Die Villa der Kraals

"Wow", wiederhole ich leise. Mit dem Handrücken fahre ich mir über die Augen, ich habe nicht geweint, aber ich fühle mich, als stünde ich kurz davor. Erinnerungen stürzen auf mich ein, aber es sind gute, ich will weiter seiner Musik lauschen und weiter singen, die alten Zeiten aufleben lassen.
Ich schließe kurz die Augen, schnaufe durch und hoffe das Jair nichts davon bemerkt. Dann setze ich wieder ein Lächeln auf: "Kannst du das Lied Silent Hill Lullaby?" Das Lied hat mir Mum früher oft vorgesungen, der Text ist nicht gerade schön und heute weiß ich, dass wohl ein paar der Zeilen der ahrheit entsprochen haben, dennoch würde ich es jetzt gerne mit ihm zusammen interpretiern.

Sie wiederholte einfach meine Worte, wir verstanden uns auch so. Ich hatte Feuer gefangen wollte weiterspielen und da kam es mir gerade Recht, dass sie sich ein Lied ausgesucht hatte. In meinem Hinterkopf leuchtete ein sprichwörtlich ein Lämpchen auf, als würde es mich drauf aufmerksam machen wollen, dass ich den Titel kannte. "Silent Hill Lullaby", murmelte ich vor mich hin und stand auf um an den Schrank zu gehen, als ich ihn geöffnet hatte konnte man einen Blick auf knapp ein duzend Ordner erhaschen. Ich zog den Ordner mit den buchstaben S, sch, st, sp heraus und blätterte durch. Das waren der Rest meienr Noten, die nicht auf dem Tisch verteilt waren, die meisten noch aus der Zeit in D6. Schnell holte ich das Stück aus seiner Klarsichthülle und legten den Ordner offen auf den Tisch. Dann setzte ich mich zurück zu Nina und fing an zu spielen, auch wenn es ein bisschen holperig war, da ich das Lied seit knapp 3 Jahren nicht mehr gespielt hatte, während Nina anfang zu singen.

Ich hatte nicht gedacht, dass er das Lied kennt. Langsam und vorsichtig beginnt er zu spielen. Ich glaube, dass er hier und einen Fehler einbaut in die Melodie, aber das kann auch ein Irrtum sein, da ich das Lied seit fast zehn Jahren nicht mehr gehört habe. Lächerliche Erinnerungen kommen in mir hoch, während ich zu singen beginne. Ich erinnere mich, wie ich als kleines Mädchen in den Stöckelschuhen meiner Mutter vor dem Spiegel stand, eine Bürste anstelle eines Mikros in der Hand und eben dieses Lied geübt habe.
"I doesn't feel enough for you to cry." Die verfluchten Tränen steigen auf, aber ich ignoriere sie, bin zu sehr mit Jairs Musik und dem Lied beschäftigt.

Das Lied hatte Ray mir damals beigebracht, aber die Zeit war vorbei, der Ort war nur noch in Erinnerungen da und an diese wollte ich einfach nicht denken. Ich klammerte mich an den Noten fest. Nichts desto trotz schlichen sich Fehler ein, dabei saß das Lied doch damals perfekt. Ich war zwar konzentriert auf die Noten aber ich hörte trotzdem heraus, dass Nina's Stimme leicht zitterig wurde. Leicht besorgt sah ich sie kurz an, doch da sie keine weitere Regung in diese Richtung machte und ihre Stimme sich wieder einpendelte schweifte mein Blick zurück zu den Noten. Wir beide harmonierten wirklich gut. Ihre Stimme passte wunderbar zu den Klängen des Ebenholzflügel. Ich könnte ewig so weitermachen, dachte ich mich und das nicht zum ersten mal.

Die letzten Töne verklingen, irgendwie schade und doch erleichternd, denn sie tragen die Gedanken mit sich. Schnell wische ich mir mit dem Handrücken über die nassen Augen und verschmiere vermutlich meinen Eyeliner, aber was soll's?
"Danke", wende ich mich an Jair. Er wirkt ebenfalls etwas bekümmert, hat das Lied auch für ihn eine Bedeutung? Vielleicht hätte ich nicht danach fragen sollen, aber jetzt ist es auch egal. Vorsichtig berühre ich seinen Arm, der noch immer auf den Tasten verharrt, als machten sie nur eine kurze Pause während dem Lied. "Jair, alles in Ortnung?" Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein und es ist überhaupt nichts.

Still ließ ich meine Finger auf den Tasten ruhen und biss auf meine Unterlippe. Wie konnte ich verwessen warum dieses Lied seit 3 Jahren ungespielt gewesen war. Die Gedanken an meinen Cousin wie er mit das Lied beibrachte kurz bevor er in die Arena ging. Ich hatte das Lied jeden Tag gespielt, den er überlebt hatte. Doch die weiteren Erinnerungen an die Spiele vor 4 Jahren blockierte ich, ich wollte es nicht sehen. Nina berührte mich an meinem Arm und ich zuckte regelrecht zusammen und sah wie ihr Eyeliner leicht verschmiert war und sie mich fragte ob alles in Ordnung war. "Ja", ich setze ein Lächeln auf, "alles oke", daraufhin drückte ich sie kurz. Irgendwie musste ich diesen Moment überspielen. Ich konnte ihr das ganze gerade nicht erzählen, es hätte vielleicht alles kaputt gemacht. Also fing an das hier zu überspielen. "Ich hab mir überlegt, ob ich nicht an die Wand den Spruch "the piano keys are black and white but they sound like a million colours in your mind" anbringen soll. Was meinst du?"

Er verheimlicht mir etwas, ich fühle es sofort, dass er lügt, aber ich sage nichts. Wenn er nichts sagen will, werde ich ihn nicht dazu drängen, denn im Gegenzug hab auch ich meine Geheimnisse.
"Der Spruch klingt gut, willst du ihn hier über das Piano schreiben oder wo anders?", fragte ich. Ich ließ meinen Blick durchs Zimmer schweifen und er blieb an einer Uhr hängen - mist es war bereits spät und morgen habe ich sowohl Schule wie auch wieder Arbeit. Lange würde ich nicht mehr bleiben können, wenn ich morgen nicht einschlafen wollte und womöglich die Kaffeemaschine gewinnen lassen würde.

Es versetze mir einen Stich, dass sie wusste, dass ich ihr nicht alles sagen konnte. Aber ich hatte mir vorgenommen es noch zu tun nur wann und wo und wie war die Frage.
"Ja ich denke hier", ich nickte mit dem Kopf zur Wand rechts neben dem Fenster, "da würde es ja auch passen. Nur wenn ich dir jetzt verrate von dem das Zitat stammt hälst du mich bestimmt für ein Weichei", ginsend sah ich sie an, während sie ihren Blick gerade von der Uhr abwandte. Nun blickte ich auch kurz auf und konnte kaum glauben, dass die Zeit so schnell vergangen war.

"Ach sag schon, vielleicht kenn ich die Person sowieso nicht", meine ich. Es fühlt sich wieder normal an, die drückende Stimmung verblasste schnell und löste sich auf. "Willst du da Notenzeilen hinmalen und es dann dahinein schreiben oder einfach so quer über die Wand?"
Auch er blickte zur Uhr und schien zu erschrecken über die späte Uhrzeit.

Natürlich ließ ich mich breitschlagen. "Aber wehe du lachst.", ich musste ja selbst über mich lachen "Rina ist schuld, Das ist eine Zeile aus spider's web von Katie Melua." Ich war verblüfft, dass Nina sich überlegte ob ich es in notenzeilen schreiben sollte oder nicht. "Wenn ich ehrlich sein darf, dadrüber hab ich mir noch keinen einzigen Gedanken gemacht also ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen mit den Notenzeilen." Da ich allgemein nicht so ganz entscheidungsfreudig war, würde ich mir in den nächsten Tagen den Kopf darüber zerbrechen." "Also falls du nacher irgendwann gehen willst und es dir zu spät ist also wir..ich also können dich ruhig nach Hause bringen.",zwar war ich mir sicher, dass sie es ausschlagen würde auch weil sie gerne in der Dunkelheit unterwegs war, aber ich wollte es ihr wenigstens angeboten haben.

"Das ist nicht nötig, aber danke", entgegne ich schnell. Nie im Leben würde ich ihm jetzt meine Wohnung zeigen und ihn dann womöglich noch allein aus dieser Gegend, in der sie lag, zurück gehen lassen. Ich kenne die Leute, die sich dort des nachts herum treiben, mit einigen von ihnen hat meine Mutter sogar schon ein Verhältnis - womöglich ist einer von denen sogar mein Vater, wobei damals meine Mum noch nicht so weit gesunken war. Aber den meisten von ihnen traute ich es zu, jemanden zu töten um an dessen Geld für neuen Stoff zu kommen.
"Ich denke mal, ich sollte gehen. Sehen wir uns morgen?"

Natürlich hatte sie es ausgeschlage, genauso wie ich es erwartet hatte. "Sicher, dass ich dich nicht aus dem Regierungshäuserlabyrinth führen soll? Nicht dass du noch in einem Grundstück mit einer riesen Bulldocke landest. Also nur wenn du willst", ich wollte mich nicht aufträngen aber ich hatte mich in den ersten Monaten mich hier selbst schon verlaufen.

"Keine Sorge, ich finde schon zurück", meine ich mit einem Lächeln. Irgendwie ist das süß von ihm. "Aber danke." Ich umarme ihn und küsse ihn auf die Wange, dann gehe ich. "Tschüss bis morgen."

--> Wohnung Veldi

(bin jetzt dann auch off, bb)

"Wehe ich höre morgen Klagen", damit gab ich das Lächeln zurück und wedelte tadelnd mit dem Zeigefinger in der Luft herum. Sie umarmte mich kurz und ging noch mit bis zur Tür. "Gute Nacht, Komm gut Heim und schlaf gut.", ich winkte ihr hinterher und blieb solange an der Tür stehen, bis ich sie nicht mehr im Licht der Straßenbeleuchtung erkennen konnte.
Trotz der erinnerung war es ein wirklich schöner Abend gewesen.

(oke gute nacht ciao)

Ich schloss die Tür und drehte mich um, lächelnd betrachtete ich das Klavier und die Blätter die auf dem Boden verteilt waren. Während ich sie aufsammelte und sie auf einen Stoß legte nahm ich mir vor ein paar Stücke rauszusuchen, die Nina gefallen könnten. Als ich meine auswahl getroffen hatte brachte ich die beiden Kaffebecher in die Küche und suchte mit etwas Essbares. Aus dem Wohnzimmer hörte ich meine Mutter mit meinem Vater, den ich nicht gehört hatte als er nach Hause kam, sprechen. "Ja kannst du dir das vorstellen? Und ein nettes Stimmchen hatte sie, sie sah aber garnicht so aus. Aber ihr Gesicht, von irgendwo kommt es mir bekannt vor aber ich kann dir beim besten Willen nicht sagen woher. Wie die Beiden am Klavier saßen so habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. [...] Nein er hat nie von ihr erzählt, du kennst ihn ja." Ja sie kannten mich, aber manchmal doch nicht so gut wie sie dachten. Ich musste schmunzeln und ging so leise wie möglich wieder nach oben, ohne dass meine Eltern erfuhren, dass ich jemals dieser Unterhaltung beigewohnt hatte. Nachdem ich mein Sandwich verspeist hatte, ging ich noch einmal die Stücke durch und machte mich dann zum Schlafen fertig

Wie gewöhnlich stand ich auf, macht mich fertig, las Zeitung und plauderte mit meinen eltern bevor mich mein Vater auf dem Weg zu irgendeinem sehr wichtigen, für mich sehr uninteressanten, Treffen an der Schule ab.

Dort passierte auch nichts ausergewöhnliches, außer dass zwischen den Stunden und in den Pausen Durchsagen liefen, dass es bald so weit sei, die neuen Spiele standen an. Mit jeder dieser Durchsagen sank meine Laune tiefer in den Keller und mit ihm stieg das verlange nem einen Tasse extra starkem-schwarzen Kaffee. Mit dem Gong der das Ende des Schultages anknüdigte war ich aus dem Klassenzimmer und folge meiner Kofeinsucht.

-> Cafe Koma

->Karaokebar

Totalmüde und erschöpft aber mehr als glücklich kam ich zuhause an. Im Haus brannte kein Licht mehr, lediglich das Verandalicht brannte, meine Eltern hatten mit gedacht. Als ich mich die Treppen zu meinem Stockwerk hinaufgeschleppt hatte ließ ich mich in mein Bett fallen. Gerade noch hatte ich es geschafft meine Jacke und die Schuhe abzustreifen bevor ich in das Land der Träume versank.
Als ich meine Augen das nächste mal öffnete war es hell, die Sonne kitzelte mich an der Nasenspitze und die Vögel pfiffen ihre Lieder. Mein Blick wanderte auf die Uhr und ich erschrack kurz, es war schon weit über Mittag und niemand hatte mich geweckt. Normal weckte meine Mutter mich spätestens vor dem Mittagessen. Langsam versuchte ich mich aufzurappeln da durchzuckte mich etwas. Als hätte ich es Stunden vorher heraufbeschworen, Muskelkater. Das Leben war unfair, hatte ich einmal Spaß wurde ich gleich darauf bestraft. Nachdem ich es doch geschaft hatte aufzustehen ging ich nach unten, wo meine Mum singend durch die Wohnung tänzelte und Staubwedelte, wir könnten uns natürlich Avoxe halten, aber meine Mutter war dagegen und macht es lieber selbst. "Guten Morgen Liebling, ich dachte ich lasse dich schlafen, du sahst du friedlich aus. Hast du einen netten Abend?", fragte sie zwischen der Vase und der Lampe. "Ja war richtig lustig, ich hoffe ich hab euch nicht geweckt." "Nein, nein. Oh es ist noch soo viel zu tun bevor deine Tante Bailee und dein Onkel Arrtu mit Ray ankommen", und schon wirbelte sie weiter und ich wusste, dass sie nun wieder völlig im Putzwahn war. Seufzend ging ich in die Küche um mir etwas zuessen zu machen. Bald würde es schon wieder dunkel sein und den Tag der Ernte hervorbringen. Nachdem ich wieder in meinem Zimmer war schrieb ich Nina eine Message "Und wo schauen wir uns morgen die Ernte an?"

SMS von Nina:

"Wie wär's bei dir? Ich hab morgen noch frei und da will ich nicht unbedingt an dem kleinen Fernseher im Café schauen. Oder willst du zu mir kommen?"

Kaum habe ich das Gerät weggelegt und war auf dem Weg ins Bad, als es eine Melodie von sich gab. Ohne zu Überlegen drehte ich mich um und überflog die Nachricht. Klar, dass sie nicht unbedingt auch noch an ihren freien Tagen ins Koma wollte, aber dass sie mich zu sich einlud, war wohl eher anstandshalber. Zuerst wollte ich ihr schreiben, dass ich gerne zu ihr kommen würde, aber wäre es ihr und ihrer Mutter wirklich recht. Ich zögerte und befand mich in einer Art Zwickmühle, ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen indem ich schrieb wir sollen zu mir aber wollte ihr auch keien Unannehmlichkeiten bereiten indem ich zu ihr kam. Nach einigen Minuten warten hatte ich eine für mich relativ ausgewogene Lösung und schrieb ihr zurück: "Meine Mum ist nicht da, also haben wir den großen Bildschrim für uns. Kann dich gerne abholen." und wartete ab.

SMS von Nina: "Klingt super, wenn's dich nicht stört."

Ich muss lächeln, denn mich stört kaum etwas. Doch das einzige Problem war ich wusste nicht wo Nina wohnte, also blieb mir nichts anderes übrig als sie zu fragen. "Wenn du mir verrätst wo hol ich dich gerne gegen 11 ab." Ohne auf die Antwort zu warten ging ich ins Bad und duschte. Nachdem ich frisches zeug angezogen hatte warf ich einen Blick aufs Handy.

MMS von Nina: beinhaltet visuelle Wegbeschreibung und: "Danke, dann bis morgen."

Es war eine MMS von Nina, in der sie mir den Weg zu ihrer Wohnung beschrieb. Das war der Lichtblick für den nächsten Tag, auch wenn der Grund nicht so erfreulich war. Einee Weile saß ich noch am Klavier und spielte eine Weile ohne Noten vor mich her, ohne Zweck und ohne Ziel. Als ich enspannt war legte ich mich ins Bett und war gespannt was mich morgen erwarten würde.


Nachdem ich heute früh aufgestanden war lief ich fast shcon wie meiner Mutter durch mein Zimmer und versuchte einigermaßen Ordnung herzustellen, was mir nur bedingt gelang. Garade als ich nach unten wollte um meiner Mum bescheid zusagen kam sie die Treppe rauf. "Jair? Ich wollte dir nur kurz sagen, dass ich zu Lona Bell gehe, wir sehen uns dort die Ernte an. In Ordnung." Ich nickte und wünschte ihr ironischerweiße viel Spaß. Kurz darauf schnappte ich mir meine Jacke und machte mich in Richtung Nina auf den Weg. Sie wohnte in einem abgelegenen Viertel nicht eines der besten für ein junges Mädchen, milde ausgedrückt. Ohne sie zu beachten ging ich an Prostituieren vorbei, die mir ihre Angebote hinterherriefen immer weiter. Angekommen betätigte ich den Klingelknopf, neben dem ein kleines schiefhängendes Messingschild mit Ninas Namen und wohl dem ihrer Mutter hing.

-> Wohnung von Nina und ihrer Mutter

-> Wohnung von nina und ihrer Mutter

Bei uns angekommen sperre ich diesmal unsere normale Haustüre auf und halte ihr die Türe auf. "Herzlich Willkommen in der Kraal Residenz, jedenfalls dem Teil, den du noch nicht gesehen hast." Nachdem sie im Haus ist ziehe ich wieder die Türe hinter uns zu.

--> von Wohnung der Familie Veldi

"Sicher in einen Gullie gefallen und warum bist du dann nicht nass?", frage ich scherzhaft und betrete das Haus seiner Eltern nun von unten. Irgendwie ist das Haus um einiges sauberer als unsere Wohnung, es ist ziemlich herzlich eingerichtet, aber für meinen Geschmack ist es etwas zu groß und hell.
"Und deine Eltern sind nicht da?", erkundige ich mich. Während ich mir die Schuhe ausziehe. Der weiße Boden wirkt irgendwie viel zu sauber, als dass ich mit schmutzigen Schuhen darüber laufen würde.