier heroben bleiben.

Es war eine gute Frage. Sollten wir nach unten, dann würden sich alle auf mich stürzen wie Aasgeier, aber sollten wir nicht würde meine Mum gleich hier obenstehen und mich wecken. "Gute Frage. Eigentlich bevorzuge ich das 2. aber dann wird meine Mum wohl in spätestens 10 Minuten hier oben stehen." Ich verzog das Gesicht. Normal ließ meine Mum mich schlafen aber nicht heute. "Hm.. eigentlich sollte ich kurz runter und hallo sagen. Aber du kannst gerne oben bleiben und oder dich fertig machen. Nur lang bleib ich nicht unten, nur kurz Hallo sagen. Oke?" Fragend sah ich Nina an und wollte nicht dass sie sich zu etwas geträngt fühlte oder soetwas in der Art.

"Okay, viel Spaß", entgegnete ich sarkastisch. Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare und lächelte: "Ich glaube, ich mache mich fertig, wenn es oke ist?"
Ich überlegte kurz. Irgendwie war es ja unhöfflich ihn allein hinunter zu den Geiern zu schicken, also bot ich ihm an: "Oder ich mach mich jetzt schnell fertig und komme dann mit hinunter."

"Werd ich haben!", gab ich in der selben Tonlage zurück. Oke es würde auch komisch wirken wenn ich auftauchte und Nina dann nachkam. "Oke dann warte ich kurz", auch auf die Gefahr, dass sie Nina wohl genauso wie meine Eltern und ihre Mutter für ein Päärchen hielten aber damit würde sich die Gefahr für Nina reduzieren von meinem Cousin angemacht zu werden. Während sie ins Bad verschwand wechselte ich kurz meine Kalamotten und strich mir durchs Haar. Ich war wirklich gespannt was nina von Ray halten würde, wohl für einen hirnlosen Idioten.

Er nahm das Angebot an und so verschwand ich kurz im Badezimmer. Ich zog mir wieder die Sachen von gestern an und friesierte mich. Da ich nicht mehr Schminkzeug dabei hatte, legte ich mir nur helles Puder auf und zog einen Lidstrich bei meinen Augen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich halbwegs pausabel aussah und das in nicht mal fünf Minuten. Ich zeigte meinem Spiegelbild die Zunge, dann kehrte ich zurück in Jairs Zimmer.
"Na, dann begrüßen wir mal die liebe Verwandtschaft", meinte ich.

Ich musste grinsen als Nina aus dem Bad kam, mit so wenig Make-up hatte ich sie noch nie gesehen, aber eswar nicht so als würde es nun schlimmer aussehen. Es war einfach natürlicher und freundlicher, nicht so düster. "Deinen Tuschkasten zuhause vergessen?", fragte ich sie neckend und nickte, als sie höchsterfreut von sich gab, dass wir jetzt mal meeine Verwandtschaft begrüßen wollen oder eher sollten. "Nicht erschrecken, sie sind einbisschen speziell", nicht dass sie nun jeden Mensch umarmten, eher im Gegenteil, mustende Blicke und starre Mienen, außer es ging um ihren kleinen achsotollen Ray.

Ich rollte mit den Augen, bei seiner Frage. "Nein, den hab ich schon mal deinem Cousin geborgt", entgegnete ich. Was dachte er denn, ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, hier zu übernachten. Vorsichtig rieb ich mir über meine Wange, wo die schmale Narbe nun nicht mehr ganz so verdeckt war, wie üblich.
"Das wären nicht die ersten speziellen Leute, die wir in letzter Zeit über den Weg gelaufen sind. Langsam frage ich mich, ob es überhaupt noch normale gibt", entgegnete ich mit einem Lächeln und ging schon mal zu seiner Zimmertür.

Ich muss auflachen. "Das würde sogar zu ihm passen, aber nur damit er im heißen Kameralicht nicht glänzt oder dergleichen." Natürlich war mir, klar dass Nina nicht mit ihrem halben Koffer Schminke unterwegs war. "Da hast du wohl recht, vorallem seit du mich kennst musst du dich jeden Tag mit sojemandem rumschlagen." Bei der Tür angekommen hielt ich sie ihr kurz auf und schlüpfte dann hinter ihr in den kleinen Gang mit der treppe und ging dann vor ihr die Treppe hinunter. Unten war schon gegagger meiner Tante zu hören, tief durchatmen, es wird alles gut!, redete ich mir ein. "Morgen", rief ich schon kurz bevor ich die letze Stufe hinunter war. Meine Verwandtschaft saß zusammen mit meinen eltern auf dem Sofa und alle sahen zu uns. Jackpot...

Ich lachte bei seiner Bemerkung, aber irgendwie konnte ich mir das soar vorstellen, auch wenn er bei meinem Schminkzeug da wohl nicht viel finden würde.
"Dir sei's verziehen, du finanzierst unsere neue Kaffegöttin", entgegnete ich. "Außerdem bist du noch halbwegs normal im Vergleich zu anderen Leuten - hust - drei Hühner - hust -."
Ich folgte ihm die schmale Stiege hinunter und wäre ungefähr nach der Hälfte kurz davor wieder umzukehren. Gut die sahen schräg aus und irgendwie waren jetzt die Fremden in der Übermacht. Da Jair sie jedoch bereits begrüßte, blieb mir nichts anders übrig, als ihm doch noch zu folgen. "Hallo", grüße ich einfach mal so in die Runde. Ich würde morden für einen guten Kaffee im Moment.

Ich musste grinsen, normaler als die drei Damen aus meiner Klasse war ich wirklich. Wie ihre Blicke uns musterten, ich schauderte, dann rief meine Tante aus: "Jair wie groß du geworden bist!", ich bin seit letztem Jahr vielleicht 5 cm gewachsen. "und wen hast du den da mitgebracht?" Bevor ich oder nina nur den Mund aufmachen konnten antwortete meine Mum für uns. "Das ist ein Freundin von Jair, sie war bei uns und es wurde recht spät." Oke, so kannte ich meine Mum garnicht. Sie musste Nina wirklich mögen. Ein bisschen perplex stellte ich Nina meiner Familie vor. Ray überhabliches Grinsen nervte mich ja jetzt schon, wie sollte ich das nur so lange aushalten. Er versuchte Nina mit seinen Blicken einzuspinnen und sie mit einem von charmetriefenden "Hallo, schön dich kennen zu lernen" zu begrüßen.

Oh du heilige Scheiße, Jairs Tante klang exakt so, wie diese älteren Damen in den verschiedenen Soaps, die am Nachmittag öfter im Fernsehn liefen. Diese Zuckersüße Stimme, als hätte sie in ihrem Leben viel zu viel Zucker zu sich genommen. Ich schüttelte den Kopf, ich sollte nicht so schlecht von ihnen denken, schließlich waren sie Jairs Verwandtschaft. Stattdessen setzte ich ein Lächeln auf und reichte ihr die Hand, als ihr Neffe mich vorstellte.
Bei Ray riss diese Selbstbeherrschung jedoch sofort wieder. Würg. Mein erster Gedanke zu ihm kann hier leider nicht gepostet werden, da es ja FSK14 ist. Er hatte einen schmierigen Akzent und sprach mit einer Stimme, als glaube er, dass Frauen allein von seinem Anblick in Ohnmacht fielen.
"Hi", entgenete ich knapp und biss mir sofort auf die Zunge, damit mir nicht irgendwelche Bermerkungen entschlüpften.

Für mich war es nicht schwer zu erkennen, was Nina von meiner Verwandschaft hielt, aber damit war sie wohl nicht die einzige. Aber was für eine Wunder, dass meine Tante nicht auch noch aufgesprungen war und mir in die Backe kniff. Mein Onkel und mein Vater beachteten uns nicht wirklich sondern waren in irgend ein wichtiges Gespräch über die spiele vertieft, nur gut wenn sie uns nicht ausfragten was wir von den Tributen hielten. "Wie wäre es wenn ihr einbisschen nach oben geht während wir hier das Mittagessen vorbereiten?", fragte meine Mutter ganz scheinheilig und da Ray auch schon aufgestanden war konnte ich nicht nein sagen, leider. "Alles klar", murmelte ich und warf Nina einen genervten Blick zu.

Oh nein. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, jetzt heimzugehen. Schließlcih hatte ich ja theoretisch auch Schule. Aber ich konnte ja Jair nicht allein mit dem Typen lassen.
Jair wirkte genau so begeistert von der Idee wie ich. Dennoch folgte uns Ray die Treppe hinauf in sein Zimmer. Was wohl die Formel: Ray + Sprengstoff ergab?
In Jairs Zimmer setzte ich mich auf dne Klavierhocker und ließ seinen Cousin wie ein giftiges Tier nicht aus den Augen.
"Was gibt es denn zu essen?", wandte ich mich an Jair in der Hoffnung, dass es kein 5 Gängemenü werden würde, für dass seine Mutter Stunden brauchte.

Jetzt hatten wir ihn wohl erst mal für ein oder zwei Stunden an der Backe. "wie jedes Jahr etwas Traditionelles. Erst ein Eintopf und dann Fleisch mit Belagen und Schokoladeneis", das war nun schon das 6 jahr in dem es Rays Leibspeißen hier gab. Da ich aber Ninas wink mit dem Zaunpfahl verstand fügte ich noch hinzu, dass meine Mum gestern schon damit angefangen hatte und es sich nicht mehr so lange hinzögern würde. Einzig und alleine Ninas Blick missstand Ray, denn er dachte wohl Nina würde ihn aus interesse beobachten. "Nach wie lebt es sich so im kapitol?", fragte er sie, während ich kurz das zeug vom Sofa aufräumte und es wieder einklappte.

Bei der Erwähnung was es zu essen gäbe, hellte sich Rays Mine noch mehr auf und imaginärer Sapper lief ihm aus dem Mund. Wie der die Hungerspiele gewinnen konnte? Also würde es etwas länger dauern, als eine Tiefkühlpizza, mist.
Bei Rays Frage zuckte ich bloß mit den Schultern. Was sollte ich auch antworten? Normal? Ich hatte keinen Vergleich, auf den ich es beziehen könnte.
"Must du dich nicht um die Tribute kümmern oder so?", fragte ich mit einem leicht saurem Unterton zurück.

Am liebsten hätte ich laut gelacht, als Nina ihn fragte ob er sich nicht um die Tribute kümmern mussten. Aber Ray nahm sie ernst, "Die sind gerade im Training, also hab ich frei und besuche meinen Lieblingscousin", dabei boxte er mir gegen die Schulter. Der ganze witz an der Sach war, ich war sein einzigster Cousin. Um dem ganzen noch eine Krone aufzusetzen fügte er hinzu, "uns sonst hätte ich nie seine liebenswerte und nette freundin getroffen." dabei musterte er sie kurz von oben nach unten. Würde Nina ihm jetzt an den Hals springen würde ich es ihr jedenfalls nicht verübeln. Was war nur aus dem alten Ray geworden oder welchen Mutant hatten sie in seine Hülle gepflanzt?

Der Typ war ja echt zum Kotzen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser Kerl irgendwann halbwegs normal gewesen war. Okay um die Hungerspiele zu gewinnen, kannst man nicht normal sein. Vermutlich war dieser Sieg von ihm, der einzige Grund warum er mein Messer noch nicht im Hals stecken hatte, da er vermutlich noch immer gegen solche Attaken etwas unternehmen konnte.
Stattdessen überlegte ich, wie ich ihn nicht anders loswerden konnte. "Und was ist mit Sponsoren sammeln oder deine Fans hier zu begrüßen?", fragte ich scheinheilig weiter und warf Jair einen genervten Blick zu.

Ich musste mir richtig das Grinsen verkneifen, Nina und Ray waren eine geniale Kombi um einen zum Lachen zu bringen. Mit einem hilfesuchenden Blick wandte sie sich zu mir nur ich konnte doch auch nicht machen. "Sponsoren gibt es wie Sand am Meer, die festen sind eh jedes Jahr die gleichen, da geht Familie vor nicht Jairylein?" Wuhu ich wurde hier von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen gereicht und konnte nur nicken. Nina musste mich wohl für einen Waschlappen halten und so konnte ich ihrem Blick nicht standhalten. "Und für die Fans habe ich immer noch genug Zeit." Mit einem überheblichen Blick fixierte Ray Nina.

Jair schien sich ja bestens auf unsere Kosten zu amüsieren. Und Ray bewies mit erstaunlicher Gelassenheit, dass er den Sieg nicht seiner Intelligenz zuschreiben konnte.
Toll eigentlich, wie sehr er sich um die beiden kümmerte, deren Leben er beschützen oder wenigstens verlängern sollte. Nicht dass es um seine Tribute von diesem Jahr schade wäre, aber es waren ja doch Menschen und er vergnügte sich stattdessen hier bei Jairilein.
Dann hebe ich aprupt die Hand um die beiden zum Schweigen zu bringen, auch wenn sie gerade nichts gesagt hatten, und tu so, als würde ich lauschen. "He Ray, hat grad deine Mutter nach dir gerufen?", frage ich scheinheilig. Wenn er wirklich so bekloppt war, wie er sich momentan verhielt, würde er es mir vielleicht abkaufen und hinunter laufen.

Ray blickte auf und lauschte angestengt, sein Gesicht legt sich in leichte Falten. "Ich hör nichts." dann wartete er noch einmal und zuckte mit den Schultern. "Ich werd mal schaun gehen. Lauft ja nicht weg!" Er erhob sich schwerfällig und trottete aus meinem Zimmer. "oh Gott", seufzte ich und ließ mich rückwärts auf mein Bett fallen. "Das ist meine liebliche Verwandschaft", murmelte ich in einem müden tonfall.

Er war so blöd!
Als er die Tür hinter sich zugekogen hatte, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Dann lief ich zum Fenster. "Komm, wir haben nicht viel Zeit. Wa shältst du von nem Kaffee im Koma?", drängte ich ihn und zog das Fenster auf. So tief ging es nicht nach unten. Und irgendwie hätte dies Flucht vor seinen Verwandten schon etwas. "Oder willst du lieber mit deinem Kumpel Rayilein spielen", fragte ich neckend, während ich schon auf dem Fensterbrett saß, den einen Fuß draußen in der Luft baumelnd.

Wir lachten, mal wieder. Und dann schlug sie tatsächlich eine Flucht vor. Wie sollte ich das meiner Mum erklären? Ich weiß, ich konnte meine Verwandschaft nicht leiden aber meine Mum wäre nicht sehr begeistert davon. "Ich weiß nicht ob das so ne gute Idee wäre. Die würden vermutlich noch nen Trupp losschicken weil ich nicht da bin zum mittagessen bzw wenn Ray hier hochkommt und niemand da ist. Und dann würden sie mich im koma finden und das wäre wohl nicht so toll für das Koma..", sagte ich bedrückt. "also wenn du von hier weg willst kann ich das verstehen, dann will ich dich auch nicht aufhalten. Nur ich kann hier grade ganz schlecht weg.."