Die Villa der Kraals

Ich glaub, dass sich der Fernseher nicht abschalten lässt, bei der Ernte ist generell so. Ich hab es noch nie probiert, da ich früher sie mir meist ganz angesehen habe. Warum ist es mir dann heute zu viel geworden?
Jair schaltet den Fernseher so leise, wie möglich und zieht mich dann hinauf in sein Zimmer. Als er mich fragt, was ich machen will, zucke ich mit den Schultern. Irgendwie ist es nicht die richtige Stimmung um ihm beim Klavierspielen zuzuhören oder mit zu singen. "Wie wär's mit einfach nur reden?"

Während sie mit ihren Schultern zuckte überkam es mich und ich musste sie einfach drücken. "danke dass du da bist, vorallem gerade.", flüsterte ich dazu. Alleine hätte ich es nicht so gut überstanden. Am Liebsten würden mir jetzt aus Dankbarkeit gemischt mit Traurigkeit die Tränen runterkullern, aber ich schluckte es herunter und lächelde sie schief an. Nie hätte ich nach unserem Umzug gedacht, jemanden zu finden mit dem ich mich so gut verstand auch wenn wir nicht zusammen zupassen schienen, das kontne man den meisten Leuten ansehen, wenn sie uns zusammen sahen. Aber ich gab nicht viel auf diese Meinung und aus lauter Überschwänglichkeit und um den Trübsinn zu vertreiben, schob ich sie ein Stück von mir weg und drehte sie in einer Piruette einmal um sich selbst.

"Kein Problem", meine ich und drücke ihn auch an mich. Ganz verstehe ich nicht, warum er plötzlich so um Fassung kämpfen muss. Vermutlich sind es Erinnerungen.
Das mit der Piruette habe ich nicht kommen sehen. Ich drehe mich zwar einmal um mich selbst, stolpere dann aber fast und muss lachen. "Wir sind schon etwas schräg zusammen", sage ich, während ich in Gedanken leise meinen Knöchel verfluche, der jetzt weh tut.

Sie hielt mich jetzt bestimmt für noch verrückter und seltsamer als vorher. Bestimmt hatte sie das Gefühl ich war in den Wechseljahren, darüber musste ich auflachen. "Aber nur etwas Fürstin der Finsterniss", sagte ich zwingernd und zog sie mit runter aufs Bett, da es näher war als das Sofa. Um sie noch einbisschen weiter zu ärgern schnappte ich mir ein Kissen und nervte sie damit spielerisch mit ienem grinsen auf dem Gesicht. Manchmal wunderte ich mich über mich selbst, wie gut ich manche Gefühle verträngen konnte und so tun als wäre nichts.

Als er mich aufs Bett zieht wehre ich mich kurz. Die meisten Typen haben da nur eins im Sinn und danach stand es mir gerade so überhaupt nicht. Dann beginnt er mich lachend mit einem Kissen zu ärgern und ich komme mir wieder vor wie ein Kind ohne jegliche traurige oder enttäuschende Vorgeschichte.
"Na warte", lache ich und da ich kein Kissen erwische, beginne ich ihn zu kitzeln. Kurz habe ich das Gefühl, dass ein dunkler Schatten über sein Gesicht huscht, aber da er danach wieder lacht, kann es auch nur Einbildung gewesen sein.

kurz wehrte sie sich, was dachte sie denn was ich vor hatte? Bevor ich sie fragen konnte kam ich selbst darauf und musste grinsen. Nein das war das letzte was ich damit bezwecken wollte. Nun bekam ich ihre Rache für die Kissenattake und leider war ich keiner der Menschen die unkitzelig waren, also fing ich an zu lachen und steckte Nina auch damit an. Dann ließ ich erschöpft das Kissen fallen und legte mich immer noch leicht lachend auf den Rücken und sah zur Decke. "Ich glaube wir sind doch ein bisschen mehr als etwas schräg", grinste ich sie an.

"Immerhin besser als solche Hirnlosen Kapitoltussen zu sein, wie deine Freunde in der Karaokebar", entgegne ich und lege mich neben ihn hin. An der Decke ist noch immer der Fleck von einer Explusion und da weiß ich, was ich machen will. "Lass uns was in die Luft jagen."

"Ja meine besten Freundinnen, mit denen ich bei jeder Gelegenheit Schminktipps und Must-havs austausche!!", sagte ich ganz ernst nur um darauf wieder zu lachen. Grade hatte ich mich beruhigt, als Nina vorschlug wir könnten etwas in die Luft jagen. Begeistert drehe ich mich zu ihr. "Sehr gute Idee", entgegene ich ihr Feuer um Flamme und sprang vom Bett auf. "Was willst du in die Luft jagen?", fragte ich sie während ich meinen Chemicalenschrank öffnete.

"Urg", rufe ich, als er behauptet mit den drei Hühnern ganz dicke zu sein. Ich weiche von ihm zurück und bilde mit meinen Zeigefingern ein Kreuz, das ich ihm lachend entgegen strecke: "Bleib bloß weg von mir." Dann lache ich noch mehr.
Die Idee mit dem Sprengen scheint ihm echt gut zu gefallen. "Wie wär's mit dem Präsidentenpalast? Oder einfach nur ein paar Dosen zum Anfang?"

"Ich bin mir sicher, wir werden alle aller besste Freunde und ziehen auf eine rosa rote Wolke wo es nur diätcola gibt", sagte ich mit einem Zuckersüßen Lächeln.
Den Präsidentenpalast in die Luft zu sprengen fand ich eine geniale Idee, doch sie ließ sich nicht so einfach umsetzen. "Sicher? eine Dose?", fragte ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen. "Mehr draust du mir nicht zu? Oke überredet, das können wir hier machen, alles was größer ist müssten wir draußen in die Luft jagen und dann würden uns die Nachbarn sehen und merken das wir nicht so lieb und brav sind und die Ernte kucken." Dann suchte ich nach einer Dose in meinem Laborkasten und legte eine Feuerfeste matte auf den couchtisch, den ich einige Meter in die Mitte des zimmers (unter den brandfleck) zog und dann die Dose darauf stellte. Nun suchte ich nach geeignetem Sprengstoff.

Bei seiner Antwort mit den rosa Wölckchenreich, schüttelt es mich. Meine persönliche Folterhölle wäre das.
Gut eine Dose ist nicht gerade spektakulär, aber mir fiel ja nicht viel mehr ein. Jair kramte in einem Laborkasten herum und baute dann den Versuch auf. Gespannt beobachtete ich alles vom Bett aus, da ich nicht wusste, wie ich ihm helfen sollte und um nicht im Weg zu stehen.
"Und die zerreist es dann völlig?", frage ich, während er nach irgendetwas - vermutlich Sprengzeug - sucht.

Während ich die richtige Menge an pulver abmaß und das ganze fachgerecht in der dose verstaute sah mit Nina vom Bett aus zu. Auf ihre Frage zuckte ich mit den Schultern. "wir werden sehen, ich hoffe das Zeug reicht dafür", grinsend antwortete ich ihr, wohlwissend, dass es reichen würde. Dann legte ich die Zündschnurr vom tisch und verband sie mit einem Fernzünder. Munter warf ich mich zu ihr aufs Bett und steckte ihr eine Schutzbrille entgegen. "Sicher ist sicher. Bereit? Willst du das Köpfchen drücken?"

"Oh ja", rufe ich mit kindlicher Begeisterung. Widersrebend setze ich die Brille auf, die irgendwie schon aufgeraut oder so ist, denn ich sehe irgendwie schlecht durch sie hindurch.
Ich nehme den Knopf entgegen und setze ein fieses Schurken Lächeln auf. "So Mister Bond noch irendwelche Worte, bevor ihre Dose in die Luft fliegt?", frage ich und beginne dann den Count down zu zählen.

Ich sehe wie sie sich freut, als ich ihr den sprengkasten in die Hand drücke und das freut mich auch. "Bitte geschüttelt nicht gerührt", gebe ich unsinnigerweiße und als einzigstes Zitat das mir grade einfällt von mir. Dann zählen wir gemeinsam den Countdown bei Null angekommen drückt sie auf den Zünder und mir einer Verzögerung von einigen Sekunden zerreißt es die Coladose in winzige Stücke. Zufrieden sehe ich sie an. "Das war doch gute Team-arbeit!"

Lächelnd streiche ich mir kleine Reste von der Explusion aus dem Gesicht. Das war gar nicht mal so überl, aber "Geht das noch größer?" Wäre es Winter, würde ich vorschlagen einen Schneemann in die Luft zu jagen.
"Bist du eigentlich befugt, mit soetwas herum zu hantieren?" So viel ich weiß, gibt es strenge Waffengesetze in den Distrikten aber auch hier im Kapitol. Gut in meiner Gegend hält sich kaum einer dran. Da wird man lieber wegen besitzes einer Schusswaffe verhaftet, als ausgeraubt und ermordet zu werden. Gut sowas ist mir zum Glück noch nie passiert, aber undenkbar ist es nicht.

Sie hatte Feuer gefangen, rein bildlich gesehen. "Klar geht das größer, in D6 haben wir mal ein altes Haus gesprengt. also unter der Aufsicht der Schule natürlich", antwortete ich freudestrahlend. "Das war nett, aber der Staub war nicht sooo toll. Und das größte was ich bisher hier hochgejagdt hab war ein Geräteschuppen. Aber das war auch ganz offiziell, da meine eltern einen neuen haben wollten also musste der alte weg. So ganz legal befugt bin ich nicht, aber es liegt zu 99% in der Grauzone, außerdem hat man hier doch einpaar privilegien", eine der guten Seiten in diesem Viertel. Außerdem wussten die meisten Nachbarn bescheid, was bei unserem großen Grundstück aber so oder so nicht aufgefallen wäre. "Aber das hier ist nicht so gut wie das zeug in D6", seufzte ich.

Wow habe eigentlich nicht gedacht, dass es in den Distrikten etwas geben könnte, dass besser ist, als bei uns im Kapitol, aber das ist vermutlich auch nur so ein Klischee. Irgendwie beneide ich ihn leicht für solche Schulprojekte. Das einzige was wir vielleicht dieses Jahr machen ist die Besichtigung des Zentrum der Spielemacher, so Jobvorhersehend oder so nenen die das. Als ob ich dort arbeiten wollte.
"Und was schlägst du größeres vor?" Ich wollte sofort noch was in die Luft jagen.

Ich überlege, was wir in die Luft jagen können, da fällt mir wieder das Problem mit dem Pflichtprogramm ein. "Meinst du sie sind schon fertig im der Auslosung? Sonst ist das nciht so ne gute Idee im Garten spazieren zu gehen. Aber ich hab schon ein Objekt im Sinn. Wir müssten noch einen alten Kugelgrill im neuen Geräteschuppen haben, den könnten wir hochjagen." Kurzerhand stehe ich auf und sammele kurz die Überreste des Dose und des sprengsatzes auf. "Ich schau kurz nach ob es schon rum ist", und schon lief ich die Treppen nach unten, doch sie waren erst bei D12, was komisch war. Irgendetwas musste vorgefallen sein. Kopfschüttelnd ging ich zurück nach oben. "Ich glaube wir müssen nur einbisschen warten. Sie sind seltsamerweiße jetzt erst bei D12."

"Glaubst du das sie die ersten Distrikte schon eingefügt haben?", frage ich. Vielleicht ist die Reihenfolge heuer auch einfach völlig durcheinander, so dass es absolut nichts bedeutet, ob sie gerade D!2 oder D1 zeigen.
Ich zucke mit den Schultern: "Na dann eben später." Damit lasse ich mich zurück in sein Bett fallen und schließe für einen Moment die Augen. Ob das ein Wasserbett war, auf jeden fall spürte man keine Sprungfedern durch, wie bei meiner Matratze.

"Irgendwas sagt mir, dass sie laut Reihenfolge wirklich erst bei D12, aber ich weiß auch nicht", dabei warf ich einen Blick nach draußen. Niemand war unterwegs, alle saßen vor ihren kleinen Flimmerkisten und wussten was los war. Aber genau das war mir grade total egal. Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett (in dem Fall aber kein Wasserbett xD) und betrachte Nina. "Ich dachte schon du schlägst vor dass wir mich sprengen könnten, da du nicht warten kannst", sagte ich feixend.

"Können wir auch machen", meine ich noch immer mit geschlossenen Augen: "Aber ich glaube, dann darf ich im Sommer nicht bei euch im Pool schwimmen, oder?"
Wie lang konnten diese nervige Ernte noch dauern. Blödes Pflichtprogramm. Irgendwann hatte es so etwas noch nie gegeben, aber das war schon vor meiner Geburt und vermutlich sogar vor der Zeit meiner Eltern eingeführt worden, als wären wir genau so nur Spielfiguren, die unterjocht wurden von der Regierung. Von wegen Präsident, Diktator würde es wohl besser treffen.
"Und was machen wir bis wir wieder etwas sprengen können?" Zum Glück fällt mir Warten leicht.

"Ich glaube auch nicht, dass meine Eltern so begeistert wären mich hier in Puzzleteilen vorzufinden, aber wer weiß meine Mum mag Puzzel unheimlich gerne", sagte ich nach kurzem Nachdenken. Warum konnte einmal wenn man die Zeit schnell rumbringen wollte sie nicht schneller laufen? "hmm..ich könnte dir ja meine Nagellacksammlung zeigen..oder wir tauschen Klamotten", sagte ich mit einem leicht quitschigen Mädchenton, dann fügte ich wieder normal hinzu, "oder wir bleiben einfach hier auf dem Bett liegen und tun nichts."

"Ich wusste gar nicht das du schwul bist", entgegne ich mit einem Lächeln auf seine ersten beiden Vorschläge. IRgendwie sollte man das Pflichtprogramm vorspielen können, nur dass das bei Livesendungen nicht so wirklich ging. "Ich bin für letzteren Vorschlag", meine ich nach kurzem Überlegen und strecke mich so auf dme Bett aus, dass er keinen Platz mehr hat um sich hin zu legen.

"Immer mal wieder was neues Süße", meinte ich zwinkernd mit schnurrender Stimme und musste darauf über mich selbst lachen. Während sie gestand, dass sie für den letzten Vorschlag war breitete sie ihre Arme aus und schubste mich somit halb aus dem Bett, ich verlor das Gleichgewischt, fiel rückwärts vom Bett und landete mit dem Hintern voraus. "Hey!", rief ich als ich mich wieder aufrappelte. "Miss toter Frosch hätten Sie wohl die Freundlichkeit mir auch einbisschen Platz zuzugestehen? Sonst muss ich sie wohl oder übel sezieren." Dann streckte ich ihr kurz die Zunge entgegen und blieb gespielt schmollend mit verschränkten Armen vorm Bett sitzen.

Das er bei der Aktion aus dem Bett fällt, ist nicht geplant gewesen, aber es wirkt zu lustig um mich zu entschuldigen. Stattdessen lache ich.
"Was heißt hier toter Frosch, ich geb dir gleich toter Frosch", rufe ich gespielt beleidigt zurück und lasse mich wieder in die Kissen fallen. Wo ich meinen Kopf verdrehe und die Zunge seitlich heraus hängen lasse.
Als ich kurz durch die geschlossenen Augen blinzle, sitzt er noch immer gespielt schmollend am Boden, also ziehe ich doch einen Arm und ein Bein ein, damit er Platz hat.
"Das ist besser als Ernte", gestehe ich lachend.