Haus der Familie Chagall

Als auch dieser Cocktail leer war, musste ich mir eingestehen, dass ich wirklich schon etwas angesäuselt war. Doch mit dem Konsum war auch meine Laune gestiegen und ich bestellte mir ohne Umschweife einen weiteren Cocktail. Diesmal waren sie offenbar rot.
Keine Ahnung, was da drin ist, aber es schmeckt fantastisch!, dachte ich mir und nippte daran. Das Gespräch neben mir von Damon und Élodie hatte ich inzwischen ausgeblendet.
Denn selbst wenn er etwas von ihr wollte, kaum dass er mich geküsst hatte, war mir das im Moment vollkommen egal. Ich wollte jetzt einfach endlich mal Spaß haben.
Also sah ich mich ein wenig um und entdeckte dabei Steve, wie er an einem Tisch mit ein paar anderen saß und Karten spielte. Von dem Gejohle her zu schließen, schien er gerade gewonnen zu haben. Mit meinem Cocktail in der rechten Hand spazierte ich zu ihnen hinüber (kam dabei bei Damon vorbei, wobei ich so tat, als hätte ich ihn nicht gesehen) und begrüßte alle freundlich, da der Alkohol nicht nur meine Laune, sondern auch mein Selbstvertrauen in die Höhe geschossen hatte.
"Könnt ihr noch eine Mitspielerin brauchen?", fragte ich lächelnd, setzte mich auch sogleich auf einen eben freigewordenen Platz und stellte mein Getränk vor mir auf den Tisch.
"Jaah, natürlich!", kam es gleich von allen und sie erklärten mir die Spielregeln, da ich dieses Spiel noch nicht kannte. Inzwischen war das fast zu einer Männerrunde geworden, nur ich und eine andere Frau, die ich nicht kannte, saßen noch am Tisch, wobei jene jedoch nicht mitzuspielen schien. Sie schaute bloß zu.

Es war keine Absicht von ihr gewesen, aber ihre letzten Worte bohrten nur so in der offenen Wunde herum. Die unbewusste Anspielung schien ihr nun auch selbst in den Sinn zu kommen, auf jeden Fall zeigte sich das für einen kurzen Moment in ihrem Gesicht.
Ich biss mir fast automatisch auf die Unterlippe. Marks Tod wurde mir mit einem Mal wieder ins Gedächtnis gerufen, wobei ich es heute so gut geschafft hatte ihn zu verdrängen, für einen Moment zu vergessen...
Aus dem Augenwinkel nahm ich war, dass Loreena an mir vorbei zu der Kartenspielrunde stolzierte. Hatte sie mich wirklich übersehen, oder tat sie nur so?, fragte sich ein kleiner Teil meines Verstandes, doch das interessierte mich im Grunde gerade ziemlich wenig. Ich wandte mich wieder an Élodie: "Wieso setzt du dich nicht zu den Kartenspielern hier?"
Ich brauchte jetzt schnell einen Moment um mich zu sammeln, aber ich wollte Élodie auch nicht in Verlegenheit bringen...
"Ich komm dann auch gleich nach", meinte ich ein wenig stocken, "ich geh nur schnell..."
Aber ich beendete den Satz nicht, sondern drehte mich auch schon um und schob mich durch die tanzende Menge hindurch, während die Musik laut in meinen Ohren dröhnte. Die Hände in den Hosentaschen betrat ich das Haus, hier hielten sich bedeutend weniger Menschen auf, nur ein knutschendes Paar stand umschlugen in einer Ecke des Wohnzimmers.

Es hatte ihn getroffen. Er reagierte nicht auf meine Antwort was mein Bruder nun machte und sein Gesicht bekam einen dunklen Schatten. Kurz drehte er sich weg und als er wieder bei mir war, entschuldigte er sich stockend und wollte, dass ich mich zu den Kartenspielern setzte. Er hin gegen wollte noch kurz..ja? Was wolte er noch kurz? Schon war er weg und ich bekam ein schlechtes Gewissen? Wie konnte ich nur so dumm sein, so naiv? Innerlich schollt ich mich und lief ihm hinterher. Zwar wusste ich, dass er wohl am liebsten jetzt alleine war aber ich konnte nicht anderst, ich wollte ihn nicht alleine lassen mit seinen Erinnerungen, ihm zeigen, dass es mir leid tat, dass es unüberlegt war. Nein das war keine Entschuldigung, oder er hatte sie schon oft genug gehört.
Vor mir sah ich ihn ins Haus schlüpfen und folgte ruhig. Im inneren befand sie nur ein Pärchen, das von der Welt um sich nichts mehr mitbekam. Er war in ein Zimmer eingebogen, vorsichtig näherte ich mich, blieb aber im Türrahmen stehen, um ihm noch die Möglichkeit zu geben mich weg zu schicken.

Ich schlüpfte in das Arbeitszimmer meines Vater, der Schreibtisch war so ordentlich wie eh und je. Auf dem Tisch stand ein eingerahmtes Foto. Wie oft hatte ich es wohl schon angesehen, mein kleiner Bruder, damals war er vielleicht vierzehn gewesen. Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern, es war sonnig gewesen, zumindest auf dem Foto, kurz darauf war das Wetter umgeschlagen und ein furchtbares Gewitter war über den Distrikt gezogen...
Erst jetzt bemerkte ich eine minimale Bewegung im Türrahmen, ich hatte die Tür offen stehen gelassen, nun stand Élodie im Türrahmen. Sie musste mir nach drinnen gefolgt sein...
Ich musterte sie für einen Moment still.
"Die Erntetage sind immer besonders schlimm", erklärte ich ihr nüchtern, als würde es hier um eine Tierdokumentation gehen, und nicht um mein Leben.
"Ich kann mich noch so gut an ihn erinnern", fügte ich fast tonlos hinzu, während ich sie gedankenverloren beobachtete.

Erst bemerkte mich Damon nicht sondern sah sich ein Bild an, er hielt den Rahmen vorsichtig, wie einen kleinen Vogel, den er nicht erdrücken wollte. Dann drehte er sich zu mir und sah mich an, ein Moment der Stille verging und er blickte noch einmal kurz auf das Bild bevor er nüchtern erklärte, dass es an Erntetagen am schlimmsten war. Still nickte ich, ich konnte ja schlecht "ich weiß" sagen, schließlich wusste ich es nicht. Bis jetzt hatte ich noch niemanden verloren, der mir so nah stand. Natürlich hatte es Mitschüler getroffen oder Nachbarn, doch das war bei weitem nicht so schlimm wie einen Teil seiner Familie zu verlieren. In diesem Moment wusste ich, dass es eine gute Entscheidung gewesen war sich nicht zu melden. Damon sah so stark aus aber wenn ihn das schon so mitnahm wie hätte es meiner Mutter, Leal oder meinen Vater getroffen? Für einen kurzen Moment fragte ich mich ob er es nicht bereute seinen kleinen Bruder beschützt zu haben, aber das sprach ich nicht aus, damit hatte er wohl selbst genug zu kämpfen. Er sah mich an, doch ich hatte das gefühl, dass er eher durch mich hindurch sag und vielleicht war es auch nicht nötig etwas zu sagen. Ich hoffe es beruhigte ihn schon, dass einfach jemand da war. Soweit ich es von Leal wusste war das Verhältnis zwischen Damon und seinen Eltern nicht das beste, vielleicht brauchte er wirklich nur für einen Moment jemanden, der ihn auffing.

Sie schwieg und sagte nichts, was wahrscheinlich auch das beste war. Ich warf nochmal einen Blick auf das Bild, bevor ich es wieder auf den Schreibtisch stellte. Es half schließlich auch nichts sich nur an die Vergangenheit festzuklammern.
"Gehen wir wieder nach draußen", meinte ich, "du bist schließlich erst gekommen und ich will dir nicht die ganze Party versauen!"
Ich verließ den Raum wieder, das Arbeitszimmer meines Vaters... eigentlich konnte ich ihn sowieso nicht ausstehen.
"Du hast das Tiramisu immer noch nicht probiert", sagte ich lächelnd. Und ich würde mir jetzt erstmal wieder einen großen Cocktail suchen! Wozu sollte Alkohol sonst da sein, wenn nicht um seine Sorgen darin zu ertränken? Und Fatimas Cocktails waren dazu wohl besser geeignet als irgendwelche sonst. Sobald man das Haus wieder verließ, übertönte die Musik wieder sämtliche Geräusche, ich wollte später doch nochmal zu Rico schauen und ihn fragen, ob er nicht wenigstens ein bisschen leiser drehen könnte...

Ich hätte doch etwas sagen sollen, denn es sah aus als würde er alles herunterschlucken. Dann versuchte er es zu überspielen, indem er meinte, dass wir wieder nach draußen gehen sollten. Stumm nickte ich, ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Wir verließen das Haus, und er setzte wieder ein Lächeln auf und meinte ich hätte das Tiramisu noch nicht versucht und führte mich in die Richtung. Während wir an einem tisch vorbei gingen nahm er sich einen Cocktail und ich fragte mich ob er nun seinen Schmerz ertränken wollte. Vielleicht sollte ich eifnach gehen, dann dacht er nicht an das gespräch und seinen Bruder. Aber ich war jetzt hier und konnte nicht so einfach gehen, vorallem müsste ich das erst einmal Leal erklären, sollte ich ihn überhaupt finden. Kurz vor dem Bufett griff ich mir auch noch ein Glas mit der roten Mischung und nahm einen großen Schluck. Als wir dort angekommen waren sah ich fast nur leere platten, wahrscheinlich war nicht einmal mehr etwas von dem Tiramisu übrig, aber ich hatte wohl doch Glück. Schnell schnappte ich mir ein Stück und versuchte es. Wow es war wirklich gut. "Wow, wer hat das gemacht?", die Süßspeiße zauberte mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht.

"Ich weiß wirklich nicht wer das gemacht hat, aber ich habe mir auch schon fest vorgenommen zu fragen", erwiderte ich. Das Tiramisu schien wirklich heiß begehrt, es war nur mehr ein kleiner Bruchteil des ganzen Tiramisus übrig. Aber auch der Rest des Buffet war schon relativ leer, ich hatte vollkommen übersehen, dass die Party jetzt doch schon eine Weile herhielt. Sogar das Wetter spielte mit, ich warf einen Blick nach oben. Doch leider war es zu bewölkt, um die klaren Sterne gut erkennen zu können. Waren die Wolken davor auch schon da gewesen? Ich schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, dass es nun bitte nicht anfangen sollte zu regnen.
"Waren die Wolken davor auch schon da?", wandte ich mich wieder an Élodie, während ich erneut einen Schluck der roten Flüssigkeit trank. Rot wie Blut...
Meine Gedanken ergaben langsam wirklich keinen Sinn mehr! Ich wusste auch nicht, dass wievielte Glas ich jetzt hinter mir hatte... ich nahm langsam an, dass das wirklich kein gutes Ende mehr nehmen würde.

"Das solltest du. Ich hoffe nur der oder die jenige kann sich noch daran erinnern", fügte ich noch hinzu. Einige seiner Gäste mussten sich schon stützen oder standen in irgendeiner Ecke knutschend herum. Stumm bat ích darum, dass mein Bruder nicht zu einer der beiden Gruppen gehörte, da ich weder Lust hatte ihn heimzuschleppen noch ihn von einem Flirt zu entfernen. Zwar war er alt genug um selbst zu entscheiden, ob sich von einem weiblichen Geschöpf um den Finger wickeln ließ oder nicht aber ich wusste, dass er froh sein würde wenn ich ihn von einer der Gesichtsbaustellen hier "erretten" würde.
Damon fragte dann plötzlich ohne mir ersichtlichen Zusammenhang, ob es schon immer so bewölkt gewesen war. "Hm..ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, Leal meinte nochdie Party könne bei so einem blauen himmel nicht ins Wasser fallen. Und bis jetzt hatte er wohl recht. Ziehmlich gelungen findest du nicht?" Überall tanzten die Leute , jedenfalls die die es noch konnten, und an einigen tischen spielten Leute Karten. Aber war das nicht? Es saß tatsächlich eine der Murray-Zwillinge em Tisch. Ich konnte nicht erkennen welche der beiden es war, aber es kam mir komisch vor, denn ich hatte die ein oder andere Geschichte im Zusammenhang mit Damon gehört. Ja ab und an konnte selbst ich mich nicht dem Klatsch entziehen.

"Ja, ich denke schon. Wenn man die richtigen Leute einlädt, dann kann man eigentlich kaum mehr etwas falsch machen", meinte ich grinsend. Die Party schien wirklich recht gut zu laufen, ich hoffte nur, dass ich mich morgen auch noch daran erinnern würde können...
"Willst du dich zu den Kartenspielern setzten?", erkundigte ich mich, als ich ihren Blick bemerkte, "ich muss sagen, ich war nie sonderlich begabt im spielen, also würde ich wahrscheinlich nur verlieren, aber Spaß macht es mir trotzdem..."
Seit ich Steve kennengelernt hatte, kam ich mir nur noch unbegabter darin vor. Er schaffte es wirklich in jedem einzelnen Kartenspiel zu gewinnen, auch wenn ich wusste, dass er dabei ziemlich schummelte, so war ich nie dahinter gekommen, wie er es anstellte. Und er hatte es mir natürlich nie verraten. Kein Zauberer verrät seine Tricks, hatte er dann immer entgegnet. Ich wusste bis heute nicht, was Zauberer groß mit Schummeln im Kartenspielen zu tun hatten, aber wenn er es sich einbildete...

Ich wusste nicht warum, schließlich spielte ich dieses Spiel eigentlich zum ersten Mal, aber ich gewann einfach jede Runde. Keine Ahnung wie ich das machte, doch Steve schien langsam innerlich etwas beleidigt zu werden, auch wenn er es äußerlich nicht zeigte und mich jedes Mal aufs Neue versuchte zu besiegen. - Bisher ohne Erfolg.
"Gib's endlich zu, du kennst das Spiel schon!", sagte er scherzend. Offenbar lag ihm Verlieren nicht so besonders und ich konnte nicht anders als zu grinsen und ehrlich zu antworten: "Nein, überhaupt nicht. Wirklich nicht. Ich spiel das zum ersten Mal, ernsthaft!"
Sein Blick sprach Bände. "Also entweder kennst du das schon, oder du schummelst wie ein Profi. Was ist es?", bohrte er weiter.
Ich stieß einen Seufzer aus, sah mir mein Kartenblatt an und spielte eine Karte aus, woraufhin er wieder verlor. Langsam machte ich mir selbst schon Angst. "Tut mir leid", murmelte ich, spürte die Röte in mein Gesicht hochkriechen, konnte mir aber ein Lächeln dennoch nicht verkneifen. "Aber ich schummel nicht, glaub mir!"
"Also ich bin dann mal raus, ich hab schon meinen ganzen Gewinn an dir verloren", sagte Steve und stand auf. Jetzt bekam ich ein schlechtes Gewissen, obwohl ich wusste, dass ich eigentlich nichts dafür konnte.

"Stimmt", bestätigte ich ihm lächelnd war aber trotzdem nicht ganz überzeugt, dass so wirklich kaum etwas schief gehen konnte. Damon hatte zwar meinen Blick zum Tisch gesehen, aber wohl falsch gedeutet, wobei es keine so schlechte Idee war. Zum einen kam ich mir vor wie ein Klotz an seinem Bein und zum anderen interessierte es mich welches der beiden Murrys dort an Tisch saß, oder ob ich mich nciht gänzlich getäuscht hatte.
"Klar warum nicht" und fing mir an einen Weg durch die Tanzenden zu bahnen. auf wem Weg erzählte er mir, dass er immer verlor es ihm aber trotzdem spaß machte. Ob ich gut war wusste ich nicht, ich hatte einige male zugesehen und versucht mir ein System dahinter zu ergründen. Nur hatte ich es noch nie getestet, ob es funktionierte. Als war ankamen lachte ich leise auf, meinte zu ihm "Pass bloß auf, dass dich nicht nicht gleich ein "kleines Mädchen" abzockt" und setzte mich auf einen Stuhl um auf eine neue Runde zu warten.

"Hey Steve", meinte ich fragend, da er gerade aufstand, als wir beim Tisch ankamen, "warum gehst du?"
"Pass auf Damon", warnte er mich, "aber Loreena hier gewinnt ein Spiel nach dem anderen!"
Ich zog beide Augenbrauen nach oben, eigentlich war das eher sein Fachgebiet, etwas leiser fügte er noch hinzu: "Ich glaube sie bescheißt am Laufenden Band, aber ich habe noch nicht herausgefunden, wie!"
Ich warf einen neugierigen Blick zu Loreena hinüber, ich hatte sie gar nicht so eingeschätzt, doch ich würde ja sehen, welches Kartenspielass sich hinter ihr verbarg.
Steve nickte mir noch zu, bevor er unter den Tanzenden verschwand, ich nahm stattdessen den freigewordenen Platz ein. Loreena warf ich nochmal einen kurzen Blick zu und beschloss sie später noch abzufangen, um klar zustellen, was sie von der Aktion heute gehalten hatte. Jetzt würde ich allerdings erst mein Glück im Kartenspiel versuchen.
"Seid ihr schon fertig mit dieser Runde?", wandte ich mich fragend an die Spieler.

Als Élodie und Damon sich zu uns setzten, sah ich überrascht auf. Offenbar wollten sie auch mitspielen und da Steve so eben aufgestanden war, war auch für beide Platz am Tisch.
Ehrlich gesagt, wusste ich nicht so recht wie ich mich jetzt Damon gegenüber verhalten sollte, also wartete ich auf eine Reaktion seinerseits. Doch er fragte lediglich, ob wir mit der letzten Runde fertig wären und ich nickte. Nun gut, wenn er das Geschehene ignoriert, kann ich das auch!
Ich sammelte alle Karten zusammen und gab sie dann einem der anderen Mitspieler um Mischen.

Einer von Damons Freunden stand auf und somit hatte er nun auch Platz am Tisch. Dank seines Freundes wusste ich nun auch welche der Murryschwestern mir gegenübersaß. Gut ich hätte es mir wohl denken können, schließlich ging es in den meisten Geschichten um Damon und Victoria. Freundlich lächelte ich ihr zu, schließlich kannten wir uns vom sehen und hatten uns auch das ein oder andere Mal schon kurz unterhalten. Aber um etwas zu sagen war ich einwenig zu nervös, ich wollte meine Theorie austesten, nur der ungewohnte Alkohol in meinem Blut ließ mich nicht wie sonst mich leicht konzentrieren. Lächelnd nahm ich meinen Kartenstapel auf, sortierte sie und wartete, dass das Spiel beginnen konnte.

Ich hatte natürlich wieder die schlechtesten Karten, die ich mir überhaupt wünschen könnte. Sobald es ums Kartenspielen ging war mein Glück immer meilenweit entfernt - und ich stellte mich vielleicht auch immer recht blöd an, aber naja...
Ich legte meine erste Karte nach draußen, welche gleichzeitig auch meine beste war, ich wollte immerhin nicht gleich den Anschein erwecken, als hätte ich gar nichts auf der Hand.
"Du scheinst ein richtiges Naturtalent zu sein in diesem Spiel, behauptet Steve", meinte ich zu Loreena, "Und was ist mit dir Élodie, wie ist es um deine Kartenkünste bestückt?"
Ich wollte wenigstens wissen, mit welchen Gegnern ich mich hier anlegte... missmutig musterte ich wieder meine Kartenhand. Ich würde versuchen das beste daraus zu machen....

(Was für ein Spiel spielen wir hier eigentlich^^,.. ich lass Damon einfach irgendwas machen )

Ich wartete bis die Karten gemischt und ausgeteilt worden waren und besah mir dann mein Blatt. Wie nicht anders zu erwarten, hatte ich heute Abend wirklich nur Glück, was dieses Spiel betraf.
Da sprach Damon mich an und ich erwiderte mit einem Lächeln auf den Lippen: "Jaah, frag mich nicht warum, ich kannte das Spiel vorher noch gar nicht, aber irgendwie hab ich heute diesbezüglich wohl einfach Glück. Ich glaub aber, Steve hat meine Siegessträhne nicht gut verkraftet. Ist er jetzt eh nicht böse auf mich? - Ich geh mit." Ich legte eine bessere Karte als Damon seine ab und schob ein paar der Münzen, die ich heute schon gewonnen hatte, in die Mitte. Dann wartete ich auf die Züge der anderen und nippte an meinem Cocktail, der leider bald schon wieder leer war.

(Keine Ahnung, was die da spielen, wir schreiben einfach irgendwas, okay? xDD)

Während ich bereits meine Karten aufgesteckt hatte beobachtete ich die anderen kurz, Loreena war sehr selbstsicher, Damon käuselte seine Lippen leicht, was ich als Zeichen für ein nicht so gutes Blatt ansah. "Es kommt drauf an ob mir das Glück hold ist", antwortete ich auf seine Frage, wobei ich was nicht vom Glück abhängig machen wollte. Strategie war mein Motto. Langsam ließ ich meine Augen üder meine Karten gleiten und entschloss mich für eine Karte die niedriger als Loreenas war aber immer noch höher als die von Damon. "Ich gehe auch mit", fügte ich hinzu und schob einige Münzen in Richtung Tischmitte.

Wie schaffen die es nur alle meine höchste Karte zu übertrumpfen? Verloren hatte ich jetzt so oder so, aber wo blieb der Spaß, wenn man gleich bei der ersten Runde ausstieg.
"Okay, dann gehe ich auch mit", gab ich mich geschlagen, "und ich erhöhe den Einsatz um das doppelte."
Grinsend legte ich die Münzen in die Tischmitte. Ich hatte verloren, ja, aber vielleicht schaffte ich es wenigstens noch die anderen zu verunsichern. Oder ich war einfach betrunken genug um gedankenlos Geld aus dem Fenster zu schmeißen, das konnte es natürlich auch sein. Ich versuchte aus den Mienen meiner Mitspieler zu lesen, aber beide wussten, wie man Karten spielte.
Roger, unser vierter Mitspieler warf einen Blick auf seine Karten und legte sie dann kopfschüttelnd ab: "Ich gehe..."

(Okay, machen wir einfach irgendwas XD)

Ich musste mir eingestehen, dass es mich etwas verunsicherte, als Damon mitging und sogar um das Doppelte erhöhte. Doch ich ließ es mir nicht in meinen Gesichtszügen anmerken und ging ebenfalls mit, indem ich weitere Münzen von meinem riesigen Stapel in die Mitte schob, während bereits ein anderer vorher ausgestiegen war und jetzt nur mehr Damon, Élodie und ich spielten. Irgendwie hatte ich wirklich alle verjagt, ohne es zu wollen.
Aber im Moment war ich dennoch guter Laune, was sicher nicht zuletzt am Alkohol lag, denn mein Glas war nun auch wieder leer.

Er ging mit obwohl man deutlich sehen konnte, dass er es eher tat um zu imponieren oder seine "Schwäche" zu überspielen. Immer wieder verliesen uns Mitspieler und so saßen wir am Ende noch zu 3. da. Meine Karten standen nicht schlecht aber Loreena hatte eindeutig mehr Glück. Aber ich beschloss, dass es mir nun egal wäre und nahm einen Schluck ders übersüßten Getränks, das scharf und warm meinen Hals hinunterfloss. Vielleicht sollte ich auch einfach ohne Strategie spielen, einfach die Karte nehmen, die mir am sinnvollsten erschien.
Auch diese Runde ging ich mit und Damon sah zwischen uns beiden hin und her. Tja da konnte jemand wohl nichts mit zwei Mädchen anfangen die beide mit einem Pokerface dasaßen.

Ich wusste schon immer, dass mir dieses Spiel nicht lag, doch nun, da beide nur mehr mit versteinerten Mienen dasaßen konnte ich wirklich nicht einschätzen, wie es um ihre Karten bestückt war. Doch wenn ich meine eigenen Ansah, dann wusste ich, dass es nicht allzu schlecht sein konnte, denn die ganzen schlechten hatte ich auf meiner Hand...
Ich hätte nun zwei Möglichkeiten, entweder ich verunsicherte sie dieses Mal so, dass sie ausstiegen, oder ich ging einfach...
"Ich gehe"; entschied ich mich und legte meine Karten ab, aber dieses Risiko ging ich dann doch nicht ein.

Da stieg Damon aus und ich musste grinsen. Offenbar war das Verdoppeln ja doch nur ein Trick gewesen. Weil ich jetzt dran war, legte ich eine weitere gute Karte ab, doch sie war immer noch nicht die Beste, die ich besaß. Nein, ich konnte wie man so schön sagte auch noch ein Ass aus dem Ärmel schütteln, wenn ich wollte - im übertragenen Sinne natürlich, schließlich hatte ich nicht einmal Ärmel bei meinem Kleid. Doch obwohl es schon kühler geworden war, störte mich das ganz und gar nicht, denn der Alkohol hatte eine wohlige Wärme bei mir im Körper hinterlassen. Keine Ahnung, was da drin war, aber ich hätte im Moment liebend gern noch so einen von diesen Cocktails gehabt, weswegen ich einen kurzen Blick auf die Bar warf, während ich weitere Münzen in die Mitte schob, um zu erhöhen.

Er gab einfach auf, Damon stieg aus. Das hätte ich nicht von ihm erwartet, auf mich wirkte er immer wie ein Kämpfertyp. Fast hätte ich aufgelacht, als er sich leicht schmollend verzog. Als ich Loreena sah und wie sie grinste konnte ich mich auch nicht zurückhalten mehr. "Ohje, da haben wir ihn wohl in eine Zwickmühle gebracht." Nachdem wir uns wieder zu unseren Pokerfaces zurück gefunden hatten, legte Loreena sofort eine Karte auf den Tisch und erhöhte. Sollte ich mitgehen? Kurz ließ ich meinen Blick über die Karten schweifen und entschied mich mitzugehen.
Gerade als ich mich kurz zurücklehnen wollte fühlte ich hände auf meiner Stuhllehne und einen Atem im Nacken. Erschrocken drehte ich mich herum und hinter mir stand Leal, der mir in die Karten sah. "Hey, erschreck mich doch nicht so und hör auf zu spionieren!", aus Spaß schlug ich mit meinen Karten in seine Richtung ohne daran zu denken, dass Loreena zufällig einen Blick erhaschen könnte. Mein Bruder schien aber nicht wirklich auf mich einzugehen und begrüßte Loreena mit einem Lächeln "Hi, Reena..lange nicht mehr gesehen."

Als ich auf Élodies Zug wartete, sah ich plötzlich, wie sich ein junger Mann hinter ihr anschlich, den ich sofort erkannte. - Es war ihr Bruder, Leal.
Also ist er doch hier. Ich musste zugeben, dass mich das nicht wunderte, denn er hatte schon damals einen Hang zu Partys gehabt.
Er erwiderte meinen Blick mit einem Grinsen und bedeutete mir, leise zu sein, während er seine kleine Schwester erschreckte. Ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln, als diese mit ihren Karten nach ihm schlug.
"Hey, Leal", erwiderte ich seine Begrüßung und fügte grinsend auf das Ärgern seiner kleinen Schwester bezogen hinzu: "Du hast dich gar nicht verändert."
Ich war mit Leal zur Schule gegangen und wäre sogar mal beinahe mit ihm zusammengekommen, was kaum wer wusste, doch irgendwie hatten wir uns dann wieder auseinander gelebt. Als ich ihn so musterte, weckte das Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit in mir und ich konnte nicht anders als in Gedanken daran zu lächeln.

(Hat Elodie jz eig schon ihren zug ausgeführt oder ist sie von ihrem Bruder unterbrochen worden? xD)